Breisach am Rhein
Samstag, 29. April 2017
Morgens um 8 Uhr wurden wir vom Gebimmel des Bäckerwagens geweckt. Schnell raus aus den Federn, denn die frischen Brötchen wollten wir uns nicht entgehen lassen. Die Sonne strahlte vom Himmel, nur hier und da ein Quellwölkchen. Nach dem leckeren Frühstück mussten wir uns erst einmal um den Fernseher kümmern. Eine Anfrage auf Facebook bei anderen Wohnmobilisten half uns auch nicht weiter. Niemand konnte uns hinsichtlich der Sicherung für die SAT-Anlage weiterhelfen. Glücklicherweise gelang es uns, trotz des Samstags bei der Firma Wendt den Werkstattleiter zu erreichen. Herr Henschel sagte, dass die SAT-Anlage separat vom allgemeinen Sicherungskasten abgesichert ist. Wir sollten nach einer ca. 10×20 cm kleinen, weißen Box suchen. Sie müsste sich innerhalb eines Meters vom Kontroll-Paneel befinden. Doch wir fanden nichts. Ein möglicher Ort hätte der Platz über dem Kühlschrank sein können, aber der war nicht zugänglich. Schließlich schilderten wir unsere Lage nochmals den Kollegen auf Facebook und fügten ein Foto von der Abdeckung über dem Kühlschrank bei und siehe da, die Lösung kam postwendend. Ein Kollege mit dem gleichen Wohnmobil empfahl uns, die Abdeckung mit einem Messer heraus zu zwingen, denn sie sei nur auf zwei Plastik-Clips aufgesteckt. Das gelang ganz schnell und hier fanden wir auch den Sicherungskasten. Flugs die Sicherung ausgetauscht und schon funktionierte die Anlage wieder. Wie man sieht, hat Facebook durchaus auch Vorteile.
Gut gelaunt machten wir uns daraufhin auf zur Stadterkundung. Das Wetter konnte nicht schöner sein. In der Tourist-Info erhielten wir einige Flyer, mit deren Hilfe wir den Rundgang organisieren konnten. Der Glanzpunkt ist natürlich die spektakuläre Oberstadt, der Ursprung der Stadt Breisach. Weit über das Rheintal ragt das Breisacher Münster. Der Rundgang in der Oberstadt führte uns an verschiedenen historischen Stätten vorbei. Sehr interessant ist der Radbrunnenturm im Zentrum der Oberstadt. Der Name rührt von der Funktion her. Bis 1902 erfolgte die Wasserversorgung der Oberstadt über diesen Turm. Dabei betrieb ein großes Wasserrad ein Pumpensystem, das das Grundwasser nach oben beförderte.
Bis heute befindet sich auch das Rathaus in der Oberstadt, doch der überwiegende Teil der Bevölkerung lebt heute in der Unterstadt. Auf Grund des tollen Wetters und auch des langen Wochenendes befanden sich sehr viele Menschen auf den Straßen. Die Straßen-Cafés waren alle gut gefüllt. Auch wir konnten der Versuchung nicht widerstehen und leisteten uns Eisbecher im Außenbereich einer Eisdiele. Lecker, lecker!
Nach einem kurzen Zwischenstopp im Wohnmobil machten wir uns nochmals auf zu einer längeren Wanderung entlang des Rheins, vorbei an den beeindruckenden, großen Flusskreuzfahrtschiffen. Viele Kreuzfahrten nehmen hier ihren Anfang.
Den Ort Breisach gibt es auf beiden Seiten des Rheins: Auf der französischen Seite Neuf-Brisach, dort befindet sich die noch erstaunlich gut erhaltene Festung, die an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert erbaut wurde. Die Zeit für eine Besichtigung von Neuf-Brisach haben wir diesmal leider nicht. Aber wir kommen wieder.
Nach zwei Stunden Wanderung entlang des Rheins waren wir wieder zurück am Wohnmobil und machten dort eine kurze Pause. Danach waren wir noch neugierig auf den Flohmarkt, der auf einer Wiese neben dem Stellplatz stattfand. Wir schauten uns vieles an, aber zum Kaufen waren wir nicht gekommen, allein schon wegen des Zuladungsproblems mit dem Wohnmobil. Außerdem haben wir alles, was wir so sahen, selbst im Keller, in Schränken und Schubladen … Aber wir leisteten uns noch ein Bierchen bevor es zum Abendessen wieder zum Wohnmobil zurückging. Breisach hat uns überrascht. Viel Geschichte und viel Traditionelles gibt sich hier die Hand. Morgen geht es weiter mit den Erkundungen der Stadt, denn Kaiserwetter ist für vorhergesagt.
Sonntag, 30. April 2017
Wieder wurden uns leckere Brötchen gleich morgens um 8 Uhr ans Wohnmobil geliefert. Das garantierte natürlich ein fürstliches Sonntagsfrühstück. Auch heute schien die Sonne, jedoch war es am frühen Morgen noch recht kühl. Aber es waren etwas über 20 Grad vorhergesagt. Wir hätten uns sogar die Pullover ersparen können, als wir uns dann auf den Weg machten. Als erstes wanderten wir auf den Eckartsberg im Süden der Stadt, einem Weinberg mit einer alten Wehrturmruine. Während der Wanderung fiel uns auf, dass viele Leute unterwegs waren. Auch hörten wir Musik von einer Band und so langsam kriegten wir mit, dass hier eine Veranstaltung ablief. Es handelte sich um den „Pulse of Europe“ Lauf. Der Lauf sollte an ein Referendum vor 50 Jahren erinnern, als sich 96% der Bevölkerung von Breisach für ein grenzenloses, vereintes Europa entschieden. Im Krieg war der Ort zu 85 % zerstört worden. An dem Lauf konnten Menschen im Alter von 7 bis 77 teilnehmen. Es ging nicht darum, wer zuerst ankommt, sondern dass man teilnahm. Das Ganze gipfelte in einem Happening genau in der Mitte der Rheinbrücke. Hier wurde der Verkehr kurz gestoppt, ein spontanes Konzert veranstaltet und am Schluss formierten sich alle Teilnehmer/innen noch zu einer Menschenkette, die sich von der französischen bis zur deutschen Seite erstreckte. Wir fanden die Aktion so bewundernswert, aufzustehen für Europa, dass Frederick noch ein T-Shirt ergatterte mit dem Motto der Veranstaltung und dann mischten wir uns unters fröhliche Volk.
Wir hatten bereits vom deutschen Ufer gesehen, dass auf der französischen Seite eine Reihe von Wohnmobilen stand, das wollten wir uns näher ansehen. Wir liefen weiter über die Brücke und kamen mit einer Französin ins Gespräch, die dort mit ihrem Wohnmobil stand. Von ihr erfuhren wir, dass das Stehen hier kostenlos ist und, wie sie sagte, wesentlich ruhiger als auf dem Stellplatz, auf dem wir in Breisach stehen. So gibt es für uns beim nächsten Mal noch eine Alternative.
Danach besuchten wir nochmals den Flohmarkt, der heute wesentlich größer war. Es war ein richtiges Volksfest. Bei dem schönen Wetter erlagen wir der Versuchung auf ein Bier auf der Wiese. Später machten wir es uns am Wohnmobil gemütlich. Dass der HSV ausgerechnet heute dann 0:4 gegen Augsburg vergeigte, dämpfte die Stimmung doch erheblich.
Morgen fahren wir weiter nach Norden. Leider sind die Wetteraussichten bescheiden. Mal sehen, was wir daraus machen können.