Kolberg und Stolpmünde
Auf nach Polen
Mittwoch, 31. Juli 2019
Natürlich läuft nicht immer alles glatt, wenn man mit dem Wohnmobil lange unterwegs ist. Hier und da muss man auch mit dem einen oder anderen Zipperlein fertig werden. Deshalb führte unser erster Weg am Morgen in die Apotheke. Nach Fredericks Problem mit dem Flecken auf dem Arm war ich nun dran: “Burning Mouth Syndrom”. Was ist das denn? Zu viel geredet? Seit zwei Tagen hatte ich einen Wundschmerz an der Zungenspitze. Vielleicht hatte ich mir im Schlaf auf die Zunge gebissen? Jedenfalls ergab meine Recherche im Internet alles Mögliche an Krankheiten. Gruselig. Ich hatte vorher noch nie in meinem (langen) Leben von solcher Art Krankheiten gehört! Mich machte das Ganze total nervös. In der Apotheke bekam ich rezeptfrei gute Ratschläge und eine Kamillentinktur zum Gurgeln. Nach zwei Tagen war ich zum Glück wiederhergestellt!
Aber nun weiter mit dem Reisen. Nach dem Frühstück (mit toll schmeckenden Brötchen vom Bäcker) fuhren wir bei bestem Wetter durch die Mecklenburger Lande. Im Juli/August ist das Freud und Leid zugleich. Die riesigen Felder, die reinste Kornkammer – und die Landschaft ist schön anzusehen. Aber es ist ja Erntezeit und den einen oder anderen Trecker, mit beladenem Anhänger, galt es zu überholen, teilweise auf schmalen Straßen, wohlgemerkt. Wir fuhren quer über die Insel Usedom bis zur polnischen Grenze. In Swinemünde konnten wir nach einer Wartezeit von 40 Minuten auf die kostenlose Fähre fahren, die uns über den Fluss Swine schipperte. Dauer der Überfahrt knapp 15 Minuten.
Unser Etappenziel war Kolberg, es lag auf dem Weg. Frederick hatte einen kostenlosen Stellplatz über die App “Park4Night” herausgesucht. Der befindet sich in einem kleinen Waldstück nur 100 m vom Strand entfernt, wo schon viele PKW‘s und weitere Wohnmobile/-wagen parkten, als wir dort ankamen. Zwar gab es gegenüber einen kostenpflichtigen Großparkplatz, der war aber für die Größe unseres Fahrzeugs nicht geeignet. Wir erwischten im Wald die letzte Lücke …
Jetzt nach der langen Fahrt bloß die Füße vertreten. Da wir keine Zloty hatten, suchten wir als erstes einen Geldautomaten, den wir schnell in einem nahe gelegenen Hotel fanden. Diese Automaten gibt es überall hier und wir wissen jetzt auch warum! Erst hoben wir nur 100 Zloty ab, merkten dann aber, dass das ja viel zu wenig war. Also Karte nochmals einschieben und 150 Zloty eingeben. Erst jetzt fiel Frederick beim genauen Blick auf den Bildschirm auf, dass offenbar Gebühren berechnet werden und zwar heftig – 16,50 Zloty pro Transaktion, also ca. 4,50 €. Wir hatten also für das 2 mal Abheben 9 € bezahlt. Normalerweise bezahlen wir nichts fürs Bargeld abheben. Wir wussten nicht, dass diese Geldautomaten von Privatfirmen aufgestellt werden. Kostenlose Automaten – wie wir später herausfanden – gibt es nur bei den Banken. Wieder schlauer geworden.
Aber jetzt auf zum Strand! Herrliche Ostsee, nicht enden wollender, weißer Sandstrand und ziemlich viele Leute unterwegs. Urlaubszeit in Polen – Polen hat etwa 38.43 Millionen Einwohner (lt. Statistik 2017) – Wie bei uns, scheint alles an die Küste zu wollen, ist ja auch schön hier!
Vor sechs Jahren, auf unserer Masuren-Tour, waren wir schon einmal hier. Da gab es noch keine Strandkörbe am Strand. Nun stehen sie in Reih‘ und Glied auf dem Strand. Wir finden, dass das immer noch eine Geschäftsidee für die englischen Strände wäre …
Auf dem Rückweg bummelten wir auf einer der gepflasterten Promenaden. Zeit zum Abendessen, wir kehrten in einer gemütlichen Pizzeria ein, direkt am Tennisplatz. Pizza essen und anderen beim Kalorienverbrauch, sprich Tennis spielen zugucken, ideal! Wir entschieden uns, nach dem Essen Richtung Seebrücke weiterzubummeln. Die Flaniermeile ist wohl gut und gerne drei Kilometer lang. Jedenfalls nahm sie kein Ende und entlang des ganzen Wegs überall Essens-Angebote und allerlei süße Versuchungen. Gut, dass wir bereits gegessen hatten. Nur an den vielen Eisdielen (Lody heißt Eis) kommt wohl keiner vorbei. Auch wir nicht. Für 1,50€ bekommt man ein kunstvoll in die Waffel gedrehtes Eis, und es schmeckt, aber wie!
Es war schon dunkel, als wir schließlich zum Wohnmobil zurückfanden. Im Wald war es mittlerweile stockfinster geworden, perfekt für einen erholsamen Schlaf. Wenn da nicht der prasselnde Regen gewesen wäre … da kann es ganz schön laut werden auf so einem Autodach. Aber der Mensch gewöhnt sich an alles, so auch daran und wir schliefen irgendwann ein.
Donnerstag, 1. August 2019
Schreck in der Morgenstunde
Am nächsten Morgen, nach dem Frühstück, wollten wir weiter. Es regnete immer noch. Der Parkplatz hatte sich merklich geleert. Doch der Weg, den wir gekommen waren, war inzwischen von Gemeindearbeitern per rot-weißer Barriere versperrt worden. Oh Schreck! Ich lief zu ihnen hinüber und zeigte auf unser Mobil, redete auf Deutsch und Englisch, wie wir denn nun rausfahren sollten. Sie amüsierten sich königlich, zuckten die Achseln, zeigten dann allerdings auf den nicht offiziellen Weg, eine Lücke im Gelände, über die wir dann holprig über Kantsteine und Grasrabatte wieder auf die Straße kamen. Noch mal Glück gehabt! In Zukunft wird es diesen Übernachtungsplatz nicht mehr geben. Ist vielleicht auch besser für den kleinen Wald!
Jetzt galt es, unser Wohnmobil zu versorgen – Toilettenkassette und Grauwasser entleeren und Frischwasser fassen. Wir fragten beim nahe gelegenen Campingplatz nach. Das sei kein Problem, erfuhren wir, aber man nahm uns 32 Zloty (ca. 8 €) dafür ab. In Schweden kostet so etwas nur 2 – 3 €. Im strömenden Regen zwar, aber trotzdem recht sauber und effizient entledigten wir uns der Aufgabe, dann ging es weiter. Ziel war der Badeort Stolpmünde (polnisch Ustka).
Unser Freund Assi hatte unseren Reiseverlauf verfolgt und brachte seinen Geburtsort Stolpmünde ins Gespräch. Daher änderten wir unser ursprüngliches Tagesziel, die kaschubische Hauptstadt Kartuzy in Stolpmünde. Auf Grund von Assis Kommentar waren wir neugierig auf den an der Ostsee liegenden Ort geworden und steuerten ihn an. Seit unserer letzten Polen-Tour haben sich die Straßenverhältnisse enorm verbessert. Die Polen selbst fahren auch nicht mehr ganz so rasant, wie wir es von ihnen kannten. Allerdings gibt es immer noch diese riskanten Überholmanöver, manchmal rechts vorbei (!), aber viel seltener als vor sechs Jahren!
Auch diesmal leitete uns “Park4Night” auf einen kostenlosen Stellplatz, nicht schön, aber für eine Nacht auszuhalten. Er war eingezäunt, an einem Fußballplatz und für jedermann zugänglich, also nicht bewacht. Koordinaten W54°34’57”, O16°52’23”. Durch ein noch nicht saniertes Wohngebiet liefen wir etwa 15 Minuten zum Strand und Hafen.
Ustka, ein typischer Ferienort, und auch hier war es wieder proppenvoll, wie bei uns im Sommer in Grömitz, Scharbeutz oder Timmendorf. Verlockungen überall, so fiel Frederick in der Fischbude am Hafen für den leckeren gebratenen Dorsch mit Salat und einem halben Liter Bier. Mir verschlug es angesichts so viel angebotenem Fisch, wo man ging und stand, den Appetit, ist ja nichts für mich! Dafür gab es später ein Eis, von wegen maly (klein), die Portion war so groß, dass ich sie nicht schaffte!
Eis-Land Polen! Da alles soviel günstiger ist, kann man beruhigt mit Kindern seinen Urlaub hier verbringen. Die Verkäufer/innen an vielerlei Strandbuden (Spielzeug, leider meistens bunter Plastikkram, T-Shirts, Kartoffelchips, Waffeln mit heißen Kirschen und Sahne) danken es. Die bunten Haarbänder, die kleine Mädchen so gern in ihr Haar einflechten lassen, haben polnische junge Damen gelernt, einzuflechten. Amerikanisch abgekupfert erscheinen uns die vielen Reklametafeln, mit denen die Zufahrtstraßen in die Orte beinahe zugepflastert sind. Also lernen wir ein wenig von der Landessprache: Reklamy (Werbung), Farby (Farbe), Restauracja (Restaurant). Guten Tag (Dzień Dobry), danke (dziekuje) und bitte (prosze) können wir natürlich noch aus den Vorjahren!
Assis Geburtsstadt ist hübsch, hat einen Wahnsinns-(traumhaften) Strand, den interessanten Hafen mit touristisch als Koggen hergerichteten Schiffen, die für eine kurze Tour hinausfahren, einige Fachwerkhäuser im Zentrum.
So bummeln wir mit den vielen anderen Touristen, bevor wir zurück zum Wohnmobil gehen und die weitere Route diskutieren. Statt Leba an der Ostsee, einem äußerst beliebten und im Sommer garantiert überlaufenem Urlaubsort (wir waren schon zweimal dort und wissen das) zieht es uns in die Kaschubische Schweiz. Hierüber hatten wir mal im Fernsehen einen Reisebericht gesehen. Nachts prasselte wieder der Regen aufs Autodach, macht nichts, solange der Tag uns mit gutem Wetter – wie bisher – belohnt!
Hallo Dethleffs!
Danke, dass Ihr meinem Geburtsort die Ehre Eures Besuchs gegeben habt.
Meine Brüder und ich waren das erste Mal 1994 (?) in Stolpmünde. Da sah es dort noch ziemlich gräuslich nach Intensiv-Kommunismus aus:
Plattenbauten, rosa und türkisfarben angemalte Häuserruinen und der Zustand der Straßen spottete jeder Beschreibung.
Nur der Strand war damals schon herrlich – der Natur waren der Kommunismus und seine 5-Jahres-Pläne auch ziemlich egal,
die hatte, Gott sei Dank, eigene Vorstellungen…
Aber gastfreundlich waren die Bewohner damals schon, auch diejenigen Familien, die unser ehemaliges Haus, eine ursprünglich stattliche Villa,
von meinem Großvater gegen Ende des 19. Jahrhunderts gebaut, nun bewohnten.
Sie ließen uns in das Haus und zeigten uns alle Räume – und das, obwohl das Haus schon voller Gäste (Kommunion?) war.
Und ich durfte filmen – Haus und Menschen! Ich denke, die Familie war froh, endlich diesen, nach der Wende erwarteten Besuch der
alten Eigentümer hinter sich gebracht zu haben…
Heute, davon konntet Ihr Euch ja überzeugen, hat sich Stolpmünde/Ustka vom hässlichen Entlein zu einem schönen Hafenstädtchen
gemausert – nur “unsere” Villa verfällt immer weiter, wenn auch das eine oder andere Fenster mal erneuert wurde.
Es gibt eben doch noch das eine oder andere in Ustka zu tun. Ustka/Stolpmünde ist übrigens die Patenstadt (oder umgekehrt) von Glückstadt!
Gestern (04.08.) lief im 3. Programm des NDR-Fernsehens der Reisebericht eines Ehepaares mit Segelschiff: “Von der Oder bis zur Newa”,
entlang der Ostseeküste auf der Wasserseite bis Danzig und Elbing- sozusagen parallel zur Eurer Landroute. Ein schöner Film!
Ich wünsche Euch noch eine gute, störungsfreie Fahrt und viel Spaß auf der Baltic-Tour.
Gruß Assi
Hej på er. Vilka härliga äventyr ni är med om. Vi var i Norditalien i början på juli på en mycket intressant resa med mycket av kultur och vackra vyer. Åkte tåg på 2200 m höjd i alplandskap. Sedan har vi varit i Danmark ( nordsjälland). Denna gång med husbilen. Nu börjar snart jobbet igen för mig(Margareta). Ha det så jättebra! Många jättekramar från Margareta o Rune