Liepāja

 In Lettland 2019

Liepāja, Dienstag, 13. August 2019
Wasser bunkern an der Tankstelle und endlich eine Wagenwäsche

Auf dem Weg nach Liepāja versuchte ich, mich per Internet mit dem Guten Tag, Danke und Bitte auf Lettisch vertraut zu machen, hoffnungslos!

Frederick hielt Ausschau nach einer günstigen Tankstelle, denn in Lettland soll Diesel teurer sein. Wir fuhren eine Tankstelle mit einem Angebot von 1,22€ pro Liter Diesel an und tankten dort. Dabei fragten wir gleich mal nach, ob wir auch Trinkwasser auffüllen könnten. Das war kein Problem und so bunkerten wir kostenlos 120 Liter Frischwasser.

Nach einer kurzen Weiterfahrt überquerten wir – kaum merklich, lediglich am Hinweisschild LATVIA zu erkennen, die Grenze nach Lettland. Kaum der ersten Tanke ansichtig, ärgerte Frederick sich: 1,189€ der Liter Diesel. Naja, so schlimm ist das nun auch wieder nicht …

Schnurgerade Straße durch den lettischen Wald

Schnurgerade Straße durch den lettischen Wald

Grenzübergang nach Lettland

Grenzübergang nach Lettland

Kurz vor der Einfahrt nach Liepāja entdeckten wir eine moderne Autowaschanlage. Das hatte unser Fahrzeug nach fast drei Wochen dringend nötig! Insgesamt schmissen wir 6,50€ in den Automaten und schrubbten und putzten, bis unser Wagen wieder glänzte. Das war die Mühe wert.

Die App “Park4Night” leitete uns auf einen kleinen Parkplatz, gegenüber der Konzerthalle Großer Bernstein. Es standen schon zwei weitere Wohnmobile dort und wir gesellten uns einfach  dazu. Übernachten soll erlaubt  sein, wir versuchen es mal … Stellplatz-Koordinaten W56°30’44.0″, O21°00’36.6″

Russisch-Orthodoxe Kirche

Russisch-Orthodoxe Kirche

Stellplatz Liepaja gegenüber dem Konzerthaus

Stellplatz Liepaja gegenüber dem Konzerthaus

Palanga - Liepaja

Palanga – Liepaja

wirAber zunächst ging es in die Konzerthalle – wenn wir schon direkt daneben stehen – ein fantastischer Rundbau in der leuchtenden Farbe eines Bernsteins, deshalb der Name. Wir fragten nach Veranstaltungen in den nächsten beiden Tagen und erfuhren von einem Konzert “Boheme für Cello und Piano”, organisiert von dem Liepāja Symphony Orchestra, das am nächsten Abend (Mittwoch) stattfinden sollte. Kurzentschlossen kauften wir zwei Tickets. Danach standen Stadt-Erkundung und Tourist-Info auf dem Plan.

Und so sieht das KOnzerthaus in der Dunkelheit aus

Und so sieht das Konzerthaus in der Dunkelheit aus

Das Konzerthaus "Großer Bernstein"

Das Konzerthaus “Großer Bernstein”

Mein Marco Polo Reiseführer hat recht: er bezeichnet die Stadt als irgendwie zerrissen. Dasselbe Gefühl hatten wir auch. Es ist noch sehr viel Altes vorhanden, im Sinne von heruntergekommen, nicht restauriert. Relikte aus der sowjetischen Besatzungszeit vor 1990. Wundern tut es einen nicht, war Liepāja als sowjetische Marinebasis doch 45 Jahre lang abgeschottet, ohne Passierschein lief hier nichts. Aber hier und da wird an den Häusern gewerkelt, es braucht eben Zeit.

Die  Stadt (90.000 Einwohner) kämpft sich zurück in ein normales Leben, auch über den Tourismus, denn  das einstige Libau, das als Hansestadt auf eine große Geschichte zurückblicken kann, hat doch etwas zu bieten: die Nähe zu schönen Stränden, sowie einen Hafen  – unter anderem mit Fährverkehr nach Lübeck-Travemünde.  Man hat sich auch einer lebhaften Kulturszene verschrieben, Kreativität, Theater, Musik. Live Musik gibt es in Kneipen und Cafés. Eine Musikschule befindet sich in der Konzerthalle. Jährlich macht ein Rockfestival im August von sich reden und ist landesweit berühmt (wie Wacken bei uns?).

Blumen und moderne Fahrradständer

Blumen und moderne Fahrradständer

Sanierte, historische Häuserzeiel

Sanierte, historische Häuserzeiel

Wir liefen über einen Markt in der Altstadt, schauten auch in die alte, aber sanierte Markthalle hinein. Wir ließen uns zu einem Getränk namens Kwas verlocken, dachten, es wäre Bier. Es ist aber ein  durch Gärung von Brot hergestelltes Getränk und schmeckt zwar erfrischend, wenn gekühlt, ist aber ziemlich süß.

Das Angebot in der Markthalle, besonders an Fleischwaren war überwältigend. Es gibt einige schöne Gebäude sowie Kirchen an vielen Ecken. Das Gelände am Hafen fanden wir eher deprimierend. Das Promenaden-Hotel sieht zwar großartig aus, aber für eine neu gestaltete Hafenpromenade hat es noch nicht gereicht. Die Zeit wird kommen .,.

Lustige Wandmalerei

Lustige Wandmalerei

Ev. Kirche St. Anna

Ev. Kirche St. Anna

Markthalle

Markthalle

Liepāja, Mittwoch, 14. August 2019
Schrille Töne im Konzert

Obwohl der Parkplatz, auf dem wir übernachtet hatten (wie zwei weitere mit Wohnmobilen Reisende auch) so stadtnah liegt, war es ruhig gewesen und wir hatten gut geschlafen. Nach dem Frühstück schrieben wir noch ein bisschen am Blog. Gegen 14 Uhr ging es dann zum Strand, alles wunderbar fußläufig zu erreichen. Der Wind blies ordentlich – und Liepāja ist dafür bekannt, hat es in seine Hymne (übersetzt: Die Stadt, in der der Wind geboren ist) einfließen lassen. Kein guter Ort, sich hier die Haare legen zu lassen …

Liepaja Strand

Liepāja Strand

Anne in den Dünen

Anne in den Dünen

Wer von den überfüllten Stränden an ”unserer” Ostsee die Nase voll hat, sollte sich mal überlegen, seinen Strandurlaub in diese Gegend zu verlegen. Auf der Breite und in der Weite der Strände verliefen sich die Sonnenhungrigen und Badewütigen total, einfach herrlich. Für Muschel- und Steinesucher ist allerdings so gut wie nichts dabei. Ich bekam einen Schreck über das auch in englischer Sprache aufgestellte Schild: Achtung, Gefahr beim Sammeln von vermeintlichem Bernstein. Es könnte sich um Phosphor-Teilchen handeln. Also ließ ich die Finger von dem wenigen, was ich als interessanten Strandfund erachtete. Toll finden wir die Holzumkleiden, mitten auf dem Strand. Verhindert das Verrenken von Gliedmaßen beim Umziehen …

Einfache Umkleiden am Strand

Einfache Umkleiden am Strand

Toilettenhäuschen am Strand

Toilettenhäuschen am Strand

Uns zog eines der nett gestalteten Strandcafés an, Kaffee und Kuchen kamen uns gerade recht. Für zwei kleine Tassen Kaffee und zwei kleine Kuchenstücke bezahlten wir 12€, wir staunten nicht schlecht (über einen so hohen Preis!). Es war wohl ein Café der besonderen Sorte, sehen und gesehen werden und Life Musik am Abend.

Skulptur für die auf See Verschollenen

Skulptur für die auf See Verschollenen

Bunte Schilder an der Strandbar

Bunte Schilder an der Strandbar

Auf der Dachterrasse der Strandbar

Auf der Dachterrasse der Strandbar

Dunkle Wolken zogen auf und wir wanderten durch einen großen Park zurück in die Stadt. In einem der kleinen Lädchen fand ich das kleine Mädchen, das für Liepāja wirbt. Hübsch! Sie fährt nun mit uns als niedliche Fensterdekoration. In einem Schuhladen, der mit Sonderangeboten warb, entschied Frederick sich für ein paar Ecco Schuhe (50% Rabatt!) und läuft nun in ihnen wie auf Puschen.

Rock-Café

Rock-Café

Frederick kauft neue Schuhe

Frederick kauft neue Schuhe

Unser Liepaja Mädchen

Unser Liepaja Mädchen

Eine kleine Boulangerie verlockte uns, am nächsten Morgen dort vielleicht zu frühstücken. Wir erfragten die Öffnungszeiten und schauten nach den Preisen: ab 10 Uhr geöffnet, ein Omelett kostete 8€, eine Tasse Kaffee 3€. Wir entschieden: zu spätes Frühstück und zu teuer! Aber die Einrichtung des Cafés war sehr niedlich und fantasievoll.

Urige, aber teure Boulangerie

Urige, aber teure Boulangerie in der Altstadt

Dunkle Wolken im Anflug am Strand

Dunkle Wolken im Anflug am Strand

Um 19 Uhr begann ja das Konzert, für das wir Tickets gekauft hatten. Also nicht weiter die Zeit verbummeln, sondern vorher noch schnell zu Abend essen.

Einige Konzertbesucher hatten sich ordentlich aufgebrezelt – ein bisschen enttäuscht waren wir, weil wir in einen der kleinen Säle geführt wurden, Platz für etwa 200 Zuhörer. Der wohl sehr bekannte Cellist wurde von einem jungen Klavierspieler begleitet. Unter anderem wurde Schumann, Schostakowitsch und Rachmaninov gespielt. Manches war schön anzuhören. Komischerweise klatschte aber niemand nach den einzelnen Stücken, es war mucksmäuschenstill. Ich konnte Frederick nur mit Mühe davon abhalten, in die Stille dazwischen zu klatschen … Erst am Ende des ersten Intervalls gab es donnernden Applaus. In der Pause schauten wir uns innen die interessante Architektur des Großen Bernsteins an, wirklich gelungen.

Nach der Pause ereignete sich dann etwas, das uns an H. P. Kerkeling und Hurz erinnerte (Hurz Youtube Link). Zunächst wurde der berühmte Cellist ewig lange interviewt, wobei wir (unsere Schuld) kein Wort, da auf Lettisch, verstanden. Dann schritten die beiden Musiker zur Tat und intonieren ein experimentelles Stück. Grausig für unsere Ohren und unseren Kunstverstand. Das Publikum klatschte nur verhalten, viele überhaupt nicht, wir auch nicht. Im Zuschauerraum saß der junge Komponist und bekam einen großen Blumenstrauß überreicht – und wurde danach auch noch ewig interviewt. Das war dann echt hart für uns … komischerweise wurde ab da nach jedem Stück geklatscht. Am Schluss wurde ein Rachmaninov-Musikstück gespielt, das uns an Filmmusik erinnerte, es versöhnte uns etwas und auch wir applaudierten endlich wieder.

Konzerthaus Innen

Konzerthaus Innen

Konzerthaus Innen

Konzerthaus Innen

Konzerthaus Innen

Konzerthaus Innen

Auf dem Weg zum Wohnmobil dröhnte uns vom Hafen laute Rockmusik entgegen. Wir schlenderten zum Hotel Promenade auf einen Absacker in der Sportbar, verloren aber schon beim Betreten die Lust dazu: sah nach einem teuren Laden (Oligarchen willkommen!) aus. Viel Glitzer, Silber, schwere Kronleuchter. Das Bier aus unserem Kühlschrank würde es auch tun – und damit beschlossen wir den unterhaltsamen Abend tatsächlich.

Liepāja, Donnerstag, 15. August 2019
Erfahrungsaustausch mit Stellplatz-Nachbarn

Als letztes Highlight zu besichtigen blieb uns vor unserer Weiterreise nur noch die Bernstein-Uhr. Sie entstand aus Bernsteinen, die die Bevölkerung aus ihren Sammlungen gespendet hat. 50 Liter kamen zusammen, wurden zum Kunstobjekt ”Sanduhr” gestaltet. Leider waren die kleinen Bernsteine nur auf eine etwa 2 m hohe Sanduhrenform geklebt, und rieselten nicht, wie ich es mir vorgestellt hatte, als Zeitmesser durchs Glas. Für ein Foto reichte es trotzdem. Vor der Abfahrt kamen wir noch mit unseren Stellplatz-Nachbarn, Birgit und Ernst aus Heidelberg ins Gespräch. Wir tauschten gegenseitige Erfahrungen aus dem bisher im Baltikum Gesehenen aus. Die Beiden waren nun schon auf der Rückreise einer 6-monatigen Tour über Schweden, Norwegen, Finnland, dem Baltikum und Polen und konnten uns einige Empfehlungen hinsichtlich touristischer Höhepunkte und Stellplätze auf unserer Strecke geben.

Bernstein Sanduhr

Bernstein Sanduhr

Statue "Monteur auf Telegrafenmast"

Statue “Monteur auf Telegrafenmast”

Zwei Hafenkräne

Zwei Hafenkräne

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Alte Steinbrücke in Kuldiga
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