Szentendre
Montag, 27. April 2015
Szentendre
27 Grad zeigte die Wettervorhersage an und es war bereits am Morgen sehr heiß. Besichtigungsziel war heute ein Vorort Budapests, Szentendre. Mittlerweile wissen wir, dass „Szent“ das deutsche Wort „Sankt“ ist, und Endre ist Andreas, also heißt der Ort übersetzt: St. Andreas.
Da wir noch die Fortsetzung an unserem Tagebuch schreiben wollten, kamen wir erst gegen 13.00 Uhr in die Hufe. Frederick hatte die Reiseroute herausgesucht: Wie immer 20 Minuten Spazierweg zur U-Bahn-Station, mit der Bahn ins Zentrum, dieses Mal ca. 20 Minuten bis zur Umsteigestelle Batthyany Platz, das liegt bereits auf der Buda-Seite. Von hier aus ging es weiter mit der Vorortbahn, die alle 20 Minuten fährt. Immer wieder sind wir begeistert von der Effizienz der öffentlichen Verkehrsmittel, alle fahren häufig und sind sehr sauber. Dieser Zug war nun doch schon etwas älter und auf den Schienen ging es ruckel-di-zuckel zu, wir wurden für 40 Minuten ganz schön durchgeschüttelt. Ich hatte nicht mit einer so langen Fahrt gerechnet und mir wurde doch etwas bange a) weil wir mitten durch die Pampa, die Donauebene fuhren, allerdings landschaftlich recht hübsch, da hügelig und b) ich plötzlich glaubte, dass wir für diesen Zug vielleicht doch hätten Tickets kaufen müssen, es kann doch nicht alles „frei“ sein für Rentner!! Der Zug hielt wohl 15 Mal, wenn nicht mehr, und irgendwann stieg tatsächlich ein Fahrkartenschaffner zu, der die Fahrgäste kontrollierte. Frederick blieb cool, wir zeigten unsere Ausweise und er nickte uns ab. Das werden wir Ungarn nie vergessen, dass wir uns hier überallhin bewegen können, ohne zu bezahlen, das ist einfach unglaublich – aber man muss natürlich die 65 erreicht haben, muss ja auch mal Vorteile haben!
Ein paar Haltestellen vor Szentendre kamen wir an Aquincum vorbei, der Ausgrabungsstelle aus der Römerzeit. Ein Museum und Ausgrabungen im archäologischen Park erinnern, dass die Römer diese Stadt gegründet hatten. Der Stadtrand war Grenze des Reichs und aus diesem Grunde von Militärlagern umgeben. Auch dieser Ort ist noch einmal ein schönes Besichtigungsziel.
Endlich kamen wir auf dem nicht einladend aussehenden Bahnsteig in Szentendre an. Mir tat es schon leid, dass ich Frederick zu dieser langen Tour überredet hatte. Die Broschüre hatte den Ort doch so liebevoll beschrieben! Wir fragten nach dem Weg ins Zentrum, der durch eine Unterführung hindurch führte und ab hier wurde es dann schließlich gemütlich, hübsch, romantisch, entzückend usw.
Szentendre kann man auch das Tor zum Donauknie nennen. Entlang der Donau sind eine wunderschöne neue Promenade und ein Radweg entstanden. Die Häuser des Ortes sind überwiegend liebevoll restauriert und man spaziert über Kopfsteinpflaster die Straßen entlang, schaut in die vielen kleinen Gassen mit den Galerien, Konditoreien, Marzipanmuseum,
Bistros und Kunstmuseen. Vier Kirchen haben wir gezählt, drei davon alt mit schönen barocken Türmchen und leider eine in der Bauweise aus den 70er Jahren, supermodern.
Da es bei unserer Ankunft bereits nach 16.00 Uhr war, wollten wir erst einmal etwas essen bevor wir uns auf Entdeckungstour im Ort machten. Im ersten kleinen Café kehrten wir ein und bekamen leckere Wraps mexikanischer Art serviert mit viel Hühnchenfleisch und Salat.
Anschließend ließen wir uns treiben und von den vielen unterschiedlichen Geschäften zum Schauen und Kaufen verlocken. Man fühlte sich in eine andere Zeit zurückversetzt in diesem so beschaulichen Örtchen, da aufgrund der engen Gassen und der Fußgängerzone der Autoverkehr sehr beschränkt war.
Auf dem Rückweg zum Bahnhof setzten wir uns noch einmal zum Verweilen auf einen Wein in das Bistro in der Fußgängerzone. Wir fanden es richtig schade, dass wir nicht mehr Zeit hatten und den Zug Richtung trubeliges Budapest gegen 18.30 Uhr nehmen mussten, da Frederick noch einige Aufnahmen vom erleuchteten Budapest am Abend machen wollte.
Mittwoch, 29. April 2015
Szentendre-Besuch per Boot
Die Wettervorhersage stimmte das erste Mal nicht. Es war Regen für 8.00 Uhr vorhergesagt, stattdessen regnete es um 9.00 Uhr, gerade die Zeit, als wir uns auf den Weg machen wollten ins Zentrum. In der Nacht hatte es fürchterlich gestürmt, trotzdem fanden wir es im Wohnmobil sehr gemütlich und warm. Da wir wieder ein Ziel hatten, nämlich per Schiff die Donau entlang nach Szentendre, hielt uns nichts zurück. Aber wir zogen vor, den Bus zu nehmen bis zur U-Bahn-Station Örs Vezer Tere, von dort weiter auf die Buda-Seite nach Battyany Ter. Hier sollte das Schiff um 10.10 Uhr ablegen. Wir kamen frühzeitig an und kauften die Tickets: 12,50 Euro für zwei Personen Hin- und Rückfahrt, wieder mal mit Rentner-Bonus. Wir fanden das total günstig. Immerhin dauerte die Fahrt nach Szentendre 90 Minuten, zurück 50 Minuten. Wegen der starken Strömung geht es eben schneller! Mittlerweile hatte es zu regnen aufgehört und der Himmel zeigte sich von seiner besten Seite, wolkenlos und in herrlichem Blau und wärmer wurde es auch.
Frederick war begeistert über das Licht, es gab so viel mehr her für schöne Fotos. Es ging vorbei am wunderschönen Gebäude des Parlaments, an der Nationalgalerie und der imposanten Burg. Vom Boot aus konnten wir die hügelige Landschaft noch einmal bewundern und auch die langgestreckte grüne Oase der Margareten-Insel.
Es war ein toller Anblick, als das Boot pünktlich um 11.30 Uhr auf den Anleger von Szentendre zusteuerte und wir freuten uns auf ein paar schöne Stunden in diesem Ort, denn am Montag hatten wir noch lange nicht alles erkundet. Da es uns auf dem Boot doch ein wenig kalt geworden war, gingen wir als erstes in die Marzipan-Konditorei Szamos. Die Innenausstattung scheint sich seit den 30er Jahren nicht verändert zu haben, im positiven Sinne. Das Café ist ausgeschmückt mit Spiegeln und bemalten Fliesen an den Wänden und es sitzt sich sehr gemütlich dort. Die Kuchenauswahl ist unbeschreiblich. Wir entschieden uns wieder mal für Cappuccino und Quarktaschen, sehr lecker! Anschließend besichtigten wir das angeschlossene Marzipan-Museum.
Es war schon sehr sehenswert, Michael Jackson und Prinzessin Diana in Lebensgröße (und wahrscheinlich Originalgewicht 60 und 55 kg!) aus Marzipan gefertigt zu sehen. Leider waren sie in einer Glasvitrine, Anknabbern also nicht möglich! Die Kunstfertigkeit von einigen Menschen ist schier unglaublich. Es gab Märchenfiguren, Blumen, Kakteen, das Parlamentsgebäude in kleinem Maßstab – alles aus Marzipan und Zuckerguss gefertigt, wir staunten nur so.
Frisch gestärkt spazierten wir einige kleine Gassen hinauf und hatten fantastische Ausblicke auf Stadt und Donau, aber auch auf die umliegenden Hügel mit einigen Häusern. Die kleinen Gassen erinnerten uns doch viel an die malerischen Orte in Cornwall. Szentendre ist größer als wir vermutet hatten. Auf dem Rückweg versuchten wir, irgendwo einen Zugang zur Donau zu finden, was uns misslang, da wir inzwischen weit aus dem Ort hinaus gekommen waren. Also wieder Richtung Zentrum und bald sahen wir auch die schöne neue Promenade entlang der Donau. Heute war richtig viel los, viele Reisegruppen aller Nationalitäten waren unterwegs in dem kleinen Stadtzentrum.
Gegen 16.00 Uhr verspürten wir Hunger und setzten uns draußen an einen der Tische unseres neu entdeckten Lieblingsrestaurants. Frederick bestellte gebratene Forelle, ich hatte Appetit auf Kaiserschmarren („Kaiser Schmarni“), dazu gab es den tollen Weißwein, der uns schon am Montag so gut geschmeckt hatte. Die Forelle mit gebratenem Gemüse war ein absoluter Leckerbissen und das für nur 10 EUR. Für das Essen und vier Glas Wein zahlten wir mal gerade 21 EUR. Das hätte uns in Deutschland leicht und locker das Doppelte gekostet.
Um 17 Uhr legte das Boot wieder ab und in einer knappen Stunde waren wir wieder in Budapest. Dort kauften wir noch Blumen für Eva, die Besitzerin des Campingplatzes als Dank für die tolle Betreuung. Denn morgen reisen wir ja (leider) wieder ab. Schon um 8.00 Uhr morgens ist Fredericks Termin beim Zahnarzt (Fäden ziehen und Zahnhygiene).