Auf nach Spanien
Flucht vor dem Winterwetter
Ursprünglich hatten wir geplant, Mitte Oktober nach Spanien zu fahren, um dort zu überwintern. Doch Anne hatte immer stärkere Schmerzen im zweiten linken Zeh. Eine alte Geschichte, die ihr aber immer mehr Kummer machte. Nach einem Termin bei einem Facharzt in Bad Schwartau Anfang Oktober entschied Anne sich zu einer Operation (Termin 9.11.2021). Damit war Spanien vorerst vom Tisch. Die Operation verlief erfolgreich, aber die Reha dauerte. Erst zu Weihnachten konnte Anne sich so leidlich ohne Krücken bewegen. Nach einem abschließenden Untersuchungstermin beim Operationsarzt Anfang Januar entschieden wir uns, für den Rest des Winters dann doch noch nach Spanien zu fahren und buchten uns auf dem Campingplatz La Marina (bei Alicante) für drei Monate (1.2. – 30.4.) ein. Wer unsere Aktivitäten verfolgt hat, weiß, dass wir uns dort bereits im Winter 2018/19 vier Monate lang aufgehalten hatten.
Erstes Ziel: Vechta
Da wir keine Winterreifen montiert haben, müssen wir darauf achten, nicht bei winterlichen Bedingungen zu fahren. Geplante Abreise: 21. Januar bei milden Temperaturen. Da Anne noch einen Physio-Termin am Mittag wahrnehmen musste, fuhren wir erst am späten Nachmittag los. Das Übernachtungsziel war der Stellplatz am Frei- und Hallenbad in Vechta. Die gesamte Fahrt über regnete es und bei unserer Ankunft war es bereits stockduster. Aber im Radio verfolgten wir die Übertragung des Hamburger Fußballderbys HSV-St. Pauli. Zum Zeitpunkt der Ankunft auf dem Stellplatz stand es 1:0 für St. Pauli.
Auf dem Stellplatz angekommen, wurde der Fernseher schnell angestellt, um das Spiel auf der Mattscheibe zu verfolgen. Mittlerweise hatte der HSV ausgeglichen. Anne bereitete das Abendessen zu und ich verfolgte das spannende Spiel, das schließlich durch ein Tor von Jatta 2:1 für den HSV endete. Gut gelaunt schauten wir nach dem Essen noch einen Film. Leider machten ein paar junge Leute bis spät in die Nacht Party auf dem Schwimmbadparkplatz. Ein Freitag eben … Wir kennen das so auch aus Schweden. Aber letztendlich schliefen wir trotzdem ein.
Zweite Übernachtung in Entrange (Nordfrankreich)
Am Samstag, den 22.1. fuhren wir zuerst nach Luxembourg, um dort günstig zu tanken (Ersparnis 20 Cents pro Liter). Bei Park4Night wurde uns ein Stellplatz in dem kleinen Ort Entrange auf der französischen Seite der Grenze von Luxembourg empfohlen. Beim Eintreffen am Platz war es bereits dunkel. Wir standen dort ruhig zwischen einem Sportplatz und einer Kirche. Wiederum machten Jugendliche bis spät in die Nacht laute Musik auf dem angrenzenden Parkplatz. Erstaunlich deswegen, weil es ein ganz kleines Kaff war. Nicht erstaunlich, weil es ja ein Samstag war …
Die Weinstadt Beaune in Burgund
Trotz der Musik schliefen wir auf dem Platz in Entrange letztendlich recht gut und waren am nächsten Morgen relativ früh (für uns jedenfalls) wieder unterwegs. Tagesziel war die Weinstadt Beaune in Burgund (Bourgogne), einer Fahrt von knapp fünf Stunden bei Vermeidung von Mautstraßen. Südlich von Dijon erstreckten sich links und rechts der Straße – genannt Les Grands Crus – riesige Weinfelder, soweit das Auge reichte. Das ist schon beeindruckend. Und wer kennt sie nicht, die berühmten Burgunderweine?
Nach unserer Ankunft auf dem großen Stellplatz in Beaune machten wir uns sofort auf ins beeindruckende Stadtzentrum. Nach der stundenlangen Autofahrt mussten wir unbedingt mal unsere Beine bewegen. Anne meisterte mit dem verletzten Fuß den Spaziergang recht gut. Zwar etwas langsamer als sonst und auch nicht so lange wie sonst üblich. Aber ein Fortschritt der Heilung war zu erkennen.
Beaune ist eine von alten Mauern umgebene Stadt im Zentrum des Weinanbaugebiets Burgund in Frankreich. Die Stadt mit ihren Kopfsteinpflasterstraßen, alten und schönen Häusern, ist von den Weingütern der Côte d’Or umgeben. Beaune ist für eine jährliche Weinauktion bekannt, die im Hôtel-Dieu (Hotel Gottes, bzw. Heiligengeist Hospital) abgehalten wird. Dieses ehemalige Krankenhaus aus dem 15. Jahrhundert mit seinem charakteristischen Dach aus farbenfrohen, geometrisch angeordneten Ziegeln beherbergt heute das Museum Hôtel-Dieu mit Meisterwerken wie “Das Jüngste Gericht” von Rogier van der Weyden.
Überall gab es exklusive Weingeschäfte, aber nur wenige waren jetzt am Sonntag geöffnet. Wir wollten die Gelegenheit nutzen, uns eine Flasche lokalen Weines zu besorgen. Die günstigste Flasche kostete neun Euro, die meisten aber zwischen 20 und 100 Euro und weitaus mehr. Die für neun Euro reichte uns und – wie wir beim Abendessen feststellten – war es ein vorzüglicher Wein. Die Nacht war recht friedlich, dennoch gab es auch hier auf dem Parkplatz des großen Hotels nebenan noch Gedröhne von Bässen um Mitternacht. Sonntag eben …
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück kümmerten wir uns um Ver- und Entsorgung des Wohnmobils, Ihr kennt das ja inzwischen: Frischwasser auffüllen, Grauwasser loswerden, Toilette entleeren … und machten uns dann auf die Weitereise.
La Chapelle-Laurent
Über Landstraßen mit unendlich vielen Kreisverkehren fuhren wir durch Chalon-sur-Saone, an Clermont-Ferrand vorbei bis ins französische Zentralmassiv. Durch die Berge führt die mautfreie A75, wodurch wir nun wesentlich schneller vorankamen. Den anvisierten Stellplatz in den Bergen bei Sévérac-le-Chateau erreichten wir dennoch nicht vor Dunkelheit. Deshalb disponierten wir um und wählten einen Platz in dem kleinen Dorf Chapelle-Laurent – auch dieser an einer der höchsten Stellen im Zentralmassiv. In der Ferne sahen wir Schnee auf den Bergen. Im Ort (351 Einwohner) angekommen, machten wir noch einen Rundgang. Kalt war es hier oben, sehr kalt! Es gab nur einen Bäcker (geschlossen) und ein Käsespezialgeschäft, eine Fromagerie. Der Laden war noch geöffnet und bot überraschenderweise ein breites Sortiment lokaler Käsesorten an. Wir waren in einer Käserei, wo der Käse direkt hergestellt wird, gelandet. Da konnten wir natürlich nicht widerstehen.
Mit einem halben Kilo gings zurück zum Wohnmobil, wo Anne schnell ein Abendessen mit dem sehr leckeren lokalen Käse herrichtete. Zum Bäckereigeschäft möchte ich gern noch etwas sagen: Ein großes Klappbord wies auf den Laden hin, auf dem die hübsche Zeichnung eines jungen Mädchens (aus alter Zeit) war, die eine Tüte mit frischen Baguettes in der Hand hielt. Ich erkannte sofort mein Lieblingsbild, das Schokoladenmädchen! Nur hält es im Original ein Tablett mit einem Becher heißer Schokolade in den Händen! Wo kann man das besser genießen als im Café Niederegger in Lübeck … da hängt nämlich ein – vermute ich mal – schöner Druck des Gemäldes. Das Original stammt von Jean-Étienne Liotard und entstand zwischen 1743 und 1745. Und es ist in der Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden zu bewundern! Ich liebe dieses Bild!
Eiskalte Nacht
Für die Nacht waren Minustemperaturen (minus 6 Grad) vorhergesagt. Daher deckten wir unsere Windschutzscheibe mit unserer Alu-Dämmmatte ab. Zum einen bleibt dadurch die Windschutzscheibe frei von Eis und zweitens verbraucht man nicht so viel Gas beim Heizen. Nachts stellen wir bei Kälte die Innentemperatur auf 12 Grand. Das hat sich so bewährt und ist beim Schlafen am angenehmsten. Beim Aufwachen um acht Uhr morgens waren es sogar -7 Grad. Aber das war kein Problem für uns. Trotz der Kälte war es ein wunderschöner, sonniger Morgen mit absolut klarem Himmel. Meine Aufgabe war es, fürs Frühstück ein frisches Baguette vom Bäcker zu holen. Zuerst marschierte ich zum Käseladen, um noch ein Stück des leckeren Käses zu kaufen, die andere Hälfte quasi! Doch als ich danach beim Bäcker ankam, war die Tür verschlossen. wir hatten das Schild am Abend zuvor nicht genau genug gelesen: Dort stand: Wir öffnen am Dienstag, den 1. Februar. Den 1. Februar hatten wir übersehen. Schade! Ein anderer Kunde, der gerade mit dem Auto kam, war ebenfalls maßlos enttäuscht und verlieh seiner Gefühlslage mit einigen derben Flüchen angemessenen Ausdruck, “Merde” verstand ich gerade noch …
So musste das am Vortag in Beaune gekaufte Brot zum Frühstück herhalten. War aber auch sehr lecker!
Schnell wärmte es sich auf, und als wir losfuhren, waren es bereits +11 Grad. Die Strecke führt weiterhin über die mautfreie A75. Bei Millau deutete das Navi an, die Autobahn zu verlassen. Die Durchfahrt durch die Stadt nutzten wir zum Stopp bei einem Supermarkt, denn wir brauchten ein USB-C Ladekabel fürs iPad. Unseres hatten wir zu Hause vergessen. Leider wurde ich in dem Riesenladen nicht fündig und so ging es unverrichteter Dinge weiter. Die Durchfahrt durch Millau dauerte ca. 35 Minuten. Erst später dämmerte es uns, dass das Navi uns von der Autobahn führte, weil wir “Mautfrei” eingestellt hatten. Das berühmte Viaduc de Millau (Autobahnbrücke) kostet nämlich 12 € Maut. Dafür ist man aber auch in ein paar Minuten auf der anderen Seite. Vielleicht entscheiden wir uns beim nächsten Mal anders. Wer mehr über die Brücke wissen möchte, bitte diesen Link klicken.
Sainte-Marie-la-Mer am Mittelmeer
Unser letztes Ziel in Frankreich war die Kleinstadt Sainte-Marie-la-Mer, direkt am Mittelmeer gelegen und kurz vor der spanischen Grenze (nicht zu verwechseln mit Saintes-Maries-de-la-Mer, ein populäres Touristenziel in der Camargue). Laut Navi sollte es noch knapp vier Stunden dauern. Die gesamte Fahrt dorthin schien die Sonne von einem strahlend blauen Himmel. An der abwechslungsreichen Landschaft konnten wir uns kaum satt sehen. Die letzten Kilometer abseits der Autobahn führten uns durch ein pittoreskes Lagunengebiet direkt am Mittelmeer.
In Saint-Marie angekommen, war unser erstes Ziel die direkt vor dem Stellplatz gelegene Autowaschanlage. Hier hatten wir vor dreieinhalb Jahren bereits unser Wohnmobil gewaschen. Nun war es wieder fällig … was nicht heißen soll, dass wir es zwischendurch nicht mal gewaschen hätten! Mit einem blitzsauberen Fahrzeug fuhren wir dann auf den Stellplatz (7,90 € pro Nacht inklusive Ver- und Entsorgung).
Zum Mittelmeerstrand sind es vom Stellplatz 1,2 km, gute Bewegungstherapie für Annes Fuß und den gestressten Fahrer. Danach wurden noch ein paar Sachen im Supermarkt eingekauft, zu Abend gegessen und der Rest des Tages friedlich vor dem Fernseher verbracht.
Peñiscola (Spanien)
Heute geht es weiter nach Spanien. Nahe der spanischen Grenze konnten wir die hochaufragenden und schneebedeckten Berge der Pyrenäen bewundern.
Wir hatten uns vorgenommen, täglich ca. 400 km zu fahren. Dementsprechend entschieden wir uns für das Seebad Peñiscola am Mittelmeer als nächstes Etappenziel. Auf Grund der niedrigen Tages- und Nachttemperaturen gingen unsere Gasreserven zur Neige. Wir hatten eben doch viel heizen müssen, um es gemütlich warm im Wohnmobil zu haben. Außerdem musste Diesel nachgetankt werden. Beides wollten wir in Spanien nachfüllen, da es dort wesentlich günstiger (bis zu 25 Cents pro Liter für Diesel) ist als in Frankreich. Kurz nach Girona fanden wir eine Tankstelle, die auch LPG anbot. Das Tanken klappte reibungslos.
Zweieinhalb Stunden später bogen wir nach Peñiscola ab. Den Stellplatz hatten wir im Navi eingegeben, doch die Zufahrt führte über enge Landstraßen und durch eine Gegend mit Landwirtschaft. Das kam uns nicht geheuer vor und wir hielten an, um das zu überprüfen. Doch es schien alles seine Richtigkeit zu haben und so fuhren wir weiter. Das Navi spielte jetzt aber verrückt, doch wir sahen ein weiteres Wohnmobil und fuhren dem hinterher. Das war keine gute Idee, denn wir landeten auf einem total überfüllten Campingplatz mitten in der Pampa. Mühselig wendeten wir das Wohnmobil, suchten den ursprünglichen Platz auf Google und waren 10 Minuten später dort. Dieser reine Stellplatz (ohne Strom, aber mit Ver- und Entsorgung) liegt nur 100 m von der Strandpromenade entfernt. Zum alten Ortskern und der Burg sind es zu Fuß 25 Minuten. Wir machten uns sofort auf dorthin. Der ins Meer ragende Felsen mit der Burg war von weither sichtbar.
Die Dämmerung setzte langsam ein und die ersten Lichter leuchteten über das Wasser zu uns hinüber. Das sollte doch noch ein paar tolle Fotos geben!
Laufen macht hungrig und wir hatten Glück. Trotz der Wintersaison waren ein paar Bistros geöffnet und wir fanden sogar einen Außenplatz, in Coronazeiten bevorzugt! Für zwei sehr gut schmeckende kleine Pizzen und zwei Gläser Rotwein mussten wir nur 13,60 € berappen. So kann es ruhig weitergehen.
Endlich am Ziel in La Marina
Am heutigen Tag wollten wir unser Ziel, die Campinganlage in La Marina erreichen. Doch zuerst mussten wir nach San Pedro de Pinatar (50 km südlich von La Marina), denn dort hatten wir bei schwedischen Freunden (Anne und Anders) die Bodenabdeckung (noch von der letzten Überwinterung vor drei Jahren) für unseren Stellplatz gelagert. Anne und Anders sind derzeit noch in Schweden, hatten aber unsere Sachen bei ihrer Tochter, die ganz in der Nähe eine Wohnung hat, abgegeben. Das klappte alles reibungslos und eine knappe Stunde später waren wir dann am Ziel, La Marina. Es war bereits 18 Uhr und wir waren von der Fahrerei doch recht erledigt . Daher verschoben wir den Aufbau auf dem uns zugeteilten Platz auf den nächsten Tag und parkten das Wohnmobil nur dort. Unsere Freunde Bärbel und Ulli aus Kiel hatten uns schon erwartet und halfen beim Einweisen in die Parkbucht. (Die beiden sind schon seit September hier auf dem Platz).
Der nächste Tag (Freitag, der 28. Januar) stand ganz im Zeichen des Einrichtens auf dem Platz. Es galt, die Bodenabdeckung auszulegen und zu befestigen, das Vorzelt aufzubauen und sich häuslich einzurichten. Ganz fertig wurden wir nicht, so dass die letzten Arbeiten noch am Samstag verrichtet wurden. Hier wird für die nächsten drei Monate unser Zuhause sein.
Die Wetteraussichten sind gut: Sonnig und Tagestemperaturen von 17 – 24 Grad in der nächsten Woche. Das lässt sich sicherlich aushalten.
Vielen Dank für den schönen Reisebericht. Die Bilder steigern unsere Vorfreude – in nur 5 Tagen geht es bei uns auch los. Wir wollen den Frühling in Italien suchen gehen ;-)
Hallo Andreas,
Danke für den Kommentar. Euch wünschen wir eine tolle Reise nach Italien. Wir werden uns ab Ende April noch vier Wochen Zeit für die Rückreise nehmen. Einige der Orte, durch die wir wegen des Wetters auf der Fahrt hier runter nur durchgerauscht sind, möchten wir dann gern besser kennenlernen.
Liebe Grüße
Anne und Frederick