Antwerpen
Montag, 9. Oktober 2017
Rundgang durch Calais, Fahrt nach Antwerpen
Mit einem guten Frühstück gestärkt planten wir, per Fahrrad ins Zentrum von Calais zu fahren. Es schien nicht sehr weit zu sein, die Kirchtürme waren gut zu sehen. Kaum die Nase zur Tür hinausgestreckt, Kursänderung: zum Radfahren war es einfach zu windig! Wir fuhren also auf gut Glück mit dem Wohnmobil los Richtung Innenstadt, waren nach einigen Minuten dort und kamen am Rathaus vorbei, dass mit seiner schönen Architektur punktete und näher betrachtet werden wollte. Für einen Montag war es ziemlich ruhig auf den Straßen, und wir fanden doch tatsächlich einen Parkplatz auf einem Seitenstreifen. Da wir mit unserem großen Gefährt zwei Plätze einnahmen, bezahlten wir natürlich auch für zwei Tickets, gerade mal zwei Euros für zwei Stunden. Wie wir überhaupt bemerkt haben, ist das Parken in Frankreich nicht teuer. Man lebt hier eben mit dem Auto und hat genügend Parkplätze (auch kostenlose) geschaffen, und das in leichter Erreichbarkeit der Orte. Uns scheint eine viel größere Akzeptanz des Autos vorhanden zu sein.
Das Zentrum ist modern gestaltet. Wir liefen durch einige Nebenstraßen Richtung Rathausplatz. Fast alle Läden waren geschlossen! Auch das war uns in vielen Städten aufgefallen, montags vieles dicht! Und die Mittagspause von ein bis zwei Stunden wird auch meistens eingehalten. Das ist kein Gesetz. Jeder Ladenbesitzer kann die Öffnungszeiten selbst festlegen. Daran muss man sich erstmal gewöhnen …
Der Fotograf war nicht so begeistert vom Wetter, komplett bedeckt und recht dunkel, aber was half es, er wollte dieses Foto vom schönen Rathaus “in den Kasten” kriegen und mehr war dann auch nicht drin. Adieu, Calais, danke, dass du dieses Mal einen besseren Eindruck bei uns hinterlassen hast.
Um schnell nach Antwerpen zu kommen, fuhren wir über die Autobahn. Die Strecke ist uns nur allzu vertraut, fahren wir sie doch immer auf dem Weg nach/von Dünkirchen und lassen Antwerpen jedes Mal links liegen! Dieses Mal waren wir aber nicht in Eile nach Hause zu kommen. Zudem lockte ein kostengünstiger Stellplatz in Zentrumsnähe (naja, 50 Minuten zu Fuß). Wir brauchten etwa zweieinhalb Stunden bis zur Ankunft. Der Verkehr zur Rushhour in Antwerpen war höllisch, ein Stau, – das Auffinden des Stellplatzes trotz Navi nicht so einfach. Der Platz liegt am Messegelände im Vogelzang Park, also im Grünen. Kosten: 8,50 € mit Ver- und Entsorgung. Ein bisschen schlampig geführt, dieser Platz, leider! Aber für eine oder zwei Übernachtungen in Ordnung. Der Platzwart überreichte uns einen kostenlosen (leeren natürlich!) Müllbeutel der Stadt Antwerpen und einen Stadtplan mit Hinweis auf Bus-/Tram-Verbindung. Um 17 Uhr war es zu spät für einen Stadtbummel, deshalb beschäftigten uns anderweitig mit Schreiben, Lesen, Kochen.
Dienstag, 10. Oktober 2017
Antwerpen Stadtrundgang
Da wir keine Nutzer von öffentlichen Verkehrsmitteln sind und keine Lust haben, an irgendwelchen Haltestellen zu warten, liefen wir mit dem Stadtplan einfach los. Nun hätten wir ja eigentlich unsere schönen Fahrräder nehmen können, aber wir waren uns nicht ganz sicher, wo wir sie hätten abstellen sollen. Ins Zentrum sollte es zu Fuß etwa eine Stunde dauern. Also per pedes. Wir orientierten uns an den Hinweisschildern “Schelde”, also am Fluss entlang. Es dauerte aber eine Weile, ehe wir das Gebiet erreicht hatten. Scheußlich genug war es hier: Eine ewig lange Baustelle (mit Abriss einer großen Halle) und eine Mauer verdeckten den Blick auf den Fluss. In einigen Jahren wird wohl eine schicke Promenade mit noch schickeren Wohnblocks entstanden sein.
Zudem begann es zu regnen. In einem der vielen Souvenir-Shops einer Einkaufsstraße kauften wir für 8,50€ einen Schirm. Wir bogen ab in eine der Seitenstraßen mit seinen alten Häusern und Cafés. Eines im Retro-Look suchten wir auf und bestellten uns jeweils eine heiße Schokolade. Es gab soundso viele Sorten von Haselnuss über Toblerone zu “dark” (70%ig, also dunkel) etc., vielleicht wäre einen Cappuccino zu bestellen einfacher gewesen. Aber nein, ein Blick ins “Menü”: neun verschiedene! Wir entschieden uns für “Classic”-hot Chocolat. Es war die leckerste, die wir jemals probiert hatten! Und dann im Oma-/Opa-Umfeld genossen, Nierentische, Tischlämpchen, Porzellanbecher/-tassen aus dem Second-Hand-Shop zusammengewürfelt, und alte Bilder an den Wänden, und alte Schallplatten standen zum Verkauf, und schöne alte Kaffeekannen in den Regalen samt Holzkaffeemühlen.
Ein nettes Paar am Nebentisch gab uns Touristen (untrügliches Zeichen: Stadtplan!) ein paar Besichtigungs-Tipps, sie wohnten an der Schelde, in dem bereits bebauten Teil und machten ihrem Ärger Luft über die neuen Bebauungspläne der Stadt. Wir wechselten vom Englischen ins Deutsche. Nachdem wir den Regenschauer abgewartet hatten, spazierten wir wieder los und waren tatsächlich schon in unmittelbarer Nähe des historischen Zentrums. Antwerpen hat etwa 520.500 Einwohner und ist berühmt als weltweit wichtigstes Zentrum für Verarbeitung und Handel von Diamanten. Zudem ist sein Seehafen der zweitgrößte Europas.
Im 15. und 16. Jahrhundert war die Stadt eine der größten der Welt und man sieht ihr noch heute anhand der großartigen Architektur den Reichtum an, zu dem sie es als zeitweise wichtigste Handelsmetropole Europas gebracht hat. Der historische Stadtkern ist größtenteils erhalten und eine Freude für alle Besucher. Kein Wunder, dass der Städtetourismus hier boomt. Wir sind froh, heute da zu sein, es ist ruhig – und nicht überlaufen, wie es im Sommer wohl ist. Architektur von Jugendstil und Art Déco, Renaissance, Barock und Mittelalter ist zu bestaunen und zu bewundern. Schon jetzt ahnen wir, dass die Zeit, die wir hier verbringen wollen, viel zu kurz ist. So ließen wir uns einfangen und treiben von der Atmosphäre ohne große Pläne.
Gern hätten wir das Rubenshaus (Museum) besichtigt, leider war es an diesem Dienstag geschlossen. Übrigens nutzen wir in Städten zur Orientierung Google Maps auf dem iPhone. Nicht nur sagt es uns sofort, ob eine Laden oder eine Einrichtung geöffnet ist und wie lange es zu Fuß dauert dauert, dorthin zu kommen, sondern es führt uns auch schnurstrax zum Ziel. Eine tolle Erfindung.
Nach unseren ersten Eindrücken dieser Stadt können wir Antwerpen wirklich für eine Städtetour empfehlen Wir kommen bestimmt noch einmal zurück für einen längeren Aufenthalt. Frederick freute sich, dass sich am Nachmittag die Lichtverhältnisse ein wenig verbesserten, wichtig für den Fotografen! So kommen die vielen vergoldeten Figuren gleich viel besser zur Geltung! Nach drei Stunden in der Innenstadt schlichen wir mit müde gewordenen Füßen zurück zum Stellplatz, fünf Stunden Fußmarsch waren wirklich genug!
An der Rezeption mit dem Schild “Melden” wollten wir für die zweite Übernachtung bezahlen, aber der leicht angesäuselte Stellplatzwart-Vertreter wollte nicht damit belästigt werden, versprach aber, unser Anliegen weiterzugeben. Sehr viel später, als wir gerade beim Abendessen (Schnitzel, Champignons in Sahnesoße mit Reis und Salat) waren, klopfte es und zwei Angesäuselte standen vor der Tür zum Kassieren. Dieses Mal kostete es 8€, dafür bekamen wir weder Mülltüte/Stadtplan noch eine Quittung, – hm, komisch, dieser Stellplatz…. Das nächtliche Rauschen der nahegelegenen Autobahn musste man sich nur als Meeresrauschen vorstellen, davon hatten wir ja genug im Repertoire. Aber schlecht war es hier ja nicht gewesen, schon allein wegen der “Stadtnähe” ….
Mittwoch, 11. Oktober 2017
Das Camping Paradies Obelink in Winterswijk
Als nächstes Ziel (etwa drei Stunden Fahrtzeit) hatte Frederick Winterswijk in Holland ausgesucht. Dort sollte es einen Stellplatz direkt bei einer Firma geben, die Camping-Zubehör anbietet. Über Facebook-Foren hatte Frederick davon gehört. Nicht umsonst beginnt der Name des Ladens mit “O”, Obelink. Und oooh, wie staunten wir, als wir die Anzahl und Größe der Ausstellungshallen sahen! Dies ist Ort und Ziel von Campers Traum …
Dieses Möbel-Kraft ähnliche (vielleicht nicht ganz so große) Gebilde umfasst sieben Verkaufshallen auf drei Etagen! Wir möchten nicht wissen , was da im Sommer los ist. Jetzt standen nur ein paar weitere Wohnmobile auf dem Parkplatz.
Natürlich hatten wir keinen Plan und wollten “nur mal gucken”. Am Ende bezahlten wir für “Nur Gucken” etwa 130€, hatten dafür aber auch Taschen für unsere Klappräder, die es nun warm und gemütlich haben, erworben. Putz- und Reinigungsmittel und “dit un’ dat”
hatten die Rechnung in die Höhe getrieben. Dafür war das Essen in der angeschlossenen Kantine billig, etwa 15€ für zwei Personen (Suppen und Brötchen, Cola, Apfelkuchen und Joghurt).
An der Kasse fragten wir nach dem Weg in den Ort. Die Angestellten dort sprachen alle Deutsch. Es war schon nach 16 Uhr, wir wurden gleich darauf hingewiesen, dass die Übernachtung auf dem PARK-(nicht STELL-)platz von der Gemeinde verboten sei und er um 18 Uhr verschlossen werden würde. Etwas enttäuscht über die Fehlinformation unserer App suchten wir nach einem Übernachtungsziel im nahen Deutschland, nur wenige Kilometer weiter. Winterswijk ist fast Grenzort.
Unser Tank war fast leer, aber wir wollten in Deutschland tanken, statt 1,33€ in Holland lieber nur 1,13€ per Liter Diesel bezahlen. Eine Stunde später – Deutschland hatte uns wieder! – hatten wir Rheine erreicht, das kostenlose Übernachtungsziel am Stadtpark. Wir waren über die Landstraße gefahren, rechts und links Felder von abgeernteten und spätem Raps, der gelb leuchtete.
In Rheine war Kirmes (Jahrmarkt) und alle Plätze am Stadtpark vom anderen fahrenden Volk, das damit seine Brötchen verdient, belegt. Pech gehabt, dann weiter nach Diepholz zum Heldenhain. Diesen Platz in unmittelbarer Nähe des Ortes kannten wir aus den Vorjahren. Er wird von der Stadt kostenlos zur Verfügung gestellt und bietet Ver-/Entsorgung sowie Strom gegen geringen Kostenbeitrag. Punktlandung im Dunkeln um 19.15 Uhr auf dem Grasplatz mit den vielen Bäumen, müde und hungrig von der Tour, entschieden wir uns für ein Abschluss-Abendessen im griechischen Restaurant “Korfu”, nur ein paar Gehminuten entfernt. Das war toll! Das Lammgericht, das Frederick sich gönnte, übertraf alle Erwartungen.
Nachts wurde es noch recht stürmisch, aber das wir schliefen trotzdem sehr gut. Am nächsten Tag sollte es nach Hause gehen, über den Schlenker Winsen/Luhe zum Kurzbesuch beim Schwesterherz (neue Küche bewundern!).
Epilog
Das war’s für dieses Jahr, Freunde. Der Dethleffs Trend hat uns die ganze Saison über viel Freude gemacht. Alles hat funktioniert und wir haben uns an das doch erheblich größere Platzangebot gegenüber dem früheren Hobby Modell sehr gut gewöhnt. Da wir in diesem Wohnmobil eine separate Dusche haben und auch besseren Wasserdruck, sind wir noch unabhängiger von Campingplätzen als früher. Es war eine tolle Saison mit drei längeren Touren (Deutschland und Südfrankreich im Frühjahr, Schweden im Sommer und Deutschland und Westfrankreich im Herbst). Jetzt bereiten wir das Wohnmobil für die Winterpause vor und freuen uns schon auf den nächsten Frühling.
Vielen Dank für eure Geduld, unsere manchmal vielleicht zu detaillierten Berichte zu lesen. Aber wir schreiben ja in erster Linie ein Tagebuch für uns selbst und genießen es wirklich, manchmal in ältere Berichte abzutauchen und in Erinnerungen zu schwelgen. Dass ihr daran teilhabt, freut uns natürlich.
Bis bald.
Hallo glückliche Dethleffs!
Welcome in Old Germany!
Bis bald!
Gruß Assi