Langesund
Sonntag, 6. September 2015
Fahrt nach Langesund
Auf der Fahrt nach Langesund sahen wir ein Hinweisschild für eine Entsorgungsstation. Das kam uns gerade recht, denn unsere Tanks waren voll, beziehungsweise leer (Frischwassertank). Leider verpassten wir die Abfahrt, weil sie kurz hinter dem Tunnel war! So hielten wir weiter Ausschau, da wir dringend darauf angewiesen waren. Und richtig, schon bald sahen wir den nächsten Hinweis, Tankstelle und Entsorgungsstation. Man musste sich im Service melden, bekam einen Schlüssel ausgehändigt und konnte an einer sehr modernen Station ver- und entsorgen und das alles völlig kostenlos! Viele Tankstellen in Norwegen bieten diesen Service für Wohnmobilfahrer an. Dadurch ist man nicht auf die teuren Campingplätze angewiesen, denn man kann in Norwegen an vielen Stellen frei stehen und übernachten.
Nach knapp zwei Stunden kamen wir in Langesund an und fuhren gleich mal zum Fähranleger der Gesellschaft Fjord Line, um uns zu orientieren. Parken und Übernachten konnten wir dort nicht, die Verbotsschilder waren deutlich! Also ab ins Zentrum, mal schauen, was es da so gab.
Wir sahen sehr schnell, dass weder im kleinen Inneren Zentrum mit Hafen keine Möglichkeit bestand, zu übernachten. Ein Schild verweist Wohnmobilisten auf das Hotel Skjaergården, das Plätze auf Asphalt anbietet für 16 Euro pro Nacht, Ver- und Entsorgung inklusive sowie Toiletten- und Duschen-Benutzung im Fitness-Center möglich. Wir rollten noch mal durch die Straßen des Ortes und fanden einen großen Sandparkplatz vor den Sportstätten. Hier parkte nicht ein einziges Auto, obwohl ein Schild auf kostenloses Parken hinwies. Das Angebot nahmen wir dankend an.
Als erstes drehten wir zu Fuß eine Runde durch Langesund und waren froh, dass wir noch 1 1/2 Tage vor uns hatten in diesem beschaulichen und malerischem Umfeld! Langesund ist ein entzückender kleiner Ort mit ca. 5500 Einwohnern. im Sommer vervielfältigt sich das sicher, die Touristenschwärme kommen! Das Dorf gilt als sonnenreichster Platz in Norwegen und hat einen tollen Gästehafen und noch tollere Häuser. Es ist wohl mit eine der gepflegtesten und schönsten Ortschaften, die wir auf unserer Reise gesehen haben – und wieder mal “very much like Cornwall”!
Ein Tag voller schöner Erlebnisse neigte sich dem Ende zu. Abendessen fand, wie gewöhnlich im Wohnmobil statt, denn als wir die Preise in den Restaurants gesehen hatten, verflog jede Lust, irgendwo einzukehren.
Montag, 7. September 2015
Langesund
Nichts hatte unsere Nachtruhe gestört. Der Morgen begrüßte uns wieder mit einem wolkenlosen Himmel und Sonnenschein. Nach dem Frühstück schauten wir uns im Ort um. Ein Haus war schöner als das andere, die Touristenbroschüre titelt: Trivelige Langesund, was soviel heißt wie: angenehmes, gemütliches Langesund. So ist es. Welch ein Glück, dass wir nicht nur hergejagt sind, um auf die Fähre zu kommen, sondern noch ausgiebig Gelegenheit haben, den Ort mit seinen kleinen Cafés, Restaurants, Lädchen, dem kleinen Hafen zu genießen.
Hier gehen die Uhren wirklich langsamer und wir tippen auf hohe Lebensqualität. Es gibt sogar eine Freilichtbühne. Im Sommer scheint hier richtig was los zu sein. Eine Broschüre klärte uns auf: Künstler wie Katie Melua, Bob Dylan, Leonhard Cohen, Elton John haben Langesund mit ihrer Livemusik hier schon begeistert. Wie konnten nur darüber staunen, was so ein kleines Dorf auf die Beine stellt!
Ich kaufte etwas im kleinen Spielzeugladen und kam mit der Verkäuferin (auf Englisch) ins Gespräch. Sie erzählte, dass die lokalen Leute sehr loyal sind und die Läden vor Ort für ihre Einkäufe nutzen, anstatt in die größere Stadt Stathelle (nur 6 km entfernt) zu fahren. Dort gibt es auch eine Stadtbücherei, also WLAN. Frederick wollte unbedingt weiterkommen mit Fotobearbeitung und dem Schreiben des Tagebuches. Deshalb entschieden wir uns, nach Stathelle (ca. 6 km entfernt) zu wandern. Nach drei km an der Hauptstraße entlang fiel Frederick ein, dass er das Notepad nicht dabei hatte. Außerdem drückte in dieser Mittagshitze der Rucksack schwer. Also besser umkehren und mit dem Wohnmobil hinfahren. Gesagt – getan!
Ruckzuck waren wir auf dem Parkplatz des großen Einkaufszentrums an der großen Brücke, die Ort Brevik führte. Nun nur noch die Bücherei finden. Wir fragten uns durch, ließen uns ein paarmal fehlleiten, bis wir das unscheinbare Gebäude endlich auf der gegenüberliegenden Seite des Parkhauses fanden! Wir schauten an den Parkdecks hoch und sahen ganz oben das Hinterteil unseres Wohnmobils! An der Eingangstür angekommen, sahen wir das Schild mit den Öffnungszeiten: Montags geschlossen! Das wäre ja eine ziemliche Enttäuschung gewesen, wenn wir uns zu Fuß hierher geschleppt hätten. Zum Frustabbau ging es dann doch noch mal ins schicke Center zum Window Shopping, also nur gucken, nix kaufen!
Als wir vom Parkdeck hinunterfuhren, machte der Wagen so komische Geräusche und die Lenkung vibrierte. Das gab sich aber wieder auf gerader Strecke und wir fuhren eine wunderschöne Strecke entlang des Fjords zurück nach Langesund, wo wir am Nachmittag noch einen längeren Spaziergang machten. Dabei kamen wir an dem großen Wellness-Hotel Skjaergården kurz vor Langesund vorbei und dort standen sie alle, die Wohnmobile, die auf ihre Fährentour warteten. Wir fanden den Platz absolut schrecklich, sehr stiefmütterlich vor dem Gebäude des Fitness-Clubs auf Teergelände unterhalb einer Hauptstraße, und das für 16 €.
Natürlich nutzten wir unseren Parkplatz mitten im Ort nicht als Campingplatz aus und verzichteten darauf, Stühle herauszustellen. Dafür gab es ja genügend Bänke und lauschige Plätze am Wasser oder in den kleinen Gassen. Wir nahmen unsere Bücher, Kaffee und Kuchen und setzten uns auf die Bank mit Blick aufs Wasser. Kaum zu glauben, dass die große Fähre durch diesen engen Flusslauf fahren sollte. Wir waren gespannt auf den nächsten Tag!
Dienstag, 8. September 2015
Langesund und Fähre nach Hirtshals
Die Abfahrt unserer Fähre von Fjord Line sollte um 14.30 Uhr sein. Um 13,30 Uhr wollten wir uns in die Schlange der Wartenden einreihen. So hatten wir nach dem Frühstück drei Stunden Zeit, uns entlang des Fjords die Beine zu vertreten. Der Weg führte uns vorbei an vielen schönen Booten, typischen kleinen Werft-Werkstätten, an einer Fisch-verarbeitenden Fabrik und an der Rückseite des großen Hotels
. Das Holzdecking, der kleine Swimming Pool, die Outdoor-Möbel, alles war vom Teuersten und Feinsten! Kein Mensch war zu sehen, wir fühlten uns ein bisschen wie Eindringlinge und wunderten uns, dass der Bereich nicht abgesperrt war. Vielleicht greift auch hier das Allemans Rätt, das jedem Zugang zum Wasser gewähren muss und es nicht einer “Elite” vorbehalten ist. Könnte mir aber vorstellen, dass Hotelgäste sich gestört fühlen müssten, wenn Horden von Touristen vorbeitrampeln!
Schließlich kamen wir noch durch eine kleine Neubausiedlung mit traumhaft schönen Häusern, wie in Langesund, Holzhäuser, überwiegend in Weiß gestrichen.
Statt gefliester Terrassen auch hier Holzdecking. Anscheinend ist es nicht so feucht im Winter. Das hatte uns schon an den Mauern im Hafen gewundert, nichts zu sehen von Moos oder Schimmel. Wir erinnern uns an Cornwall, wo sich auf Holz und Wänden schnell Moos bildet, was ich immer “Cornish Green” nannte (das jedes Jahr mühevoll entfernt werden musste, wenn man es denn “schön” haben wollte).
Auf dem Rückweg noch ein letzter Schwenk durchs Dorf, einkaufen für einen Kaffeenachmittag auf der Fähre. Übrigens hatte Frederick sich für den Fährhafen Langesund entschieden, weil Fjord Line der günstigste Anbieter war und man dazu ca. 150 km Fahrt einspart. Man kann natürlich auch von Oslo nach Kiel fahren oder die Fähre von Kristiansand nach Hirtshals nehmen.
Wir waren froh über die Langesund Entscheidung. Viereinhalb Stunden bei bestem Wetter durch das Skagerrak zu schippern war ja auch noch mal ein schönes Erlebnis, und das für 127 € für zwei Personen und so ein dickes Auto! Kurz nach 13 Uhr rollten wir am Terminal ein und stellten uns in die Schlange der Wartenden. Wir mussten lachen: die Holländer hatten gleich wieder Tisch und Campingstühle draußen (bloß keinen Sonnenstrahl verpassen!) und ihre kopje koffie dabei.
Um kurz nach 14 Uhr begann die Einschiffung. Ganz gräßlich war der schräge Teil, der aufs Schiff führte. Es ratterte nur so im Wagen, das Steuerrad vibrierte wie verrückt. Mussten wir uns Sorgen machen?Geschafft! Die Fähre “Stavanger Fjord” ist neu, erst zwei Jahre alt. Im Bauch des Schiffes war alles hell, weil weiß gestrichen und man hatte viel Platz (zum Aussteigen) zwischen den parkenden Wagen. Neben uns stand ein Wohnmobil mit Schleswiger Kennzeichen. Wir nahmen warme Jacken mit und das restliche Gerödel (Rucksack mit Büchern, Verpflegung, Kissen …).
Uuuiih, dies war wohl die tollste und eleganteste Fähre, mit der wir bisher gefahren sind, alles neu, chic und modern. Einziges Manko: keine Deck Chairs (Liegestühle) auf dem Sonnendeck, dafür viele befestigte Holzhocker an runden Tischen. Natürlich wollten wir bei dem schönen Wetter die ganze Zeit über draußen sein. Kurz nach halb drei wurden die Motoren der Fähre angeworfen und ein großes Erlebnis bot sich uns: diese 170 m lange Fähre (1500 Passagiere, 600 Autos) muss
te in dem verhältnismäßig schmalen Wasserlauf von schätzungseise nur 200 m Breite drehen! Wir hatten sowas mit einem Kreuzfahrtschiff im engen Hamburger Hafen schon einmal erlebt. Jetzt waren wir dabei, – wie die Zeiger einer Uhr -tick-tick-tick schaffte das Schiff die Umdrehung und stand schließlich auf “volle Fahrt voraus”! Das winzige Boot unterhalb der Fähre musste in gebührendem Abstand warten, aber der Angler kannte das wohl schon.
Wir machten es uns gemütlich, kamen noch kurz mit dem Schleswiger Ehepaar ins Gespräch, die vier Wochen Norwegen-Urlaub (Wiederholungstäter!) hinter sich hatten. Die Zeit verging viel zu schnell. Pünktlich um 19 Uhr erreichten wir nach Polen, Schweden, Norwegen nun das vierte Land: Dänemark – “vi taler dansk …” (schön wär’s!).
Wir fuhren von der Fähre und folgten anderen Wohnmobilen durch das Hafengelände. Das Wetter war immer noch gut und nach all dem Grün der Wälder und den Bergen, den Hügeln in Schweden/Norwegen konnten wir auf einmal wieder weit gucken (plattes Land). Ein großer sandiger Parkplatz lag vor uns und einige Mobile bogen ab zur Übernachtung, wir auch. Es gab sogar aufgestellte Mülleimer und ein Dixi-Klo.
Den Abend verbrachten wir ruhig, WLAN funktionierte nicht, aber der Fernseher lief problemlos (kein Baum weit und breit). Wir planten, unsere Heimfahrt von ca. 480 km auf zwei Tage zu verteilen und noch ein paar Städte anzusehen, mit Aalborg wollten wir am nächsten Tag beginnen.
Dear Frederick, what a great impression about lovely countryside I once visited as a child. I hope to catch up very soon. Big hugs, Jon
Ich kann dies nur bestätigen. Der kleine Ort und das Umfeld sind bezaubernd.
Langesund is a very underrated destination. Well worth a visit. And Fjord Line can be recommended. Beautiful ships and low prices.