Vimmerby
Freitag, 6. September 2013
Heute Morgen ging es noch kurz zur Bibliothek, um im Internet zu arbeiten. Dann machten wir uns auf nach Vimmerby ins Reich von Astrid Lindgren. Es war nur eine knappe Stunde zu fahren. In unserer Vorstellung war Vimmerby ein „Abklatsch“ von Disney World: Möglicherweise überall Riesen-Pippi-Langstrumpf Figuren, Karlsson vom Dach über einem schwebend etc. Weit gefehlt, es ist eine ruhige und saubere kleine Stadt, wie wir hier schon so viele gesehen haben. Frederick hat dafür ein passendes Wort entdeckt: unaufgeregt, meint also, alles scheint seinen ruhigen Gang zu gehen, von Hektik keine Spur.
Im Touristenbüro holten wir uns einige Broschüren über „Astrid Lindgrens Welt“ und Näs, ihrem Elternhaus.
Für heute war es zu spät, all das zu besichtigen, deshalb beschränkten wir uns auf kleine Einkäufe und eine lange Wanderung, inkl. Verlaufen zu den interessanten Punkten Vimmerbys, als da sind ihr Elternhaus Näs (eine kleine alte Hofstelle, auf der heute noch Verwandte von Astrid Lindgren leben) und das ganzjährig geöffnete Astrid Lindgren Kulturzentrum. Wir folgten dem Rat der Dame im Touristenbüro und fuhren einen sehr schönen freien Stellplatz an. Er lag unmittelbar an einem Park und wir waren die einzigen dort. Hier konnten wir in aller Ruhe mit dem Ausblick ins Grüne zu Abend essen.
Samstag, 7. September 2013
Nach dem ersten Wachwerden mussten wir uns die Augen reiben: Wo war das schöne Wetter geblieben? Dicker Nebel hing über dem Park. Aber es war ja noch früh am Morgen und das Kulturzentrum öffnete erst um 11.00 Uhr. Das reichte aus für ein gemütliches und ausgedehntes Frühstück. Dann klarte es tatsächlich auf und wir machten uns auf den Weg, nun aber ohne Verlaufen!
Im Sommer 2013 feierte die ganze Welt und erst recht Vimmerby Michels 50. Geburtstag! Michel aus Lönneberga schon 50?? Kaum zu glauben, sind wir nicht gestern erst mit ihm aufgewachsen? Übrigens heißt er in der schwedischen Version „Emil“. Warum man das geändert hat, können wir uns auch nicht erklären. Aber Donald Duck heißt in den schwedischen Comics ja auch „Kalle Anka“, wohl weil „Anka“ das schwedische Wort für Ente ist. Trotzdem für deutsche Ohren irgendwie komisch …
Nun war da also im Kulturzentrum die große Ausstellung über Michels Entstehung. Einen großen Raum nahm Björn Berg ein, der Illustrator, der seinen damals vierjährigen Sohn als Vorbild für Michel nahm. Er und Astrid Lindgren hatten offenbar eine sehr gute Verbindung zueinander, die „Chemie“ zwischen den beiden schien wirklich zu stimmen. Wir erfuhren aber auch sehr viel über Astrid Lindgrens politisches und persönliches Leben und die Texte waren sehr berührend. Angefangen von ihren Berichten über ihre wunderbare Kindheit („Wir spielten und spielten und spielten, ich wundere mich, dass wir uns nicht totgespielt haben“) auf dem kleinen Hof, aufgewachsen mit drei Geschwistern und vielen, vielen anderen Kindern der umliegenden Bauernfamilien. Ochs’ und Kuh, Gänse, Ziegen und Pferede gehörten natürlich auch dazu. Wir lasen über ihr späteres Leben als sehr junge, alleinerziehende und berufstätige Mutter von Lasse, den sie in Dänemark einer Pflegemutter anvertrauen musste, da sie für den Lebensunterhalt zu sorgen hatte. Sie wollte ihren Eltern „die Schande“ ersparen, dass sie unehelich ein Kind hatte. Die Eltern nahmen aber den Kleinen im Alter von vier Jahren zu sich, „er gehört doch hierher“.
Später heiratete Astrid Ericsson dann ihren Mann, den Herrn Lindgren und es kam noch Tochter Karin hinzu. Und für Lasse und Karin begann sie, ihre Geschichten zu schreiben, über Gut und Böse, über Starksein und Schwachsein und wir alle sollten wieder einmal mehr Astrid Lindgren in unser Leben lassen …. Mit anderen Worten: die Ausstellung hat uns sehr beeindruckt, ganz besonders das Gedicht „Wenn ich Gott wäre …“.
Näs, das Elternhaus, liegt direkt nebenan und ist wohl fast so geblieben, wie es einst war. Es gibt einen Hühnerstall mit „besonderen“, nämlich schneeweißen, niedlichen Hühnern darin, offensichtlich glücklichen. Wie kann es auch anders sein an diesem Platz! Außerdem ist dort die Scheune, in der geschnitzt werden kann und ein wunderschöner Bauerngarten. Wir fühlten uns irgendwie bereichert, als wir nach einigenausgabe o2/2002 Stunden die Ausstellung verließen.
Hier ein Nachruf, erschienen im Oldenburger Stachel.
Astrid Lindgrens Welt, also den Erlebnis- und Themenpark haben wir uns dann nicht angesehen, das ist wohl mehr etwas für Kinder und deren Begleiter, das muss man mit Kindern zusammen erleben.