Quedlinburg
Samstag, 31.Mai. 2014
Mittlerweile hatte sich das Wetter weiter verbessert und wir planten die Tour nach Quedlinburg ein, auch nur eine halbe Autostunde von unserem Stellplatz entfernt. Auf Quedlinburg freuten wir uns besonders, hatten wir doch schon viel über die schön restaurierte Fachwerkstadt gehört Außerdem war dort Feierlaune angesagt: 20- jähriges Jubiläum der Ernennung durch die UNESCO zum Weltkulturerbe. Das versprach Einiges.
Nahe genug an der Stadt fanden wir einen kostenlosen Stellplatz für unser Wohnmobil und tauchten auch gleich ins Mittelalter ab. Wir kamen am Schreckensturm vorbei, einem Wehrturm, der auch als Folterkammer und Gefängnis benutzt worden war. Die heutige Nutzung ist weit entfernt von Schrecknissen: Der Turm ist mit modernen Ferienwohnungen ausgestattet und bietet heute wohl eher einen gemütlichen Aufenthalt.
Vorbei ging es an teils kleinen und vom Alter gebeugten Häuschen in malerischen Gassen, die meisten Bauten sind aber alle liebevollst renoviert und restauriert. Wir begeisterten uns an der Vielfalt der farbenfrohen Fassaden mit den vielen Holzschnitzereien. Allerdings: kein Wunder, dass es im Mittelalter bei so viel Holzverarbeitung (Fachwerk) immer wieder leicht zu Bränden kam. – Im Zentrum war ordentlich was los. Verbände der Stadt hatten Stände aufgebaut, die Feuerwehr war vertreten mit einer Sonderschau (Ausfahren der Feuerwehrleiter und Erprobung des Martinshorns, schön laut!!).
Wir kamen am Adelshof vorbei und staunten über diesen einst sicher schönen Innenhof mit einem Taubenhaus in der Mitte. Hier kehrten Adlige auf ihren Reisen ein, deshalb war es praktisch, immer ein paar Tauben zu halten, die eine leckere Mahlzeit ergaben. Der Platz wartet noch auf seine Restaurierung, die Spendengelder fließen leider langsam. Das Taubenhaus soll demnächst von einem Statiker überprüft werden und wenn es klappt, soll es zur Hochzeits-Suite umgebaut werden, in luftiger Höhe!
Bei bestem Wetter bummelten wir in der traumhaften Altstadt, fanden schließlich den Weg zum Dom hinauf. Wir kennen und lieben ja einige der mittelalterlichen Städte in Frankreich, Quedlinburg braucht einen Vergleich damit nicht zu scheuen! Es gibt wunderschöne lauschige Winkel, verführerische kleine Cafés und Restaurants, Wein-Bars, hübsche Lädchen mit Spezialitäten (Senf und anderes Hausgemachtes), DDR-Nostalgie-Laden (Spiele, Bücher, Nahrungsmittel), und das alles in dieser mittelalterlichen Atmosphäre. Ach, einfach mal selbst hinfahren und kennenlernen!
Von der Burg aus hat man einen sehr schönen Blick über die Stadt, und dort oben geht es ein wenig gemächlicher zu.
Wir hätten uns stundenlang in Quedlinburg aufhalten können, wollten uns dann aber doch noch Halberstadt ansehen.
Halberstadt wurde leider im Krieg sehr zerbombt, und so gibt es nur noch einen ganz kleinen alten Teil der Stadt. Hier scheint noch nicht viel Geld aus der EU geflossen zu sein, vieles sieht marode aus, eigentlich schade, denn einige Substanz ist vorhanden, aber man braucht eben viel Geld für die Restaurierung.
Zufällig landeten wir am späten Nachmittag in einem sehr romantischen Winkel des alten Teils der Stadt und die nette Wirtin der Gaststube servierte uns tatsächlich noch Kaffee und Kuchen! Von ihr erfuhren wir, daß die Stadt kein Geld für die Renovierung von alten Häusern hat, so bleibt es den Besitzern überlassen, etwas zu unternehmen. Ihr kleines Lokal mit einer Ferienwohnung lag im wohl ältesten Teil des Ortes und hatte einen wild wachsenden und verwunschenen Garten hinter dem Haus, wo wir dann auch saßen.
Beim Rundgang durch die Altstadt fiel uns dann noch dieser Trabi auf. Ansonsten brauchen wir nach Halberstadt kein zweites Mal zu fahren, stellten wir fest.