Mora
Sonntag, 30. August 2015
Mora am Siljansee
Die Nacht auf dem Parkplatz war ein wenig unruhig verlaufen. Am späten Abend rollten zwei Fahrer mit ihren Oldtimer-Autos an und ließen die Motoren ein paarmal ordentlich aufheulen, um ihre Freundinnen zu beeindrucken. Nachts um eins lärmten einige Jugendliche unter der Laterne neben unserem Wagen, so dass wir uns darauf vorbereiteten, eventuell das Weite suchen zu müssen. Aber nach zwanzig Minuten beruhigte sich die Lage und wir konnten weiterschlafen.
Blauer Himmel und Sonnenschein begrüßten uns am Morgen. Wir standen direkt am See und der Blick über das Wasser war wunderschön. Nach dem Frühstück ging’s auf Erkundungstour. Dabei steißen wir zuerst auf den Wasalauf-(Vasaloppet) Zieleinlauf. Seit 1922 wird – um an Gustav I. Wasa zu erinnern (1520 Anführer des Aufstandes gegen die Dänen) – eine 90 km lange Strecke auf Langlaufskiern von Sälen nach Mora zurückgelegt. Von anfänglichen 122 Teilnehmern hat sich das Feld mittlerweile auf mehrere Zehntausend erhöht. War Frauen die Teilnahme lange Zeit versagt, änderte sich dies 1981 (spät genug!). Heute ist der Wasalauf die größte Skilanglaufveranstaltung der Welt. Wir fotografierten das Motto auf der Ziellinie: “In der Spur der Väter, für die Sieger in der Zukunft”.
Gleich nebenan ist die schöne Gustav I. Wasa Statue des Künstlers Anders Zorn zu bewundern. Der Maler, Bildhauer und Grafiker wurde 1860 bei Mora geboren. Tatsächlich standen wir auch schon nach ein paar Schritten weiter vor dem Anders Zorn Museum. Es wurde 1939 eröffnet und finanziert durch das Erbe Zorns. Er verstarb 1920 und hinterließ sein gesamtes Vermögen von ca. 6 Millionen Dollar dem schwedischen Staat. Die Auflage war, nicht nur Zorns Werke zu präsentieren, sondern auch seine Sammlung von internationaler Kunst. Leider schreckte uns der Eintrittspreis von 15 € pro Person ab. Hatten wir doch gestern schon Eintritt in das Carl Larssonhaus bezahlt. Also verschieben wir den Besuch auf die nächste Schwedenreise, denn wir sind sicher, dass wir wieder in die Provinz Dalarna fahren werden.
Im Zentrum war es – da ein Sonntag – sehr ruhig. Mora hat ca. 11.000 Einwohner und ist eine sehr hübsche Stadt mit der Seepromenade und vielen bunten Blumenbeeten. Im Lebensmittelladen ICA kauften wir auf dem Rückweg zum Wohnmobil noch ein paar Dinge ein und machten uns dann ans Saubermachen des Wohnmobils. Unser Wagen musste dringend mal befreit werden von Insektenüberbleibseln auf der Motorhaube und sonst wo! Vorher stellten wir unsere Stühle und den Tisch auf das Rasenstück am See für die spätere wohlverdiente Pause. Als wir fast fertig waren, fuhr ein Pkw auf den Parkplatz neben uns, der Fahrer hielt kurz und rief sehr bestimmt aus dem offenen Fenster auf Englisch: “no Camping here!” Autsch, wir hatten das Schild wohl am Abend der Ankunft nicht gesehen … Übernachten ja, aber Stühle und Tisch rausstellen geht gar nicht! Wir bedankten uns für den Hinweis (der uns möglicherweise einen Strafzettel von der Polizei erspart hatte), packten unsere Sachen und fuhren ins 15 km entfernte Nusnäs. Dahin wollten wir sowieso, weil dort die berühmten Dalarhästar, die wunderschönen, bunt bemalten Holzpferdchen aus der Provinz Dalarna hergestellt werden.
Im Ort vor den beiden Werkstätten von Nils Olsson und Granna Olssen lag ein großer Parkplatz. Auf Nachfrage durften wir hier übernachten. Besser ging’s nicht: ein Platz auf dem Rasen, der mit Picknicktischen ausgestattet war, toll! Der Verkaufsraum war überwältigend! So viele bunt bemalte Holzpferdchen und weitere typisch schwedische Souvenirs! Wir konnten uns zu nichts entscheiden, wollten ja auch noch die Herstellungswerkstätten besichtigen. Am Sonntag war das natürlich nicht möglich, der Betrieb ging erst am Montagmorgen ab 9 Uhr wieder los. Es war ja auch schon drei Uhr nachmittags, nichts mehr los und der Laden sollte geschlossen werden.
Hinter uns hatte ein Wohnmobil aus der Schweiz geparkt. Weil ein größerer Styroporkasten vor dem Wohnmobil abgestellt war, kamen wir aus Neugierde mit den Reisenden ins Gespräch. Wie vermutet, befand sich Fisch in der Verpackung und zwar tiefgekühlt. Die beiden, eine Schweizerin und ein Holländer sind begeisterte Angler und fahren jedes Jahr für drei Monate nach Nordnorwegen (Lofoten etc), um dort zu angeln. Die Beute wird dann tiefgekühlt bis in die Schweiz mitgenommen. Sie haben eine Tiefkühltruhe an Bord, so dass sich das bewerkstelligen lässt.
Wir lasen draußen in der Sonne noch ein bisschen über die Geschichte der Dalarhästar nach. Hier konnte endlich auch mal gegrillt werden!
Dafür wurden leckere Bratwürstchen gekauft, und es gab herzhaftes Sauerkraut. Ein schöner Tagesausklang an diesen warmen Abend, an dem endlich mal draußen im Grünen gegessen werden konnte.
Montag, 31. August 2015
Nusnäs – Dalapferd Herstellung
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