Dänemark 2020 Teil 2
Samstag, 15. August 2020
Nicht Ruhelosigkeit, sondern die Neugierde und das Interesse an weiteren Orten in Dänemark ließ uns weiterfahren. Ruhe – hatten wir schließlich von Januar bis Juli gehabt, „dank“ Corona! Nun darf es auch gerne wieder ein bisschen mehr (Abenteuer) sein!
Der Stadt Ringkøbing, eine nur 21 km entfernt am Ringkøbing Fjord gelegene Kleinstadt mit etwa 10.000 Einwohnern, wollten wir einen Besuch abstatten. Wieder war es nicht so leicht, einen für die Nacht geeigneten Stellplatz zu finden. Wir waren nicht bereit, für jede Übernachtung auf den Campingplätzen die sehr teuren Gebühren (zwischen 28 und 40 Euro) zu zahlen, es ist Hauptsaison! Und wir brauchen weder Sanitärräume (sind autark) noch Kinderspielplätze oder sonstige Unterhaltungsprogramme, was die Preise in die Höhe treibt. Wild campen ist natürlich nicht erlaubt. Nach längerer Suche fanden wir einen kleinen, aber feinen Platz im Grünen, im Industriegebiet von Ringkøbing. Einer der dortigen Händler stellt diesen Platz für die Übernachtung von Wohnmobil-Reisenden zur Verfügung. Es waren sogar zwei Picknick-Tische mit Sitzbänken aufgestellt. Nur ein weiteres Fahrzeug stand bereits da, Länderkennzeichen NL.
Uns fällt wirklich auf, dass jeder so vor sich hinreist, ein kurzes Grüßen, bloß nicht mehr …. Keine Gespräche, Abstand halten ist die Devise! Es könnte aber auch sein, dass sich die Camperwelt verändert hat. Immer mehr Menschen begeben sich auf die Straße, auf der Suche nach dem Abenteuer, der vermeintlichen Freiheit, der absoluten Unabhängigkeit. Kein Warten auf den Flughäfen, keine Vorbuchungen in Hotels – Corona tut ein Übriges. Flieger fliegen nicht und in Hotels ist es auch nicht mehr so gemütlich mit all den Geboten, Maßgaben und Einschränkungen. So sucht der eine oder andere vielleicht seine ganz eigene Nische. Von älteren Camper-Seelen hören wir des öfteren, dass „früher alles anders“ war und man eine große Gemeinschaft gebildet hat. Corona hat alles verändert!
Nach einer Pause, lesen und ein wenig ausruhen im Schatten (wir hatten mal wieder 30°), liefen wir Richtung Zentrum los, kamen – durch ein paar Wohnstraßen – nach einer halben Stunde endlich an den Fjord und liefen dort einen schönen Wanderweg entlang in die Stadt. Der Fjord ist eher ein großes Binnengewässer und nur durch eine Schleuse bei Hvide Sande mit der Nordsee verbunden. Im 13. Jahrhundert verfügte Ringkøbing über den einzigen Hafen an der dänischen Nordseeküste (geschützte Lage am Haff). Der Limfjord weiter nördlich war noch vom Meer getrennt. Allerdings versandete die Einfahrt in den Fjord zunehmend und der Hafen verlor an Bedeutung. Durch die Schaffung des Kanals und der Schleuse von Hvide Sande wurde die Verbindung zum offenen Meer wiederhergestellt.
Heute bietet der Hafen in Ringkøbing den Freizeitseglern eine Heimat, den vielen Touristen einen schönen Ausblick und den Lokalen, die sich rundherum angesiedelt haben, eine gute Kundschaft. Wir erkundeten als erstes die alten Gassen mit den schönen Häusern und schauten uns überall um. Hier war es in der Tat hyggelig, gemütlich, sympathisch! Etwas befremdlich: die Statue “Survival of the Fattest” (Überleben der Fettesten) in Anlehnung an die Darwinsche Theorie “Survival of the Fittest” (Überleben der Fittesten).
Auf das touristische Angebot, die Nachtwächter-Runde mitzugehen, wollten wir nicht warten, sie begann erst um 20 Uhr. Wir hoben uns das für den Sonntagabend auf.
Sonntag, 16. August 2020
Außer den Holländern hatte noch jemand diesen versteckten Platz über die App “Park4night” gefunden und so standen wir mit drei Fahrzeugen dort, aber niemand machte Anstalten, miteinander ins Gespräch zu kommen. Vielleicht lag es auch an der Hitze! Es war wohl eher Corona. Wir hielten es den lieben langen Tag im Schatten mit viel Lesen aus und liefen erst nach dem Abendessen kurz nach sieben Uhr in die Stadt.
Seit 1975 pflegt Ringkøbing die alte Tradition des Nachtwächter-Rundganges, nur im Juli und August von 20 bis 21 Uhr, sieben Tage die Woche. Eine schöne Touristen-Attraktion, bei der man viel über die alten Zeiten lernte.
„Unsere“ beiden uniformierten Nachtwächter gönnten sich noch schnell ein Eis, dann hießen sie die Gäste der Stadt willkommen, bauten sich auf und legten mit einem dänischen Nachtwächter-Lied los. Danach wurde eine deutsche und eine dänische Gruppe gebildet. Alle immer schön auf Abstand! Björn, ein pensionierter Lehrer, sprach sehr gut deutsch und übernahm unsere Führung.
Schon im Jahr 1294 wurden Nachtwächter beim Kopenhagener Stadtgericht erwähnt. Sie hielten die Aufsicht mit Fackeln, später Laternen und drehten in den Straßen ihre Runden. Unter König Christian V. bekam die Hauptstadt ein Wächterkorps. Der Aufgabenkatalog wurde erweitert: die Wächter mussten die Laternen in der Stadt anzünden und bei Tagesanbruch wieder löschen, sollten Schlägereien und Diebstähle abwehren und die Schuldigen verhaften. Ihre Bewaffnung bestand aus Degen und Morgenstern (Stab mit Kugel, an der sich 12 Spitzen befinden). Bestimmt sah man Sterne, wenn man damit eines übergezogen bekam! 1785 wurden in Ringkøbing zwei Bürger für die Dienste auserkoren. Sie leisteten Arbeit am Tage als Rathausdiener (Reinigen der Amtsstuben, Versorgung der Gefangenen), in der Nacht den Wächterdienst! Nicht zu vergessen die zusätzliche Arbeit als Kirchendiener und Gerichtsboten. Um 9 Uhr abends begann ihr Dienst. Die Wächterverse mussten gesungen werden, vermutlich war das die Überprüfung, dass sie nach ihrem anstrengenden Tag nicht eingeschlafen waren …
Nicht einmal ein angesehener Beruf war das; sie standen in der Hierarchie an drittletzter Stelle, vor dem Henker und dem Latrinenausschöpfer!
Dagegen ging es unseren beiden richtig gut. Mit viel Spaß und Witz erklärten sie uns die alten Häuser in der Stadt, hielten an bei dem einen oder anderen Bewohner, der sie bereits erwartete, auf ein kleines Gespräch und bekamen einen Schnaps ausgegeben, später bei einer anderen Nachbarin einen Kaffee. Eine alte Dame stand in der Haustür und spendierte den Kindern in der Gruppe Süßigkeiten. Und zwischendurch wurde natürlich immer wieder ein Lied angestimmt. Die Dänen in der Gruppe sangen die bekannten Weisen mit.
Wir erfuhren von einem Kunstwerk an einer Hauswand, das bei näherem Hinschauen aus Hunderten von Portrait-Fotos der Einwohner der Stadt zusammengesetzt war – faszinierend. Björn berichtete, dass der Wächterkorps von Ringkøbing acht Mitglieder hat. Die Zunft, zu der in anderen Regionen und Ländern auch Türmer gehören, trifft sich jährlich auf dem Europäischen Wächtertreffen. So waren unsere beiden schon ganz schön herum gekommen.
Der Spaziergang endete gegen 21.30 Uhr am Marktplatz. Für uns war es ein fantastischer Abend. Angefüllt mit neuen Erfahrungen liefen wir zurück zum Wohnmobil und gönnten uns dort noch ein Glas Wein zum Abschluss.
Montag, 17. August 2020
Nach dem Frühstück verließen wir den gastlichen Stellplatz. Erstes Ziel war die 45 km in nordöstlicher Richtung entfernte Marktstadt Holstebro. Unser eigentliches Tagesziel war unser Fährhafen in Hirtshals. Fredericks Bruder sollte am Dienstagmorgen mit der Fähre von den Faröer Inseln kommen. Die Gelegenheit, ihn zu treffen, wollten wir uns nicht entgehen lassen. Aber dazu später.
Obwohl es wieder sehr heiß war, wollten wir uns auf dem Weg Holstebro ansehen. Ich las nach, dass im Jahr 1975 heiße 36,4 Grad gemessen wurden, die höchste Tagestemperatur in Dänemark seit Beginn der Wetteraufzeichnungen (1874). Damit konnten wir fast konkurrieren …
Wir bummelten durch das interessante Zentrum. Im Stadtbild konnten wir eine Menge moderner Plastiken und Skulpturen bewundern. Das Kulturangebot ist groß. Die weitläufige Fußgängerzone gilt als schönste in Dänemark. Hier fanden wir denn auch gleich in einem der vielen Geschäfte ein Geburtstagsgeschenk für Fredericks Bruder. Der Hitze wegen waren wir aber doch schon bald wieder am Wohnmobil und fuhren mit eingeschalteter Klimaanlage weiter.
Als nächstes Ziel hatten wir uns die Stadt Thisted am Limfjord ausgesucht. Dort angekommen, stellten wir fest, dass uns langsam das Gas ausging. Durch die hohen Temperaturen während der letzten Tage musste der Kühlschrank ständig Überstunden arbeiten. Also Tankstelle suchen und nachfüllen. Das erwies sich zu unserem Entsetzen nicht nur als fast, sondern als total unmöglich. In Dänemark kann man auf den Tankstellen kein LPG mehr bekommen. Alle Hinweise auf unseren sonst so klugen Apps führten in die Irre und stellten sich als überholt heraus. Eine einzige Spur auf der Jagd nach Gas führte uns auf einen Campingplatz in Hanstholm, der auch Gasflaschen anbot, unter anderem auch deutsche Flaschen im Austausch.
Also fuhren wir zu diesem, ganz in der Nähe von Thisted liegenden Campingplatz. Frederick fragte in der Rezeption nach dem Gas, bekam es auch, mitsamt der „alten“ schweren Gasflasche (11 kg Gas) für 130 Euro. Autsch, das war teuer!
Auf die Stadtbesichtigung von Thisted verzichteten wir und fuhren direkt Richtung Hirtshals (knapp zwei Stunden). Auch dort gestaltete sich die Stellplatzsuche als schwierig. Der dann ausgesuchte Strandparkplatz in Tornby war noch mit PKW’s zugeparkt. Also entschieden wir uns notgedrungen für den teuren Campingplatz “Strandcamping” in Tornby.
Manche Plätze bieten den „Quickstop“ an: Spätes Ankommen (bei uns war es 19.30 Uhr) und Verlassen des Platzes bis spätestens 10 Uhr am nächsten Morgen. Das passte uns, weil wir uns ja früh mit Fredericks Bruder treffen wollten. Der Platz war schön, aber auch schön teuer: 28€! Wir wussten, dass Dänemark ein teures Pflaster ist, aber so langsam gingen uns die hohen Preise gewaltig auf den Keks. Wenigstens schliefen wir -nach einem späten Abendessen – gut auf dem ruhigen Platz.
Dienstag, 18. August 2020
Morgens ver- und entsorgten wir nach dem Frühstück das Wohnmobil (ist im Preis des Campingplatzes enthalten) und checkten aus. Mit Hermdieter hatten wir uns auf einem nahen Rastplatz verabredet. Die Freude war groß, als er mit seinem Auto angesaust kam und hinter uns einparkte. Im Wohnmobil tranken wir zusammen Kaffee und Hermdieter erzählte von seinen spannenden Erlebnissen auf den Faröern. Als er zur Weiterfahrt nach Hause (ca. 5 Stunden Fahrt) aufbrach, gaben wir ihm sein Geburtstagsgeschenk (für den folgenden Tag) mit auf den Weg. Schön war es, so ein Wiedersehen unterwegs!
Auf unserer Liste stand noch die Stadtbesichtigung von Frederikshavn (23.114 Einwohner). Von hier aus gehen die Fähren nach Oslo, Göteborg und zur Insel Laesø. Wir entdeckten tatsächlich mal einen guten Parkplatz am Meer und wanderten an der Küste entlang in die Stadt.
Wir fanden den Stadtteil Fiskerklyngen sehr romantisch und hübsch, mit seinen alten und bunten Fischerhäuschen. In der Innenstadt verlief wieder eine sehr lange Fußgängerzone, davon hatten wir langsam genug. Auch diese hier gilt als eine der längsten … auch wenn sie gute Einkaufsmöglichkeiten bietet, hatten wir davon genug! Denn wir wollen ja gar nichts kaufen, müssen ja sparen, wenn wir weiterhin so hohe Übernachtungspreise zahlen müssen. Eine schicke Bluse gönnte ich mir aber doch, weil sie stark heruntergesetzt war.
Genug für heute. Zurück zum Parkplatz wählten wir einen eine andere Route und fuhren dann weiter nach Skagen. Hier hatten wir richtig mal Glück. In einer der Apps (Park4Night) fanden wir den Hinweis auf einen kostenlosen Parkplatz vor einem Freizeitzentrum und dort schlugen wir auf. Der Weg zum Hafen war nicht weit und er gab uns schon mal einen guten Einblick in die Stadt.
Skagen (etwa 7900 Einwohner) ist die nördlichste Stadt Dänemarks. Außerdem ist sie ein gut besuchtes Seebad, das erhöht die Anzahl der Leute dort natürlich kolossal. Es gibt lange Sandstrände und an der Landspitze treffen Skagerrak (Nordsee) und Kattegat (Ostsee) aufeinander! Dort wollen natürlich alle hin und versprechen sich davon aufregende Ausblicke auf die beiden Meere und vielleicht peitschende See. Skagen Havn, in dem wir umher stromern wollten, ist der größte Fischereihafen des Landes. Für den Fotografen ein gefundenes Fressen: bei bestem Abendlicht konnte er Schiffe, Yachten, Boote – also alles, was schwimmt – auf die Linse bannen.
Rein zufällig kamen dabei vier große Trucks mit toller Glückstadt-Werbung mit in die Bilderjagd. Das musste näher untersucht werden! Und da trafen wir auch schon auf die starken Männer, die Kapitäne der Landstraße. Frederick meinte: „Die sprichst du doch gleich an,“ – neeeeiiin, ich kenne die doch gar nicht. Und schon war ich als gebürtige Glückstädterin mit den Jungs im Gespräch. Alles alte Glückstädter, sie kannten sogar die, die ich aus Glückstadt kenne …(hallo, Berte!). Am wunderlichsten war die Geschichte von Herrn T. Als er hörte, dass wir jetzt in Malente wohnen, erzählte er, dass seine Mutter da auch mal gewohnt hätte. Sofort sprang mir der Name von Frau T. ins Gedächtnis, einer alten Freundin meiner Mutter. Ich fragte genauer nach und „mein Verdacht“ bestätigte sich, vor uns stand der Sohn von Muttis Freundin! “Small World”, kann man da nur sagen …Eine nette Begegnung. Die Trucker zog es ins nahe gelegene Restaurant, wir spazierten weiter am Hafen entlang und dann durch die Stadt.
Skagen ist wunderschön! Beinahe alle Häuser sind gelb gestrichen, haben rote Dächer und an den Seiten weiß gestrichene Dachfugen (siehe Fotos). Man sagt, dass es für die Fischer so schon von weitem in sichtbares Zeichen nach Hause war.
Wegen der vielen Strandungen wurden im Laufe der Jahrhunderte – wie überall an den Küsten – Leuchttürme zur Orientierung der Seeschifffahrt errichtet. 1560 gab es das erste Vippefyr, auf deutsch: Wippfeuer, hätte man sich beinahe denken können … Ein Eisenkorb wurde mit Holzkohle befüllt, die in Brand gesteckt wurde, dann wurde der Korb mit einer Art Wippe hochgezogen. Ein Foto erklärt den Aufbau etwas näher. Nur verbrannten diese Holzkonstruktionen leider immer wieder und sie wurden dann irgendwann durch Leuchttürme ersetzt. Obwohl wir so viele Küstenstädte in den unterschiedlichsten Ländern kennen, vom System des Vippefyrs haben wir das erste Mal gehört.
Der Rückweg durch die vielen Gassen mit den verlockenden Restaurants und Bars und Cafés fiel schwer, zum Glück hatten wir schon zu Abend gegessen und wurden so nicht verführt. Wir hatten einige Male auf die ausgestellten Preise in Speiselokalen geschaut und festgestellt, dass alles doch eher in die Kategorie „hochpreisig“ fiel. Wenn man ca. 10 Wochen reisen einplant, muss man halt schauen, wie oft man sich fürs Essen gehen entscheidet.
Mittwoch, 19. August 2020
Skagen und das Licht! Es heißt, dass durch die fehlende Landmasse (man schaue sich Skagen nur mal auf der Karte an) das Licht besser reflektiert, blauer Himmel, die beiden Meere … Blütezeit um 1880 war dann auch eine vom besonderen Licht angezogene Künstlerkolonie, die sich bildete, die bekannteste von Dänemark. Dänische, norwegische, schwedische Maler suchten nach neuen Herausforderungen. Wir erinnern uns an Cornwall, wo ja das Licht vom kleinen Örtchen St. Ives an der Nordküste die Künstler wohl etwa zeitgleich anzog.
Wir haben einen Druck bei uns in der Wohnstube hängen, von der dänischen Malerin Anna Ancher. Das Poster mit dem Titel “Sonnenschein in der blauen Stube” hatten wir vor etwa 30 Jahren einmal auf einer Ausstellung ihrer Bilder in Altona gekauft. Faszinierend das eingefangene Licht IHRER Wohnstube, das Blau!
Hier war die einmalige Gelegenheit, das Haus, in dem sie mit ihrem Mann und ihrem einzigen Kind, der Tochter Helga, 50 Jahre gewohnt hatte, zu besichtigen. Wir liefen also los und lernten dabei die Stadt in all ihrer morgendlichen Geschäftigkeit, mit den vielen Touristen, noch einmal von einer anderen Seite kennen. Beim Anwesen, das nicht weit vom Zentrum ist, angekommen, wurden wir gebeten, den Rucksack in die dafür bereitgestellten Spinde im Garten wegzuschließen. Die beiden Museums-Betreuer sprachen sehr gut deutsch, im Gespräch stellte sich heraus, dass die Dame früher mal in Neumünster gewohnt hatte! Fotografieren war erlaubt, und wir bezahlten 80 Kronen (11,20€) pro Person, um uns dieses wunderschön eingerichtete Haus ansehen zu können. Es war so, als wäre die Familie mal eben weg, komplett ausgestattet und wie gesagt, nur „wunderschön“ beschreibt es nicht, das ließe sich noch steigern!! Das Haus war ein Sammelpunkt für viele Künstler, das sieht man schon an der großen Tafel im Speisezimmer und an dem großen Salon. Die vielen Gemälde an den Wänden „in echt“ zu sehen, war ein Erlebnis.
Trotzdem ersparten wir uns den Besuch des Kunstmuseums und des Drachmanns Hus, das Kombiticket (inkl. Ancher’s Hus) kostet 180 Kronen pro Person (ca. 25€) und wir stehen erst am Anfang unserer Reise. Skagen werden wir sicher noch einmal besuchen, und dann NUR Skagen. Ancher spricht man übrigens wie “Anker” aus.
Frederick stieg noch auf den Wasserturm hinauf, 10 Kronen konnten wir leicht noch dafür ausgeben … da ich nicht so höhenfest bin, blieb ich unten. Von oben hatte Frederick eine grandiose Aussicht, bis hin zum Skagerrak und Kattegat, unserem nächsten Ziel.
Leider haben wir beim Abenteuern in der Stadt irgendwie und irgendwo Fredericks Fototasche verloren, da nützte auch das Nachfragen beim Ancher Hus und dem Wasserturm und das wiederholte Ablaufen des Weges nichts. Es war einfach Pech.
Am Nachmittag fuhren wir zur Landspitze, um den Zusammenfluss von Nord- und Ostsee selbst zu erleben. Dabei kamen wir an dem „Grå Fyr“, dem 46 m hohen beeindruckenden Grauen Leuchtturm vorbei, er wurde 1858 in Betrieb genommen. Man kann ihn besichtigen.
Wir parkten an der Straße neben dem Grauen Leuchtturm und liefen durch die Dünen, an Bunkeranlagen vorbei, Richtung Landzunge. Bei der Hitze tat es gut, mit den Füßen im kühlen Wasser des Kattegats zu laufen. Wir versuchten, so gut es ging Abstand zu den vielen Besuchern zu halten, obwohl am Strand sich die 1,5 m Distanz nicht immer einhalten lässt. Wir brauchten etwa 45 Minuten bis zur Spitze, Frederick nannte es: Volksfest-Atmosphäre, Foto-Sessions ohne Ende. So sind auf unseren Fotos ein paar mehr Leute zu sehen, im Hintergrund der Zusammenfluss der beiden Meere. Ohne Sturm nicht spektakulär, und das “Aufeinanderprallen” war kaum bemerkbar. Aber man muss mal dagewesen sein und ein schöner Strandspaziergang und ein besonderes Erlebnis war es allemal.
Wir übernachteten noch einmal auf dem ruhigen Parkplatz in Skagen, ein weiteres Mobil mit zwei jungen Frauen und Hund hatte sich hinzugesellt.
Donnerstag, 20. August 2020
Nach dem Frühstück brachen wir auf, zuerst nach Aalbaek zu einem Expert-Laden. Unterwegs hielten wir auf einem Campingplatz, um unser Wohnmobil zu ver- und entsorgen. Wir befürchteten Schlimmes (vom Preis her gesehen) denn hier in Dänemark wird man dafür richtig zur Kasse gebeten, wenn man nicht auf dem Platz übernachtet. Und richtig, 10 € wurden fällig. Das kostet uns sonst zwischen drei und fünf Euro! Also echt teuer! Frederick hatte die Hoffnung, in dem Expert-Laden eine Tasche für die Kamera kaufen zu können. Er durchstöberte dort den Laden, fand ein paar, befand aber 80€ als zu teuer, also muss es erstmal ohne gehen.
Am kleinen Hafen von Aalbaek, auf der schönen Mole gibt es einen Stellplatz für Wohnmobile, 150 Kronen die Übernachtung, günstig also. Überhaupt erschien uns der Ort (etwa 1440 Einwohner), etwa 20 km südlich von Skagen gelegen, klein , ruhig und nett als Feriendomizil.
Unser Ziel, den Fährhafen Hirtshals, erreichten wir am frühen Nachmittag. Das Wetter hatte sich verändert, Regenwolken zogen auf und so liefen wir tatsächlich – zum ersten Mal auf dieser Reise – mit einem Schirm bewaffnet los, um die Hafengegend, das Zentrum zu erkunden. Sonderlich beeindruckt waren wir nicht. Eine Einkaufsstraße mit den nötigen Geschäften (Lebensmittel, Café, Fast Food Restaurant und andere), alles eher nüchtern und nix mit Hygge.
Okay, wie wahrscheinlich alle anderen wollten auch wir Hirtshals nur als Durchgangsort nutzen und mit der Fähre nach Norwegen übersetzen. Manchmal sehen Fähranleger-Städte eben so aus. Wir hatten inzwischen Meldung von Fjordlines, dass der Katamaran, auf dem wir gebucht waren, wegen technischer Probleme nicht mehr ablegte. Also heute nicht mehr um 18 Uhr rüber nach Norwegen.
Frederick hatte gleich umgebucht und ohne Zuzahlung sollten wir am 21. August um 9 Uhr die Fähre nach Langesund bekommen, etwa zwei Stunden östlich von unserem ursprünglichen Ankunftshafen Kristiansand entfernt.
In Hirtshals kauften wir noch Obst und Gemüse ein und suchten uns dann im Hafenbereich einen Stellplatz, beinahe direkt unter einem riesigen Windrad. Wir gesellten uns zu den anderen Wohnmobilen dazu und verbrachten einen ruhigen Abend mit Abendessen und Lesen in Sichtweite der Fähren-Zufahrt.