Fahrt nach Spanien 2. Teil: Frankreich

 In Frankreich 2022

Montville (Normandie)

Von Brasschaat in Belgien kommend, ist am dritten Tag unserer Reise (3.9.) gen Süden die französische Kleinstadt Montville (nördlich von Rouen) unser Ziel.  Vor der Autobahn noch ein kurzer Tankstopp. Bei 1,867 Euro waren wir nicht unzufrieden. Mit 355 Kilometern war es auch heute eine etwas längere Etappe, da wir in der Regel mautpflichtige Autobahnen in Frankreich vermeiden. So kommt man wenigstens durch die eine oder andere kleine Stadt in Frankreich, sieht vielleicht das Zeichen “Boulangerie” irgendwo, parkt und springt schnell mal raus, um das erste leckere französische Baguette zu kaufen! Schmeckt es hier doch am besten! Gibt es Orte in Frankreich, die nicht interessant sind? Wohl nur wenige! Es ist einfach wunderbar, mit dem Wohnmobil in Frankreich zu reisen! Kein anderes Land hat eine derartig wohnmobilfreundliche Infrastruktur. e irgendwelche

Foto von der Fahrt nach Montville

Foto von der Fahrt nach Montville

Brasschaat - Montville

Brasschaat – Montville

Ohne Staus kamen wir am späten Nachmittag in der kleinen Stadt Montville (knapp 5000 Einwohner), in der Region Normandie an. Um die Preise für Diesel machte Frederick sich übrigens in Frankreich keine großen Sorgen. Er hatte mittlerweile recherchiert, dass das Tanken bei den Total-Tankstellen am günstigsten war: zwischen 1,60 und 1,70€ pro Liter. Der Grund ist, dass die Firma 30 Cent pro Liter subventioniert (mit dem Staat verhandelt), da sie durch den rapiden Preisanstieg auf Grund des Ukrainekrieges hohe Gewinne eingefahren hatte. Im Oktober 2022 soll diese Großzügigkeit allerdings enden. Wir haben bisher von der Maßnahme profitiert.

Die Stellplätze sind danach ausgewählt, immer möglichst stadtnah zu sein, so dass wir leicht auf Erkundungstour gehen können. So macht es Spaß!

Blick vom Stadtparksee Richtung Stadtzentrum

Blick vom Stadtparksee Richtung Stadtzentrum

Der Stellplatz in Montville

Der Stellplatz in Montville

Montville ist ein hübscher, historischer (seit dem 11. Jahrhundert nachgewiesener) Ort. Also gibt es Interessantes zum Fotografieren, unter anderem das Bücherspenden-Häuschen, das dem wunderschönen Rathaus nachgebildet ist. Sogar die Uhr funktioniert und geht genau! Über diese öffentlichen Bücherschränke freue ich mich immer wieder, zeigt es doch, dass noch viel gelesen wird, nicht nur im Netz. Wir sehen noch eine weitere Kreation dieser Bücherschränke, ein großes hölzernes aufklappbares Buch! Der Originalität sind eben  keine Grenzen gesetzt!

Geöffnet

… und geöffnet

Buch als Büchertauschbörse

Buch als Büchertauschbörse

Rathaus Nachbau als Büchertauschbörse

Rathaus Nachbau als Büchertauschbörse

Das "ausgewachsene Rathaus"

Das “ausgewachsene” Rathaus

Frisches Baguette zum Frühstück

Frisches Baguette zum Frühstück

Der Stellplatz in Montville liegt zentral im Ort neben einer für Franzosen wichtigen Sportanlage, dem Bouleplatz (Jeu de Boules oder auch Petanque genannt). Wir haben zwar unsere verchromten Stahlkugeln dabei, kommen aber nicht auf die Plätze, da alle besetzt sind. Es ist Volkssport in Frankreich!

Gleich nebenan liegt ein wunderschönes Freizeitgelände am See mit allerhand unterschiedlichen Wasservögeln. Die vielen Gänse machen eine Menge Mist, scheinen auf der anderen Seite aber ziemlich zahm. Im Park tummeln sich zum Feierabend die Familien, genießen ein Eis vom Kiosk oder gönnen sich eine andere Erfrischungen.

Zum Frühstück am nächsten Morgen gab`s natürlich ein echtes französisches Baguette. Hier hätten wir es gern noch länger aushalten können, aber die Karawane zieht bekanntlich weiter.

Le Mans

Heute ist der 4. September 2022. Auf den Straßen ist wenig Verkehr und somit gutes Vorankommen auf dem Weg nach Le Mans. Diese Stadt hat wohl vor allem ihren Bekanntheitsgrad durch das 24-Stunden-Autorennen – ein Langstreckenrennen für Sportwagen – erreicht. Die Rennstrecke liegt jedoch außerhalb der historischen Altstadt, die wir besuchen wollen.

In dieser Großstadt, am Zusammenfluss von Sarthe und Huisine gelegen, leben etwa 143.900 Einwohner. Wieder hatten wir Glück mit dem Stellplatz. Er liegt am Fuß der Stadtmauer gegenüber der Sarthe. An diesem Tag war es sehr heiß  (über 30°), aber wir hatten einen Platz unter Bäumen ergattert. Direkt nach dem Einparken spazierten wir in die denkmalgeschützte Altstadt.

Gut erhaltener Wehrturm

Gut erhaltener Wehrturm

Frederick voll konzentriert auf dem Weg nach Le Mans

Frederick voll konzentriert auf dem Weg nach Le Mans

Montville - Le Mans

Montville – Le Mans

Sofort erlagen wir dem Charme der mittelalterlichen Stadt mit den meist gut erhaltenen historischen Häusern. Das alte Kopfsteinpflaster geht sich allerdings mühselig und prompt handelte Frederick sich ein Reißen in der Wade ein! Aufgeben gab es nicht, eine Lösung musste her. Und da kam sie auch schon herangetuckert in Form eines Touristen-Sightseeing-Zuges. Die nächste Abfahrt sollte um 17 Uhr sein, da hatten wir eine gute Stunde Zeit, um wieder einen erfrischenden Cidre zu genießen, und das direkt neben der riesigen gotischen Kathedrale Saint-Julien du Mans. Auch innen ist die Kirche beeindruckend. Sie zählt mit zu den  ganz großen Kathedralen Frankreichs.

Die riesige Kathedrale

Die riesige Kathedrale

Schon wieder Cidre bei über 30° gerade das richtige

Schon wieder Cidre bei über 30° gerade das richtige

Auf dem Weg zur Haltestelle des Zuges überquerten wir die Schienen der hochmodernen Straßenbahn. Denn auch hier ist natürlich die Zeit nicht stehengeblieben und es gibt eben auch das moderne Le Mans mit seiner Universität und der Technischen Hochschule.

In der kleinen Touristen-Bahn haben wir Glück, es gibt Erklärungen über Lautsprecher auf Englisch. Es ging ruckelnd und zuckelnd durch die engen Gassen. Im Schatten der Kathedrale steht aufrecht an die Wand gelehnt ein Menhir (unbehauener kultischer Stein aus vorgeschichtlicher Zeit). Manche sehen ihn als Wächter der Stadt. Er wacht seit Urzeiten über die Menschen hier. Kriege, Religionen, Zeiten des Wohlstandes/der Armut wechseln einander ab, doch der Stein bleibt wie er ist.

Plattgewalzte Flaschen als Deko

Plattgewalzte Flaschen als Deko

Fahrt im Tourist-Train

Fahrt im Tourist-Train

Gut erhaltene Stadtmauer

Gut erhaltene Stadtmauer

Blick von der Altstadt auf die Unterstadt

Blick von der Altstadt auf die Unterstadt

Frankreich kann ein Lied von all den Veränderungen singen. Kelten, Römer, Engländer, Deutsche – alle und viele mehr wollten das Land besitzen und vielleicht “leben wie Gott in Frankreich”. Ganz genau ist nicht geklärt, woher die Redewendung kommt. Man vermutet, dass sie aus der Zeit der Französischen Revolution (Ende des 18. Jahrhunderts) stammt. Übersetzen könnte man den Spruch mit “Leben wie die Made im Speck” bzw. im Überfluss, in Saus und Braus! Auf jeden Fall ist Le Mans für Fotografierfreudige ein gefundenes Fressen!

Wunderschönes Fachwerk

Wunderschönes Fachwerk

Historische Häuser

Historische Häuser

Bunte Pappmachéfiguren

Bunte Pappmachéfiguren

Da unser Stellplatz in Le Mans an einer Hauptstraße lag, war die Nacht doch etwas unruhig durch den Verkehrslärm. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau bei einem von der Gemeinde kostenlos zur Verfügung gestellten Platz.

Vivonne

Am Montag, den 5. September 2022 fuhren wir weiter, etwa 200 km bis Vivonne, einem kleinen, charmanten Ort mit etwa 4400 Einwohnern. Der Wohnmobilstellplatz liegt an einem Bächlein unter schattigen Bäumen, integriert in den allgemeinen zentralen Parkplatz des Ortes. Gerade noch fanden wir eine Lücke, nicht ideal, da neben der Ver- und Entsorgungsstation, aber was hilft es? Manchmal muss man eben etwas in Kauf nehmen…

Urinale am Stellplatz

Urinale am Stellplatz

Kuschel-Camping

Kuschel-Camping

Le Mans - Vivonne

Le Mans – Vivonne

Was uns die ganze Zeit schon über gewundert hat, ist, dass wir kaum deutsche Autokennzeichen sehen. Es sind überwiegend Franzosen, Belgier unterwegs. So ist es auch hier. Obwohl es noch sehr warm war, machten wir uns auf, den überschaubaren Ort zu erkunden. Fredericks Wade ließ dies heute zu, obwohl sie noch etwas zwickte. Der Mittelpunkt ist auch hier wieder eine Kirche (Saint-Georges aus dem 13. Jahrhundert). Die Schlösser und ein Herrenhaus in der Nähe haben wir jedoch nicht mehr besucht. Uns reichte der kleine Rundgang. Wir kaperten uns eine  Bank neben dem Stellplatz und verzehrten unser Abendessen dort. Unsere nette französische Nachbarin bot an, ein Foto von uns zu machen. Danke – aber gerne doch!

Abendessen auf einer Bank

Abendessen auf einer Bank

Gegenüber vom Stellplatz: Tourist-Info

Gegenüber vom Stellplatz: Tourist-Info

Ein Teil des Parkplatzes war abgesperrt. Noch am Abend sollten wir erleben, warum. Zwei große LKW’s scherten auf den vorgegebenen Plätzen ein. Einer davon war ein rollender Shop mit Dingen für Küche, Garten und Werkstatt. Am nächsten Morgen hatte der Händler seinen “Laden” bereits geöffnet und Alu-Leitern, Besen und Sonstiges herausgestellt. Auch eine Geschäftsidee!

Kirche in Vivonne

Kirche in Vivonne

Mobiler Baumarkt vor dem Stellplatz

Mobiler Baumarkt vor dem Stellplatz

Zunftschild einer Schlachterei

Zunftschild einer Schlachterei

Pissos

Wir setzten unsere Reise wie geplant fort, Saugnacq et Muret war das Ziel. Ein Dorf in der Region Haut-Aquitaine, 50 km östlich von der Atlantikküste entfernt. Wir rechneten mit etwa 3 ½ Stunden Fahrzeit für die 270 km. Obwohl Frederick zu Hause akribisch nach den Stellplätzen geforscht hatte, lief es dieses Mal verkehrt. Schon während der Fahrt wollte das Navi ständig ganz woanders hin. Frederick glaubte dem Navi nicht und fuhr erst einmal weiter nach Gefühl nach Saugnacq et Muret.  Dort gab es eine Landstraße entlang des Kiefernwaldes, ein paar kleine Industrieansi

edlungen, aber keinen Stellplatz. Die Nachforschung ergab, dass Frederick einen Fehler gemacht hatte. Da wir ja in ca.-Entfernungen von 300 km reisen wollten, hatte er im Umkreis von Saugnacq gesucht und dabei einen netten Stellplatz ausgesucht, dabei aber übersehen, dass dieser 100 km weiter im Osten lag. Dumm gelaufen.

Also wurde kurzerhand neu recherchiert und in 15 km der Ort Pissos ausgemacht. Dort stellt die Gemeinde den Wohnmobilreisenden ein paar Plätze an der Kirche in der Ortsmitte zur Verfügung, sehr nett!

Kirche in Pissos

Kirche in Pissos

Beregnungsanlage

Beregnungsanlage, gesehen auf der Fahrt nach Saugnacq

 Vivonne-Saugnacq-Pissos

Vivonne-Saugnacq-Pissos

Im Dorf leben etwa 1500 Einwohner, im Hochsommer sicher mehr. Alles wirkte etwas verschlafen. Aber es gibt ein schönes Rathaus, zwei Läden, eine Apotheke, eine Post. Da Pissos nur etwa 50 km von Arcachon, einem bekannten Seebad entfernt ist, können wir uns vorstellen, dass das Dorf vielleicht von Zweitwohnungsbesitzern genutzt wird, die nur ein paar Wochen im Sommer hier verbringen. Aber das ist nur eine Vermutung.

Wir parkten unter einem Baum, um uns etwas vor der großen Hitze zu schützen. Ich spazierte los und kaufte ein paar Postkarten. Das Schreiben kann einem hier ein bisschen vergehen, das Porto am nächsten Tag auf der Post war 1,65 € pro Karte. Das kann für mich als Vielschreiberin ganz schön teuer werden! Ein paar interessante Fotomotive fanden wir dann doch und freundeten uns ein bisschen mit dem Dorf an.

Pissos Rathaus

Pissos Rathaus

Kirche im Abendlicht

Kirche im Abendlicht

Pissos Bäckerei

Pissos Bäckerei

Verkrüppelte Kiefern im tollen Abendlicht

Verkrüppelte Kiefern im tollen Abendlicht

Vor allem auch deshalb, weil hinter der Kirche ein großer Rasenplatz lag, auf den unsere beiden französischen Nachbarn am Abend ihre Fahrzeuge lenkten. Wir taten es ihnen gleich und hatten eine der ruhigsten Nächte auf dieser Tour! Großes Glück hatten wir auch noch: Am Morgen übte der Kantor in der Kirche und wir konnten eine Weile, auf der Kirchenbank sitzend seinem Orgelspiel zuhören – ein schönes Erlebnis! Einfach auf den Link klicken.

Saint-Jean-Pied-de-Port

Saint-Jean-Pied-de-Port, unsere letzte Etappe in Frankreich, am Fuße der Pyrenäen – ist das heutige  Ziel! Es war an der Zeit, endlich auch mal für einen Stellplatz zu bezahlen. Bisher waren alle Plätze kostenlos. Frederick hatte einen Stellplatz ausgesucht, der “satte 11 Euro” kostete, Strom, Wasser und Entsorgung im Preis inbegriffen, also total günstig! Nach einer Fahrtzeit von knapp über 2 ½ Stunden, etwas verzögert durch eine komplizierte Umleitung über kleinste Dörfer kamen wir schließlich gegen 14 Uhr in dem Pilgerort an. Der Stellplatz war noch besser als erwartet. Nur fünf Minuten zu Fuß ins Gewimmel dieses Kleinods,  und  wir hatten auch noch Glück, einen sehr guten, schattigen Platz zu ergattern. Normalerweise benötigen wir keinen externen Strom. Da Strom hier aber im Preis enthalten war, nahmen wir das Angebot gern wahr. Denn dadurch wird Gas gespart, weil der  Kühlschrank auf Strom umgeschaltet werden kann.

Schattiger Stellplatz in Saint-Jean-Pied-de-Port

Schattiger Stellplatz in Saint-Jean-Pied-de-Port

Pissos - Saint Jean Pied de Port

Pissos – Saint Jean Pied de Port

Beginn des Jacobsweges

Beginn des Jacobsweges

“Heiliger Johann am Fuße des Passes”, so lautet die Übersetzung des Ortsnamens, der weltweit bei Wanderern und Pilgern bekannt ist. Das mittelalterliche Städtchen liegt am Anfang der Passstraße nach Roncesvalles in Spanien. Hier beginnt der ca. 800 km lange Jakobsweg nach Santiago de Compostela.

Wir freuen uns sehr über unseren Besuch dieses spannenden Pilgerortes, da auch wir zu den Lesern des Buches von H.P. Kerkeling, “Ich bin dann mal weg” gehören, die Beschreibung seiner langen Wanderung und der Suche nach seiner verloren gegangenen Mitte. Und auch wir waren angesteckt wie so viele von der Idee, einmal diese Kraftanstrengung und Ausdauerleistung des Pilgerns zu versuchen. Das ist nun schon über 20 Jahre her und mittlerweile sagen unsere Füße nach eingehender Befragung: Nein, danke, das schaffen wir (wohl) nicht mehr! Doch das trübt die Freude und Begeisterung nicht, hier nun in diesem besonderen Ort zu sein.

Im Ziel, das die Pilger unter anderem anstreben,  die  820 km entfernte Großstadt Santiago de Compostela im Nordwestspanien steht seine riesige Kathedrale. Dort finden sehr bewegende Andachten mit den Pilgern aus aller Welt statt. Wir kennen den Ort bereits von unserer Tour durch Portugal und Spanien vor vier Jahren.

Der anvisierte Wohnmobilstellplatz  hier in Saint-Jean-Pied-de-Port war schnell gefunden und gleich nach dem Einparken des Wohnmobils ging es zur Stadtbesichtigung. Es war aufregend, hier zu sein und gleich begegneten uns auch schon die ersten Wanderer, Pilger mit großen Rucksäcken, an die die Jakobsmuschel gehängt ist. Das für alle sichtbare Zeichen, dass man sich auf den Pfad begibt. Unsere Freundin Alison aus Cornwall begann das Pilgern Ende April und benötigte etwa 40 Tage für die Strecke, das sind ungefähr 25 Kilometer pro Tag.  Sie schaffte es mit Bravour, besonders, wenn man bedenkt, dass sie bereits 75 Jahre alt ist! Alison hatte sich den Weg auf die Fahne geschrieben, um für die “Cornwall Air Ambulance” Spenden zu sammeln, wir spendeten auch 50£. Insgesamt kamen einige hundert Pfund zusammen sowie für Alison ein reicher Erfahrungsschatz!

Im Zentrum des Städtchens dreht sich alles um das Pilgern. In den vielen kleinen Läden gibt es die komplette Ausstattung:  Wanderschuhe bis hin zu Kopfbedeckungen aller Art, die Rucksäcke, den hölzernen traditionellen Wanderstab, natürlich die Muschel und – besonders wichtig – guter Regenschutz. Im Meldebüro können die Pilger ihre Pässe (die auf dem langen Weg jeweils als Nachweis abgestempelt werden) beantragen, erhalten Wegkarten und u.a. Hinweise zu den Refugien, den einfachen Unterkünften entlang des Weges. Hier kann es sich auch um Mehrbettzimmer handeln. Jeder wie er mag und wieviel er bezahlen möchte oder kann. Einige leisten sich  auf den Etappen auch komfortable Hotelzimmer. Den Pilgern wünscht man “Buen Camino”, einen guten Weg. Einige Male hörten wir es, Pilgern freundlich hinterher gerufen.

Le Vieux Pont - Die Alte Brücke

Le Vieux Pont – Die Alte Brücke

Am Fuß der Pyrenäen

Am Fuß der Pyrenäen

Wir flanierten mit vielen anderen Touristen durch die engen Gassen, deren Shops viel zum Thema Baskenland bereithalten. So das hübsche Emblem, das man auf Handtüchern, Gläsern, T-Shirts und vielem mehr findet: das baskische Kreuz (Croix Basque). Dies bekommt man auch als Aufkleber. Jetzt kleben drei der Kreuze an unserem Wohnmobil, zieren das Fahrzeug. So ein Ort am Fuße der Pyrenäen muss sich eben auch vermarkten und für Arbeitsplätze sorgen, wie soll es auch anders sein?

Baskisches Kreuz (Croix Basque) an der Abdeckung unseres Stromsteckdose

Baskisches Kreuz (Croix Basque) an der Abdeckung unserer Stromsteckdose

Cidre-Gläser mit baskischem Kreuz

Cidre-Gläser mit baskischem Kreuz

Ausgelatschte Wanderschuhe dienen als Deko

Ausgelatschte Wanderschuhe dienen als Deko

Kirche "Notre-Dame-du-Bout-du-Pont

Kirche “Notre-Dame-du-Bout-du-Pont

Registrierung der Pilger

Registrierung der Pilger

Rue de la Citadelle

Rue de la Citadelle

Entlang der Stadtmauer

Entlang der Stadtmauer

Der mitten durch die Stadt fließende Fluss "Rive de Béhérobie

Der mitten durch die Stadt fließende Fluss “Rive de Béhérobie

Traditionelles Gebäude am Nive de Béhérobie

Traditionelles Gebäude am Fluss Nive de Béhérobie

Schöne Fotomotive fanden wir buchstäblich an jeder Ecke. Das Wetter meinte es anfänglich gut mit uns, 26 Grad und ein blauer Himmel! Ein Blick auf die Wettervorhersage lud ein, länger zu bleiben: in den nächsten Tagen sollte die Hitzewelle zuschlagen, in Spanien sowieso und auch hier. Ein Anruf bei unserer Maklerin in La Marina bestätigte die dortigen Temperaturen von über 33 Grad am Tag und immer noch 25° in den Nächten! Nicht auszudenken, das im Wohnmobil aushalten zu müssen. Wir beschlossen, die Hitzeperiode hier auszusitzen, denn so stehen wir wenigstens unter schattigen Bäumen, und ab und zu weht ein laues Lüftchen. Nachts kühlt es runter auf etwa 16 Grad, damit kommt man klar.

Klöntür mit Fenster

Klöntür mit Fenster

Geschäft für Baskenmützen

Geschäft für Baskenmützen

Urinale am Stellplatz

Saint Jean Pied de Port von der Citadelle gesehen

Von unserem Platz sind es nur wenige Gehminuten ins Zentrum. Nach einer ersten Erkundungsrunde durch das wuselige Städtchen mussten wir uns dann doch ein wenig  im Schatten am Wohnmobil ausruhen. Gegen Abend meldete sich der Hunger und wir suchten uns ein nettes Restaurant mit Außengastronomie. Das Essen und der kühle Wein schmeckten vorzüglich. Während des Essens kamen wir mit unseren Tischnachbarn (Engländer und Kanadier) ins Gespräch. Ihre Geschichte war sehr spannend, denn sie wollten den Pilgerpfad auf dem Rücken ihrer Pferde wagen. Die Kanadierin sorgte offenbar für die dafür notwendige Logistik – jeder halt nach seiner Vorstellung. Nach dem Essen mussten wir uns die Beine noch ein wenig vertreten. Mittlerweile war es dunkel geworden und die Atmosphäre in der nun beleuchteten Stadt war eine gänzlich andere. Hier einige Fotos.

Pelota Spielfeld

Pelota Spielfeld

Rundweg entlang der Stadtmauer

Rundweg entlang der Stadtmauer

Rue de la Citadelle

Rue de la Citadelle

Stadttor Notre Dame

Stadttor Notre Dame

Die "Vieux Pont" - die Alte Brücke

Die “Vieux Pont” – die Alte Brücke

Rue de la Citadelle

Rue de la Citadelle

Nun sind wir schon den sechsten Tag in Saint Jean Pied-de-Port und es ist uns immer noch nicht langweilig! Täglich gehen wir auf Entdeckungsreise, es ist einfach schön hier! So sehen wir wahrscheinlich mehr vom Ort als die Pilger, die hier ihre Mission, ihren Traum beginnen, einmal den Jakobsweg zu laufen (so manch einer macht es tatsächlich mehrfach im Leben). Nicht nur auf Schusters Rappen, sondern auf dem mitgebrachten Rappen, seinem eigenen Pferd ist es möglich, wie oben berichtet. Mittlerweile werden auch hier verschiedene ausgearbeitete Routen angeboten.

Ein Blick auf die Wetterkarte kündigt nun auch hier eine Hitzewellean: 36 Grad, nachts 22 Grad, – aber alles ist besser, als jetzt in Spanien zu sein, wo der dortige Stellplatz in der prallen Sonne liegt und es sich nachts nicht herunterkühlt. Wir entschieden uns für einen Museumsbesuch: In das kleine historische, ehemalige Gefängnis in der Rue de la Citadelle, der Hauptstraße der Altstadt. Ein Gebäude aus dem Mittelalter, das auf Grund der sehr dicken Mauern angenehm kühl war. Im zweiten Weltkrieg nutzten die Nazis das Haus, um Resistance-Mitglieder einzukerkern. Im Kellergeschoss sieht es noch aus, wie zu mittelalterlicher Zeit. Feucht ist es dort, ohne jeden Komfort. Im Obergeschoss des kleinen Museums gab es eine Ausstellung von mittelalterlichen Gebrauchsgegenständen und einige interessante Trachten. Hier fallen besonders die Kopfbedeckungen der Damen auf, Hüte, die sich in ungeahnte Höhen schrauben … bestimmt war diese Hutmode den edleren Frauen zu eigen. Wie hätten die Bäuerinnen darin arbeiten können? Es blieb wohl auch eher eine Festtagskleidung. Sehr ungewöhnlich war diese Mode dann schon.

Der vollbeladene Touristenzug quält sich die steile Straße hinauf

Der vollbeladene Touristenzug quält sich die steile Straße hinauf

Elegante Damentracht

Elegante Damentracht

Mittelalterliche Trachten

Mittelalterliche Trachten

Zeitweilig diente das Gebäude aus dem vierzehnten Jahrhundert schon damals als Gefängnis und als Lagerstätte für Güter.

Im Gefängnis-Museum

Im Gefängnis-Museum

Historisches Museum

Historisches Museum

Riesengedränge bei der Pilgerregistration

Riesengedränge bei der Pilgerregistration

Urlaub pur – wenn es nur nicht so heiß wäre … Also halten wir uns während der heißesten Stunden auf unserem Stellplatz im Schatten unter den Bäumen auf. Mittlerweile sind wir dazu übergangen, kühles Leitungswasser in zwei große Schüsseln zu füllen und darin unsere Füße abzukühlen. Das wirkt ganz gut. Der Blick auf die Wetterkarte verspricht in den nächsten Tagen Abkühlung, vor allem nachts.

Am Dienstag gingen wir am Nachmittag im Ort bummeln, kauften einige Bade- und Handtücher (Sonderangebote, da Saisonende) für die neue Wohnung – obwohl noch nicht einmal der Kaufvertrag beim Notar unterschrieben ist. Was da noch alles passieren kann?

Am Abend spazierten wir zur Kirche, um 21 Uhr sollte es ein Konzert des baskischen Männerchors “NEKEZ ARI” geben. Ab 20.30 Uhr wurden die Tickets für 10€ pro Person verkauft. Wir suchten uns einen Platz. Die Vermutung, dass es kalt und klamm in der alten Kirche sein würde, bestätigte sich nicht. Im Gegenteil, auch hier war es warm – unsere Pullover wurden zu Sitzkissen auf den harten Holzbänken umfunktioniert. Nach und nach trudelten ein paar Leute ein. Die Sänger gruppierten sich vor dem Altar und sangen sich mit einem Lied schon mal ein. Der Chorleiter war beeindruckend, von Statur und Bewegung!

Werbeposter für den Chor

Werbeposter für den Chor

Baskischer Männerchor NEKEZ ARI

Baskischer Männerchor NEKEZ ARI

Dann gingen alle wieder hinaus und begrüßten offenbar Freunde und Nachbarn. Um 21 Uhr waren beinahe alle Plätze in der Kirche besetzt.

Ca. 1 ½  Stunden lauschten wir den baskischen und französischen Liedern, das Publikum klatschte begeistert und wurde teilweise zum Mitsingen animiert. Eine fantastische Akustik, ein wunderbares Erlebnis an diesem Abend. Hier eine Kostprobe:

 

 

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