Elbing
Montag, 3. Juni 2013
Elbing (Elblag)
Die ersten 25 km der Strecke waren furchtbar – enge Straße und Schlagloch folgte auf Schlagloch. Wir wurden ziemlich durchgeschüttelt. Schneller als 40 km/h konnte man nicht fahren. Endlich erreichten wir die Schnellstraße Richtung Warschau und unser Martyrium hatte ein Ende.
Auf dem Weg nach Malbork kam uns Elblag (Elbing) als nächstes Touristenziel gelegen. Also bogen wir entsprechend ab und stellten fest, dass Elblag eine Großstadt war – das hatten wir so gar nicht erwartet. Wir wussten nur, dass Elblag eine frühere Hansestadt war, also hoffentlich ein paar schöne besichtigenswerte Häuser hatte, sofern sie nicht auch hier vom Krieg zerstört worden waren, wie es in vielen anderen Städten ja der Fall war. Kurzentschlossen suchten wir nach einem Stellplatz und wurden schnell fündig. “Camping” stand auf einem großen Schild an der Straße. Wir folgten dem Wegweiser und nach einigen 100 m standen wir vor der Pforte des Platzes. Es war viel Platz im Grünen vorhanden, und wir konnten uns einen aussuchen. Der Stellplatz bot alles: VE (Ver- und Entsorgung), Wlan, sehr gepflegte, beheizte Sanitärräume, liegt direkt am Elblag Fluss und zu Annes großer Freude gab es hier auch Waschmaschine und sogar einen Trockner. Unser Wäscheberg war mittlerweile doch schon angehäuft. Für 36 Zloties, ca. 9,50 Euros könnte ich 2 Waschladungen füllen und 2 x trocknen, toll! In Frankreich hatte ich pro Waschen, pro Trocknen jeweils 6 Euros bezahlt, deutlich teurer!
Aber erst einmal ging es wieder ab auf Entdeckungsreise in die nur 10 Fußminuten entfernte Altstadt. Der Weg am Fluß entlang war nichts Besonderes, also keine schicke Promenade oder ähnlich. Aber als wir dann nach rechts Richtung Altstadt schwenkten, trauten wir unseren Augen kaum. Wunderschöne restaurierte Häuserfassaden soweit das Auge reichte. Saubere, breit angelegte Straßen und Gehwege, eine prächtige Kirche (Nikolaikirche) und überall gemütliche, einladene Cafés und Restaurants, die leider kaum besucht waren. Alles und alle warten offenbar auf den Ansturm der Saison sprich: Juni, Juni, August. Da gibt es in ganz Polen viele Kunst-, Kultur- und Musikfestivals. Etwas anders als im restaurierten Danzig schien es zu sein. Hier machte es den Eindruck, als wären auch ganz neu gebaute Häuser der alten Architektur aus der Hansezeit angepaßt worden. Wunderschön sah das aus! Wir verbrachten fast zwei Stunden mit Bummeln und kamen aus dem Staunen nicht heraus. An der Ostseite der Altstadt steht als Überbleibsel ein Turm, der früher zur Stadtmauer gehörte. Es ist das Markttor und wir fanden heraus, dass dort die Toruisteninformation untergebracht war. Wie sich herausstellte, im 3. Stock! Um dort hinzugelangen, musste man eine recht steile Holztreppe besteigen. Wieder mal nix für Feiglinge. Und wie machen das die Leute, die da nicht mehr rauf können?? Die müssen wohl ohne Infos auskommen! Eigentlich frech!
Aber das junge Mädchen, dass dort oben einsam und verlassen am besten Freund, dem Computer, saß, war sehr freundlich und verhalf uns zu ein paar Broschüren auf Englisch und Deutsch, mit deren Hilfe wir uns einen tieferen Einblick in die Geschichte der Stadt verschafften. Wir studierten das Material bei einer Capuccino-Pause in einem Straßencafé und schauten uns danach noch ein wenig um. Vor dem Markttor stand eine niedliche kleine Statue, die den Bäckerlehrling Stary Rynek darstellte. Der Legende nach war der Lehrling fast im Alleingang dafür verantwortlich, dass die Ordensritter im Jahre 1521 es nicht schafften, die damalige Festung Elblag einzunehmen. Offenbar hatte er es geschafft, die Kette, die das Gitter des Stadttors hielt, mit einer Schaufel zu durchtrennen, so dass das Falltor herunterrasselte und den angreifenden Ordensrittern den Zugang verwehrte.
Weiter wanderten wir zum naturhistorischen Museum, aber wie vielerorts bei Museen, war es heute (Montag) geschlossen. Wir machten zwei Aufnahmen von dem Nachbau eines Wikingerschiffes und einem Wikingerhaus, die vor dem Museum aufgebaut waren. Es waren dort einige Bauarbeiten im Gange zur Vorbereitung der Ausstellung Truso. Wir erfuhren, dass hier zu Wikingerzeiten die Siedlung Truso lag.
Zurück auf dem Stellplatz war dann Waschen und Grillen (Rostbratwurst von Lidl) angesagt.
Dienstag, 4. Juni 2013
Zu nachtschlafender Zeit (gegen 7.00 Uhr) musste Anne aus den Federn, um die zweite Ladung Wäsche in die Maschine zu laden. Diesmal 60°, d.h. es würde länger dauern. Waschen und Trocknen war ein Akt von über 3 Stunden! Dann zum nahen Eckladen, labberige Brötchen holen (knusprige gibts hier nicht) und gemütlich frühstücken, danach ein Austausch mit den Nachbarn hinsichtlich Erfahrungen mit Stellplätzen. Ratschläge werden in diesem Falle immer gern genommen … Dann geht es weiter. Wir wollen zur Marienburg.