Öland
Freitag, 30. August 2013
In Kalmar hatten wir genug gesehen. Unser nächstes Ziel war die Erkundung der Insel Öland, die von Kalmar über eine sechs Kilometer lange Brücke erreicht werden kann. Gleich nach dem Frühstück fuhren wir los. Borgholm, ein beliebter Kur- und Badeort in nördlicher Richtung an der Westküste war unser erstes Ziel auf der Insel. Die kleine Stadt gefiel uns sofort: Gepflegte hübsche Holzhäuser, schöne Läden, keinerlei Hektik. Auch der kleine Hafen kann sich sehen lassen. Im nahegelegenen Solliden steht die Sommerresidenz der schwedischen Königsfamilie. Victoria von Baden, von 1907 bis 1930 Königin von Schweden und Urgroßmutter des heutigen Königs Carl XVI Gustaf, errichtete das Schloss. Teile des Parks sind den ganzen Sommer über der Allgemeinheit zugänglich.
Das Wetter war viel zu schön für eine Schlossbesichtigung. Außerdem hatten wir uns davor schon die alte Festung Borgholm, eine der wichtigsten Verteidigungsanlagen im Mittelalter angesehen. Leider überstanden dort nur die Mauern den Großbrand von 1806, diese bilden aber heute eine beeindruckende Ruine. Heute finden in der Ruine häufig Open Air Konzerte statt. So hatten wir uns Appetit angelaufen und steuerten in der Stadt ein Café an, das heiße Waffeln mit Marmelade (heißt hier „Sylt“!) und Sahne anbot, lecker! Außerdem entdeckten wir in der Nähe des Hafens einen Stellplatz mit Blick auf den Kalmar Sund. Hierhin würden noch einmal zurückkommen.
Frisch gestärkt fuhren wir weiter gen Norden. Wir wollten unbedingt zum „Langen Erik“, an die nördlichste Spitze Ölands. Die ganze Strecke erinnerte uns mal wieder sehr an Cornwall’s Küste. Zumeist Meerblick, viel Natur, viele alte Steinmauern, Felder und kleine Hofstellen und sehr viele Ferienhäuser.
Wir liefen den einen oder anderen kleinen, wirklich klitzekleinen Hafenort an, leider keine Chance für eine Übernachtung mit dem Wohnmobil. Wie uns die nette Dame im Touristenbüro in Borgholm schon gesagt hatte, schließt hier mehr oder weniger alles um den 30./31. August. So waren diese 5-Häuschen-Häfen zwar hübsch anzusehen in ihrem rot-weiß-gestrichenen typischen Schwedenstil, aber es war so gar nichts mehr los dort. Kurzfristig erwacht dann alles noch einmal vom 26. bis 29. September (traditionelles Skördefest – Erntedankfest), bevor es dann in den Winterschlaf bis Anfang Mai geht!
Nach ca. 1 Stunde Fahrt durch die Natur entschieden wir uns dann, uns zu zwei Wohnmobilen zu gesellen, die auf einem Parkplatz direkt an der Küste standen. Zufällig war es das“ Neptuni årkrar“ Naturreservat. Gleich unterhalb eines Parkplatzes breiten sich riesige Geröllfelder („Klappersteine“) und große Kalksteine zum Meer hin aus. Das wollten wir uns aus der Nähe ansehen. Auf unserer Wanderung entdeckten wir dann Millionen Jahre alte Versteinerungen, Einschlüsse in den großen Kalksteinen. Natürlich war Mitnehmen verboten und auch gar nicht möglich, da kein Werkzeug dabei … aber für schöne Fotos hat’s uns gefreut und gereicht.
Weitere Fossilien sind in der Fotogalerie im Album “Fossilien auf Öland” zu sehen.
Den sonnigen und schönen Tag schlossen wir mit einem leckeren Essen (Salat und vegetarische Buletten) und Blick auf die Ostsee ab.
Abends gab es das Fußballspiel um den Supercup zwischen Bayern und Chelsea. Das Spiel bot alles, was sich ein Fußballherz wünscht inklusive eines Ausgleichstreffers der Bayern 10 Sekunden vor dem Ende, Nachspielzeit und Elfmeterschießen. Die Bayern hatten diesmal die Nase vorn – eine gelungene Revanche für das 2012 auf ähnliche Weise verlorene Champions League Endspiel.
Leider schlief ich nicht gut, da es mitten in der Nacht nur so auf das Autodach prasselte: Regen ohne Ende! Frederick ließ sich nicht stören. Naja, so wurde das Mobil gleich mal gewaschen. Außerdem fiel mir Fredericks Bemerkung ein, dass hatte lt. Zeitungbericht auf Öland ein Doppelmörder sein Unwesen getrieben. Ob man den Kerl geschnappt hatte, stand leider nicht im Bericht … Klar, dass mir da so einige Gedanken durch den Kopf geisterten! Gegen 4 Uhr morgens wurde es dann heller, die anderen beiden Wohnmobile standen auch noch da – und der Regen hatte aufgehört! Da konnte ich endlich beruhigt die Augen zumachen, nichts störte mich mehr.
Samstag, 31. August 2013
Nach dem Frühstück spazierten wir noch einmal über das Geröllfeld am Ufer entlang . Nun war auch das Licht zum Fotografieren das richtige. Es war warm, roch nach Meer und vor uns lag Landschaft pur. Nach einer Stunde Fossilien suchen ging’s weiter.
„Langer Erik“ (36 m hoher Leuchtturm im Norden), wir kommen! Schon nach 10 Minuten sahen wir den Leuchtturm auf einer kleinen Insel, die über einen 50 m langen Damm (erst seit 1965!) erreicht werden konnte. Die Tickets für das Erklimmen des Turmes kauften wir bei der Leuchtturmwärterin, die nebenan wohnte und auch einen kleinen Souvenirladen betrieb und im Café auch Eis verkaufte. Ihr Vater hatte diesen Dienst 40 Jahre verrichtet, sie war seit 20 Jahren auf der Insel. Sie freute sich auf ihre freie Zeit, der 31.8. war auch hier der letzte Öffnungstag. Im Mai geht es dann wieder los.
Was tut man dort bloß im Winter, so einsam. Sie erzählte, dass sie gern am Webstuhl arbeitet und im Chor mit ca. 30 anderen aus der Umgebung singt. Etwas bedauernd meinte sie, dass das Haus wirklich sehr einfach sei, z.B. hätte sie kein fließendes Wasser, also dies beim Kaufmann besorgen und die Toilette sei auch „von früher“ (Plumpsklo!). Na toll! Der Leuchtturm existiert seit 1845 und es war eine kleine Hofstelle angeschlossen. Der Leuchtturmwärter und seine Familie und seine zwei Assistenten hatten jeweils eine Kuh, ein Schwein und Hühner, so dass sie sich selbst versorgen konnten. Auf Grund eines Gesetzes, dass bei einer Mindestzahl von schulpflichtigen Kindern eine Schule vor Ort eingerichtet werden musste, gab zeitweise sogar eine kleine Schule für die Bewohner der Leuchtturminsel.
Flink erklommen wir die 139 Stufen und hatten einen tollen Blick über Land und Meer. Als wir hinunter zum Steinstrand guckten, sahen wir ganz viele Steinmännchen dort, aufeinandergestapelte Steine in allen Größen und Höhen. Jeder schien hier etwas hinterlassen zu wollen. Die Männchen sollen Glück bringen, also baute Anne auch zwei für uns. Schöne Fotomotive für Frederick!
Unser nächstes Ziel war der 20 km lange Strand von Böda an der Ostseeküste. Wir wollten eine Strandwanderung machen. Der einzige Zugang mit dem Wohnmobil war über den Campingplatz Böda Sand. Ein riesiges Gelände mit vielen Kieferbäumen entlang der Dünen. Wir parkten das Wohnmobil außerhalb der Schranken und spazierten durch das Campingplatzgelände. Der Platz war fast verwaist, da die Saison für die Schweden vorüber war. In der Hochsaison urlauben hier Tausende. Ein großes Erlebnisbad erregte unsere Aufmerksamkeit wegen einer fantasievoll gestalteten Wasserrutsche. Der Strand war wunderschön und wir dehnten die Wanderung auf eineinhalb Stunden aus.
Eine drohende Regenfront veranlasste uns zur Rückkehr. Auf unserer Ölandkarte war eine alte, verlassene Kirche in dem Ort Källa eingezeichnet. Es sollte die älteste Kirche Ölands sein. Eine enge Straße führte dorthin. Die Kirche war wirklich nicht der sonst übliche Prunkbau, sondern ein im schlichten Stil ohne Turm errichtetes Gebäude. Gottesdienste werden dort nicht mehr abgehalten, aber gelegentlich Kulturveranstaltungen.
Wir wanderten dann noch einen Kilometer zum Källa-Hafen. Der Hafen war im Mittelalter der bedeutendste Ölands gewesen, aber Sandvik an der Westküste lief Källa im 19. Jahrhundert den Rang ab. Der Hafen wurde kaum noch benutzt. Heute stehen dort noch ein paar Ferienhütten.
Hier sahen wir auch wieder die typischen Briefkastenbatterien an der Straßenseite. Diese ersparen den Briefträgern viel Zeit, da die meist etwas zurückliegenden Häuser nicht einzeln angefahren werden müssen.
Für heute hatten wir genug und wir fuhren zurück nach Borgholm, um den Rest des Tages zu faulenzen und um 18 Uhr Sportschau zu gucken.
Sonntag, 1. September 2013
Wir haben in Borgholm einen kostenlosen Stellplatz ergattert. Mit uns stehen hier noch fünf weitere Wohnmobile. Wiederum genießen wir den Blick auf den Kalmar Sund. Heute muss Frederick einiges Geschäftliche auf dem Computer erledigen. Auch muss dieser Bericht und die Fotos ins Internet. Wir werden den Tag daher in Borgholm verbringen. Wieder hatte es die Nacht über geregnet, es war sehr windig geworden und so hielten wir uns mehr im Wohnmobil auf. Zu kramen gibt es dort immer irgendetwas. Außerdem sind noch nicht alle Zeitungen und Touristenmagazine gelesen. Irgendwann hielt uns dann nichts mehr, wir wagten uns vor die Tür.
Einmal um’s Karree und zum Internet-Café. Da es ein „Kunst“Café“ , es genügend zu sehen und der Besitzer so überaus freundlich war aßen wir dort spät zu Mittag (Gulaschsuppe) und gönnten uns als Nachtisch eine der leckeren Waffeln mit Sylt (Marmelade) und „Grädde“ (Sahne). Es dauerte eine ganze Weile, ehe Frederick einiges am PC aufgearbeitet hatte. Das war es dann für den Tag und wir machten uns auf den Rückweg.
Montag, 02. September 2013
Nun hatte die Ähnlichkeit zu Cornwall uns auch hierin eingeholt: Es regnete und regnete! Also ging es ausnahmsweise mal per Auto zum Bäcker und es gab endlich einmal Frühstücksbrötchen – ziemlich leckere dazu! Bei dem Angebot in der „Conditori“ konnten wir nicht NEIN sagen zu den sagenhaft gut aussehenden Kopenhagenern mit Vanillepudding und Himbeeren drauf. Der Schock kam beim Bezahlen: 9 Euro für 4 Brötchen und 2 Kopenhagener, naja, so bleibt es etwas Besonderes …
Nach dem Frühstück rüsteten wir unser Mobil wieder auf mit Ver- und Entsorgung (alles kostenlos) und weiter ging es im peitschendem Regen Richtung Ostküste und dann südlich. Die Tour an die Südspitze war ca. 60 km lang. Unterwegs gab es noch ein paar interessante Haltepunkte (Dorfmuseum Himmelsberga, alles geschlossen), Eketorp (vorgeschichtliche Befestigungsanlage) und einige Steingräberfelder (alles geschlossen).
Das schönste an der Strecke aber waren die Wolkenformationen. Inzwischen hatte der Regen aufgehört, der Himmel zeigte sich wie reingewaschen in seinem Blau und Weiß und es gab atemberaubende Fotomotive. Den „Langen Jan“ (südlichster Leuchtturm) streiften wir nur.
In dem kleinen Hafen Grönhögen stoppten wir für die Kaffeepause und ließen uns das schwedische Backwerk schmecken. Ein sehr netter Herr hielt an unserem Wohnmobil (wieder mal dachten wir, es sei der „Weg-da!“-Mann), stattdessen lud er uns ein, im Ort zu bleiben, um die Ruhe und den Blick auf die Boote dort zu genießen. Das war sehr freundlich!
Wir hatten uns inzwischen jedoch entschieden, nach Oskarshamn zu fahren. Der Weg dorthin führte uns an einigen versprengten kleinen Gehöften auf Öland vorbei. Dieses südliche Drittel war tatsächlich eher „Ödland“ mit vielen Naturreservaten (Vogelgebiet, Mischlaub-Wald, Heuwiesen, Steppenlandschaft und Feuchtbiotope), sicherlich interessant für den, der es mag. Gegen 18.00 Uhr erreichten wir Färjestaden am Fuße der Brücke nach Kalmar. Der Ort war langweilig und wir verließen Öland, um auf der Autobahn weiter nach Oskarshamn zu fahren (lt. Navi ca. 1 ¼ Stunden).