Bad Harzburg
Freitag, d. 30. März 2017
Unser heutiges Ziel war Bad Harzburg. Dort fand am Wochenende ein Wohnmobiltreffen norddeutscher Wohnmobilfahrer statt. Wir entschieden uns für eine Route über die Dörfer statt der Autobahn. Bei tollstem Wetter genossen wir die Eindrücke unterwegs. Dabei fanden wir heraus, dass ein früherer Teil der DDR jetzt zum Landkreis Lüneburg gehört. Dies ist das Gebiet Elbtalaue auf der östlichen Seite der Elbe mit dem Zentrum Amt Neuhaus. Bis zum 29.6.1993 gehörte diese Region zum mecklenburgischen Landkreis Hagenow. Bei Neu-Darchau fuhren wir mit der Fähre über die Elbe (9 Euro). Dann ging die weitere Fahrt durch die Lüneburger Heide, vorbei an Celle und Uetersen Richtung Harz.
Der Stellplatz in Bad Harzburg liegt neben der Therme. Für die Wohnmobilgruppe war ein separater Teil reserviert. Wir kamen gegen 15 Uhr an und wanderten gleich die Hauptstraße am Kurpark entlang und an der Seilbahn vorbei in den Ort. In Bad Harzburg war schon richtig was los, überall schöne Bepflanzung und das Wetter war einfach toll: 25 Grad im März! Wir kannten Bad Harzburg bereits und finden es sehr liebenswert für Omas, Opas, aber man sah auch viele junge Familien. Zurück am Platz, kamen wir schnell ins Gespräch mit PLÖ, Rolf aus Schönberg. Rolf fuhr auch mit einem Dethleffs, so gab es reichlich Gesprächsstoff und wir verpassten so ganz den Gruppentreff, worüber ich nicht böse war.
Samstag, d. 31. März 2017
Nach ruhiger Nacht und ausgiebigem Frühstück wollten wir noch einmal in den Ort, um einzukaufen. Vorher schaute ich im Touristen-Büro herein und erfuhr, dass nur zweimal in der Woche die öffentliche Fütterung der in einem Gehege lebenden Luchse angeboten wurde. Heute war so ein Tag. Also entschieden wir uns gegen den Einkauf und wanderten lieber durch den Harz, zum ca. 4 ½ km entfernten Gehege.
Wir schwelgten in alten Zeiten, hatten wir doch beide Schul-Klassenfahrten in den Harz in Erinnerung. Es war wirklich herrlich, der Wald, die Luft und alles: Wir können nur jedem empfehlen, mit der Familie einmal wieder so eine Tour zu unternehmen. Es hat uns auch gefreut, dass so viele junge Familien die Gegend wieder zu entdecken scheinen. Auch kleinere Kinder liefen begeistert mit ihren Eltern durch den Wald. Dort gibt es ja immer etwas Neues zu sehen. Nach einer Stunde waren wir am Gehege an den Rabenklippen und sahen auch schon die Luchse: Alice, Ellen, Paul, Pamina und ?, Fünf also an der Zahl. Aber wir mussten uns noch eine halbe Stunde bis zur Fütterung gedulden.
Ab 14.30 Uhr begann der Mitarbeiter des Nationalparks Harz über das Luchsprojekt, die Auswilderung der Tiere und die Besonderheiten der Großkatzen zu berichten. Alle Luchse hatten sich in der Zwischenzeit direkt am Zaun angefunden, da funktioniert die innere Uhr mit der Fütterungszeit eben auch sehr gut. So konnten wir sie gut beobachten. Ach, sind die süß und so groß! Von einer erhöhten Plattform aus kann man einen Teil des weitläufigen Geheges gut überblicken. Der Zugang ist kostenlos. Mit der Seilbahn kann man natürlich auch fahren, 4 Euro pro Person Hin- und Rückfahrt, Einzelfahrt 3 Euro und dann noch 4 km zu Fuß. Dann erspart man sich den Anstieg. Aber wir wollten ja wandern.
Nach Führung und Fütterung, die ziemlich gesittet von statten ging, wanderten wir noch zur Klippe, einem Felsmassiv, wo sich der Blick zum Brocken hinüber bot. Eine schöne Waldklause zum Einkehren gibt es auch, aber wir waren nicht hungrig, sondern wollten uns auf den Rückweg begeben. Frederick schlug einen Schwenk zum Burgberg vor und von wo aus es einen herrlichen Panoramablick über Bad Harzburg gibt. Dort steht ein Denkmal, Heinrich dem IV. gewidmet, das an seinen Gang nach Canossa erinnern sollte. Das war der Italienzug König Heinrichs IV. im Jahre 1076/1077. Noch heute als Redewendung genutzt, beschreibt „Der Gang nach Canossa“ es etwas Unangenehmes, obwohl vor über tausend Jahren geschehen: Der König und Papst Gregor der Siebte standen in einem Konflikt. Sie stritten um die Macht, Bischöfe zu ernennen. Gefolgsleute des Königs fielen ihm in den Rücken und er musste um seine Krone bangen. So sah er keine andere Lösung als persönlich zu Papst Gregor, der sich auf der Burg Canossa aufhielt, zu gehen. Jemandem etwas zu berichten und Reue zu zeigen, kann so ein „Gang nach Canossa“ bedeuten …
Langsam brannten nun doch die Füße, immerhin waren wir bei 26 Grad seit fast 5 Stunden auf den Beinen. Da half, angekommen unten im Ort, nur der Gang zum Bäcker, Kuchen auf der Parkbank genossen und einige Minuten Pause, bevor es zurück zum Stellplatz ging.
Es war bereits halb sieben, und die Wohnmobilgruppe hatte sich offenbar schon zum angekündigten Buffet in der Hexenklause in der Fußgängerzone versammelt. Daher war es am Platz total ruhig. Wir hatten uns nicht angemeldet und wollten nur noch eines: einen geruhsamen Abend genießen.
Spannend wurde es dann noch, als wir ein richtiges, heftiges Harz-Gewitter erleben durften: nach diesem wunderbaren sonnigen Tag brach gegen 19 Uhr ein Gewitter los, das es in sich hatte. Blitz und Donner vom feinsten, aber war es schön gemütlich im Wohnmobil.
Erfreulich, dass – weil nun keine Kunststoffkuppel mehr auf dem Dach, sondern eine aufgestellte Satellitenschüssel – der Fernseher funktionierte. Damit hatten wir ja immer Probleme im alten Hobby gehabt, bei Regen kein Fernsehen. Nachdem das Gewitter abgezogen war, wurde es doch eine sehr ruhige Nacht. Die Rückkehrer vom Büfett verkrochen sich wegen des Gewitters in ihre Fahrzeuge statt wie geplant noch draußen zusammenzusitzen. Darüber waren wir aber nicht böse.
Sonntag, d. 1. April 2017
Ich wollte die Duschkabine ausprobieren und bezahlte am Automaten 1 Euro für WC und Dusche. Ich hatte Glück, niemand sonst war da. Es war ein sehr sauberer Raum, aber leider nur jeweils 1 Dusche, 1 Toilette für Damen/Herren. Das erscheint mir knapp. Nach dem Frühstück verabschiedeten wir uns von einigen der Gruppe und von Rolf, und entsorgten das Grauwasser an der Station, wieder ein paar Kilo leichter …. Nächstes Ziel; Marburg, ca. drei Stunden Fahrt.