Avignon
Montag, 25.3.2013
Fahrt nach Avignon
Am Morgen gab es gleich frische Baguettes vom Supermarkt. Nach dem Frühstück und einem Schwatz mit den englischen Wohnmobilfahrern nebenan erhielten wir einen guten Tipp: Wohnmobilstellplatz in Avignon “La Bagatelle”!
Flugs ging die Reise weiter, um 15.00 Uhr erreichten wir unser Ziel und der Stellplatz ist toll: direkt gegenüber der (berühmten, weil halben) Brücke von Avignon, 10 Minuten Fußweg zur Altstadt, alle Versorgungseinrichtungen vorhanden, Baguettes können bestellt werden, die Mädels in der Rezeption sprechen Englisch und es kostet pro Nacht 17,20 Euro! Wir haben uns entschlossen, bis zum 1. April zu bleiben.
Avignon ist eine traumhafte alte Stadt, war einst etwa 100 Jahre lang Sitz der Päpste. Palast und Stadtmauer sind gut erhalten.
Nachdem das Wohnmobil auf dem zugewiesenen Platz eingerichtet war, machten wir uns auf den Weg in die Stadt. Sehr gut erhaltene, jahrhundertealte historische Gebäude, der riesige Papstpalast und zauberhafte Gassen in der Fußgängerzone machten unseren Rundgang zu einem einmaligen Vergnügen.
Abends landeten wir dann in einem irischen Pub, wo wir mit Pizza, Burger und etwas Rotwein Hunger und Durst stillten. Plötzlich bauten einige Männer mit viel Lärm ihre Musikinstrumente auf und wir freuten uns schon auf Irish Music, aber als sie dann endlich loslegten, hörte es sich eher wie zusammenkrachende Instrumente an (Heavy Metal) und wir machten uns auf den Weg zurück zum Mobil.
Dienstag, 26.3.2013
Stadterkundung von Avignon
Morgens dann die Herausforderung: ungewaschen und ungekämmt mit anderen Wohnmobilisten zu den sanitären Anlagen “schleichen” mit Handtuch, Toilettenpapier und Duschmittel etc. bewaffnet, habe ich mir immer erträumt! Im ersten Moment dachte ich: So müssen Dusch- und Toilettenanlagen im Frauenknast aussehen! Aber es war dann doch nicht so schlimm, in den Einzelduschkabinen waren sogar hübsche Bordüren über den weißen Kacheln angebracht und eine Abstellmöglichkeit für alle mitgeführten Dinge. Das Wichtigste: Alles ist super sauber!!! Die Toiletten haben wohl aus hygienischen und Reinigungsgründen keine Toilettenbrillen und -deckel, etwas gewöhnungsbedürftig, aber es gibt Schlimmeres! Nach dem Frühstück (mit obligatorischem Baguette) haben wir uns auf den Weg gemacht, in eineinhalb Stunden die Stadt zu umrunden, immer an der Wand (alten Stadtmauer) lang …
Dann wanderten wir weiter im Innenstadtbereich. Man konnte sich gar nicht sattsehen an all den alten Bauten und Kirchen. Überall genossen die Menschen in den vielen Straßen-Cafés die Sonne. Nach mehreren Stunden des Umherschlenderns waren unsere Füße müde geworden und jetzt werden wir den Abend mit einem kalten Hühnchen-Salat und Fernsehen ausklingen lassen.
Mittwoch, 27.3.2013
Wanderung nach Villeneuve les Avignon
Wir haben uns bei bestem Wetter (18 Grad) unseren Stellplatz noch einmal angeschaut. Viel Grün, also Rasenflächen, Hecken, riesige borkenlose Bäume und viel Platz für den jeweiligen Stellplatz. Wir wunderten uns, dass so viele sich auf die Abreise begaben, vielleicht weiter gen Süden/Spanien, weil die Wettervorhersage Regen ankündigte? Egal, wir bleiben erst mal hier. Wir wanderten entlang der Rhone auf einer schönen Promenade, dieses Mal auf der anderen Seite des Flusses. Dort gibt es nämlich eine weitere Burg, zu der wir wollten.
Über die Brücke – da wir hier auf dem Stellplatz La Bagatelle auf einer Insel liegen – erreichten wir Villeneuve-les- Avignon. Der Ort liegt dem Papstpalast genau gegenüber. Wir waren beeindruckt von der Sauberkeit und Gepflegtheit des Ortes. Hier geht es eher ruhig zu. Unser Eindruck ist, daß “man” (vielleicht Ärzte und Anwälte) im trubeligen Avignon sein Büro hat und in Villeneuve sein Zuhause. Die Preise in den Schaufenstern der Immobilienhändler waren abschreckend, das können sich wirklich nur die ganz Reichen leisten! Hier waren auch endlich mal die Fensterläden frisch gestrichen, in Türkis- oder Hellblautönen, gut passend zu den cremefarbenen Häusern und terracottafarbenen Dächern.
Auf der Reise nach Avignon sind wir durch viele Orte gekommen, in denen es eher vernachlässigt aussah. Jemand erzählte uns, dass dies mit einer gewissen Steuer zu tun hat. Angeblich müssen die Bewohner mehr Steuern zahlen, wenn ihre Häuser makellos aussehen, ob das wahr ist, sei dahingestellt …. Wir erinnern uns dabei an Teneriffa, solange ein Haus nicht verputzt, also nicht fertiggestellt ist, wird keine Grundsteuer bezahlt. Vielleicht ist es hier ähnlich. Wir wanderten zur Burg, durch den zauberhaften ruhigen Ort und kehrten irgendwo auf einen Kaffee ein. Es gibt hier lange nicht so viele Andenkenläden wie in Avignon, eher kleine Boutiquen und Antiquitätenlädchen. Erstaunlicherweise waren die Dinge dort gar nicht so teuer. Mir geht ein 9-armiger kleiner Leuchter für 10 Euro nicht aus dem Kopf, ich glaube, wir müssen da noch mal hin ….
Am Spätnachmittag war uns dann noch mal nach Trubel und wir gingen zum Bäcker und Gemüsehändler nach Avignon und genossen die Atmosphäre dort noch ein wenig. Mittlerweile hatten wir neue Nachbarn bekommen, ein englisches Ehepaar aus den Midlands, unterwegs in einem Dethleffs Advantage, 4 Tonner. Mit den Engländern kommen wir immer sofort ins Gespräch und sie empfahlen uns das Kartenmaterial France Passion. Nun haben wir die deutschen ADAC-Führer, das holländische ACSI-Buch und werden wohl noch France Passion kaufen. Man kann natürlich überall noch eine Mitgliedschaft erwerben …. nein danke, erstmal nicht!! France Passion scheint uns aber deshalb interessant zu sein, weil er Plätze auf Farmen und Weingütern anbietet. Die sind zwar oft klein und bescheiden, bieten aber viel an Originalem und Einheimischen!
Donnerstag, 28.3.2013
Avignon
Wie von der Wettervorhersage versprochen, regnete es über Nacht und heute morgen immer noch! Macht nix, wir wollen Wäsche waschen (im Waschhaus stehen Maschinen von 3 bis 10 kg, ab 3,50 bis 6,50 Euro und Trockner ab 2 Euro die Stunde sind ebenfalls vorhanden).
Noch einige Gedanken zum Camping: Es scheint “das Beste im Mann” hervorzubringen. Ich sehe Männer die “Garage” aufräumen (der Stauraum hinten im Mobil), den Abwasch machen im Gemeinschaftsraum mit den riesigen Waschbecken, den Chemo-Klo-Container entsorgen, und sei es per Fahrrad hinten auf dem Gepäckträger …
Wir sind erstaunt, dass es mit unseren Vorbereitungen doch ganz gut geklappt hat und wir eigentlich alles an Bord haben, bis auf vergessene Bademäntel (praktisch, wenn wir uns mit all den anderen morgens in die Badeschlappentour Richtung “Sanitaires” einreihen), Waschpulver, ach ja, und das Gas-Problem, das noch nicht gelöst ist.
Da es nur etwas nieselte, machten wir uns nun mit dem Schirm auf nach Avignon und bummelten dort ein bisschen, kauften einige Souvenirs und tranken einen Espresso. Die Preisspanne ging von 2 Euro für 2 bis 3,40 Euro, es kam also auf die Popularität des Platzes an.
Zurück auf dem Platz doch noch ein Problem: beim Einschalten der Klimaanlage flog eine Sicherung ‘raus. Kein Problem? Denkste! Wo ist der Sicherungskasten? Keine Ahnung, also ins Handbuch geschaut, aber keine Information gefunden. Dann gesucht, wieder nichts gefunden. Dann bei Krüger Caravan in Raisdorf angerufen. Muss im Schrank sein wurde uns gesagt. Also aufgelegt und im Schrank nachgeschaut: nichts! Bei Hobby angerufen, aber um 15.45 Uhr am Gründonnerstag war keiner mehr erreichbar. Wieder bei Krüger angerufen. Hier war das Werkstattpersonal mittlerweile auch bereits nach Hause gegangen. Aber Herr Frahm fragte dann den Boss Herrn Jansen, der sich dann bereit erklärte, ein auf dem Hof befindliches, ähnliches Modell zu untersuchen hinsichtlich des Sicherungskastens. Man rief uns dann freudestrahlend zurück und sagte uns, der Sicherungskasten wäre in der Heckgarage in einem Fach über der Heizung. Leider wieder Fehlanzeige. Herr Frahm versprach dann, uns einen Hobby-Vertragshändler in der Nähe von Avignon zu suchen. Zwischenzeitlich riefen wir den Vorbesitzer an und der wusste glücklicherweise, wo der Kasten war: in einem Klappfach unter der Treppe zum Bett. Das Versteck kannten wir gar nicht. Puuhh, das ging ja gerade noch mal gut.
Schaut man sich um auf dem Stellplatz, stehen hier die interessantesten Gefährte: 2 deutsche Reisebusse ziemlich 60er Jahre, zum Mobile Home umgebaut, einer mit dem Namen “RUDI”. Auch hier waren die Besitzer ältere Rentner aus Viersen. Frederick schätzt den Benzinverbrauch dieser Dinosaurier auf 25 Liter auf 100 km…. Reine Dreckschleudern. Hier ist alles vertreten, vom kleinsten Eriba-Caravan, 2 1/2 x 1 1/2 Meter (Besitzer: ein Rentnerpaar, tippe mal auf Lehrer!) bis zum größten Luxusgefährt (ca. 10 Meter lang).
Ein Wohnmobil hörte auf den niedlichen Namen “Peterchens Wohnfahrt”, auch nett. Es gibt auch Motorrad-Camper, die stehen hier dann mit ihrem Mini-Zelt. Das ist dann aber eher die jüngere Generation.
Freitag, 29.3.2013
Avignon
Heute mussten wir unsere Versorgung (Frischwasser) und Entsorgung (Grauwasser und Klo) erledigen. Am Platz schallte uns ein fröhliches “Moin, Moin” entgegen und Frederick meinte, ziemlich norddeutsch … Das war er auch, ein Rentner aus Kiel. Mit seiner Frau auf dem Rückweg nach 5 Monaten Überwintern in der Nähe von Alicante, Spanien. Die beiden sind seit Jahren Camper und sind mit einem Kastenwagen-Wohnmobil unterwegs. Als Kastenwagen bezeichnet man die zum Wohnmobil umgebauten Transporter, wie z.B. der Mercedes-Sprinter. Hermdieter hatte mal so einen, glauben wir. Der Kieler Herr Lasch sagte, man müsse sich schon sehr lieb haben, es in so einem Gefährt monatelang auf engstem Raum miteinander auszuhalten!! Allerdings verbringen sie den Winter auf einem sehr schönen Platz, der viele Aktivitäten anbietet: Schwimmbad, Pilates, Kurse, Fitness-Center und ein langer Strand, außerdem die Möglichkeit des Fahrradfahrens, da alles auf geraden und ebenen Strecken liegt.
Wir trafen am Wohnmobil noch auf unsere neuen Nachbarn, Kathy und Colin aus den Midlands in England, ein lustiges Rentnerpaar mit besagtem britischen Humor! Dann wanderten wir nach Villeneuve-les-Avignon, in den ruhigeren Teil, da ich nachsehen wollte, ob es meinen Leuchter noch gab: von den Zweien stand noch einer im Fenster, MEINER! Ich freute mich sehr über diesen Kauf, danke, Frederick! Wir feierten den Kauf mit einem Glas Wein auf der Terrasse des Cafe “L’Universe”. Hier spielt sich das normale Leben ab, die Touristen-Schwärme kommen erst im Juni/Juli/August. Auf dem Rückweg zum Stellplatz kamen wir an einem tollen “Bio”-Laden vorbei mit angeschlossener Bäckerei. Dort deckten wir uns mit frischem Salat und Brot ein. Für Ostern ließen wir uns hinreißen, eine der angebotenen leckeren Confiserien zu kaufen, ein mittelgroßes Schokoladen-Osterschaf! Auch in Belgien haben wir uns immer die Nase plattgedrückt an den verführerischen Auslagen der Chocolatiers und Confiserien, wirklich “fies”, wenn man an die Kalorien denkt!
Am Abend saßen wir zusammen mit Kathy und Colin und tauschten Reise- und Lebenserfahrungen aus. Dabei erfuhren wir, dass Colin’s Mutter bedauerlicherweise erst vor kurzem gestorben war und sie strikt ihren Anweisungen in puncto Nachlass, Beerdigung folgen wollten: die Mutter wollte in einem “Wicker basket” (geflochtenem Sarg, in England möglich!) liegen, ausgeschlagen mit Rot-Weiß-kariertem Stoff. Da mussten sie ein wenig schummeln, da der Bestattungsunternehmer den Stoff nicht hatte. Nach dem Krematorium sollte ihre Asche in 3 Urnen gefüllt werden, weil sie an 3 verschiedenen Plätzen verteilt werden sollte. Das ist normalerweise nicht erlaubt, “es” soll eines bleiben … Aber auch hier drückte der Bestatter ein Auge zu. Es gab also eine kleine Urne für die Beisetzung im Grab ihres verstorbenen Mannes, Colin beschaffte zwei Thermoskannen für die anderen Teile der Asche. Ein Teil sollte verstreut werden an ihrem Lieblingsstrand, an dem sie so gern gewandert war und der 3. Teil auf dem Grab ihrer Stiefschwester in Devon. Lt. Mutter’s Aussage sollte “die nicht so alleine da liegen”. Alles nicht so richtig erlaubt, aber so wurde es getan. Hört sich fast nach einem Til Schweiger-Film an … ist aber wahr! Die Thermoskannen haben die beiden noch … Geschichten gibt’s!
Die Nacht war kurz, ich wachte auf und dachte: “Wer wirft denn hier getrocknete Erbsen auf’s Wohnmobildach??” Es war laut prasselnder Regen, stundenlang! Nachdem das Wetter sich in den Morgenstunden beruhigte, gab es einen anderen Lärm, Katzenkrieg! Die Horde auf dem Campingplatz wildlebender Katzen lieferte sich eine richtige Schlacht. Ich war nur froh, dass die Camper-Hunde sich nicht aus der Ruhe bringen ließen, nicht ein Bellen war zu hören! Frederick schlief wie ein Baby und meinte beim Frühstück am Morgen nur, ach ja, da hätte wohl mal eine Katze miaut …
Samstag, 30.3.2013
Avignon
“Kiel” klopfte an die Tür: Herr Lasch brachte uns Broschüren des Alicante-Überwinterungsplatzes und schnackte 1 1/2 Stunden von seinen Erfahrungen. Deshalb frühstückten wir dann ziemlich spät und wanderten gegen 13.00 Uhr bei bestem Wetter (17 Grad) los in unsere Lieblingsgegend, Villeneuve-les-Avignon, das ruhigere Avigon also. Wir liefen, liefen und liefen und waren gegen 18.00 Uhr zurück, pünktlich zur Sportschau! Irgendwie hatten wir uns verlaufen, aber das machte nichts, wir kamen an wunderschönen Villen vorbei, umrundeten die ganze Stadt Les Angles und waren wohl in der bewaldeten Gegend auf dem höchsten Punkt. Um die Beine ein wenig auszuruhen, landeten wir wieder in unserem Cafe auf einen Espresso.
Zum Abendessen gab es “Bio”-Salat, Spargel aus Griechenland, Kartoffeln und Schinken aus Frankreich und Bananen aus Kamerun (ehemalige Kolonie Frankreichs). Bin ich froh, dass ich jeden Salat grundsätzlich vor dem Verzehr wasche. Im Bio-Salat lag eine große tote schwarze Motte!!!!!!!!!!!!!!!!! Wenn ich so darüber nachdenke, kann ich mich nicht erinnern, jemals irgendwelche Tiere im Salat gehabt/gefunden zu haben, allerdings habe ich auch noch nie “Bio” gekauft, soviel also dazu …
Sonntag, 31.3.2013
Ostersonntag
Heute ist es zwar sonnig, aber es weht sehr stark. Durch die Zeitverschiebung kommen wir erst spät in die Hufe. Nach dem Frühstück Reisebericht schreiben und weitere Bilder auf die Webseite stellen. Dann wanderten wir in die Stadt, wo es etwas geschützter war. Dort trafen wir auf Kathy und Colin und wir verabredeten uns bei ihnen im Wohnmobil für den Abend. Dann kauften wir uns noch die obligatorischen Pains aux Raisins für den Nachmittagstee. Morgen wollen wir weiter Richtung Nimes.
Der Abend bei Kathy und Colin war sehr kurzweilig. Bei lokalem Weißwein und einigen leckeren, von Kathy servierten Happen unterhielten wir uns prächtig und bevor man es sich versah, war es schon Mitternacht und Zeit für die Koje.