Giant’s Causeway

 In Nordirland 2018

Montag, 9. Juli 2018
Game of Thrones, Rope Bridge, Bushmills Destillery, Giant’s Causeway und Titanic Hotel in Belfast

Unsere Abreise aus Portrush verzögerte sich deshalb ein wenig, weil wir mit den schottischen Reisenden aus den beiden Wohnmobilen gegenüber noch mal ins Gespräch kamen. Sie halfen uns mit Tipps, Frischwasser (von der Baustelle nebenan) zu zapfen, Grauwasser zu entsorgen etc. Wenn die Modernisierungsarbeiten auf dem Stellplatz erstmal abgeschlossen sind, wird alles besser dort sein (neuer Toilettenblock, Ver- und Entsorgung). Wichtig zu wissen für das nächste Mal, und dann kann auch gern wieder bezahlt werden. In diesen letzten drei Tagen hatte keiner der Wohnmobil-Fahrer bezahlt und dies den Mitarbeitern der Gemeinde auch mehr als deutlich gemacht (keine Einrichtungen vorhanden!). Das wurde dann knurrend akzeptiert.

Wir fuhren etwa eine halbe Stunde von Portrush nach Bushmills. Hier in Nordirland ist die Entfernung ja in Miles (Meilen) angegeben statt wie in der Republik Irland in Kilometern. Natürlich gilt das auch für die Geschwindigkeitsbegrenzungen (30, 40, 60, 70, 80 Meilen). 30 Meilen in den Ortschaften sind dann 48 Stundenkilometer. Wie schön, dass wir in modernen Zeiten leben, das Navi mitdenkt und die richtige Geschwindigkeit anzeigt.

Destilleriewappen in Bleiverglasung

Destilleriewappen in Bleiverglasung

Bushmills im County Antrim ist eigentlich ein kleiner verschlafener Ort mit ca. 1300 Einwohnern, wenn da nicht die Old Bushmills Distillery, eine der ältesten Whiskeybrennereien der Welt wäre. Hierher kommen Menschen aus aller Welt, um mehr über die Herstellung von Whiskey zu erfahren und natürlich auch mal etwas zu probieren. Parkplätze sind genügend vorhanden, auch für große Fahrzeuge wie unseres.

Wir buchten eine Führung, die für Senioren statt 8 nur 7£ pro Person kostete. Wieder einmal hatte es einen Vorteil, älter zu sein. Bushmills Irish Whiskey wird in der ältesten noch betriebenen Distillerie hergestellt und schaut zurück auf eine über 400 Jahre alte Tradition. Der englische King James I. erteilte im Jahre 1608 die Lizenz, das ”Wasser des Lebens” (Uisce Beatha) hier zu brennen. Über die Jahrhunderte ging es durch Höhen und Tiefen. So wurde das Whiskeybrennen im 17. Jahrhundert in Irland besteuert, später sogar verboten. Ab 1784 wurde die Brennerei legal. Dem Geheimnis, wie man Wasser zu Gold macht, sollten wir während der Führung näher kommen.

Die Hauptbestandteile sind das Wasser aus dem lokalen Fluss und irische Gerste. Dann ging es ja erst richtig los. Wir wurden durch die gesamte Herstellungsanlage geführt, an riesigen Kupferkesseln, vorbei bis hin zur Flaschen-Abfüllstation. Alles wurde anschaulich erklärt. Vor allem wuchs das Verständnis für die hohen Preise alter Whiskeys, verdunstet doch ein großer Teil (“Angels’ Share”) beim jahrelangen Lagern. Am Ende der Tour wurde jedem in der Gruppe eine kleine Whiskeyprobe spendiert und eine zweite Probe hatte man sich durch den Kauf des Tickets erworben. Dazu waren wir in einem Pub-ähnlichen Raum gelandet, sehr gemütlich. Man konnte hier auch essen und an weiteren originellen “Tastern” (Probetrinken) teilnehmen. Für 8£ gab es zum Beispiel drei verschiedene Whiskeyproben und ein Mitarbeiter setzte sich dazu und erklärte die Unterschiede. Da wir aber noch weiter reisen wollten, verzichteten wir auf weiteres Probetrinken und entschieden uns beherzt für eine bezahlbare Flasche 6 Jahre alten Whiskeys. Bei 400jähriger Erfahrung im Destillieren dürfte dieser auch nicht schlecht sein.

Eingang zum Besucherzentrum der Destillerie

Eingang zum Besucherzentrum der Destillerie

Whiskeyfässer

Whiskeyfässer

Sitzgruppe aus Whiskeyfässern

Sitzgruppe aus Whiskeyfässern

Frederick genießt die Whiskey-Kostprobe

Frederick genießt die Whiskey-Kostprobe

Wir liefen noch einmal durch die Hauptstraße des kleinen Ortes (entwicklungsfähig!) und fuhren dann weiter, am Giant’s Causeway vorbei nach Carrick-a-Rede Island. Was will man da eigentlich? Es ist nur eine kleine unbewohnte Insel im Atlantischen Ozean, auf der nur ein Haus, Fisherman’s Cottage stehen soll. Spannend macht das ganze die Rope Bridge, eine Hängebrücke, 30 Meter über dem Meer, die die Insel mit dem Festland verbindet. Sie wurde 2008 renoviert und eingeweiht. Geradezu erstaunlich ist, wenn man beim Recherchieren erfährt, dass es bereits in 1755 eine Hängebrücke dort gab, von Lachsfischern gemacht. Der starke Seegang um die Insel verhinderte häufig eine Bootsfahrt. So wurde die aus Tauen bestehende Brücke ursprünglich nur für die Lachssaison von Juni bis August gespannt. Wenn man dann auch Schottisch-Gälisch verstehen könnte, liefert allein der Name Carrick-a-Rede die ganze Erklärung: Übersetzt meint es: Der Fels in der Straße. In diesem Fall ist “die Strasse” die Seeroute, die die Lachse durch den Atlantik auf ihrer Reise nach Westen nehmen

Steinbruch - Kulisse aus Game of Thrones

Steinbruch – Kulisse aus Game of Thrones

Anne posiert vor Sheep Island

Anne posiert vor Sheep Island

Heute wird die Anlage samt großem Parkplatz vom National Trust betreut. Wir erreichten unser Ausflugsziel, das hoch oben an der Küste in einem ehemaligen Steinbruch lag, nach 15 Minuten. Neben uns parkte ein Bus mit der Aufschrift “Game of Thrones-Tour”. Es dämmerte uns, dass auch dieses Fleckchen Erde (wie einige andere Flecken an der Nordirischen Küste) als Filmkulisse gedient hatte.

Die Bucht von Carrick-a-Rede

Die Bucht von Carrick-a-Rede

Steilküste - auch Kulisse für Games of Thrones

Steilküste – auch Kulisse für Games of Thrones

Wir folgten den vielen anderen Touristen (hauptsächlich Amerikanern, Japanern, Chinesen) und knipsten ein paar Fotos von dieser eher unwirtlichen, dennoch großartigen Landschaft an den Klippen. Großzügig wie ich bin, spendierte ich Frederick die Überquerung der schmalen Hängebrücke. Ich hatte in der Nacht davor schon einen Albtraum gehabt, mit Herzrasen und allem, nur bei der Vorstellung, dort hinüber zu gehen, nichts für mich also.

Da immer nur 8 Personen auf einmal über die Brücke gelassen werden, gibt es für die Tickets ein Zeitfenster. Das Parken ist kostenlos, man bezahlt jedoch 8£ pro Person fürs über die Brücke gehen. Um an den Zugang zu kommen, läuft man ca. 20 Minuten auf einem mehr oder weniger steilen Pfad entlang der Küste – eine schöne kleine Wanderung. Wir reihten uns in die Schlange der vielen Menschen ein, die es nicht abwarten konnten, sich den Nervenkitzel, den Gänsehaut-Moment, über diese 20 Meter lange Brücke zu gehen, antun wollten.

In den 70er Jahren war die Brücke noch sehr einfach, mit nur einseitigem Handlauf (!) und weit auseinander liegenden Holzbrettern. Angeblich soll – obwohl die Brücke bei starkem Wind kräftig schwankt – noch nie jemand dort verunglückt sein. Jedoch kam es vor, dass Touristen auf dem Rückweg der Mut verließ und sie sich nicht mehr herüber trauten. Dann mussten sie umständlich per Boot “gerettet”, abgeholt werden.

Der Fußweg zur "Rope Bridge"

Der Fußweg zur “Rope Bridge”

Frederick auf der "Rope Bridge" (2. von links)

Frederick auf der “Rope Bridge” (2. von links)

Heute hat die Brücke rechts und links einen Handlauf und ist wesentlich fester. Im Jahr 2007 besuchten etwa 227.000 Touristen Carrick-a-Rede … diese Zahl wurde im Jahr 2016 weit übertroffen. Endlich war Frederick mit sieben anderen an der Reihe. Ich genoss inzwischen den Ausblick auf das Meer und hielt die Kamera im Anschlag. So machten es dann alle: auf der Mitte der Brücke ein kurzer Halt, ein kurzes Sich-umschauen, Foto Klick und weiter. Ich bereute es keinen Augenblick, kein Ticket gekauft zu haben …

Alle schauten sich hoch oben auf dem kleinen Eiland eine Weile um und dann ging es auch schon langsam mit Wartezeit – bis man an der Reihe war – zurück. Eine sonderbare Erfahrung für 8£. Jedenfalls sagte Frederick, dass der Gang über die Brücke völlig unspektakulär war. Von wegen Nervenkitzel – alles im grünen Bereich. Aber Frederick gelang von der Inselseite aus noch ein sehr schönes Foto von einer Grotte und den umliegenden Felsen, die bei dem Licht in unzähligen grünen Tönen leuchteten – 40 Shades of Green (frei nach Johnny Cash).

Das wäre geschafft

Das wäre geschafft

40 Shades of Green - frei nach Johnny Cash

40 Shades of Green – frei nach Johnny Cash

Auf jeden Fall hatten wir die Zeit gut genutzt, um nun endlich den Besuch bei den sechseckig geformten Steinen am Giant‘s Causeway in Angriff zu nehmen. Auch dieses Touristen-Highlight wird vom National Trust (dessen Mitglied wir einmal in Cornwall waren) betreut und entsprechend teuer ist, wie wir bereits gestern erwähnten – der Zugang über das neu erbaute Visitor-Centre. Eintritt und Parken kostet 11,50£ pro Person, das finden wir ganz schön happig fürs Gucken von Natursteinen.

Also hatten vorher das Internet durchforstet und fanden den Tipp, im kleinen Bistro “The Nook” einzukehren und den Kundenparkplatz für unsere Erkundung zu nutzen. Wir hatten dort angerufen und das Parken mit dem Wohnmobil war uns bestätigt worden. Nun kamen wir also gegen 17 Uhr dort an, nahezu gegenüber dem Visitor-Centre des National Trusts, doch der kleine Parkplatz des Bistros war besetzt mit PKWs. Wir fuhren frustriert weiter, zurück nach Bushmills, um den “Park and Ride” Bus zu nehmen. Dort konnten wir wenigstens parken, liefen zur Haltestelle hinüber und fragten den Busfahrer nach dem Fahrpreis. 11,50£ pro Person, die Tour war an die National Trust Bedingungen gekoppelt! Er verriet uns aber, dass man ganz in der Nähe beim Railway (Eisenbahn)Heritage Centre für 6£ parken und per kleiner Wanderung an die Küste zu den Steinen laufen könnte.

Wir bedankten uns und fuhren erneut los. Nach weiteren 15 Minuten dort angekommen, fragten wir vorsichtshalber im Center nach, ob wir dort parken dürften. Dürfen schon, aber um 17.30 Uhr würde der Platz abgesperrt werden. Es war schlichtweg zu spät für uns. Aber der junge Mann hatte großes Verständnis für uns, dass wir keine 23£ für ein paar Steine ausgeben wollten und amüsierte sich fast ein bisschen über die Touristen, die es tun. Wir fuhren noch einmal zum Nook Bistro und siehe da, es gab jetzt einen Platz für uns.

Inzwischen schien – Frederick freute sich – die Abendsonne, unser Besuch dort verlief also genau nach Plan! Seit dem Frühstück hatten wir nichts mehr gegessen, so nahmen wir im Bistro einen Imbiss, bezahlten und hatten danach alle Zeit der Welt, um uns die berühmten Basaltsäulen – seit 1986 UNESCO Weltkulturerbe – anzusehen. Das setzte eine Wanderung von etwa 20 Minuten voraus. Eingerahmt von dramatischer Landschaft, den hohen Klippen und dem wilden Atlantik, liegt die Formation dann plötzlich vor einem.

Bucht beim "Giant's Causeway

Bucht beim “Giant’s Causeway

Die berühmten Basaltsäulen am "Giant's Causeway"

Die berühmten Basaltsäulen am “Giant’s Causeway”

Vor etwa 60 Millionen Jahren soll sich diese überragende Küstenlinie durch Vulkanausbruch geformt haben. Man steht da mit all den vielen anderen Touristen, die auf den Steinen umherkrabbeln und wundert sich schlicht, wozu die Natur imstande ist. Die meisten der Steinsäulen sind sechseckig, es gibt aber auch vier-, fünf-, sieben- oder achteckige. Die höchsten messen ca. 12 Meter.

Und natürlich gibt es auch eine Legende: Der Causeway wurde von einem Riesen erbaut (Finn MacCool). Es gab einen Streit zwischen ihm und einem schottischen Riesen. Wer mag, kann die Geschichte gern einmal nachlesen. Verwunderlich ist, dass es auf der gegenüberliegenden Seite auf der schottischen Insel Staffa nahezu identische Felsformationen gibt. Das regte die Phantasie an und half sicher bei dieser Legendenbildung.

Frederick auf den Basaltsäulen

Frederick auf den Basaltsäulen

Gut zu erkennen, die 5- und 6eckigen Formen der Säulen

Gut zu erkennen, die 5- und 6eckigen Formen der Säulen

Frederick nutzte das Licht für seine Fotos und dann hatten wir für heute genug gesehen und erlebt und wanderten zurück zu unserem Fahrzeug. Wir wollten noch weiter nach Belfast. Dort wartete am nächsten Tag die Besichtigung des Titanic-Museums auf uns. Für die Fahrt dorthin brauchten wir nur 1 1/4 Stunden. Wir wurden unterwegs noch von einer Kuhherde aufgehalten, die nach dem Melken wieder auf die Weide getrieben wurden. Müssen um die 300 Kühe gewesen sein. Das dauerte ‘ne Weile. Dann sahen wir während der Fahrt auch noch einen der großen Stapel aus Paletten und Autoreifen (die Autoreifen unten). Darüber wurde gerade am selben Morgen noch im Radio berichtet. Diese Stapel werden an “Bonfire Night”, dem 11. Juli  in Erinnerung an die Schlacht am Boyne angezündet. Politisch ein sehr heikles Thema, denn es schürt die Haßwogen zwischen den Protestanten (die diesen Zirkus veranstalten) und den Katholiken jedes Jahr wieder hoch. Dazu gehören dann am nächsten Tag, dem 12. Juli die sogenannten “Orange Marches”, die aus den gleichen Gründen veranstaltet werden. Mehr darüber später.

Kuhhindernis auf dem Weg nach Belfast

Kuhhindernis auf dem Weg nach Belfast

"Bonfire" Stapel aus >Holzpaletten und Autoreifen

“Bonfire” Stapel aus Holzpaletten und Autoreifen- Während der Fahrt fotografiert

In Belfast neben dem Titanic Museum angekommen, gestaltete sich die Suche nach einem Übernachtungsplatz schwieriger als gedacht. Wir hatten im Internet erfahren, dass man auf einem Parkplatz gegenüber für drei Pfund übernachten könne, doch dies stellte sich als Humbug heraus. Für 24 Stunden mussten wir sage und schreibe 24 Pfund löhnen und das auch noch in Münzen, von denen wir natürlich nicht so viele hatten. Ein Parkplatznutzer gab uns glücklicherweise den Tipp, im gegenüberliegenden Titanic Hotel das Geld zu wechseln. Das Hotel war vom Parkplatz aus gar nicht als solches zu erkennen. Es sah eher wie ein Lagerhaus aus. Keine Kennzeichnung! Frederick marschierte als um das Gebäude herum und fand dort ein Luxus-Hotel vor. An der Rezeption war man freundlicherweise bereit, 25 Pfund in Scheinen in Münzen zu wechseln.

Parkplatz Koordinaten: N54.607722, O-5.908216

Nachdem wir uns abgeregt und im Wohnmobil zu Abend gegessen hatten, gönnten wir uns dann etwas Besonderes. Wir gingen die paar Schritte ins Hotel Titanic an die schicke Bar, bestellten eine Flasche Wein und tranken auf Kate Winslet, Leonardo Di Caprio (“Jack”) und nicht zuletzt auf Celine Dion (Titelsong des mit 11 Oscars prämierten Films “Titanic”, My Heart will Go on). Das stellte sich dann als ein tolles Erlebnis heraus, da es überall im Hotel – so auch in der Bar – Titanic Artefakten gab und schon das Gefühl einer Nähe zu der Thematik aufkam. Als wir aus dem Hotel kamen, erstrahlte das Museum in den tollsten Farben. Es machte richtig Lust auf den morgigen Museumsbesuch.

Weitere Fotos:
Giant’s Causeway
Bushmills Destillery

 

Nächtliche Beleuchtung des Titanic Museums

Nächtliche Beleuchtung des Titanic Museums

Das spektakuläre Titanic Museum in den frühen Abendstunden

Das spektakuläre Titanic Museum in den frühen Abendstunden

Portrush - Ropebridge - Bushmills - Giant's Causeway - Belfast

Portrush – Ropebridge – Bushmills – Giant’s Causeway – Belfast

Titanic Hotel in den alten Gemäuern der H&W Werftverwaltung

Titanic Hotel in den alten Gemäuern der H&W Werftverwaltung

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