Ramsgate
Donnerstag, 25. Juni 2015
Fahrt von York nach Ramsgate
Gleich nach dem Frühstück rief Frederick verschiedene Hobby-Vertretungen hier in England an, erklärte die Sachlage mit dem Wasseraustritt, kam aber so richtig nicht weiter. Entweder war kurzfristig kein Termin zu bekommen oder man verwies an den nächsten Händler. Da wir die Wasserzufuhr im Wohnmobil nicht mehr nutzen wollten, waren wir auf Zugang zu Dusche und Toilette angewiesen. Deshalb entschieden wir uns für einen Caravan Club Stellplatz in der Nähe von Dover, es war ja sowieso unsere letzte Woche angebrochen. Erst bei der dritten Anfrage hatten wir Glück, es war ein Platz für uns frei. Und das in der Nähe von Ramsgate, einem bekannten und beliebten Badeort. Die Fahrt dorthin dauerte ca. fünf Stunden (mit Pause). Endlich – kaum waren wir am Ortsschild “Sandwich” vorbeigefahren, sahen wir auch schon den Hinweis auf unseren Platz.
Außer den fünf Stellplätzen für Wohnmobile gibt es drei Golfplätze!! Und zwar solche der unkomplizierten Art, Clubpolitik ist: jeder ist willkommen, keine Kleiderordnung, keine Platzreife-Erfordernis, niedrigste Preise – aber dennoch alles sehr gepflegt, auch die kleine Bar im Clubhaus, wo man auch gut essen kann. Sogar große Feiern können ausgerichtet werden. Nur ein weiteres Wohnmobil parkte, so konnten wir uns auf dem Gelände den besten Platz aussuchen und fühlen uns hier sehr wohl. Deshalb buchten wir gleich für die restlichen sechs Tage (pro Tag 15£ inkl. Strom und Wasser, Ver- und Entsorgung). Am Mittwoch, dem Tag unserer Abreise, ist es bis Dover nur noch eine halbe Stunde Fahrtzeit. Als erstes gönnten wir uns eine Dusche in dem gepflegten Umkleidebereich der Golfanlage. Das Wetter war toll, so konnten wir nach dem Duschen Tisch und Stühle draußen aufbauen und verbrachten einen gemütlichen Abend im Grünen.
Freitag, 26. Juni 2015
Ramsgate
Frederick hatte inzwischen in Deutschland angerufen, um die Reparatur des Lecks zu klären. Krüger in Kiel bot uns eine Wartezeit von 8 Wochen an, in Lensahn klappt es aber mit einem Termin am 8. Juli. Das ist schon mal beruhigend. Im Küchenbereich können wir die Wasserzufuhr bzw. den -Ablass benutzen, ohne dass wir überschwemmt werden, auch schon mal gut!
Wir verbrachten den Vormittag mit Lesen und Faulenzen, bis Frederick sich dann doch zu einer Runde Golfspielen entschloss. Nicht mit den eigenen Schlägern zu spielen, ist immer eher die schlechte Wahl, aber gut, er wollte ja nur die Bewegung und den Platz einmal kennen lernen. Der Preis für 18 Löcher ( es geht auch die Hälfte) sind 11 £, Bälle pro Stück nur 1£, also wirklich günstig! Ich entschied mich fürs Aufräumen im Wohnmobil, Nachlesen von aufbewahrten Zeitungsartikeln und allerlei Touristenbroschüren. Am Ende – wohl nach vier Stunden – konnte ich eine riesige Tüte voll mit Magazinen entsorgen und Frederick kam gerade zurück von seinem Spiel. Er hatte überwiegend allein gespielt, das nächste Mal mache ich den “Caddy” (Schlägerträger) und begleite ihn. Jeder hatte sich auf seine Weise erholt und amüsiert. Wir machten unser Abendessen und planten den Samstag: Wanderung durch das Natur-Reservat nach Ramsgate, ca. 1 1/2 Stunden Fußweg, Radeln geht auch, da ziemlich eben.
Samstag, 27. Juni 2015
Ramsgate
Wir können kaum glauben, dass wir immer noch fast allein auf diesem schönen Platz stehen, geschützt von hohen Hecken, auf Grasfläche. Das andere Paar hat außer dem Wohnmobil seinen Pkw dabei und ist bereits am Morgen offensichtlich damit auf Tour. Frederick hatte ein paar Worte mit dem Engländer gewechselt, wie es sich denn so fährt mit langem Wohnmobil, Pkw im Schlepp. An spontanes Zurücksetzen ist nicht zu denken, da muss “der Kleine” dann erstmal abgekoppelt werden. Außerdem die lästige Geschwindigkeitsbregrenzung: sicher nicht mehr als 80km/h. Dazu die engen Straßen hier in England, nein danke! Das deutsche Ehepaar, das mit dem riesigen Phönix monatelang – auch durch England – unterwegs ist, traute sich sogar nach Cornwall. Der Trick: er benutzt das Lkw-Navigationssystem, das ihm breitere Straßen anzeigt – aha, so geht das also, wirklich clever!
Das Wetter war wunderschön und wir machten uns auf den Weg nach Ramsgate. Unterwegs trafen wir viele Radfahrer, ausgerüstet mit Helmen. Einer gab uns den Tipp, den Fußweg direkt an der Küste zu nehmen, dort hätten wir noch schönere Ausblicke auf die Nordsee und die Steilküste. Gesagt – getan und recht hatte er. Die Sicht war toll. Frederick lief sich zum Glück die Schmerzen aus dem Ischias heraus, es tat beim Laufen immer weniger weh. Immer wieder zückten wir die Kamera und machten Aufnahmen.
Auf halber Strecke bog der Weg ein Richtung Straße, an einer Tankstelle vorbei. Da waren wir schon bei der Anreise vorbeigekommen und hatten das Schild “Car Hand Wash 5 £” gesehen. Gleich mal hin und nachgefragt, wie hoch der Preis für das Wohnmobil ist. Der “Chef”, ein Kurde mit englischem Pass, seinen Helfern aus Rumänien wollte sich nicht festlegen. Wir wollen am Mittwoch, dem Tag unserer Abreise, eine Wäsche und vor allem 1 x Wachsen machen lassen. Diese neue Geschäftsidee haben wir mittlerweile überall in England gesehen: Vier bis sechs Fleißige putzen und machen und tun und in Null-komma-nix ist das Auto wieder in gutem Zustand.
Wir setzten unsere Wanderung fort und waren so froh über diese schöne Gegend im Naturreservat am Meer, der Pegwell Bay. In den Vororten von Ramsgate gibt es einige Picknick- und Parkplätze. So kamen wir bei der Replika des Wikinger Schiffes “Hugin”an. Die Touristenbroschüre hatte bereits auf die Sehenswürdigkeit hingewiesen: Viking Ship “Hugin” segelte 1949 von Dänemark nach Thanet in England, um an die 1500ste Wiederkehr der Invasion Großbritanniens und des Beginns der angelsächsischen Geschichte zu erinnern, so viele Jahre ist das her!! Ein bemerkenswertes Schiff, das dort nun bewundert werden kann.
Die Wanderung führte uns an einem Pub vorbei, der Live Musik und frische Muscheln für den Sonntag versprach. Also morgen wieder herkommen, das erspart das Kochen und für Musik sind wir ja immer zu haben. Wir sind gespannt! Weiter, an der Steilküste entlang, erblickten wir den ehemaligen Fährhafen. Später wurde uns erzählt, dass dort jetzt eine Zementfabrik/Zementverarbeitungsanlage steht. Es sah alles andere als gut dort aus. Zwischendurch immer mal wieder goldener Sandstrand, zwei mutige Badende hatten sich ins kalte Wasser gewagt. Endlich kam der Hafen von Ramsgate in Sicht und die Stadt. Wirklich toll, diese teilweise alte Hafenanlage, Royal Harbour genannt, mit den vielen Segelbooten.
Auf dem Weg zum Leuchtturm kamen wir mit einer sehr netten Dame ins Gespräch, die uns bereitwillig einiges über Ramsgate erzählte..
Wir erfuhren, dass Queen Victoria nach hierher kam, um in Quarantäne ihre Typhus-Erkrankung in auszukurieren. Sie quartierte sich wochenlang in einem, den Hafen überblickenden Gebäude ein. Auch für Charles Dickens spielte der Ort eine Rolle. Hier erhielt er eine Inspiration zur Geschichte von David Copperfield.
Es machte so viel Freude, sich am Hafen aufzuhalten. Denn es gab ja so vieles zu sehen. Außerdem war dort eine tolle Atmosphäre! Die Wahl fiel schwer für einen Einkehrschwung. Das Angebot ist groß! In einem der Cafés ruhten wir uns schließlich aus bei Cappuccino und Apfelkuchen. Es war im City Council Gebäude untergebracht, wo auch die Touristen Information war. Da konnten wir uns gleich wieder mit neuem Material eindecken.
Mittlerweile war es 15 Uhr geworden und die Stadt wollten wir uns ja auch noch ansehen. Wir machten einen Schlenker am Strand entlang, wo voller Betrieb mit Sonnenhungrigen und Badenden herrschte. Zurück zur Straße dann die unvermeidlichen Spiele-Maschinen, so typisch für die Seebäder in England! Da Samstag, war in der Stadt ordentlich was los und wir spazierten einfach mit dem Strom der vielen Schaulustigen.
Ramsgate gefällt uns sehr gut wegen des geschäftige Treibens im Zentrum. Die ganze Gegend wäre bei einem nächsten Besuch gut und gern mehr Zeit wert, bestimmt eine Woche. Da ist noch der Ort Sandwich zu entdecken und natürlich das berühmte Canterbury, 15 Minuten Zugfahrt entfernt. Mit dem Wohnmobil parken tut man sich in allen diesen Orten schwer, deshalb planen wir eine Zugfahrt nach Canterbury für den Montag ein.
Wir kauften auf dem Markt Obst und Gemüse, noch dies und das in anderen Läden und machten uns auf den 8 km langen Heimweg. Insgesamt waren wir wohl an die sechs Stunden unterwegs, als wir mit wehen Füßen und ein paar Blasen gegen 18 Uhr am Wohnmobil ankamen. Dort standen wir immer noch nur zu zweit, ein Wunder – und natürlich viel besser als auf den überfüllten Campingplätzen! Schnell geduscht im Clubhaus, Salat und Würstchen zum Abendessen serviert und die neue DVD mit John Bishop, einem Standup-Comedian angestellt, draußen angeguckt, denn das Wetter war einfach zu schön zum drinnen hocken. Ziemlich erschlagen von so viel frischer Seeluft und der langen Wanderung gingen wir früh schlafen.
Sonntag, 28. Juni 2015
Ramsgate
Dieser Stellplatz in Stonelees zwischen Sandwich und Ramsgate ist einfach unschlagbar: klein und deshalb recht privat, wie viele andere vom Caravan Club (dürfen nur fünf Plätze zur Verfügung stellen). Wir waren doch tatsächlich das einzige Mobil, nachdem unser Nachbar weggefahren war. Ein lauschiges Plätzchen mit großer Hecke und auf Rasen! Nach dem Frühstück draußen am Wohnmobil ging’ s heute erstmal an das Aufarbeiten einiger Texte und vieler Fotos. Außerdem mussten unsere Füße sich von der langen Wanderung nach Ramsgate erholen. Erst am Nachmittag machten wir uns auf den 4 km langen Weg durch das Naturreservat zum bereits erwähnten Pub mit Live Musik und einem Muschelgericht für Frederick. Leider waren dicke Wolken am Himmel und die Sonne ließ sich nicht blicken, also nahmen wir den Schirm mit.
Unterwegs trafen wir ein altes Ehepaar, beide waren auf ihren elektrischen Rollstuhl angewiesen, auch ihr Hund durfte ein Stück mitfahren. Sie waren recht gesprächig und erzählten uns, dass sie auch bald mit ihrem Wohnmobil unterwegs sein würden, Richtung Spanien, wo sie noch nie zuvor waren. Wir staunten nicht schlecht und wundern uns immer wieder darüber, wie Menschen auch mit erheblichen Handicaps Wohnmobil fahrend in der Welt herum kutschieren. Bewundernswert!
Es nieselte ein wenig, aber nach einer Stunde hatten wir unser Ziel, den Pub erreicht und freuten uns auf ein leckeres Essen. An der Bar war Hochbetrieb, die4-köpfige Band spielte und es herrschte eine tolle Stimmung. Wir drängelten uns zum Biergarten mit Blick auf das Meer durch. Hier war wenigstens Platz, aber es wehte ein frischer Wind, mit anderen Worten: es war etwas kühl! Frederick wollte an der Bar unsere Bestellung aufgeben. Muscheln gab es keine (obwohl am Vortage auf dem “A-Board” (Klappbord) angekündigt. Der Koch hatte sich fürs Grillen entschieden, das dann aber wegen des Wetters auch gelassen, weil weniger Gäste als erwartet. Wenn das man nicht auch so typisch Englisch ist … Wir mussten uns mit Getränken und zwei Packungen “Dry Roasted Peanuts” (geröstete Erdnüsse) begnügen. Aber die Musik war toll!
Nach einer Weile, als es uns draußen wirklich zu kalt wurde und der Hunger immer größer, gingen wir zurück. Am Stellplatz kochten wir uns etwas Vernünftiges und verbrachten einen geruhsamen restlichen Abend.
Für weitere Fotos hier klicken