Råå – Kåseberga – Ystad
Donnerstag, 27. Juli 2017
Råå – Wiedersehen mit Freunden
Råå hatte sich wieder mal als der richtige Platz zum Übernachten erwiesen: dieses kleine und hübsche Fischerdorf nur ca. 7 km vom Trubel der Großstadt Helsingborg entfernt. Der Stellplatz ist kostenlos, bietet genügend Platz für viele Wohnmobile, ist ruhig, hat einen schönen Strand und einen entzückenden Hafen.
Wir hatten gut geschlafen und gefrühstückt und freuten uns auf das Wiedersehen mit meiner Namensschwester Anne Habbe mit Partner Anders. Die beiden wollten gegen Mittag eintreffen. Sie hatten eine sehr lange Fahrt hinter sich, von Alicante in Spanien über Frankreich, Deutschland und Dänemark, nun endlich fast zu Hause! Irgendwann trudelten sie dann ein und wir tauschten Neuigkeiten aus. Anne jammerte über Spanien, mit ca. 40 Grad einfach zu heiß, Anders war vom deutschen Wetter nicht begeistert, es hatte fast nur geregnet auf der Tour vom Süden bis nach Flensburg! Wir berichteten begeistert von unserem echt sonnigen Schweden-Sommer!
Wie die Kaffeezeit in Deutschland üblich, versteht man in Schweden unter Fika auch gemütliches Kaffeetrinken mit Kuchen. Schnell hatten wir Tisch und Stühle ausgepackt. Anders hatte Kaffee gekocht und Anne steuerte dänisches Wienerbröd (bei uns sind das Kopenhagener!) bei.
Wolken zogen auf und wir beschlossen, vor dem drohenden Regen noch schnell eine Runde im Dorf zu laufen. Auch Anne bestätigte unseren Eindruck von Råå: alles sehr hübsch und gemütlich und sehr dänisch, rot gestrichene oder überhaupt Holzhäuser fehlten hier gänzlich. Aber Råå liegt ja auch in Schonen, das ganz früher mal zu Dänemark gehörte! Hier existiert hauptsächlich der Baustil der niedrigen Spitzdachhäuser, wie sie in Dänemark weit verbreitet sind.
Unterwegs erwischte uns der Regen und sogar ein Gewitter dann doch noch. Zum Glück hatten wir Schirme dabei und beeilten uns, schnell in unsere Wohnmobile zu kommen. Den Rest des Tages verbrachten wir mit dem Anschauen von Urlaubsfotos, dann wurde es Zeit, gemeinsam ein Abendessen zu zaubern. Da Annes Tisch mehr Platz bietet, aßen wir dort; Schweinefilet mit Pilzen in Sahnesoße, Pyttipanna, Salat und Wein, Nachtisch: Vanille-Eis mit roter Grütze, lecker!
Irgendwann war es Schlafenszeit. Am nächsten Tag sollte es weitergehen, für Anne und Anders nach Hause, für uns Richtung Ystad ins wunderschöne Kåseberga zu den Steinformationen (Ales Stenar, die fantastische aus der Wikingerzeit stammende Steinsetzung in Form eines Schiffes).
Freitag, 28. Juli, 2017
Ales Stenar in Kåseberga
Auf dem Stellplatz in Råå schläft man immer gut, weil es so ruhig ist! So auch dieses Mal und wir frühstückten spät. Unsere Freunde im Nachbar-Fahrzeug waren schon durch mit allem und machten sich zur Abreise fertig. Bis Linköping nach Hause brauchten sie noch etwa drei Stunden. Wir verabschiedeten die beiden und liefen dann selbst noch einmal an den kleinen Strand, da das Wetter nach Regen und Gewitter am Vortag nun wieder so schön war. Dann brachen wir auch auf, nach Kåseberga, einem meiner Lieblingsorte in Schweden. Die Faszination dort ist die auf dem Hochplateau Kåsehuvud, oberhalb des Hafens des kleinen Fischerdorfes gelegene Schiffssetzung Ales Stenar. Was ist eine Schiffssetzung? An diesem Ort sind es heute insgesamt 59 Steinblöcke in Form eines 67 Meter langen und 19 Meter breiten Schiffes. Es ist die größte erhaltene Schiffssetzung Schwedens! Bereits 1515 wird die vorgeschichtliche Stätte in einem Ländereien-Verzeichnis erwähnt. Später durchgeführte geologische Untersuchungen zeigen eindeutig, dass Ales Stenar viel älter ist, vermutlich zwischen 500 – 1000 n. Chr. errichtet wurde.
Alte Küstenkarten (1684), auf denen die Steine eingezeichnet sind, weisen darauf hin, dass die Schiffssetzung zu jener Zeit als Seezeichen diente. Die erste bekannte Fotografie der Steine gab es 1914, heute ist dieser Ort ein Touristenmagnet, weil es hoch oben an der Steilküste so eine besondere Atmosphäre hat.
Nach 1 1/2 Stunden hatten wir unser Ziel erreicht, den – oh Wunder – kostenlosen Parkplatz für alle Fahrzeuge. Bleibt man als Wohnmobil-Reisender über Nacht, kommt erst spät am Abend gegen 21 Uhr jemand herum und kassiert 120 Kronen, so um die 12 Euro. Dafür gibt es Frischwasserversorgung, Dusch- und Toilettenbenutzung frei. Entsprechend gut besucht war bei diesem schönen Wetter der angeschlossene Stellplatz und die Besucher hatten sich auf dem grünen Rasen mit Stühlen und Tischen ausgebreitet.
Wir spazierten mit vielen anderen hoch zum Plateau, das dieses Mal nicht nur die Steine als Attraktion bot, sondern auch gut bevölkert war mit den Gleitschirmfliegern. Das gab schöne bunte Fotos! Es wurden sogar Tandem-Flüge angeboten, nein danke, nichts für mich (Anne). Es ist immer sehr schön, hier oben an der Küste zu stehen und sich den Wind um die Ohren wehen zu lassen, an so einer interessanten vorgeschichtlichen Stätte, auch wenn man dieses Erlebnis mit vielen anderen teilen muss.
Nach einer Weile tritt dann jeder den Rückweg an, über den kleinen Hafen des alten Fischerdorfes Kåseberga. Und hier endlich darf ich doch mal den Vergleich zu Cornwall bringen, vielleicht ist es deshalb mein Lieblingsort? Obwohl in den Restaurants mehr oder weniger nur Fisch angeboten wird, was ja so gar nicht zu mit passt … So klein, so gemütlich, so touristisch, aber einfach fast einmalig die Atmosphäre! Schlange stehen war angesagt, Frederick entschied sich für einen – man staune – Hamburger, trotz des riesigen Fischangebotes (weil beim letzten Mal so viele Gräten darin waren)! – und ich begnügte mich mit einem leckeren Croissant aus der neuen Bäckerei. Dazu gab es Bier und Kaffee. Hier ließ es sich aushalten mit Genießen, Schauen und Seele baumeln lassen!
Erst spät bummelten wir zurück durch das Dorf mit seinen puppigen dänisch anmutenden Häusern, den Bauerngärten mit den vielen traumhaften Blüten der Stockrosen. Es gibt auch immer noch diesen kleinen Laden, vollgestopft mit Loppis, neuen und alten Dingen. Ich konnte mich wieder mal nicht entscheiden, weil das Angebot einfach zu groß ist …
Den späten Nachmittag verbrachten wir am Platz. Am Abend zog es uns noch mal an den kleinen Hafen mit einigen wenigen hübschen Yachten, viele Liegeplätze gibt es ja dort nicht. Auf dem Rückweg entdeckten wir dann noch den Weg zum kleinen Strandstück.
Es war Zeit für das Abendessen, und dann kam endlich auch der Kassierer vorbei, ein lustiger Kerl, der mit allen Besuchern offenbar gern ein Schwätzchen hielt. Wie lange es wohl dauerte, bis er “durch” war, bei ca. 70 Wohnmobilen …
Samstag, den 29. Juli 2017
Ystad
Auch auf diesem Platz schläft man ruhig und gut und wir können allen nur empfehlen, hier mal einen Stopp einzulegen.
Nach dem Frühstück fuhren wir dann nach Ystad. Am Vortag hatten wir schon gesehen, dass der Stellplatz, den wir sonst immer besucht haben, wieder von Wohnmobilen genutzt werden kann, entgegen irgendwelcher Gerüchte, dass der Platz gesperrt sein sollte.
Wir fanden einen schönen Platz auf dem Rasen mit Blick auf die Ostsee, 20 Meter vom Strand entfernt, toll! Leider hatte sich die Wettervorhersage verschlechtert, Regen! Deshalb entschieden wir uns sofort für die Wanderung in die Stadt, mit Schirm bewaffnet. Wir mussten sowieso noch einkaufen. Es war sehr stürmisch auf unserem Weg entlang des Meeres: die Ostsee benahm sich fast wie die Nordsee, grau, drohend mit Schaumkronen auf den hohen Wellen!
Deshalb war es wohl auch sehr ruhig in der Stadt und in der schön gestalteten Fußgängerzone. Es ist immer wieder schön, in Kommissar Walanders Städtchen zu sein.
In Henning Mankells Büchern kommt Ystad meist nicht so gut weg, es scheint stets schlechtes Wetter zu sein. In den Filmen Ist es selten besser. In natura zeigt sich der Ort von viel besserer Seite, hübsche restaurierte Holzhäuser, viel Backstein, bunter Blumenschmuck und ein grünes Umfeld, ein altes Kloster, das man besichtigen kann und eine wunderschöne alte Kirche.
Wir drehten also die ganz große Runde und waren erst nach 2 1/2 Stunden inklusive Einkaufen wieder am Wohnmobil. Zeit für die Belohnung, Kaffee und Kuchen! Den Rest des Tages verbrachten wir mit Reisebericht schreiben und Lesen.
Am Abend entschloss ich mich, noch mal an den Strand zu gehen und hatte viel Glück: Zwei Hühnergötter habe ich gefunden! Das sind die Steine mit den Löchern drin, die ich sonst so schwer (eigentlich nie!) finde an unserer Ostsee, mein Spaziergang hatte sich wirklich gelohnt!
Sonntag, den 30. Juli 2017
Gewitter in Ystad
Am Vormittag herrschte ein Kommen und Gehen auf dem Platz. Da Regen und auch noch Gewitter vorhergesagt war, liefen wir nach dem späten Frühstück Richtung Svarte (ein weiteres schönes Strandgebiet) los. Leider zog das Gewitter über das Meer heran und nach einer halben Stunde kehrten wir zügig um. Am Wohnmobil angekommen, brach es auch schon los, alle Schleusen des Himmels öffneten sich und es prasselte nur so herunter. Der erste richtig heftige Regentag auf dieser Reise. Aber es war nicht kalt und im Wohnmobil was es richtig gemütlich, denn dort saßen wir natürlich im Trockenen.
Für die beiden deutschen Radlermädchen nebenan mit ihrem Zelt und den zwei Hunden nicht so toll, sie hatten keinen Schutz und wurde klitschenass. Im Nachhinein ärgerte ich mich über mich selbst. Wir hätten sie herein bitten sollen …. jeden Tag eine gute Tat, heute noch nicht abgehakt. Ich bin dann etwas später zu ihnen gegangen und habe mein Angebot auf einen Tee beim nächsten Schauer unterbreitet.
Übrigens Hunde: Hinter uns steht ein schwedisches Wohnmobil, in dem sage und schreibe sieben!!! Hunde mitfahren. Das haben wir bisher noch nie erlebt. Ganz liebe zwar (Zwerg-Collies), aber wie die mit so vielen Hunden in einem Wohnmobil wie dem unseren klar kommen, ist dann doch rätselhaft. Heute wurden die Hunde dreimal beim Gassigehen nass, danach wieder ins Wohnmobil.
Da im Fernsehen Formel 1 aus Ungarn übertragen wurde, war Frederick überhaupt nicht unglücklich über den Regen, war er doch eine tolle Ausrede, im Wohnmobil den Fernseher einzuschalten. In einem spannenden Rennen gewann Vettel vor Raikkönen.
Der Tag blieb verhangen, die Sonne kam auch abends nicht zum Vorschein. Stattdessen drohte es weiterhin zu regnen. Daher verzichteten wir auf einen weiteren Spaziergang und machten uns einen gemütlichen Abend.
Morgen (Montag) soll das Wetter besser werden. Wir planen daher eine Wanderung nach Svarte (kleines Dorf westlich von uns, ca. eine Stunde zu Fuß entfernt). Dort waren wir in den letzten Jahren schon etliche Male. Wir mögen diese Wanderung, da der Weg die ganze Strecke über an der Ostsee entlang führt.
Immer sind wir auf der Suche nach den interessanten “Steinen mit Loch”, den sogenannten Hühnergöttern. Was haben wir uns nicht schon die Augen ausgeguckt an den Ostseestränden, zum Beispiel auf Fehmarn, das ein Geheimtipp sein soll für diese besonderen Steine. Ergebnis: nie einen gefunden …
Unserem Stellplatz in Ystad ist ein Strand vorgelagert, und auf diesem bin ich abends immer noch einmal entlang geschlendert. Was entdecke ich? Einen Hühnergott-Stein! Der Jubel ist groß und die Jagdsaison auf sie eröffnet! Schließlich kam ich mit 12 (in Worten: zwölf!!) Lochsteinen zurück zum Wohnmobil. Sie sollen ja Glück bringen, und findet man einen, geht der Rest offenbar von selbst. Ich glaube eher, dass das Sammeln dieser Steine in Schweden eher nicht so bekannt ist. Auch Frederick zeigte sich begeistert von meinen Funden, die wir zu Hause auffädeln wollen. Einen Hühnerstall haben wir ja nicht auf dem Balkon (daran wurden sie lt. einer Interpretation bei den Slawen nämlich aufgehängt, um den Fuchs zu vertreiben. Vielleicht klickerten sie im Wind …. wir hängen sie als Dekoration draußen auf.
Auf der Wanderung nach Swarte und ging es auch bei Frederick, das Ausschau halten nach Hühnergöttern. Ich will es kurz machen: wir fanden 25 weitere große und kleine! Eine wahre Freude! Am Stellplatz angekommen, unterhielten wir uns mit den netten Nachbarn aus Stuttgart. Ich zeigte ihnen unsere Ausbeute und erzählte ihnen alles, was ich über die Steine wusste. Und natürlich verschenkte ich ein bisschen Glück, einen der Steine. Ich konnte ja nun großzügig sein …
Am Abend kam meine Nachbarin angelaufen, zeigte mir zwei selbst gefundene Steine und meinte lachend, diese beiden hätte ich ja wohl übersehen.Hatte ich etwa jemanden angesteckt mit unserer Begeisterung für das Sammeln schöner alter Steine aus dem Meer?
Am Dienstagmorgen geht’s dann mit der Finnlines Fähre zurück nach Travemünde. Da wir in den folgenden Wochen einige Termine wie Geburtstage, Arzt- und Optikertermine abzuarbeiten haben, werden wir erst Anfang September wieder auf große Fahrt gehen. Geplant sind Holland, Belgien und Frankreich mit Normandie und Bretagne. Mal sehen, ob es was wird.
Hallo Detleffs!
Wenn man am Ende Eurer Reiseberichterstattung angekommen ist, könnte man sich die eigene Reise zu den besprochenen Zielen schon fast sparen!
Jedenfalls weiß ich jetzt alles über IKEA und die Zündhölzer, über schwedische Könige und mittelalterliche Kriege in und um Schweden!
Volkshochschule Habbe! Kann man billiger studieren?
Und das Ganze auch noch garniert mit schönen, bunten Bildern, mit freundlichen Menschen und blauem Himmel..
Ihr hab(b)t das gut….
Gruß Assi