Wendland und die Prignitz
Wendland und die Prignitz September 2021
Hitzacker 18.-20.9.2021
Das schöne Wetter Mitte September 2019 motivierte uns zu einer Tour durch das Wendland und die Prignitz. Erste Station war das bezaubernde Städtchen Hitzacker an der Elbe. Hier waren wir schon einige Male gewesen, es zieht uns also immer wieder dorthin. Der – übrigens kostenlose – Stellplatz nahe der Elbe und in fußläufiger Entfernung zur Altstadt war fast vollständig belegt, als wir am frühen Nachmittag dort anrollten. Den Stadtvätern muss man ein Kompliment machen, dass sie diesen schönen Platz den Wohnmobilisten zur Verfügung stellen. Uns gelang es glücklicherweise, noch einen Platz zu bekommen. Bei schönstem, warmen Herbstwetter spazierten wir los. Die vielen Fachwerkhäuser begeistern uns immer wieder.
In der Touristinfo erfuhren wir, dass man einen Wettbewerb ausgelobt hatte, der darin bestand, so viele Zwerge wie möglich in der Stadt zu finden und diese zu dokumentieren. Die Geschichte dahinter: Die Stadtverwaltung hatte die Idee, die lokale Legende der Weinbergzwerge zur touristischen Förderung zu nutzen. Man setzte sich mit der polnischen Bildhauerin Beata Zwolanska-Holod aus Breslau (Wroclaw) in Verbindung. Diese hatte bereits für die Stadt Breslau mehrere hundert der “Krasnale” genannten Gnome, die an den phantasievollen Widerstand gegen die Obrigkeit in den 1980-er Jahren erinnern, geschaffen. Mittlerweile gibt es 36 ähnliche Zwerg-Skulpturen in Hitzacker, die – geschaffen von Beata Zwolanska-Holod – an unterschiedlichsten Plätzen in der Stadt aufgestellt wurden. Jeder Zwerg verkörpert eine Tätigkeit. So gibt es den Bäckerzwerg, die Anglerzwerge, den Bauchrednerzwerg, den Fahrradzwerg, den Zahnarztzwerg usw. usw. Viele Einwohner Hitzackers tragen zur Vermehrung der Zwerge bei und kaufen sich einen, der zum Haus passt und vielleicht auch etwas über die Geschichte erzählt.
Natürlich ließen wir es uns nicht nehmen, an der Jagd auf die Zwerge teilzunehmen. Hierzu erhielten wir von der Touristinfo eine Broschüre, auf der die Plätze aller Zwerge gekennzeichnet waren. Einfach, denkt man. Aber ganz so leicht war es nicht, die Zwerge zu finden. Von den 36 fanden wir schlussendlich 33. Um an der Verlosung für den ersten Preis, einer Übernachtung in einem Hotel der Stadt teilzunehmen, musste man mindestens 26 Zwerge gefunden haben. Gewonnen haben wir leider nicht, aber es war ein großer Spaß und nebenbei lernte man die Stadt noch besser kennen. Hier ein Link zu mehr Hintergrund dieses Themas: Hitzacker Zwerge
Wir verbrachten drei Tage in der Stadt, ließen uns sogar von Lieferando zwei Pizzen als “Take Away” ans Wohnmobil liefern. Eine tolle Geschäftsidee!
Eine weitere Sehenswürdigkeit Hitzackers ist das Archäologische Zentrum. Hier gibt es Exponate aus der Bronzezeit zu bestaunen. Wenn man erfahren möchte, wie die Menschen damals lebten, wie sie ihre Werkzeuge herstellten, wo sie wohnten, wie sie sich kleideten, was sie aßen, welche Gefahren sie bedrohten und woher Archäologen dies alles wissen, dann ist dieses Zentrum ideal, das herauszufinden.
Am zweiten Tag unseres Aufenthaltes gönnten wir uns einen ausführlichen Besuch des Freilichtmuseums und wir waren hellauf begeistert, sind wir doch geschichtlich sehr interessiert. Hier nur einige der vielen Fotos, die wir dort gemacht haben. Wer möchte, kann sich auch auf diesem Link ausführlich informieren: Archäologisches Zentrum
Dannenberg 20.9.2021
Am Morgen des 20. September brachen wir unsere Zelte in Hitzacker ab. Das nächste Ziel war die – nur 10 km entfernte – Stadt Dannenberg. Das Parken dort gestaltete sich etwas schwierig. Einen richtigen Wohnmobilstellplatz gibt es nicht. Vielleicht sollte die Stadt darüber mal nachdenken. Wir beschränkten unseren recht kurzen Aufenthalt auf einen Rundgang durch die Altstadt, genossen den Anblick der vielen Fachwerkhäuser, machten ein paar Fotos und weiter ging es nach Lüchow.
Lüchow 20.-21.9.2021
Im Gegensatz zu Dannenberg hat Lüchow einen kleinen, kostenlosen Wohnmobilstellplatz direkt neben dem städtischen Hallenbad. Dort angekommen, entschieden wir uns für eine Übernachtung. Unser erster Erkundungsgang am späten Nachmittag zog sich bis in die Abendstunden hinein. Wie auch in Dannenberg, zeichnet sich die Stadt durch viele Fachwerkhäuser aus, die größtenteils in sehr gutem Zustand sind. Dazu gehört auch das schöne Rathaus. Vom ursprünglichen Schloss Lüchow ist heute nur noch der Amtsturm als ehemaliger Wehrturm vorhanden. Das Schloss entstand Ende des 14. Jahrhunderts an der Stelle eines slawischen Burgwalls und einer späteren Burg. Beim verheerenden Stadtbrand von 1811 wurden die Reste des bereits verfallenen Schlosses zerstört. Erhalten geblieben ist nur der heute denkmalgeschützte Amtsturm. Auf der Zeichnung kann man gut erkennen, welchen Umfang die ursprüngliche Schlossanlage einstmals hatte. (Quelle: Wikipedia)
Wir wären gern noch in ein Restaurant eingekehrt, aber wegen Corona entschieden wir uns, im Wohnmobil Abendbrot zu essen. Am nächsten Morgen begaben wir uns wieder auf einen Rundgang, der uns in die Auen der Jeetzel und den Stadtpark führte. Danach brachen wir auf, um ein Rundlingsdorf zu besuchen.
Rundlingsdorf Lübeln 21.9.2021
Es gibt viele Rundlingsdörfer im Wendland. Lübeln war das nächste von Lüchow aus. Außerdem sollte es dort ein Museum über die Geschichte der Rundlingsdörfer geben. Nur 10 Minuten später waren wir schon dort. Am Dorfeingang gibt es ausreichend Parkplätze. Hier kann man sicherlich auch problemlos übernachten.
In einem Rundlingsdorf sind die Bauernhöfe sternförmig rund um einen zentralen Dorfplatz angeordnet. So auch hier. Das hatten wir vorher noch nie gesehen. Die teils Jahrhunderte alten Gebäude bestehen aus unterschiedlichen Fachwerkkonstruktionen, je nach Größe und wohl auch Geldbeutel. Uns zog es als erstes ins Museum, das auch in einem ehemaligen Bauernhof untergebracht war. Nach einem kurzen Plausch mit der Museumsassistentin ging es zuerst innerhalb des Gebäudes in die unterschiedlichen, sehr interessanten Ausstellungen dort. Im Anschluss folgte ein Rundgang durch das Freigelände, wo hauptsächlich unterschiedliche handwerkliche Traditionen gezeigt wurde.
Zurück im Museumshauptgebäude wurden wir noch zu einer Verkostung eingeladen: „White Wendish Liquor“, ein sahniges, alkoholhaltiges Getränk aus Schafsmilch. Eiskalt getrunken schmeckt es ähnlich wie ein Bailey. Wir ließen uns zum Kauf einer Flasche des edlen Getränks hinreißen. Dem Museumsbesuch folgte ein Rundgang im Rundlingsdorf. Es war aber partout nichts los. Die Saison war halt zu Ende. Kein Café oder Restaurant hatte geöffnet. Eine Atmosphäre war entsprechend nicht vorhanden.
Salzwedel 21.9.2021
In Salzwedel hatten wir schon 2020 auf der Rückfahrt von Thüringen Station gemacht. Die hübsche, kleine Fachwerkstatt hatte uns sehr gut gefallen und jetzt wollten wir diesen Eindruck noch einmal vertiefen. Diesmal war aber leider der kleine Stellplatz am Schwimmbad bereits voll besetzt. Aber wir hatten Glück. Der Betreiber bot uns einen Platz auf seinem Privatgrundstück gegenüber an, wo bereits drei weitere Wohnmobile standen. Es war etwas uneben, doch wir fanden mit Hilfe der Auffahrkeile eine einigermaßen waagerechte Position.
Sofort marschierten wir los Richtung Altstadt (nur 10 Minuten Fußweg). Auf dem Weg dorthin kamen wir an einem Tierpark vorbei. Den hatten wir im letzten Jahr nicht bemerkt, da wir eine andere (längere) Route in die Stadt genommen hatten. Rinder. Ziegen, Schafe, Gänse, Enten und noch so einiges wurden hier in großen Gehegen gehalten und offenbar sehr gut durch die Besucher gefüttert. Denn bei unserem Anblick kamen die Tiere sofort in unsere Richtung, wohl auf Leckerlies hoffend. Davon hatten wir leider nichts. Wir entschieden uns, auf dem Rückweg aus der Stadt etwas mitzubringen.
Salzwedel ist u.a. berühmt wegen seiner Baumkuchentradition. Im urigen Café Kruse hatten wir diese Köstlichkeit schon beim letzten Besuch genossen. Es war gerade Kaffeezeit und deshalb war das Café Kruse auch unser erstes Ziel in der Stadt. Der Baumkuchen war richtig lecker und gut gestärkt stürzten wir uns ins Altstadtgetümmel. Bei diesem Besuch war das Wetter richtig schön, so dass uns auch ein paar schöne Aufnahmen gelangen. Auf dem Rückweg ging’s dann nochmals durch den Tierpark, bewaffnet mit Leckerlies, die uns dann natürlich gierig aus den Händen weggefressen wurden. Spaß war‘s allemal.
Am Wohnmobil angekommen, erwartete uns dort totale Finsternis. Kein Strom! Frederick überprüfte die Strom-App. Die zeigte volle Leistung beider Batterien. Was konnte das nur sein? Wir waren ratlos. Ein Telefongespräch mit dem Installateur der elektrischen Anlage brachte uns auch nicht weiter. Wir brauchten aber Strom und wandten uns an den Platzbetreiber. Dieser bot an, dass wir mit unserem Verlängerungskabel uns über die Außensteckdose an seiner Garage mit Strom versorgen könnten (natürlich gegen Bezahlung). Nachdem auf diese Weise alles wieder funktionierte, postete Frederick in einem Facebook Wohnmobilforum das Problem. Morgens dann eine Nachricht. Wir wurden auf einen manuellen Hauptschalter hinter dem Beifahrersitz aufmerksam gemacht. Dort verstauen wir meistens zwei bis drei Schuhpaare. Der Schalter war uns bekannt, wir dachten allerdings, dass er zu der unter der Seitenbank hinter dem Beifahrersitz sich befindenden Truma-Heizung gehört.
Nach Überprüfung stellte Frederick fest, dass der Drehschalter auf „Aus“ stand. Wie konnte das passieren? Vermutlich beim Herausziehen eines Schuhs! Also den Schalter wieder auf „Ein“ und alles war wieder in Ordnung. Wieder was gelernt. Dieser Schalter war uns bei der Einweisung vom Händler nicht erklärt worden.
Gartow 22.9.2021
Unser nächstes Ziel war die Ortschaft Gartow Richtung Elbe. In diesem, wirklich hübschen Ort wohnen nur knapp 1400 Einwohner, aber es wird einiges geboten. Zum einen gibt es hier die beeindruckende, moderne Wendland-Therme, die vom gesamten Wendland besucht wird. Außerdem findet man hier das Gartower Schloss, das leider nicht besichtigt werden kann.
Wir konnten auf einem am östlichen Ortseingang gelegenen, großen Parkplatz parken. Der Zugang zu Fuß zum Ort gestaltete sich extrem schwierig, denn die Brücke, die von dort zum Zentrum führt war eine einzige Baustelle, durch die Fußgänger nicht hindurch durften. Die Alternative wäre ein Umweg, natürlich zu Fuß von 2,5 km. Das fanden wir etwas langweilig und wir stahlen uns durch die Baustelle, als niemand guckte, teilweise über frischen Asphalt. Die Hauptstraße ist eine Aneinanderreihung von sehr schön restaurierten Fachwerkhäusern und einer mit Bäumen gesäumten Straße. Alles sah sehr gepflegt aus. Wir umrundeten das Dorf, vorbei am Gartower Schloss und entschieden uns dann, den See zu umrunden. Das sonnige, warme Wetter war Motivation genug. Der in den 70er Jahren künstlich geschaffene See ist ein richtiges Naturparadies. Viele Vogelarten brüten hier in einer gut geschützten Umgebung. Wir genossen die entspannte Wanderung, beobachteten die Vogelwelt und kamen schließlich am Parkplatz an, wo unser Wohnmobil stand.
Schnackenburg 22.9.2021
Nur 10 km weiter, direkt an der Elbe liegt der frühere Zonengrenzort Schnackenburg. Wir waren auf diesen Ort aufmerksam geworden, weil es dort ein Museum geben sollte, das sich mit dem Leben diesseits und jenseits der ehemaligen Zonengrenze auseinandersetzte. Das wollten wir uns anschauen. Schnackenburg ist mit knapp 600 Einwohnern die kleinste Stadt Niedersachsens und gehört verwaltungsmäßig zum Amt Gartow. Eine Hand voll restaurierter Fachwerkhäuser, das sehr kleine Zonenrandgebietsmuseum, ein alter Zollkreuzer und eine nicht mehr fahrende Elbefähre – das war‘s dann schon. Für zwei Euro pro Person Eintritt schauten wir uns noch das Museum an.
Dann ging die Fahrt weiter zu unserem Übernachtungsziel, Wittenberge an der Elbe in der Prignitz, dem nordwestlichsten, an Niedersachsen heranreichenden Teil Brandenburgs.
Wittenberge 22.-23.9.2021
Ziel war der schöne Stellplatz direkt an der Elbe, den wir noch von unserem letzten Besuch kannten. Etwas Bammel hatten wir schon, ob es dort noch einen freien Platz für uns geben würde, aber das Glück war auf unserer Seite. Zwei bis drei Plätze gab es noch. Direkt nach dem Aufstellen machten wir uns schon wieder auf zu einem Stadtrundgang. Diesmal erweiterten wir unseren Weg erheblich, spazierten die lange Haupteinkaufsstraße (Bahnstraße) hoch und runter zum beeindruckenden Rathaus. Es fällt auf, dass viele Altbauten wieder im alten Glanz erstrahlen. Mit viel Geld aus den Städtebauförderprogrammen “Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahmen” sowie “Soziale Stadt” hat sich Wittenberge gemausert. Am Elbufer, das früher stark industrialisiert war, ist ebenfalls vieles saniert worden. Hotels und Freizeitanlagen wurden hier geschaffen. Wir können einen Besuch der Stadt wirklich empfehlen.
Am Stellplatz wollten wir noch in dem dortigen Hafenrestaurant eine Pizza verspeisen. Pizza war leider aus. Daher aßen wir am Wohnmobil und genossen dort die Abendsonne und den Sonnenuntergang.
Perleberg 23.9.2021
Schon lange wollten wir uns die Stadt Perleberg (ebenfalls in der Prignitz) anschauen. Heute sollte es endlich so weit sein. Perleberg ist nur 13 km von Wittenberge entfernt und knapp 20 Minuten nach der Abfahrt in Wittenberge waren wir schon auf dem kostenlosen Wohnmobilstellplatz am Rande der Perleberger Altstadt. Dort kann man sehr gut übernachten, aber es fehlt an Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten.
Perleberg ist wahrlich eine Perle. Fast umringt von einer Stadtmauer, wurde die Altstadt nach der Wende schon zum großen Teil saniert. Zentraler Anziehungspunkt ist der Marktplatz mit dem Rathaus und der St. Jacobi Kirche. Die Stadt liegt am Fluss Stepenitz, der sich rund um die Altstadt in zwei Arme spaltet und somit die gesamte Altstadt von Wasser umgeben ist. Noch ist die Sanierung der Stadt nicht abgeschlossen. Etliche verfallene, historische Gebäude zeugen davon. Aber an vielen Stellen sieht man Baugerüste. Es tut sich also etwas.
Wir wanderten durch die Gassen, bewunderten gelungene Sanierungsarbeiten, gönnten uns Kaffee und Kuchen in einem Café am Markt bei warmem Sonnenschein, schlenderten entlang der Stepenitz und Teilen der alten Stadtmauer und landeten schließlich wieder am Stellplatz. Perleberg hat uns gut gefallen. Eigentlich wollten wir auch noch übernachten. Da es aber keine Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten gab, entschieden wir uns zur Weiterfahrt nach Grabow, wo wir dann am Abend ankamen, dort übernachteten und am Morgen des 24. September von dort nach Hause fuhren.
Fazit der Tour: Viel gesehen, viel gelernt, viel Spaß gemacht!