Colmar / Elsass
Sonntag, 9. April 2017
Gegen Mittag kamen wir in Colmar an. In der nördlichen Einfallstraße an einem Kreisverkehr begrüßte uns eine kleine Freiheitsstatue, wie wir die große aus New York kennen. Die Erklärung erfuhren wir später. Den Stellplatz im „Port de Plaisance“, einem kleinen Bootshafen direkt an einem Kanal gelegen fanden wir ohne Probleme. Die Übernachtung dort kostet 11,22 Euro (22 Cents sind die Kurtaxe lt. Quittung), der Platz bot alles: Ver- und Entsorgung, fahrender Bäcker mit knusprigen Baguettes am Morgen, saubere Sanitäranlagen.
Wir suchten uns einen schönen Platz und inspizierten erstmal den Schaden am Wohnmobil. Tja, ein roter Streifen auf der rechten Seite fast über die gesamte Wagenlänge. Ärgerlich, aber nicht zu ändern. Da wir sowieso zur Firma Dethleffs fahren wollen, lassen wir erstmal die Finger davon und fragen um Rat, wie und womit man das wegpolieren kann. Ablenkung von dem Ärger versprach die Stadtbesichtigung. Bei 22 Grad spazierten wir den kurzen Weg, ca. 10 Minuten ins Zentrum. Die Stadt war voller Besucher, die Läden waren geöffnet und es gab überall bunte Stände, alles unter dem Motto: Colmar feiert den Frühling.
Geradezu berühmt ist die Stadt für das gut erhaltene architektonische Erbe aus wohl sechs Jahrhunderten und so bewunderten wir wunderschöne geschmückte Fachwerkhäuser in der verschachtelten Altstadt. Colmar zählt ca. 66.800 Einwohner. Sie ist nach Straßburg und Mühlhausen die drittgrößte Stadt im Elsass und Hauptstadt des Departements Haut-Rhin (Oberrhein).
Das Wetter war zu gut, um in die vielen Museen und Kunstausstellungen zu gehen, Atmosphäre genießen reichte uns vollkommen. Wir kamen am Geburtshaus von Frédéric Auguste Bartholdy vorbei. Er war der Künstler, der die Freiheitsstatue schuf. Sie war ein Geschenk Frankreichs an die USA und wurde 1889 eingeweiht. Daher die kleinere Variante auf dem Kreisverkehr.
Schließlich landeten wir im Viertel „Petite Venise“, im Kleinen Venedig an der Krutenau (elsässisch für Kräuter-Aue). Das Quartier grenzt an das „Quartier des Tanneurs“ (ehemaliges Gerberviertel), ähnlich wie in Lübeck weisen auch die Straßennamen auf die unterschiedlichen Berufsstände hin (Rue des Boulangers = Bäckerstraße, Quai de la Poissonnerie = Fischerufer). Die vielen Lokale waren bestens besetzt. Wir hatten allerdings keine Lust, die überhöhten Preise zu bezahlen, im Wohnmobil wartete ein kühler Moselwein auf uns. Wenn man so viel reist wie wir, kann man (leider) nicht jeder Versuchung nachgeben …. Außerdem planten wir bei dem schönen Wetter unseren ersten Grillabend.
Wieder zurück am Platz, lernten wir unsere Nachbarn kennen und tauschten uns über Reiseerfahrungen aus. Es war warm genug, draußen im Grünen zu essen, Frederick hatte seinen Supergrill angeschmissen, und ich muss sagen, meine Befürchtungen, die Nachbarn einzuräuchern, erfüllten sich nicht. Das Gerät ist eben auch so einer Fachsimpelei unter Wohnmobilfahrern zu verdanken und kann auch bedenkenlos auf dem Balkon genutzt werden.
Montag, d. 10. April 2017
Zum Glück hatten wir wieder eine ruhige Nacht. Der Stellplatz ist – wie betont wurde – kein Campingplatz mit Feiern und spätem ins Bett gehen. Die meisten Reisenden waren wohl in unserem Alter. Frederick kümmerte sich nach dem Frühstück um die Bilder-Bearbeitung, ich ging zum Duschen und erledigte für 8 Euro das Waschen und Trocknen unserer Wäsche. Das dauerte mal drei flotte Stunden, dann scharrte ich schon wieder mit den Hufen: bitte noch einmal in die schöne Innenstadt! Vorher sicherten wir unseren Platz, indem wir uns mit der Markise ausbreiteten, da unsere Nachbarn morgens weggefahren waren.
Ich hatte über den Künstler Jean-Jacques Waltz gelesen, geboren in Colmar 1873, einem Grafiker und Zeichner. Er wurde besonders bekannt unter seinem Künstlernamen Hansi. Es lohnt sich, über sein bewegtes, auch sehr politisches Leben nachzulesen, was ich hiermit empfehle. In vielen kleinen Läden gibt es Zeichnungen, Postkarten, Andenken von ihm zu kaufen. Seine Bilder erinnern mich an den schwedischen Maler Karl Larsson, der es ebenfalls liebte, Kinder in ihrer Umgebung zu zeichnen. Das Museum war leider nicht mehr geöffnet, schade!
Wieder am Stellplatz, ließen sich die Pflichten nicht weiter aufschieben: Wohnmobil waschen! Das geht natürlich nicht mit viel Wasser und Schlauch, sondern nur mit dem Einsatz von Insektenentferner, vielen nassen Tüchern und Muskelkraft. Inzwischen war starker Wind aufgekommen und unsere Markise flatterte ganz schön. Frederick wollte sie einholen, bekam danach aber die Kurbel nicht mehr aus der Verankerung! Da half alles Rütteln, Ziehen und Drücken nichts. Hilfreiche Nachbarn eilten dazu, versuchten sich aber ohne Erfolg daran. Da hilft nur noch Facebook „Wohnmobile und Reisemobile, das schönste Hobby der Welt“, im Forum nachfragen. Während Frederick noch schrieb, fuhr ein belgisches Mobil auf den freien Platz neben uns. Sofort sprang der Fahrer heraus und bot seine Hilfe an, offenbar einer der „Schrauber“, diese Leute wissen immer Rat und kriegen meistens auch alles wieder hin, so auch dieses Mal. Ruckzuck schaffte er, den Stab aus der Verankerung zu lösen, hurra! Es hätte ein richtiges Problem werden können, mit einem langen Metallstab am Wohnmobil hängend zur nächsten Werkstatt fahren zu müssen …. Wir „bezahlten“ mit einer Flasche Mosel-Wein.
Am Abend gönnten wir uns ein Essen beim 800 Meter entfernt gelegenen Italiener, den unsere deutschen Nachbarn von gestern Abend uns empfohlen hatten. Als wir zurückkamen, war es leider zu spät geworden, um uns mit den Belgiern auf ein Glas Wein zu treffen. Wir gingen früh schlafen, weil wir am nächsten Tag zeitig nach Dürrheim aufbrechen wollten. Dort gibt es einen Stellplatzbetreiber, dessen Sohn Einbauten in Heckgaragen vornimmt und wir wollten uns beraten lassen.
Dienstag, d. 11. April 2017
Die Bäckerin noch gerade erwischt (steht von 8.30 bis 9.00 Uhr auf dem Platz), war ich es dieses Mal gewesen, die früh aufgestanden war für die Baguettes, vorerst ein letztes Mal, denn Dürrheim liegt im Schwarzwald, da ist es aus mit den Baguettes, da müssen wir Schwarzwälder Schinken essen …
Nach dem Frühstück frischten wir das Wohnmobil auf, und mit uns brachen einige weitere Reisende auf, so dass es sich bei der Ver- und Entsorgungsstation staute.
Hallo DetleffsWeltenbummler!
Das war ja Frankreich im Schnelldurchgang.
Nachdem ich nun durch Euch erfahren habe, dass in Frankreich “Essengehen” eine teure Angelegenheit ist
und man deswegen mehr oder weniger auf Bratwurst und Meterbrot zurükgreifen muß, kann man den Franzosen nur raten, die Preise neu und zwar
nach unten zu gestalten. Sonst wird eine Fahrt mit dem Wohnmobil durch Frankreich nur eine Flucht vor den hohen Preisen und deshalb wohl kürzer
als man sich vorgenommen hatte. Oder man übersieht auf der Suche nach kleinen Preisen das Große Schöne in Frankreich.
Schade, leckere französische Küche!
Aber Ihr habt ja immer auch noch ein Auge für das “schöne” Frankreich. Das beweisen jedenfalls die tollen Fotos zu Euren Berichten!
Wenn Ihr jetzt wieder in Deutschland seid: Laßt es Euch wieder schmecken, bei den Wirten am Rhein, an der Lahn und an der Elbe!
Noch viel Vergügen wünschen Euch
Helga und Assi