Nyköping
Samstag, 22. Juli 2017
Welch ein ruhiger Übernachtungsplatz etwas außerhalb von Norrtälje! Keine Motorrad aufdrehenden Jugendlichen, keine Heavy Metal Musik aus den Autoradio Lautsprechern während der Nacht. Lag wohl an dem schicken Wohngebiet, in dem der Stellplatz liegt. Wir waren also gut ausgeschlafen und fuhren nach dem Frühstück nach Nyköping, das wir nach etwa 2 1/2 Stunden erreichten.
In Nyköping waren wir schon einmal für ein paar Tage vor fünf Jahren, allerdings per Ryanair und im November. Im Sommer sieht alles natürlich viel schöner aus und es grünt und blüht an allen Ecken und Enden. Frederick hatte über die Website des Schwedischen Wohnmobilclubs (Husbilsklubben), in dem wir Mitglied sind, einen schönen Stellplatz am Hafen herausgesucht, von der Stadt inkl. Strom kostenlos zur Verfügung gestellt. Davon gibt es hier in Schweden ja einige, weil viele Gemeinden erkannt haben, dass Wohnmobil Reisende Geld in die Gemeinde bringen, sprich einkaufen, essen gehen, etc. Geld, das wir nicht für Stellplatzgbühren ausgeben müssen, können wir also hemmungslos verplempern …
Da wir früh genug ankamen, gab es noch den letzten Platz für uns von den 13 angebotenen, Glück gehabt! Wir machten uns gleich auf in die Stadt. Am vor nicht langer Zeit neu gestalteten Hafen entlang, durch den Park an der Au entlang und standen dann vor dem Nyköpinghus, den Resten der alten restaurierten Burg. Heute konnten wir einem bunten mittelalterlichen Treiben zusehen: eine Theater-Truppe mit Pferden, Marketenderinnen und Rad schlagenden Akrobaten machte mit Getöse auf sich und die abendliche Vorstellung aufmerksam, diese war aber leider schon ausverkauft. Sie warben also für die Vorstellung der nächsten Woche. Das historische Thema bezog sich auf ein folgenschweres Banquet im Jahre 1317. Wir folgten der Schaustellertruppe bis in die Stadt. Unterwegs gab es Pferdeäpfel en gros, die wurden aber gleich wieder aufgenommen mit Holzschaufel und Eimer von einem der dienstbaren Geister. Zeiten heute eben …
Wir bummelten durch die Stadt. Obwohl samstags, schien sie uns wenig belebt. Wahrscheinlich ist halb Schweden im Urlaub, aber anderswo. Nachdem wir nahezu die ganze Stadt umrundet hatten, zog es uns zurück Richtung Hafen. Wir kamen an den in der roten Falunfarbe bemalten alten Häusern vorbei, die einst kleine Werkstätten waren. Heute sind Flohmarktstände (Loppis), Kunst, Kitsch und Kerzen und Cafés und Restaurants darin. Eine schöne Atmosphäre so nah am Hafen und doch auch im Grünen.
Es wurde Zeit für das Abendessen. Frederick hatte sich etwas Besonderes an Fisch (Fischkugeln in Hummersauce) gekauft und ich kochte frische Kartoffeln und zauberte einen Salat dazu. Wir freuten uns auf einen weiteren Tag in Nyköpimg, denn man kann hier offiziell zwei Tage stehen. Es war am Abend noch eine Weile ein Kommen und natürlich auch ein Gehen (Kein Platz mehr!) von Wohnmobilen. So ist es: frühes Kommen sichert die besten Plätze, am Abend wollen alle immer zur Ruhe kommen nach langer Fahrt und ihren Erlebnissen.
Sonntag, 23. Juli 2017
Bestens ausgeschlafen und nach dem üblichen Frühstück (Müsli, – so langsam wächst bei mir der Appetit auf ein knackiges Brötchen, das es hier so gar nicht gibt), wollten wir noch einmal wandern gehen. Wieder ging es Richtung Park und Burg. Dort waren heute, am Sonntag schon viele Besucher. Der Eintritt in den Turm, in dem es eine Ausstellung zu sehen gibt, ist frei! Unglaublich, wenn man bedenkt, was man dort geboten bekommt. Innen erfahren wir viel über die schwedische Geschichte, die ja auch immer die dänische und sogar Schleswig-Holsteinische mit berührt. So hat Karl IX die Cousine seiner verstorbenen Frau geehelicht und zwar im Jahre 1592. Karls Schwestern wurden allesamt mit Noblen der deutschen Höfe verheiratet, geschickt eingefädelt von seinem Vater Gustav Wasa, dem berühmten Schwedenkönig.
Wir erfuhren, dass Karl ein geschickter Geschäftsmann war und sich ein luxuriöses Hofleben leisten konnte. Er kleidete sich nach neuester Mode. Für den Umbau der Burg in ein Renaissanceschloss beauftragte er ausländische Architekten und Spezialisten. Alles in allem erschien mir die Ausstellung wie “WHO is WHO”, oder lesen in der Bunten oder der GaLa, nichts scheint sich geändert zu haben in Bezug auf die Reichen und Superreichen!
Aber wie immer im Leben geht es auf und ab, so auch hier: war Nyköpinghus 1568 offizielle Residenz, wurde fast das gesamte Schloss beim Brand von 1665 zerstört. Auf jeden Fall war der Rundgang durch die Geschichte für uns sehr interessant. Außerdem war die Ausgestaltung mehr als liebevoll und gründlich mit schönen Figuren in alten Kostümen, ein Besuch, der sich gelohnt hat!
Auf unserem weiteren Spaziergang durch die Stadt gab’s noch ein Eis. Fast alle Läden waren von 12 bis 16 Uhr geöffnet, trotzdem war so gut wie nichts los. Alle trieben sich in den Cafés und Restaurants am Hafen herum. Das ist eben die netteste Atmosphäre an einem Sonntag.
Wir machten es uns am Wohnmobil auf unserem Rasenplatz gemütlich und holten noch ein paar Informationen über unsere nächste Strecke ein: Gränna – dort gibt es ein interessantes Polarmuseum, Jönköping – das Huskvarna-Museum (ein Muss!) und das erste Streichholz-Museum der Welt (ehemalige Fabrik der schwedischen Sicherheitszündhölzer), Älmhult – ja, richtig: IKEA hat 2016 dort sein erstes Museum eröffnet! Da müssen wir hin! Das tollste bei der Recherche ergab: die Eintrittsgelder bei dreien der Museen für “60+” sind nur 50 Kronen pro (Rentner)person, IKEA nur wenig mehr, 55 Kronen! Da macht es doch wieder richtig Spaß, Wissen anzusammeln (das hinterher schnell wieder vergessen wird) und etwas zu besichtigen! Wenn ich an die Eintrittsgelder für Herrenhäuser und Gärten beim National Trust in England denke, die häufig zwischen 10 und 15 £ liegen … da fühlen wir uns hier sehr fair behandelt und gut bedient!
Es gab noch ein schnelles Abendessen und wir beschlossen den Abend mit einem Glas Wein.
Hallo Schweden-Fans!
Bei der Lektüre Eurer neuesten Erlebnisse auf den Aland-Inseln habe ich mich gefragt: Stellt Ihr Euch eigentlich mit diesen Reiseberichten ein Reisebilderbuch
für das heimische Bücherregal zusammen? Oder schaut Ihr zukünftig, wenn es Euch nach Reiseberichten aus der Vergangenheit gelüstet, in den PC/Notebook?
Tolle Berichte und wunderschöne Bilder sind da wieder zusammengekommen!
Und was Ihr alles gelernt habt ..und ich gleich mit!: Wasa war also nicht der Erfinder des Knäckebrots, sondern ein bzw. d e r schwedische König!
Nun seid Ihr ja mit dem letzten Bericht schon fast in der Jetztzeit angekommen und auch die Fahrtrichtung läßt erahnen: Ihr seid auf dem Heimweg?
Ich werde es erfahren, da bin ich mir sicher!
Bis dann!
Gruß Assi