MacPomm Oktober 2021
Nach einiger Zeit melden wir uns wieder mit einem Reisebericht. Im Herbst hatten wir noch zwei Touren unternommen und darüber auch Notizen verfasst und Fotos bearbeitet. Aber irgendwie kam es nicht zu den Berichten. Hier der Bericht über eine Kurztour nach Mecklenburg-Vorpommern.
Kurztour 12. bis 15. Oktober 2021
Schwerin
Nach einer weiteren kleinen Zuhause-Pause zog uns das gute Wetter dann doch wieder in die Ferne. Warum denn in die Ferne schweifen, wenn das Gute doch so nah liegt, nämlich Mecklenburg-Vorpommern! Wir kannten die Landeshauptstadt bereits von früheren Besuchen, hatten jedoch nie den Besuch des Schlosses geschafft. Das musste unbedingt nachgeholt werden.
Das erste Problem bei der Ankunft in der Stadt: der anvisierte Stellplatz in der Nähe des Schlosses war rappelvoll. Mühselig wendeten wir vor der engen Zufahrt des Stellplatzes. Zum Glück standen zwei Polizisten ganz in der Nähe, denen wir unser Leid klagten. Sehr freundlich wurden wir über einen weiteren Platz südlich des Schlosses informiert, der auch leicht zu finden war. Der Preis war aber happig: 18 Euro mussten wir für gerade mal drei Stunden berappen!
Obwohl Mitte Oktober und wir eigentlich weniger Besucher erwarteten, mussten wir uns in die überraschend lange Warteschlange einreihen und wurden erst nach einer Stunde ins Schloss gelassen. Okay, das hatte zwei Gründe: Es waren noch Schulferien und die Corona-Bestimmungen (begrenzte Anzahl an Besuchern).
Schon wenn man sich im Schlosspark befindet, hat man die schönsten Ausblicke auf das wunderschöne Schloss. Auf einer vorgelagerten Insel im Schweriner See gelegen, reißt es wohl jeden Besucher und immer wieder auch die Einheimischen dieses Residenzschlosses zu Begeisterungsstürmen hin. Die Wartezeit machte uns nichts aus, im Gegenteil, es erhöhte die Spannung auf das, was wir innen zu sehen bekommen sollten. Das Geschichtliche hierzu muss sich bitte jeder selbst erarbeiten, wir liefern Fotos des Renaissancebaus dazu!
Nach der Wende wurden weder Kosten noch Mühen gescheut, den Innenräumen mit Dekorationen (akribisch hier die Wandbespannungen aus Stoff und die Tapeten) den Glanz von einst zurück zu geben. Das Mobiliar, Skulpturen, kostbare Gemälde ziehen den Besucher ebenso in den Bann.
Das Schloss ist nicht nur ein historisches Gemäuer, sondern ein lebendiger politischer Ort, ist es doch seit 1990 der Sitz des Landesparlamentes von Mecklenburg-Vorpommern. In den unzähligen restaurierten Zimmern (und immer noch wird gebaut und renoviert) haben viele Abgeordnete im Schlosskomplex ihre Arbeitszimmer. Wer möchte es sich nicht in diesem Prunk gefallen lassen und Tag für Tag beim Betreten der Räume in Ehrfurcht erblassen …?
Ein Lob auch den vielen hilfreichen Museumsbetreuern in den jeweiligen Räumen, die mit großer Freundlichkeit den Besucherstrom zähmten und auf den richtigen Weg brachten. Auf jeden Fall waren und sind wir begeistert und kommen gern einmal wieder, um das Gesehene und Gehörte zu vertiefen.
Im Schlossgarten kann man sich auch die Zeit vertreiben. Jedes Jahr zieht er Tausende von Besuchern an, die vielleicht im dort gelegenen schönen Restaurant verweilen mögen.
In Schwerin auf dem Stellplatz zu übernachten, war uns schlichtweg zu teuer. Deshalb fuhren wir die 45 km in unser geliebtes Grabow, wo wir direkt am Fluss Elde für gerade mal sechs Euro stehen können.
Ludwigslust und noch ein Schloss
Von Schlössern kriegen wir nie genug. So fuhren wir am nächsten Morgen bei schönstem Wetter von Grabow in die nahegelegene Kreisstadt Ludwigslust. Obwohl wir hier schon zweimal waren, das Schlossinnere kannten wir noch nicht. Das galt es nun, zu korrigieren.
Der neue und sehr schöne Wohnmobilstellplatz Ludwigslust liegt in unmittelbarer Nähe des Schlosses und kostet nur 10€ pro Übernachtung. Das ist ja geradezu eine Einladung zum Bleiben.
Von allen Seiten wird einem der Besuch des riesigen Schlossparks angepriesen. Wir erwanderten ihn daher und verstehen jetzt, warum alle so begeistert sind. Es sind die langen Alleen und künstlich angelegte Wasserstraßen (Kanäle), die den Spaziergänger auffordern, ihnen zu folgen und in alte Zeiten zurückversetzen (lustwandeln in schönen Gewändern).
Riesige alte Bäume im Schlosspark
Das Schloss selbst wird gern als „Versailles des Nordens“ bezeichnet, ein klassizistischer Bau.
Ludwigslust mit seinen etwa 12.000 Einwohnern ist eine junge Stadt und wird dort liebevoll Lulu genannt. Auch hier bitte ich die Geschichtsinteressierten um Nachsicht, wenn ich auf Ausführlicheres verzichte, weil es unseren Rahmen sprengen würde. Genießt die Fotos und kommt selbst einmal her!
Ludwigslust punktet ganzjährig mit seinen interessanten Veranstaltungen wie Schlosskonzerte und Festivals. Einen Bummel durch den Ort können wir ebenso empfehlen. Es gibt mehrere niedliche Cafés und Restaurants.
Am Abend entdeckten wir direkt am Schloss, in einer Nebenanlage, eine kleine Privatbrauerei. Da gerade eine geschlossene Gesellschaft da war, nahmen wir uns vor, vor der Abreise noch mal zu schauen, was es so im Angebot gibt.
Am nächsten Morgen gönnten wir uns eine Besichtigung des Schlosses. Leider war fotografieren verboten, daher gibt es keine Bilder. Nur soviel sei gesagt: Wir waren sehr beeindruckt. Nach dem Prunk in Schwerin konnten wir hier noch einmal bestaunen, wie ein Großherzog seine Leidenschaft fürs Herrschaftliche ausgelebt hat. Ausstattung und Einrichtung nach erfolgreicher Restaurierung vom Feinsten. Alles eine Frage des Geldes …Der Goldene Saal über zwei Etagen und die Kristalllüster, die hohen Fenster, die viel Licht hereinlassen, beeindruckend. In vielen Räumen wurde noch weiter restauriert. Es wird wohl noch Jahre dauern, bis alles fertig ist, und vielleicht fängt man dann irgendwo wieder von vorne an. Hochinteressant war eine Filmvorführung, in der die Restaurierungstechniken sehr detailliert gezeigt wurde. Dadurch gewannen wir einen sehr guten Eindruck. Ein Besuch ist absolut empfehlenswert.
Wir spazierten danach noch einmal durch den Park und landeten schließlich im Laden der Privatbrauerei. Schon um die Mittagszeit wurden draußen Würstchen gebraten. Wir sagten nicht nein zu diesem verlockend duftenden Angebot und stärkten uns vor unserer Abreise zum nächsten Ziel, Neustadt-Glewe. Ein paar Biere kauften wir auch noch. Die Namen der Sorten hatten alle einen Bezug zum Schloss und den ehemaligen Schlossdamen.
Neustadt-Glewe
In Neustadt-Glewe steht seit vielen Jahrhunderten eine Burg, die heute ein Restaurant und ein Museum beherbergt. Da Letztgenanntes geschlossen war, erwanderten wir zunächst den Ort und kehrten später auf einen kleinen Imbiss im sehr gemütlichen Restaurant ein. Zwecks Übernachtung fuhren wir wieder nach Grabow (nur 11km entfernt), weil dort die Ver- und Entsorgung fürs Wohnmobil möglich ist.
Tags darauf ging es noch einmal nach Neustadt-Glewe zum Museumsbesuch. Dieses ist liebevoll ausgestattet und erzählt über die Entstehung und das Leben der Bevölkerung. Ein Muss für alle, die Burgen lieben! Im Shop konnte ich ganz entzückende Dinge (Buch, Rittermalbuch, Burgfräulein-Becher) für unsere Enkelkinder kaufen. Kindern würde ein Besuch dieses Kleinods bestimmt gefallen.
Klütz und Schloss Bothmer
Für den Abend hatten wir etwas Besonderes geplant. Unser Ziel war Klütz. Wir wollten zu einer alljährlich stattfindenden kulturellen Veranstaltung. Auch ein Klezmer-Konzert stand auf dem Programm. Das wollten wir uns auf keinen Fall entgehen lassen.
Am Rande des Ortes konnten wir auf dem Parkplatz des Bothmer-Schlosses parken. Es gibt einen weiteren, näher gelegenen Platz, aber der war eine Großbaustelle. So liefen wir am frühen Nachmittag das kurze Stück in Richtung Schloss, von dem es heißt, ein Stück England in Mecklenburg-Vorpommern zu sein.
Die Geschichte von Schloss Bothmer:
Das Schloss Bothmer liegt nur vier Kilometer südlich der Ostsee inmitten eines Geländes, das sein einstiger Besitzer über Jahre in eine idyllische Parkanlage verwandelt hat.
Graf Hans Caspar von Bothmer (1656 bis 1732) ist das Juwel barocker Backsteinarchitektur zu verdanken. Bothmer begann seine Karriere als Diplomat in der niedersächsischen Provinz und schaffte den Aufstieg zum Berater des englischen Königs. Er lebte in London in der 10 Downing Street, dem heutigen Sitz des Premierministers. Von dort aus ließ er ab 1726 – ganz sicher unter dem Einfluss der englischen Landhäuser stehend – das prächtige Schloss errichten. Das interessierte uns natürlich besonders, da wir 12 Jahre in England gelebt haben und auch dort schon viele Castles, Schlösser und Landgüter besichtigt haben.
Kurz gesagt, die Anlage und das Ensemble begeisterten uns total. Das Innenleben jedoch war eher nüchtern. Mit einer Restaurierung (der Wände) hatte man sich große Mühe gegeben, was fehlte, war jegliche Einrichtung, also die Möbelstücke, die man doch auf so einem Herrensitz erwartet. Aber wir erfuhren, dass die Geschichte Bothmer noch lange nicht zu Ende erzählt ist und Schritt für Schritt an weiteren Verbesserungen gearbeitet wird. Zu DDR-Zeiten wurde das Schloss als Altenheim genutzt. Da kann man sich vorstellen, dass es eine Weile dauern wird, bis alter Glanz wiederhergestellt ist. Also wiederkommen, ganz sicher!
Nach der Schlossbesichtigung gings zu Fuß direkt ins Zentrum von Klütz (etwa 3000 Einwohner) und dort ins Literaturhaus Uwe Johnson. So ein nettes Welcome, die Gäste wurden mit Glühwein und kleinen Leckereien wie Schmalzbrote und Pizzastücken für kleines Geld begrüßt.
Das abendliche Klezmer-Konzert war wunderschön. Die Musiker der Gruppe “Manifest” aus Potsdam waren perfekt eingespielt, spickten ihre Lieder mit jiddischen Anekdoten und sangen in jiddischer Sprache. Ein rundum gelungener Abend!
Wie schön, der Heimweg zum Wohnmobil führte uns durch einen schönen Herbstabend zurück auf den Parkplatz, auf dem wir dann auch, zusammen mit Wohnmobilisten aus Schleswig (am Nummernschild erkannt) übernachteten.
Am nächsten Morgen war es diesig und etwas regnerisch. Unser Tagesziel war die Stadt Güstrow, berühmt wegen ihrer vielen ursprünglichen Fachwerkbauten. Erfreulicherweise bietet die Stadt den Wohnmobilfahrern einen kostenlosen Stellplatz direkt am Rande der Altstadt an. Aber bedauerlicherweise hatten Vandalen die Ver- und Entsorgungsanlage verwüstet. Daher mussten wir den Gedanken einer Übernachtung aufgeben.
Aber von einer Stadtbesichtigung ließen wir uns nicht abbringen. Die Stadt beeindruckt wirklich mit vielen schönen Fachwerkhäusern. Mit seinen etwa 30.000 Einwohnern ist Güstrow die siebtgrößte Stadt Mecklenburg-Vorpommerns. Touristisches Highlight ist das Ernst Barlach-Museum, das aber wegen Corona nicht geöffnet war.
Mittlerweile war das Wetter doch etwas ungemütlich geworden und wir beschlossen, den Heimweg anzutreten. Rostock ließen wir rechts liegen und suchten uns für die letzte Übernachtung einen Stellplatz westlich von Rostock, den ein Privatanbieter inseriert hatte. Hier standen wir nun – im Regen, mitten im Grünen, mit der Befürchtung, dass wir am nächsten Tag im Matsch versinken würden – aber alles ging gut. Die Nacht war sehr ruhig, nur der Dauerregen prasselte auf Wohnmobildach, was auch sehr beruhigend wirken kann. Wir schliefen nämlich ausgezeichnet.
Angefüllt mit vielen neuen Eindrücken fuhren wir am nächsten Morgen heim. Schön war’s gewesen!