Klaipeda

 In Litauen 2019

Mittwoch, 7. August 2019
Klaipeda Altstadt

Wir waren doch tatsächlich die einzigen Gäste mit dem Wohnmobil auf diesem wunderschön angelegten Platz mitten im National Park südöstlich von Kaunas geblieben! Es war hier sehr ruhig und wir schliefen ausgezeichnet. Nach dem Frühstück erledigten wir schnell Ver- und Entsorgung am Fahrzeug, dann ging es weiter nach Klaipeda, zweieinhalb Stunden reine Autobahnfahrt, ohne besondere Vorkommnisse nach Nordwesten zur Ostsee. In der litauischen Hafenstadt an der Mündung der Memel gab es lt. App “Park4Night” einen bewachten Parkplatz am Hafen direkt neben der Altstadt für 12€ pro Tag. Wir hatten Glück: für unsere Fahrzeuggröße war auf dem ansonsten nur mit PKW‘s vollgestellten Parkplatz gerade noch ein Platz frei. Der ältere Parkplatzwächter, der – wie er sagte, nur ”Small English” sprach, wies uns perfekt in die Enge ein. Das sollte nun für einige Tage unser Domizil sein. Stellplatz-Koordinaten W55°42’28.2″, O21°07’46.7″

Etwas eingeklemmt - war aber sehr gemütlich für 4 Tage

Etwas eingeklemmt – war aber sehr gemütlich für 4 Tage

Harmony Park (südlich von Kaunas) - Klaipeda

Harmony Park – Klaipeda

Die Fähre zur Kurischen Nehrung, um nach Nida zu kommen zum Beispiel, ist fußläufig in ein paar Minuten zu erreichen. Wir buchten erst einmal für zwei Übernachtungen und spazierten bei gutem Wetter auch gleich los in die nahe Altstadt. Klaipeda (einst Memel) war bis 1920 die nördlichste Stadt Deutschlands. Über die vielfältige Vergangenheit – Zeit des Ritterordens, Preußen, Schweden, Deutschland, Sowjetunion – nachzulesen, lohnt sich und vertieft zugleich die Einblicke in geschichtliche Zusammenhänge. Heute ist Klaipeda der wichtigste litauische Ostseehafen. Hier ein Link zu Klaipeda und der Deutsch-litauischen Geschichte.

Der Fluss Dané neben unserem Stellplatz

Der Fluss Dané neben unserem Stellplatz

Der Fluss Dané neben unserem Stellplatz

Der Fluss Dané neben unserem Stellplatz

Uns zog es an die Promenade des Flusses Dané. Am Ufer liegt das ehemalige Segelschulschiff ”Meridianas”, beeindruckend restauriert, heute als Restaurant genutzt. Ein Leierkasten-Mann unterhielt uns mit seiner Drehorgel und vor allem mit seinem Hund, einem Border Collie, dem er geschickt einen Tennisball in die Luft zukickte. Der Hund sprang jedes Mal hoch in die Luft und erwischte den Ball natürlich immer! Die beiden waren ein gut eingespieltes Team und wir spendierten ihnen etwas für die unterhaltsame Show.

Ist doch süß, die Kleine, oder?

Ist doch süß, die Kleine, oder?

Leierkasten-Hund Show

Leierkasten-Hund Show

Bunte Tretboote und das Restaurantschiff Medianas

Bunte Tretboote und das Restaurantschiff Meridianas

Wie an fast allen Orten steuerten wir auch hier auf die Tourist-Info zu und holten uns Stadtplan und weitere Informationen. Die nette Dame dort hatte einen Vogel, und zwar an ihrer Halskette. In den hatte ich mich sofort verguckt, kein Wunder, war er doch gut sichtbar in Knallrot. Sie zeigte auf das Geschäft gegenüber, wo es solcherlei Schmuck zu kaufen gäbe und erzählte ein bisschen von Yurga, der hier sehr bekannten Schmuck-Designerin. Also gibt’s nicht nur Bernstein ….

Unsere Altstadterkundung führte uns durch schöne Gassen, vorbei an restaurierten Häusern (und manchmal auch an maroden Bauwerken) zum Simon-Dach-Brunnen, der mit seiner berühmten Ännchen-von Tharau-Figur auf dem Theaterplatz steht. Dass es eine Nachbildung ist (das Original war nach dem Zweiten Weltkrieg abhanden gekommen), tut dem Charme keinen Abbruch. Wer kennt es nicht, das ostpreußische Volkslied Ännchen von Tharau von Simon Dach. Aus dem Internet erfahren wir, dass es aus dem 17. Jahrhundert stammt, 17 (!) Strophen hat und das es tatsächlich ein Ännchen (nur unter anderem Namen) gegeben hat. Sehnsuchtsort vieler Heimatvertriebener, wehmütig die Melodie, ist der Brunnen aber auch ein Anziehungspunkt für alle anderen, die das Lied kennen. Link Ännchen von Tharau

Ännchen von Tharau Statue

Ännchen von Tharau Statue

Ännchen mit dem Ännchen

Ännchen mit dem Ännchen

Theaterplatz in Klaipeda

Theaterplatz in Klaipeda

In einem kleinen Bistro kehrten wir auf ein “Grimbergen”-Bier ein und genossen die Biergarten-Atmosphäre der Altstadt. So manches Fachwerkhaus ist schön restauriert, viele Gassen haben noch sehr raues Kopfsteinpflaster. Es gibt hier viele kleine individuelle Läden (also keine Ladenketten), Cafés und Restaurants zum Einkehren. Da gibt es für uns am nächsten Tag noch viel zu entdecken. Die Kurische Nehrung muss noch ein bisschen warten …

Köstliches Bier, das Grimbergen

Köstliches Bier, das Grimbergen

Blumenschiff im Park

Blumenschiff im Park

Klaipeda, Donnerstag, 8. August 2019

In der Nacht hatte es fürchterlich geregnet und es setzte sich am Morgen leider fort. Damit war es zu spät für die Fährenfahrt (zu Fuß, dann per Bus nach Nida) zur Nehrung. Also buchten wir einen weiteren Tag auf dem Platz.

Wir nutzten den Regentag für Museumsbesichtigungen und begannen mit dem Schmiede-Museum. Über das Eintrittsgeld konnten wir nur staunen: 1,44 € pro Person, für Rentner die Hälfte! Daran sollten sich die englischen Museen mal ein Beispiel nehmen. Dort ist es uns wegen der hohen Preise schon vergangen, noch irgendetwas zu besichtigen, leider. Das Schmiede-Museum befindet sich in der einstigen Werkstatt des in der Gegend um Klaipeda bekannten Metallbaumeisters Gustav Kazke. In der Werkstatt wurden nicht nur Werkzeuge für die Landwirtschaft, sondern auch Architekturdetails zur Verzierung der Altstadtgebäude gegossen und geschmiedet. Er war ein Meister seiner Kunst.  Einen großen Teil der Ausstellung bilden die von dem Metallrestaurator aus Klaipeda, Dionizas Varkalis, gesammelten alten Kreuze, Zäune, Tore und die nur für die Hafenstadt typischen alten Windfahnen Kleinlitauens. Das alte Handwerk des Schmiedens ist gut erklärt. Wie wichtig war dieser Beruf doch früher, es gab den Hufschmied, es mussten Schlösser für Türen geschmiedet werden, auf den Bauernhöfen benötigte man schwere Gewerke.

Geschmiedete Zäune

Geschmiedete Zäune

Geschmiedete Lüftung

Geschmiedete Lüftung

Im Schmiedemuseum

Im Schmiedemuseum

Den Schirm brauchten wir kaum, das Wetter hatte wieder aufgeklart und lud ein, draußen zu bleiben, trotzdem wollten wir uns (bei den Preisen!) das nächste Museum (History Museum) nicht entgehen lassen.. Auch hier bezahlte Frederick für uns beide 1,44€ für die Tickets. Den kostenlosen Audio-Guide gab es nach Wahl Englisch/Deutsch dazu. Die große Ausstellung befindet sich in einem ehemaligen Handelshaus aus dem Jahr 1774. Besuch absolut empfehlenswert!

Zurück auf dem Theaterplatz, war dort viel mehr los als am Tag zuvor. Die Erklärung hierfür: die Ankunft eines Kreuzfahrtschiffes (Arkadia)! Kleine Stände waren rund um den Platz aufgebaut und neben den Kreuzfahrt-Passagieren (wehe, wenn sie los gelassen …) besahen auch wir uns die angebotenen Waren näher – überwiegend Artikel, die irgendetwas mit Bernstein zu tun hatten. Ich habe zu Hause schon aus Polen einen Ring, einen Anhänger mit Bernstein. Und doch kann man sich der Schönheit, der Geschichte des Bernsteins nicht entziehen. Frederick suchte eine Kette mit einem ungewöhnlichen Anhänger, einer Kombination aus Bernstein und Holz für mich aus, der Bernstein hat auch noch Inklusen (Einschlüsse), einfach toll, danke!

Zu Yurga, dem Designer-Laden, gingen wir trotzdem noch. Die Dame aus dem Touristen-Büro hatte recht, viele der Schmuckstücke (Silber mit Edelsteinen) waren teuer, aber mein kleines Vögelchen aus Holz war erschwinglich und kam deshalb noch mit in den Rucksack. Nun habe auch ich einen Vogel, Frederick meint sowieso manchmal, dass es bei mir piept …

Annes neue Schmuckstücke

Annes neue Schmuckstücke

Kreuzfahrtschiff "Arcadia"

Kreuzfahrtschiff “Arcadia”

Nun aber endlich mal Richtung Hafen. Es gibt den alten, von dort aus fahren die Radler und Fußgänger per Fähre (etwa 10 Minuten) auf die Kurische Nehrung, oder den neuen Hafen mit der Fähre für PKW‘s und große Fahrzeuge. Wir nahmen uns den Trip für Freitag vor, mit der Fußgängerfähre nach Smiltyné auf der – dem Klaipeda Hafen gegenüberliegenden –  Kurischen Nehrung,  für eine erste Erkundung zu Fuß. Von Smiltyné aus fahren auch die Busse ins fast 50 km entfernte Nida (für Samstag geplant). Die Fußgängerfähre ist ein alter, schrottreifer Kahn. Gut, dass die Überfahrt nur 10 Minuten dauert und man im Havariefall wohl noch ans nächste Ufer schwimmen könnte.  Aber dazu später.

Ausflugsboote im Fluss Dané

Ausflugsboote im Fluss Dané

Die sxhrottreife Fähre "Kintai"

Die schrottreife Fähre “Kintai”

Die Neustadt Klaipedas befindet sich nördlich des Dané-Flusses und den Teil wollten wir auch noch auskundschaften. Und tatsächlich fanden wir die in Reiseführern beschrieben Fußgängerzone (in der M. Mazvydo Gasse). Allerdings handelt es sich nicht um eine Gasse, wie wir sie gemeinhin kennen, sondern es ist eine etwa 50 m breite, nett gestaltete Flaniermeile mit einigen Geschäften, aber hauptsächlich Cafés und Restaurants mit großen Außenbereichen auf der Straße. Uns gefiel es nicht besonders, es war so gar nichts los und wir gingen zurück über die Börsen-Brücke in die Altstadt. Man hat von der Brücke aus aus einen tollen Blick auf das ehemalige Schulschiff  ”Meridianas”.

Unser kleines Café am Theaterplatz zog uns magisch an, wir hatten Appetit auf ein weiteres “Grimbergen”-Bier, es schmeckt richtig gut. Wir probierten eine kleine Teigtasche aus der litauischen Traditionsküche dazu. Diese Dinger sehen aus wie Cornish Pasties, schmecken ähnlich und heißen Kibinai, – es ist aber auch zu kompliziert mit der litauischen Sprache, wobei dieses noch ein einfaches Wort ist!  – Und lange nicht jeder spricht hier Englisch (oder Deutsch), wie es so schön in vielen Berichten heißt.

Blick auf den Fluss Dané

Blick auf den Fluss Dané

Baustellenabdeckung - sieht man hier in Litauen häufig

Baustellenabdeckung – sieht man hier in Litauen häufig

Auf dem Rückweg spazierten wir am Yachthafen entlang, der ziemlich gut von Seglern mit ihren Booten besucht war. – Das Burgmuseum, direkt daneben, war inzwischen geschlossen, es gibt ja auch gar keine Burg mehr zu sehen. Es handelt sich eher um ein weiteres Geschichtsmuseum über die Zeit des zweiten Weltkrieges und die Auswirkungen auf Klaipeda. Dennoch konnten wir auf dem Grund und Boden der einstigen, Memel-Burg wandern und hatten einen schönen Blick auf die Yachten. Einige Ausgrabungsflächen waren durch Überdachungen geschützt. Mit dem Hauptgebäude und den fünf Türmen wurde die Memel-Burg 1629 im Polnisch-Schwedischen Krieg von schwedischen Truppen verwüstet. Durch einen Brand und den Siebenjährigen Krieg (1757) schwer beschädigt, wurde sie 1763 zum letzten Mal erneuert. Als sie Ende des 18. Jahrhunderts ihre strategische Bedeutung verlor, wurde sie teilweise abgebrochen. Die Reste wurden zwischen 1872 und 1874 abgetragen. Eine hochinteressante Geschichte für uns Geschichtsinteressierte.

Beeindruckende Wandmalerei

Beeindruckende Wandmalerei

Fundamente in der Memelburg

Fundamente in der Memelburg

Aber nun genug mit Geschichte, wir waren hungrig und zum Wohnmobil waren es nur ein paar Schritte. Zeit zum Abendessen und Füße hochlegen.

Klaipeda, Freitag, 9. August 2019

Eigentlich war dies der Morgen, an dem wir per Fußgängerfähre nach Nida aufbrechen wollten. Aber es hatte die ganze Nacht wieder gewittert und geregnet, da muss man schon aufpassen, dass man das Dachfenster überm Bett rechtzeitig geschlossen hat … passiert uns als Frischluftfanatiker immer mal wieder, dass wir es vergessen und es dann durchregnet. – Es war immer noch regnerisch, so schrieben wir nach dem Frühstück am Bericht, Frederick bearbeitete Fotos und wir kamen spät in die Gänge. Deshalb buchten wir im kleinen Parkplatz-Büro eine weitere Nacht. Irgendwie können wir uns gar nicht trennen von diesem gemütlichen Ort. Es gibt soviel zu sehen, allein die Vielzahl an Museen, der interessante Hafen, die kleinen Gassen. Die Stadt ist überschaubar und so gar nicht hektisch. Wir lesen irgendwo, dass Litauen zu den sichersten Ländern gehört und dieses Gefühl haben wir auch, zumal unser Parkplatz bewacht ist und sich nachts um 24 Uhr die Pforte schließt (um 6 Uhr morgens wird sie wieder geöffnet). Nun soll es also am Samstag nach Nida gehen.

Drachen als Wanddekoration

Drachen als Wanddekoration

Die beiden markanten Wohntürme von Klaipeda

Die beiden markanten Wohntürme von Klaipeda

Wir spazierten erst einmal wieder in die Stadt und suchten die Post. Sie befand sich in einem wunderschönen Gebäude (Stil neo-gothisch) aus dem Jahre 1864 und gehörte einst zu den wichtigsten Gebäuden der Stadt. Leider hat der Zahn der Zeit innen und außen dran genagt, trotzdem muss man es mal von innen gesehen haben, wir sind überrascht von den vielen Holzschnitzereien und den schön bemalten Wänden, es muss einmal sehr schön gewesen sein. Es gibt mehrere Service Counter, doch auch hier tun sich die Leute mit der englischen Sprache schwer. Sie sprechen ”small English/Deutsch”, wir ”little bis gar nicht” Litauisch … Unsere Gruß- und Dankesformeln auf Litauisch brechen zumeist das Eis, ich konnte meine Post aufgeben und bekam bei der Verabschiedung ein Lächeln und ein Bye bye geschenkt. Man schätzt,, dass wir uns bemühen. Über den Preis für die Briefmarke auf den Brief nach Deutschland wunderten wir uns: 1€, so billig!

Das Postgebäude hat einen hohen Turm, in dem 48 Glocken hängen. Jeden Sonntag erklingen sie um 12 Uhr mittags 30 Minuten lang. Hoffentlich schafft man es bald mal, dieses fantastische Gebäude zu restaurieren, es hätte es verdient!

Bernstein-Verkaufsstand auf dem Theaterplatz

Bernstein-Verkaufsstand auf dem Theaterplatz

Im Klaipeda Postamt

Im Klaipeda Postamt

Wir kamen an dem Uhren-Museum vorbei. Ich hatte darüber gelesen – also nichts wie rein! Es ist in einem Gebäude des 19. Jahrhunderts, das 1984 restauriert wurde, untergebracht. Der Eintritt für Senioren kostet 1,50€ pro Person (Senioren!), also wieder nur die Hälfte und damit sehr günstig.
Man kann sich per Audio-Guide durch die Ausstellung führen lassen. Wir schnappten uns aber die ausgelegten Beschreibungen auf Deutsch/Englisch und folgten den Ziffern. Im ersten Teil wird die Entwicklung der Zeit-Messgeräte von ältesten Zeiten bis heute vorgestellt. Was gab es da nicht alles: Wasser-, Feuer-, Sanduhren, später mechanische, elektromechanische, elektromagnetische Zeitmessgeräte bis hin zu unseren Quarzuhren heute. Mir schwirrte der Kopf. Zum Glück gab es daneben die Ausstellung alter Uhren, zusammengetragen aus aller Welt. So konnten wir Uhren in Porzellan (Meissen?) eingearbeitet bewundern, mit filigransten Motiven, Uhren in Holzschnitzereien eingearbeitet, silberne Taschenuhren mit schönen Gravuren. Also was zum Gucken! Bestechend in diesem Museum waren die Holzfußböden, jeder Raum hatte einen anderen mit Intarsien ( Einlegearbeiten) geschmückten Boden. Allein das war schon einen Besuch wert, siehe Fotos!

Tolles Einlegeparkett im Uhrenmuseum

Tolles Einlegeparkett im Uhrenmuseum

Drei historische Wanduhren

Drei historische Wanduhren

Der Tag war noch lang, wir entschieden uns für die Fährenfahrt nach Smiltyne, zur gegenüber liegenden Seite. Das Ticket kostet 1€ pro Person für die Hin- und Rückfahrt, die Fahrt dauert etwa 5(!) Minuten mit einem alten Klepper von Kahn! Wir hoffen, dass es mit der Sicherheitstechnik klappt … die zwei eingesetzten Fußgängerfähren fahren alle halbe Stunde im Wechsel. Möchte man das Fahrrad mitnehmen, bezahlt man einen weiteren Euro. Es ist also eine sehr günstige Gelegenheit, auf die Kurische Nehrung zu kommen. Als Fußgänger kann man den dort stündlich fahrenden Bus nach Nida (ehemals Nidden) nehmen. Zu spät für uns, also wanderten wir mit vielen anderen durch ein kleines Waldstück, um schließlich zum Strand abzubiegen. Faszinierend, diese breiten beinahe weißen Sandstrände, der Sand ist so fein. Am Ufer ist er wohl auch deshalb so fest, so dass man gut in Schuhen darauf laufen, Kinderwagen schieben und sogar Rad fahren kann! – Die Strände sind sauber, kein angeschwemmtes Plastik liegt herum, keine Qualle ist in Sicht, herrlich! Im Strandcafé kehrten wir nach einer langen Wanderung ein und bestellten eine Kleinigkeit zum Essen. Müde von den Erlebnissen des Tages fuhren wir schließlich mit der Fähre zurück.

Der fast endlose Strand auf der kurischen Nehrung

Der fast endlose Strand auf der kurischen Nehrung

...und hier am Strand der kurischen Nehrung

…und hier am Strand der kurischen Nehrung

Klaipeda, Samstag, 10. August 2019

Unser Plan, heute zum Thomas-Mann-Haus in Nida zu fahren, fiel buchstäblich ins Wasser. Es regnete, also verlängerten wir unseren Aufenthalt auf dem Parkplatz (12€) noch einmal bis Sonntag, 18 Uhr und nahmen uns die Tour auf die kurische Nehrung für Sonntag vor. Dabei hatten wir uns extra den Wecker auf 8 Uhr gestellt, um die 9 Uhr Fähre nach Smiltyne zu erwischen …

Über Langeweile können wir uns trotzdem nicht beschweren, immer gibt es – auch im kleinen Haushalt Wohnmobil – etwas zu tun. Wir haben ein paar Bücher (!) an Bord, der Computer verlangt sein Recht und der Reisebericht schreibt sich nicht von selbst.

Erst am frühen Nachmittag hörte es zu regnen auf und wir spazierten den kurzen Weg ins Hafengelände, wo man die alten, nun restaurierten Speicher bewundern kann. Und es gab noch mehr zu sehen: wieder lag ein Kreuzfahrtschiff vor Anker, die am Bug schön bemalte “Norwegian Spirit”. Sie war als “SuperStar Leo” 1997 (Kiellegung) für die Reederei Star Cruises, Singapur, von der Meyer Werft in Papenburg gebaut worden. Wir lesen nach: Besatzung: 962, Passagierkapazität: 2018. Da werden die Bernsteinverkäufer am Theaterplatz ja wieder ein gutes Geschäft machen.

Schnell durften wir noch ein Foto vom Begrüßungs-Komitee für die Passagiere machen (zwei hübschen jungen Mädchen in litauischer Tracht), bevor sie uns entfleuchten.Wir schauten uns das Party-Schiff am Kai etwas näher an, von dem wir später, am Abend auch noch viel hören würden. Sehr schöne Restaurants warteten auf Gäste. Das ist schwierig, weil ja die Kreuzfahrt-Passagiere allesamt in Vollverpflegung sind und sich sicher hier und da auch nur mit einem Kaffee oder einem Drink begnügen.

Aufwendige Malereien am Rumpf der Norwegian Spirit

Aufwendige Malereien am Rumpf der Norwegian Spirit

Litauische Mädchen in Tracht vor der Norwegian Spirit

Litauische Mädchen in Tracht vor der Norwegian Spirit

Für uns stand jetzt das Museum 39/45 auf dem Programm: der 2. Weltkrieg in schockierenden Details. Das Museum ist in den Kasematten der ehemaligen Memel-Burg untergebracht. Deutsche, polnische, russische, litauische Geschichte pur. Wir sind froh, dass wir im hier und heute leben und dieses Land jetzt kennen lernen dürfen. Litauen: 2.794.000 Einwohner, mit seiner wiedererlangten Unabhängigkeit im Jahre 1990, seit 2004 Mitglied von EU und NATO. Seit dem 1. Januar 2015 ist der Euro die offizielle Währung des Landes.

Stahlgerüst der Lindenau-Werft - Heute ein -Wahrzeichen der Stadt Klaipeda

Stahlgerüst der Lindenau-Werft – Heute ein -Wahrzeichen der Stadt Klaipeda

39-45 Kriegsmuseum in den Kasematten der alten Memelburg

39-45 Kriegsmuseum in den Kasematten der alten Memelburg

Wir erleben unterwegs bei der Tour durchs Land noch einiges an Licht und Schatten, Überbleibsel aus der Zeit der sowjetischen Besatzung – schlechte Straßen, heruntergekommene Häuser. Das Land befindet sich halt noch im Aufbau, macht dabei aber ganz offensichtlich große Fortschritte.

Klaipeda hat seit 1991 eine Universität für etwa 10.000 Studierende, und so begegnen uns viele junge Menschen im Straßenbild. Der Fußgängerzone schließt sich ein Skulpturen-Park an, der wert ist, besucht zu werden, was wir auch taten. Danach brauchten wir eine kleine Pause: Kaffee und Kuchen in einem sehr schönen und gut besuchten Café. Die Kuchen-Auslage war nicht stückweise ausgepreist, sondern in Kilogramm. Andere Länder, andere Sitten eben.. Zunächst wurde also der Teller auf die Waage gestellt, dann der ausgesuchte Kuchen drauf platziert, um den Preis zu ermitteln. Etwas ungewohnt, aber warum nicht mal so herum … wir gaben dem Café (und dem Kuchen!) die Note 1!

Stolperfallen

Stolperfallen

Sanierungsbedarf

Sanierungsbedarf

Familie mit Hund im Skulpturenpark

Familie mit Hund im Skulpturenpark

Anschließend nahmen wir uns noch die Zeit für eine weitere Runde durch die Stadt. Hierbei entdeckten wir eine der großflächig bemalten Hauswände, eine Kunstform, wie überhaupt Kunst und Design eine große Rolle in Litauen spielt. Wir bestiegen den Jonas-Hügel, eine Befestigung aus alter Zeit. Danach landeten wir auf einem großen Markt, Handel mit allem möglichen (Unterbüxen jeglicher Größe), hauptsächlich aber Obst, Gemüse und Blumen. Blaubeeren gibt es nicht 100-Gramm-weise, sondern gleich in Kilo-Behältern zu Preisen zwischen 4,50 und 6 Euro. Wir essen sie zwar gern, aber soviel auf einmal? Die alte Markthalle sahen wir uns auch noch an, mit dem Hauch aus sowjetischer Zeit und noch nicht restauriert.

Klaipeda Hafen

Klaipeda Hafen

Der Jonas Hügel (ehemalige Befestigung)

Der Jonas Hügel (ehemalige Befestigung)

Zurück am Wohnmobil, hörten wir schon die Band, die im Relikt der alten Werfthalle der Firma Lindenau (es steht nur noch die riesige Eisenkonstruktion ohne Überdachung) ein Konzert gab. Uns taten die Besucher des Open-Air-Konzertes leid, begann es doch wieder zu regnen, und zwar heftig.

Uns störten weder Regen noch Techno-Musik, so machten wir es uns für den Abend im Wohnmobil gemütlich und genossen die Musik frei Haus. Schön, wenn man sein Heim immer dabei hat! Morgen werden wir dann endlich die Fähre auf die kurische Nehrung nehmen und mit dem Bus die 50 km nach Nida fahren. Darüber erfahrt ihr in einem separaten Bericht.

 

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