Mosel
Dienstag, 3. April 2017
Frederick meldete sich gegen 9 Uhr im Büro an und ab 9.30 Uhr sollten wir unser Reisemobil in die Werkstatt fahren. Es ging um den Einbau einer Entlüftungsanlage für die Toilette. So eine hatten wir ja auch in unserem HOBBY-Mobil gehabt und waren damit gut gefahren. Dass in einem neuen Fahrzeug so ein System nicht eingebaut ist, können wir nicht verstehen. Denn es kann wirklich Gerüche in der Toilette verhindern. Unsere roch ja leider schon seit Übernahme des Wohnmobils, und zwar nach brackigem Wasser. Da half alles Säubern und Spülen nicht. Deshalb hatten wir uns für die Nachrüstung entschieden und versprachen uns einiges davon. Wir erklärten dem Techniker das Problem. Er erläuterte, dass ein total abdichtender Toilettendeckel, wie es bei uns der Fall ist, der Grund sein dürfte. Kondenswasser und Feuchtigkeit kann sich im Inneren absetzen und Plastik nimmt Gerüche an bzw. entwickelt Gerüche, daher vielleicht der moderige „Duft“.
Ich musste lachen, im Ausstellungsraum der Firma wurde mit Aufklebern geworben: Das SOG (System ohne Geruch) nimmt Ihrer Toilette den schlechten Atem, treffend ausgedrückt. Für den Einbau musste eine Entscheidung gefällt werden: Abluft übers Dach, aus der Versorgungstür an der Seite oder nach
unten. Nach Beratung entschieden wir uns für die letzte Variante. In einer Stunde sollte der Einbau erledigt sein, wir spazierten während der Zeit die kurze Strecke hinunter an die Mosel. Der kleine Ort Löf besteht aus Pensionen, Gasthöfen, Privathäusern und ein wenig Industrie und natürlich einem Weinanbaugebiet, wie überall hier am Fluss. Die Gärten waren herausgeputzt mit Frühlingsblumen.
Überhaupt hatten wir festgestellt, dass an der Mosel alles grünte und blühte und schon viel weiter war als bei uns im Norden.
Zurück in der Werkstatt erklärte der Techniker die Handhabung und Pflege (Filterwechsel) der Anlage, übergab uns die Rechnung (239 Euro = Sonderpreis) und wünschte uns eine gute Weiterfahrt.
Wir waren gespannt auf das Ergebnis, wären wir die Geruchsbelästigung jetzt endlich los? Die nächste Fahrstrecke führte uns nach Cochem. Der Hinweis „Historisches Zentrum“ verlockt uns zum Halten und Schauen. Auch hier war in wunderbarer Weise für Parkplätze entlang der Straße gesorgt. Pro Stunde 1 Euro, also gönnten wir uns einen Stadtrundgang, für den wir drei Stunden einplanten.
Da wir noch nie an der Mosel waren, nur von den alten Städtchen und den für Weinproben bekannten Ortschaften gehört hatten, waren wir neugierig. Cochem ist Kreisstadt und inklusive der umliegenden Gemeinden hat ca. 43.000 Einwohner, ohne Touristen. Sicherlich steigt die Bevölkerungszahl um ein Vielfaches während der Saison, die von Ostern bis weit in den Herbst (Weinlese) dauert. Am zentral gelegenen Endertplatz besorgten wir uns bei der Tourist-Information eine kleine Broschüre und wanderten los.
Unter der Moselbrücke hindurch standen wir vor dem schönen Carlfritz-Nicolay Mosaik mit vielen Hinweisen zur Geschichte der Stadt. Durch das Enderttor, einem Teil der alten Stadtmauer, die den kompletten Stadtkern umgibt, ging es wieder ans Klettern, etliche Stufen hinauf zum Kapuziner Kloster. Von hier oben hatte man einen tollen Ausblick auf die Stadt und die Reichsburg, eine Anlage aus den Jahren um 1000. Sie diente als Zollburg in mittelalterlicher Zeit.
Gehen wir zurück in die Geschichte, müssen wir leider auch wieder von mehr Krieg als Frieden lesen und so fiel die Burg im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 einem Brand zum Opfer. Die Truppen des französischen König Ludwig XIV. hatten die Burg besetzt, unterminiert und gesprengt. Lange Zeit blieb die Ruine unangetastet, bis 1868 der Berliner Kaufmann Louis Ravene das Grundstück für 300 Goldmark kaufte. Er ließ die Burg nach alten Plänen wieder aufbauen. Erst seit 1978 ist sie Besitz der Stadt Cochem.
Wir spazierten durch kleine enge Gassen mit alten Fachwerkhäusern. Manche waren schon restauriert, andere warteten noch auf bessere Zeiten. Am Balduinstor lockte uns das Menü-Angebot einer Schankwirtschaft: Szegediner Gulasch/Feuertopf. Frederick hatte augenblicklich Appetit auf Gulasch, besonders Szegediner Art und wir kehrten gegen Mittag ein. Die Gaststube war ziemlich dunkel, alles eher altmodisch, keine Wirtin in Sicht und nur ein Gast saß an einem der Tische. Ungefragt sagte er, „Szegediner Gulasch gibt’s nicht mehr“. Na toll! Wir warteten eine ganze Weile, bis ich fragte, ob man irgendwo klingeln müsste, damit Bedienung käme. In schönster Mundart erklärte uns der andere Gast, dass die Wirtin ja zunächst mal mit seiner Essenszubereitung beschäftigt sei, die käme schon noch. Hm –nach einigen weiteren Minuten war es dann soweit für unsere Bestellung. Der Herr da drüben hatte die letzte Portion bekommen, und gleichzeitig noch eine weitere vom Feuertopf bestellt. Aber davon hätte sie noch zweimal. Frederick war die Enttäuschung anzusehen, aber gut, wir entschieden uns für den anderen angebotenen Mittagstisch.
Der Moselwein, den sie uns dann einschenkte, entschädigte für alles, er schmeckte wirklich toll. Der Preis von 0,2 l =2,30 Euro haute uns vom Hocker, so günstig! Wieder dauerte es eine Zeitlang, bis unser Essen serviert wurde. Die Wirtin leckte sich den Daumen ab, hatte wohl in die Soße gefasst und setzte sich in unsere Nähe. Wir aßen mit Appetit, sie unterhielt uns mit ihren Sorgen. Schließlich war sie schon über 70 Jahre alt und musste sich immer noch als Wirtin und auch Vermieterin mit allem herumschlagen, kein einfaches Leben. Der Vielfraß vom Nebentisch, ein Dauerkunde aus dem Ort, hatte sich inzwischen verabschiedet. Sie berichtete, dass ihre Gäste in der Saison überwiegend Belgier und Holländer waren. Vielleicht liebten sie den Gegensatz zu ihrem platten Land, hier die Berge und natürlich die Weinproben und Weine der Region ohne Ende.
Es wurde Zeit, zurück zum Parkplatz zu gehen und wir verabschiedeten uns von dieser netten Wirtin. Nach nur wenigen Kilometern entlang der Mosel hielten wir im Örtchen St. Aldegund. Die Gebühr des Stellplatzes direkt am Fluss und im Grünen war 7 Euro einschließlich Ver- und Entsorgung. Wir gingen noch eine Stunde an der Moselpromenade spazieren, auf der man auch herrlich Radfahren kann. Auf dem Wasser sahen wir einige Fluss-Schiffer vorbeifahren, alle hatten sie ihr Auto an Bord. Was mag es wohl für ein Leben sein, immer auf dem Wasser.
Mittwoch, 4. April 2017
Wieder begrüßte uns ein schöner sonniger Tag. Bevor wir zu einer kleinen Wanderung aufbrachen, schauten wir in den gegenüber liegendem Weinkeller der Firma Oster hinein. Er war wie eine Grotte angelegt und galt als ältester Keller der Gegend.
Erstens war es sehr kalt dort, und zweitens konnte man sich nicht satt sehen an dem schön präsentierten Angebot von Weinen, Schnäpsen, sogar Whiskeys und anderen alkoholischen Spezialitäten. Natürlich mussten wir um 10 Uhr vormittags ein, zwei Weine probieren und natürlich kauften wir dann auch die für gut befundenen und schleppten zwei Kisten zurück ins Wohnmobil. Umso heiterer machten wir uns dann auf die Wanderung entlang der Mosel. Nach 45 Minuten erreichten wir den Ort Alf, der uns aber nicht sonderlich beeindruckte. Es gab noch nicht einmal eine öffentliche Toilette dort. Alles schnell wieder zurück zum Wohnmobil in St. Aldegund.
Fühlbar erleichtert machten wir uns auf die Weiterfahrt, ohne so richtig zu wissen wohin. In Alf kamen wir von Mosel weg und waren plötzlich auf der Autobahn. Das gefiel uns nicht, sodass wir wieder abfuhren und den Ort Piesport ansteuerten. Ist wohl vielen bekannt vom süßen Piesporter Wein. Aber in Piesport verlockte nichts zum Verweilen und wir fuhren weiter zum nächsten Ort – Neumagen-Drohn, ein sehr alter, traditioneller Weinort. Hier gab es zwar einen schönen Stellplatz direkt an der Mosel, dennoch entschieden wir uns zur Weiterfahrt nach Saarlouis.
Ein Tipp zum Abschluss: Wenn ihr zwar kein eigenes Wohnmobil besitzt, aber dennoch Lust auf einen Ausflug wie diesen bekommen habt, könnt ihr auch ganz einfach ein Wohnmobil für ein paar Tage online günstig mieten. Hier bieten sich Plattformen wie z.B. erento an, auf der gewerbliche Vermieter überall in Deutschland ihre Reisemobile anbieten.
Hallo Weltenbummler!
Tolle Reise mit schönen Eindrücken und Fotos! Helga und ich waren mit einem befreundeten Ehepaar vor 2 Jahren im Herbst für eine Woche an der Mosel, in Lieser bei Bernkastel-Kues. Hat uns auch sehr gut gefallen. Auch die Umgebung natürlich.
Solche Erfahrungen, wie Ihr sie in der alten Gaststätte mit dem “Vielfraß” und dem Daumen in der Suppe gemacht habt, blieben uns erspart. Aber in einer 1-Mann-Gaststätte geht’s halt der Reihe nach, da gibt es sicher auch nur eine Herdplatte….
Aber nun ward Ihr ja schon 2 Tage mit dem neunen Entlüfter unterwegs und habt uns aufmerksame Leser nicht berichtet, ob sie nun Wirkung gezeigt hat. Wenn ich mich hätte entscheiden sollen, ob nach oben oder nach unten entlüften – ich hätte mich für den Himmel entschieden. Und wie war es nun richtig?
Wie dem auch sei – ich wünsche Euch noch eine schöne Zeit auf Achse, ohne Muffelgeruch!
Gruß Assi