Fahrt nach Spanien 1. Teil: Belgien

 In Belgien 2022

Donnerstag, 1. September 2022

So: “Die Pferde sind gesattelt” (Theodor Körner 1791-1813)! Unser Wohnmobil steht reisefertig vor der Tür, von Familie und Nachbarn haben wir uns verabschiedet und es kann losgehen Richtung Spanien! Ein langer Weg von etwa 2650 km liegt vor uns. Jedenfalls sagt dies der Plan aus, den Frederick dieses Mal akribisch für uns erstellt hat. Der Fokus liegt auf drei bis vier Stunden Fahrtzeit pro Tag, netten Stellplätzen, von denen die meisten kostenlos sind und hoffentlich interessanten Orten.

Als erstes machten wir Halt in Süsel (nicht weit von Malente), um dort unser Wohnmobil zu wiegen. Unser maximal zulässiges Gesamtgewicht ist 3,5 t. In Frankreich kann es schon mal unliebsame Überraschungen geben, wenn man kontrolliert wird und sich dabei herausstellt, dass man mit Übergewicht unterwegs ist. Die Toleranz ist dort kaum existent und die Strafen bei Übergewicht sind empfindlich schärfer als bei uns in Deutschland. Der Gefahr wollten wir uns nicht aussetzen. Außerdem bedeutet Übergewicht ein erhöhtes Unfallrisiko. Als wir auf der Waage standen, gab es einen Schock,  273 kg Übergewicht! Das kam unerwartet, da wir schon in Malente bei der Beladung immer das Gewicht im Auge behalten hatten. Zuerst konnten wir uns das nicht erklären, bis wir darauf kamen, dass wir nach unserer letzten Tour nach Sonderburg in Dänemark noch nicht entsorgt hatten. Außerdem war der Frischwassertank voll (140 Liter). Kurzerhand entsorgten wir bei der nächsten Gelegenheit Grauwasser und Toilette und ließen das Frischwasser bis auf eine Notreserve ab.

Vechta

Unsere erste Übernachtung ist noch in Deutschland, in Vechta. Hier haben wir schon einige Male auf dem Stellplatz am Hallenbad gestanden, immer auf der Durchreise. Es war ein warmer Nachmittag und wir schlenderten in die Innenstadt, da es galt, noch ein Paket zur Post zu bringen. Im Stadtzentrum war viel los, alle Eisdielen bis auf den letzten Platz besetzt, und generell schienen die Menschen das schöne Wetter zu genießen. Auf einmal stießen wir auf die lebensgroße Statue eines Pferdes. Bei näherer Betrachtung stellte sich heraus, dass hier Alwin Schockemöhles Pferd “Warwick Rex” geehrt wurde, mit dem er bei den Olympischen Spielen 1976 die Goldmedaille und im gleichen Jahr die Weltmeisterschaft gewonnen hatte. Schönes Tier, guckte sogar in die Kamera!

Warwick Rex

Warwick Rex

Gedenktafel für Warwick Rex

Gedenktafel für Warwick Rex

Unser nächstes Ziel war ein Stellplatz in Zwijndrecht bei Antwerpen in Belgien. Google gab die Fahrtzeit mit vier Stunden an.  Doch sobald wir von Vechta auf die A1 stießen, landeten wir in einem enormen Stau (Baustelle). Unsere geplante Route ging Richtung Amsterdam über die A30. Daher fuhren wir schon bald von der A1 ab und weiter über Landstraßen Richtung Lingen. Zeitlich gewannen wir kaum etwas, aber immer noch besser, als sich fast zwei Stunden im Schneckentempo fortzubewegen. Bis kurz vor Utrecht kamen wir gut voran, doch dann ging lange Zeit fast nichts mehr. Baustellen, Freitagnachmittagsverkehr und Rushhour zusammen waren schuld an einer Verzögerung von fast zwei Stunden. Während einer Pause auf einem Rastplatz sondierten wir neu und entschieden uns – nach entsprechender Recherche – für Brasschaat kurz vor Antwerpen, um nicht auch noch im Feierabendverkehr von Antwerpen hängenzubleiben.

Merke: Die Rastplätze auf Autobahnen stehen in einem negativen Ruf (Einbrüche in Fahrzeuge etc.) und so passiert auch uns etwas Merkwürdiges hier. Ich bin allein im vorderen Teil des Fahrzeugs, Frederick ist im Bad. Es klopft an der Seitentür. Ich sehe durch das Fenster erst einen jungen Mann, dann zwei weitere. Ich öffne vorsichtig die Tür und frage, was sie wohl möchten. Der junge Mann erklärt sein Vorhaben auf Deutsch mit holländischem Akzent. Sie seien von einem holländischen Fußballklub und möchten sich gern mit Deutschen fotografieren lassen (eine Wette?). So freundlich und entgegenkommend wir sonst auch sind, kam mir das doch recht merkwürdig vor, und ich lehnte ab,: nein danke, wollen wir nicht. Sie wünschten einen guten Tag und zogen ab.

Weder hatten die Männer irgendwelche Embleme von Fußballklubs an sich (einer war ganz in Schwarz gekleidet (wie Fantomas, der Einbrecherkönig) noch hatten sie Sporttaschen dabei. Je mehr wir später über die Situation nachdachten, fiel uns immer mehr dazu ein. Um ein gutes Foto zu bekommen, vielleicht alle mal hinter das Fahrzeug etc. Alle? Vielleicht hätte einer der Männer unsere Unaufmerksamkeit und Naivität ausgenutzt und meinen Rucksack (stand im Fußraum des Beifahrersitzes) geschnappt und nichts wie weg! Das wäre ein schöner Ärger gewesen, Pässe, Geld etc. weg! So waren wir am Ende doch froh, einmal nicht entgegenkommend gewesen zu sein.

Willkommensschild

Willkommensschild

Vechta - Brasschaat

Vechta – Brasschaat

Brasschaat (Belgien)

Endlich, kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir Brasschaat , etwa 38.300 Einwohner. Hört sich schon fast nach Großstadt an (welche wir eigentlich meiden), aber der Stellplatz liegt im Wald neben einer Sportanlage. Ich bin ja nicht so sehr für Stellplätze im Wald, aber es standen schon viele weitere Wohnmobile dort, könnte “Safety in numbers” bedeuten (wo mehrere stehen, ist es sicherer – hoffentlich!).

Pavillon im Freizeitpark

Stellplatz im Wald

Stellplatz im Wald

Stellplatz im Wald

Ein wenig die Beine vertreten – und wir entdeckten so viel: Die Sportstätten liegen in einem riesigen Areal mit Teich, Park und wunderschönem Schloss! Dazu fand gerade ein Volkslauf statt, eine Bühne war aufgebaut für die Band, und es gab einige Stände mit belgischem Bier (3€ der Becher) und leckerem Speisen-Angebot. Diesen Abend blieb unsere Küche mal kalt, soviel war beschlossen! Wir entschieden uns für Nachos (8€), die so gut schmeckten, dass wir gleich darauf noch eine Portion bestellten.

Nilgans mit Nachwuchs

Nilgans mit Nachwuchs

Schloss Brasschaat

Schloss Brasschaat

Wir genossen mit all den anderen die tolle abendliche Atmosphäre und die Musik. Nur einen Steinwurf entfernt waren wir plötzlich mitten in der Stadt! Ein kleiner Jahrmarkt war aufgebaut, vor allem die Kinder hatten Spaß!

Marathonlauf

Marathonlauf

Ein leckeres belgisches Bier

Ein leckeres belgisches Bier

Kirmes rund um die Kirche

Kirmes rund um die Kirche

Willkommensschild

Willkommensschild

Schloss Brasschaat in der Dämmerung

Schloss Brasschaat in der Dämmerung

So birgt auch ein ungeplanter Stellplatz immer mal wieder eine schöne Überraschung, Tschüss Belgien – Brasschaat, wir kommen wieder!

 

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