Skibbereen
Freitag, 15. June 2018
Handelsplatz Skibbereen
Auf dem Stellplatz am Fort bereiteten wir das Wohnmobil für die Weiterreise vor und fuhren dann auf dem Wild Atlantic Way (WAW) unserem nächsten Ziel entgegen: Skibbereen. Frederick hatte dort auf einem Campingplatz gebucht, 24 Euro pro Übernachtung. Wäsche waschen stand auf dem Programm. Das kostet 8€ für zwei Maschinenladungen und 4€ für die Benutzung des Trockners, normal also.
Die Fahrt von Kinsale nach Skibbereen dauerte ca. 1 1/2 Stunden und führte durch die Lande, an hübschen Ortschaften, Wiesen mit Schafen und Kühen vorbei, und immer wieder auch an Buchten entlang.
Der Name Skibbereen lässt sich mit “kleiner Bootshafen” übersetzen. Der als Hauptstadt von West-Cork bezeichnete Ort hat ca. 2400 Einwohner. Der Fluss Ilen verläuft durch die Stadt, er mündet in der Stadt Baltimore, die wir auch noch besuchen werden, im Meer. Skibbereen wird als Handelsplatz (Market Town) bezeichnet und ist der Mittelpunkt für die ländlichen Gemeinden von West Cork. Der samstägliche Wochenmarkt ist ein Zusammentreffen der kleinen, ländlichen Betriebe, die Käse, Wurst und alles mögliche Handwerkliche selbst fertigen oder vertreiben. Den Markt werden wir morgen auf jeden Fall besuchen.
Unser Stellplatz ist perfekt, wir konnten ihn selbst aussuchen, da nicht viel los ist. Unser Wohnmobil steht auf Schotter, daneben ist aber auch ein Stück Rasen, auf dem man es sich – gutes Wetter vorausgesetzt – gemütlich machen kann. Die Betreiber sind nett.
Campingplatz Koordinaten: N51.541529, O-9.260640
Wir hielten uns nicht lange im Wohnmobil auf, sondern wollten uns gleich auf den Weg zum Skibbereen Heritage Centre machen. Das war ein kleiner Fußmarsch durch die lebhafte Stadt von 20 Minuten. Auch hier gab es wieder einige bunt angestrichene Häuserfassaden und alte erhaltene Ladenfronten, aber leider auch viel Leerstand. Dem Ort muss es bei den vielen Schaufenstern, die wir sahen, einmal sehr gut gegangen sein. Das war sicher zu einer Zeit, als die Einwohnerzahl größer gewesen ist. Es waren soviel mehr Menschen in der umliegenden Landwirtschaft tätig. Heute erledigen Maschinen die Arbeit und die kaufen nicht ein …
Im Heritage Centre erfuhren wir viel über die Hungersnot in den Jahren 1845 bis 1851, wir schrieben bereits darüber. Das Center trägt auch viele Auswanderer-Geschichten zusammen, Berichte von Besuchern aus Amerika, Kanada, Australien, deren Vorfahren emigriert waren. Das alles macht betroffen, vor allem, wenn man weiß, dass es immer noch Hungersnöte (Afrika) und Fluchtgründe für Menschen gibt.
Auf dem Rückweg gingen wir auf die Post, um endlich ein paar Grüße an die Lieben aufzugeben. Zum Abendessen plante Frederick, den Grill für die letzte Fischration anzuschmeißen, denn das Wetter war noch gut. Mit Baguette, einem Salat und einem Glas Wein waren wir zufrieden mit diesem wieder mal erlebnisreichen Tag.
Freitag, 16. Juni 2016
Eine Begegnung der besonderen Art
Alle Wohnmobil-Reisenden wissen, wie wir uns fühlen: Geburtstag und Weihnachten an einem Tag! Das heißt, auf einem tollen Campingplatz gewesen, gute Sanitäranlagen genutzt z. B. geduscht, Müll entsorgt, zweimal gewaschen und per Trockner alles wieder in die Schränke gekriegt, das Wohnmobil zur Weiterfahrt aufgefrischt und nur ein paar Minuten in die Stadt zum angepriesenen wöchentlichen Markt!
Deshalb kamen wir früh aus den Federn, fragten aber bei unserer Stellplatz-Vermieterin noch einmal nach, ob wir unsere Abfahrtszeit (11.30 Uhr) etwas überziehen könnten. Kein Problem, war die Antwort.
Leider liefen wir direkt in einen Regenschauer hinein, aber wir hatten ja einen Schirm dabei. Kaum aufgespannt, hielt neben uns ein Auto, der Fahrer fragte:”You want a lift? – Wollen Sie mitfahren?” Wir waren baff, überlegten aber nicht lange und stiegen ein, sagten, dass wir auf den Markt wollten. Der junge Mann hatte dieselbe Richtung, war Manager im nahe gelegenen SuperValu Supermarkt. Wir tauschten unsere Namen aus und Barry ließ uns an einer Straßenecke am Markt heraus, nicht ohne uns für später auf einen Kaffee in seinem Supermarkt-Café eingeladen zu haben. Wir sind überzeugt, dass Irland die freundlichsten Menschen auf der Erde hat! Das war so nett von ihm! Kaum waren wir auf dem Marktplatz, hatte es auch zu regnen aufgehört. Der Markt fand auf einem großen Parkplatz statt. Es waren nur lokale Händler, die ihre Waren anboten. Landwirtschaftliche Produkte: Eier, Hühner, Käse, Obst, Gemüse, frischer Fisch – Blumen/Pflanzen, Backwaren, Öko-Stände mit selbst hergestellten Seifen, Kerzen, bio-Waschmitteln zum Nachfüllen (bring ein Gefäß mit oder nimm eines von unseren leeren Plastikflaschen), Kunst (Bilder, Holzschnitzereien, Schmuck) und Imbiss-Stände, die Hamburger, Hotdogs u.ä. anboten.
Der Markt hätte gut mit den berühmten französischen Märkten konkurrieren können. Eine tolles Erlebnis! Uns wurde später berichtet, dass die Leute von nah und fern zu diesem Markt kommen und 60, 70 Meilen nicht scheuen (Barry zählte in Meilen, nicht in km, lieber war ihm noch “in Zeit” zu rechnen, d.h. wie lange es dauert, wohin zu kommen).
Man kam leicht mit allen ins Gespräch, ob man nun kaufte oder nicht. Es macht schon sehr viel aus, flüssig im Englischen zu sein. Diese Erlebnisse sind in Frankreich, Polen, Ungarn etc. natürlich kaum möglich.
Wir konnten den Scones, dem Käse und einigen kleinen Souvenirs nicht widerstehen, ”support the Locals”, unterstützt die lokalen Händler … (sonst gibt es sie bald nicht mehr). Übrigens ist auch Skibbereen dem TidyTowns-Saubere Städte-Programm angeschlossen.
Nun wurde es Zeit, Barry einen Besuch abzustatten. Wir spazierten über den Platz zum Supermarkt – und staunten nicht schlecht: Es ist eher eine riesige, hochmoderne Markthalle mit allen Waren und Ständen, die man sich denken kann! Kein Wunder, dass der Laden in verschiedenen Kategorien mehrfach Preise auf nationaler Ebene gewonnen hatte (Bestes Obst- und Gemüsegeschäft, bestes Delikatessengeschäft, bester unabhängiger Händler).
Obwohl sehr viel los war, fanden wir Barry schnell. Er lud uns ins gemütliche und schicke Café ein, das in der oberen Etage lag. Hier tauschten wir uns beim Kaffee ein bisschen über unsere Lebenswege aus. Er fand es sehr interessant, dass wir selbst ja auch mal einen kleinen Laden in Cornwall gehabt hatten. Deshalb musste er uns natürlich nach dem Kaffee unbedingt durch den Shop führen, zuerst zur Delikatessentheke, -zig Sorten Käse, toll arrangiert und ausgestellt, geradezu verführerisch! Er stellte uns Christie vor, der sich mit allem bestens auskannte und uns zum Probieren einlud. Wir beschieden uns mit drei verschiedenen Käsesorten von lokalen Farmern, sehr lecker! Dazu bot er eine Art Chutney an, irgendwas mit Feigen. Wir versorgten uns gleich mit allem! Damit es besser rutschte, öffnete er hinter seinem Counter eine Flasche Gin (Juniper – Wacholder-Schnaps) und schenkte uns “einen” ein. Der Gin kam aus der in Skibbereen gelegenen Destillerie, die man jedoch nicht besichtigen kann. Er schenkte ein bisschen Tonicwater nach, weil der Schnaps doch ziemlich stark war ….und das alles mal eben so im Laden! Frederick schaute sich die Vielfalt am Frisch-Fisch-Stand an, mit diesem und jenem konnten wir noch unseren Kühlschrank auffüllen, machten ein Foto, verabschiedeten uns von Barry und Christie, und gingen zur Kasse.
Dabei kamen wir am anderen Ende des Ladens heraus und bewunderten die alte Ladenfront, auf die Barry uns hingewiesen hatte. Ein Teil der alten Fußboden-Fliesen im Laden und die Front darf – lt. dem Besitzer des Ladens niemals verändert /eneuert werden. Finden wir gut. Es war wieder mal eine weitere tolle Erfahrung auf unserer Reise!
And here an abbreviated English version especially for Barry: Leaving the camp site on foot, but armed with an umbrella, we ran straight into a rain shower. Just this moment a car pulled up and the driver asked if we wanted a lift. We were really surprised but immediately accepted the offer and jumped into the back seat. We said we wanted to go to the market. The driver (Barry, as we found out later) was going into the same direction and offered to drop us off there. We got out of the car not without Barry inviting us to – later – drop in on him for a cuppa at the SupaValu supermarket where he was the manager.
Who could resist such a friendly invitation? After we were through at the town market having bought a bit of local produce and a couple of art & craft articles, we walked over to SupaValu, where we ran straight into Barry. True to his word, he invited us for a coffee at the markets coffee shop and made some time to chat with us. When we said that we owned an independent grocery store in Cornwall for many years, we had a common subject. A most interesting conversation follwed. Barry then took us for a brief tour of this very impressive supermarket. It is an independent franchise (the franchise being SupaValu), but trading under the name of the original grocery shop J.J. Field. Interesting side note was, that the owner of the business had decreed, that the original shop front in High Street must not be altered in any way, nor the chequered tiles of the entrance area.
The business has won several “best of” awards in Ireland. Walking through the isles this did not surprise at all. The fruit and veg section was very impressive. Everything so neatly displayed and as fresh as it comes. Barry took us to the deli counter and introduced us to the Manager there, Christie. Proudly, Christie showed us the enormous selection of cheeses and explained a few of the local Irish highlights and offering us to taste some of them. To wash them down we were then treated to a locally destilled gin with a shot of tonic water. Absolutely delicious! We could not resist but to buy some of the tasted cheeses.
Thank you Barry for all that. You really made our day. This experience will rate very high on our travel memories. And if you will ever be in our neck of the woods, call in for a cuppa.
Wir waren erst gegen 12.30 Uhr am Campingplatz zurück, bedankten uns bei unserer Vermieterin und fuhren los in Richtung Baltimore, etwa 15 Minuten von Skibbereen entfernt. Wollten wir doch unbedingt zum Beacon, dem Seezeichen an der Küste (ohne Beleuchtung, also nur bei Tage zu sehen). Er weist dort den Zugang in den Hafen.
Auch Barry versorgte uns mit Reisetipps und erwähnte dabei auch die Stadt Galway, in der immer etwas los sei, vor allem live Musik in den Pubs. Ich sagte, dass wir ja das Lied “Galway Girl” von Ed Sheeran kennen. Daraufhin bemerkte Barry, dass Ed Sheeran gerade vor vier Tagen im Laden gewesen ist. Sein Onkel wohne in Baltimore und so schaut er ab und zu in der Gegend vorbei! So ein Mist! Nun sind wir schon an Prinz Charles vorbei geschrammt, und nun auch noch an Ed Sheeran! Ich weiß wohl, was schlimmer ist …