Fürstenberg

 In Deutschland 2013

Dienstag, 11. Juni 2013

Kirche am Markt

Kirche am Markt

Heute wollen wir per Fahrrad nach Alt Placht (einem alten Gutsdorf) und das “Kirchlein im Grünen” ansehen. Der Vater von Angela Merkel hatte sich sehr für die Restaurierung der völlig verwahrlosten Holzkirche eingesetzt. Sie soll um 1700 errichtet worden sein. Die Bauweise entspricht der nordfranzösischer Fachwerkbauten. So nimmt man an, dass sie durch hugenottische Einwanderer ins Land gebracht wurde. Hugenottischer Baustil aus der Besiedelungsgeschichte der Mark Brandenburg im 17. Jahrhundert ist somit in einer einzigartigen Erscheinungsform erhalten geblieben. Das Kirchlein liegt inmitten von 500 Jahre alten Linden. Man stelle sich nur einmal vor: die Linden wurden zu einer Zeit gepflanzt, als Kolumbus Amerika entdeckte! Freuen wir uns darüber, dass wir sie noch heute anschauen können!

Die Kirche im Gegenlicht

Die Kirche im Gegenlicht

Leider hat es mit dem Kirchlein doch nicht geklappt. Der Waldweg zur Kirche war mit unserem Wohnmobil nicht befahrbar. Die Idee, mit dem Fahrrad hinzufahren, hatten wir schon vorher aus Zeitgründen (!) aufgegeben. Wir fuhren weiter nach Lychen. Bei der Fahrt durchs Zentrum entschieden wir uns gegen einen Aufenthalt dort. Das neue Ziel war Fürstenberg/Havel. Wir hatten Probleme, den im Internet ausfindig gemachten, kostenlosen Stellplatz zu finden. Unser Navi lotste uns über eine holprige Pflasterstraße in den 8 km entfernten Ortsteil Himmelpfort, in dem es nur eng war und es keinen Stellplatz gab. Als wir nach dieser Irrfahrt in Fürstenberg ankamen, fanden wir aber schnell einen schönen und ruhigen Stellplatz am Yachthafen. Für 9 Euro alles inklusive, für Wohnmobilfahrer immer wichtig! Duschen kostet 1,50 Euro pro Person.

Wir machten uns auf zu einer Erkundung des Städtchens. Dabei gingen wir am Schloss vorbei. Das heruntergekommene Gebäude war verbarrikadiert, konnte also nicht besichtigt werden. Wir erfuhren, dass ein Investor das Schloss vor einigen Jahren gekauft hatte und beabsichtigte, es in ein 5-Sterne-Hotel mit Wellness-Bereich umzuwandeln. Doch das Projekt ist ins Stocken geraten. Offenbar sind die finanziellen Mittel knapp geworden. Im Zentrum des Städtchens staunten wir über die mächtige Kirche, die das Stadtbild beherrscht.

Zur Abwechslung wurden für den Bau des Gebäudes mal gelbe Ziegelsteine verwendet, wir sahen also Gelb statt Rot: nach all den roten Backsteinkirchen, die wir auf unserer Reise sahen, waren wir wirklich überrascht über das gelbe Erscheinungsbild. Es sah aber beeindruckend aus und war ein Foto wert.

Die umstrittene B96 in Fürstenberg

Die umstrittene B96 in Fürstenberg

In Fürstenberg führt die B96 direkt durch das Stadtzentrum. Es ist eine vielbefahrene, aber enge Straße, durch die auch die großen LKWs donnern. Es gibt eine Bürgerbewegung, die sich für eine Umgehungsstraße einsetzt. Wenn man diesen Verkehr mitbekommt, kann man die Notwendigkeit für eine solche Maßnahme verstehen.

Anne sah ein Geschäft, an der eine schwedische Flagge wehte und eine Elchfigur lockte. Hier gab es offenbar interessante Geschenkartikel und bevor ich mich versah, war Anne im Laden verschwunden. Die Inhaberin hinter dem Ladentisch begrüßte uns mit einem schwedischen Akzent, eine Freude für mich und so begann ich ein Gespräch mit ihr auf Schwedisch. Ich freute mich sehr, mal wieder die Sprache sprechen zu können und wir unterhielten uns eine Weile. Sie kommt aus Vaxholm (eine größere Insel in den Stockholmer Schären) und lebt seit 12 Jahren im beschaulichen Fürstenberg. In Vaxholm (Insel, Schären!) sei es ihr zu eng geworden, sagte sie. Währenddessen fand Anne einige kleine Dinge, die wir dann auch kauften.

Wir wanderten hinunter zur Havel, wo ich einige schöne Fotos schießen konnte. Dabei kamen wir mit einer Einwohnerin ins Gespräch. Sie erzählte uns, dass die jungen Leute in die alten Bundesländer abwandern, da es für sie schwierig ist, vor Ort Arbeit zu finden. Sie empfahl uns noch einen lokalen Bäcker, der noch selbst backe “wie früher”.

Havel Idylle

Havel Idylle

Der Grillmeister bei der Arbeit

Der Grillmeister bei der Arbeit

Templin - Lychen - Fürstenberg

Tagesetappe: 45 km

Wir wollten bei dem schönen Wetter grillen und besorgten uns noch die Grillwürste. Dann ging es zurück zum Stellplatz. Dort schauten wir uns den sehr schön gelegenen Yachthafen mit den vielen Booten an. Danach wurde der Grill vorbereitet, und schon bald brutzelten die Würste auf der Holzkohle. Wir hatten uns alkoholfreies Bier aus der Stadt mitgebracht, das wir im Gefrierfach schnell auf Trinktemperatur herunterkühlten. Mit dem Bier schmeckten die Würstchen besonders gut. Zum Nachtisch gab es frische Erdbeeren mit Quark, lecker!

Wir kamen dann noch ins Gespräch mit Wohnmobil-Nachbarn, die heute von Leer/Ostfriesland in einem Stück hierher gefahren waren. Jetzt waren sie völlig fertig und steuerten als erstes das Restaurant im Yachthafen an, um sich zu stärken. Dort gab es Spargel mit Schnitzel für 11,90 €.

Morgen früh wollen wir die in unmittelbarer Nähe liegende Ravensbrück KZ-Gedenkstätte besuchen.

 

 

Mittwoch, 12. Juni 2013

Yachthafen in Fürstenberg

Yachthafen in Fürstenberg

Wieder ein schöner, sonniger Morgen. Bevor wir weiterfahren, wollen wir uns noch die Gedächtnisstätte des Frauen-KZ’s Ravensbrück anschauen. Es ist nur 600 m vom Stellplatz entfernt. Auf dem Weg dorthin laufen wir an einer alten Betonmauer vorbei, wo man noch deutlich sehen kann, dass auf der Mauer einmal Stacheldraht montiert war.

Die Gedenkstätte selbst besteht aus einem Informationscenter und einem Teil des ursprünglichen Lagers. Viele der ursprünglichen Gebäude sind erhalten und renoviert worden. Sie werden heute für andere Zwecke verwendet. Zum Beispiel werden die früheren Offiziersbaracken, die sich außerhalb des eigentlichen Lagers befinden heute von einer Jugendherberge als Unterkünfte benutzt.

Im Informationscenter hat man viele Schautafeln entlang der Wände angebracht, auf denen die Einzelschicksale früherer Häftlinge erzählt werden. Diese bedrückenden Geschichten lassen uns ganz still werden. Aber man muss sie lesen, immer und immer wieder. Zu welchen Greueltaten manche Menschen fähig ist, das ist erschreckend. Auf dem Weg zurück sagten wir nur wenig. Jeder von uns verarbeitete das Gesehene. Ein Panzerdenkmal der Roten Armee, an dem wir vorbeigingen, machte uns nochmals der ganzen Tragödie der unseligen NS-Zeit bewusst.

Fotogalerie Fürstenberg

Ravensbrück KZ Gedenkstaette

Ravensbrück KZ Gedenkstätte

Russisches Kriegsmahnmal

Russisches Kriegsmahnmal

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