Galway
Freitag, 29. Juni 2018
Ein geschenkter Hummer und eine proppenvolle Stadt
Fertig mit Frühstück und Zusammenpacken, sollte es nun endlich nach Galway gehen. Frederick hatte den Rückwärtsgang schon eingelegt, da schaute der alte Fischer vom Vorabend vorbei und zeigte Frederick einen kleinen Hummer. Der zappelte in seiner Hand und hatte schon eine Schere verloren. Frederick war Feuer und Flamme und stieg erstmal aus. Der Fischer wollte ihm das Tier schenken, weil er dafür keinen Abnehmer hatte (zu klein, nichts wert). Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen, nun auch noch Hummer im Wohnmobil kochen..! Es war zu spät, Frederick bedankte sich beim Fischer für die kostenlose Mahlzeit am Abend, musste dann aber selbst Hand anlegen sprich: Kochtopf, den ich ihm noch reichte und dann Reißaus nahm, Wasser kochen und 10 Minuten Kochzeit abwarten, dann war der Hummer rot, also gar. Den nächsten Urlaub verbringen wir in den Bergen!
Endlich nach Galway (etwa 80.000 Einwohner), das im County Galway liegt. Berühmt ist die Hafenstadt eigentlich für alles, was ein gutes Leben bietet: Kultur, Musik, Geschichte, Essen, schön gestaltete Pubs, Straßenmusikanten, die für Atmosphäre sorgen. Die einzige Möglichkeit zum Parken war für uns war der Parkplatz beim Einkaufszentrum. Hier fragten wir vorsichtshalber den Parkplatzwächter. Der meinte, wir könnten drei Stunden kostenlos parken und der Weg in die Stadt wäre nicht weit.
Gesagt, getan. Die 15 Minuten ins Zentrum legten wir bei wieder mal 30 Grad schnell zurück und waren auch schnell in der geschäftigen Innenstadt mit all diesen bunten Läden, die wir hier überall sehen und so bewundern und an denen man sich nicht satt sehen kann. Das viele Bunte, gut gelaunte Menschen, Straßenmusiker und die vielen Bars und Kneipen (Pubs) ließ bei uns trotz der großen Hitze Hochstimmung aufkommen. Wir bummelten durch die Straßen, zu den Docks. Im Hafen lagen auch einige große Schiffe, die man anlässlich des Hafenfestes besichtigen konnte.
Wir wollten aber nicht bis zur Eröffnung der Festes um 14 Uhr bleiben und trieben uns lieber im Zentrum herum. Cafés, Restaurants, kleine Läden mit allerlei Kunst und Schnickschnack, Juwelierläden mit Schmuck in keltischen Mustern – alles sehr verlockend. Ich interessierte mich für einen Claddagh (gesprochen: Klädder) Ring. Dazu gibt es wieder eine schöne Legende und die geht in etwa so:
Claddagh ist ein kleines Fischerdorf im Westen Irlands (heute so etwas wie eine Vorstadt Galways). Richard Joyce lebte dort von 1660 bis 1737. Er war Fischer oder Handlungsreisender, wer weiß das schon genau … kurz vor seiner Hochzeit wurde er von algerischen Piraten entführt und als Sklave an einen maurischen Goldschmied verkauft. Er war klug und geschickt genug, das Handwerk seines Herrn schnell zu erlernen und übte es perfekt aus. Als sein Meisterstück sah man den Ring an, den er in Sehnsucht nach seiner fernen Verlobten schuf und der später Claddagh-Ring genannt werden sollte. Das Symbol des Ringes zeigt zwei Hände, die ein Herz halten, darüber schwebt eine Krone. Das Herz steht für Liebe, die Hände für Freundschaft und die Krone für Treue. Richard hatte das Glück, in seine Heimat zurückkehren zu können und fand dort tatsächlich seine Braut unverheiratet auf ihn wartend vor. Die Ringe sind Verlobungsring- und Trauringe und werden traditionell von der Mutter auf die Tochter vererbt. Zeigt die Herzspitze nach außen, hat die Trägerin die Liebe noch nicht gefunden und sucht noch nach ihrer großen Liebe.
Ich fand einen kleinen silbernen Ring mit einem schönen Amethyst-Stein und Frederick kaufte ihn mir. Die Auswahl ist riesig. Überall werden die Ringe angeboten und eine Entscheidung fällt wirklich schwer, ob in Gold, Silber, Kupfer, mit den unterschiedlichsten Steinen etc. etc. Ich freue mich nun über meinen mit der schönen Legende dazu. Die nette Dame im Laden berichtete, dass ihre Schwägerin aus Hamburg stamme und sehr häufig nach Hause fliege. Es gäbe immer gute Angebote nach Dublin, dann weiter per Bus quer durchs Land (2 Stunden etwa) – also auf nach Galway!
Wir kehrten noch in einem Café ein, und dann wurde es Zeit für die Rückkehr zum Parkplatz. Unser nächster Halt sollte Westport sein (die schönste Stadt Irlands laut einem Galway Einwohner, mit dem wir ins Gespräch gekommen waren). Westport liegt auf dem Weg nach Achill Island, das uns von vielen Reisenden und auch lokalen Einwohnern empfohlen wurde.
Nach 1 1/2 Stunden, gegen 15 Uhr erreichten wir das uns empfohlene Westport. Es herrschten 32 Grad, und wir waren froh, doch wieder am Wasser, wo fast immer eine kleine Brise herrscht, zu sein. Mit Ach und Krach erwischten wir einen Stellplatz an der Straße, aber auf der anderen Seite am Park, also recht schön. Da wir keine Verbotszeichen sahen, blieben wir hier stehen und entschieden uns für eine Übernachtung.
Stellplatz Koordinaten: N53.800712, O-9.550644
Wir befanden uns direkt am Hafen, der auf Grund von Niedrigwasser gerade trocken lag. Westport Quay liegt knapp drei km vom eigentlichen Zentrum entfernt. Dort wollten wir jetzt eigentlich hin. Weit kamen wir aber nicht, ein Guinness bei der Hitze im Biergarten war zu verlockend. Wir setzten uns zu einem älteren Herrn draußen an einen Tisch und bestellten unsere Getränke. Sofort kamen wir ins Gespräch mit diesem netten Iren, nach dem Woher und Wohin. Er erzählte uns von dem großen Berg, auf den wir schauen konnten. Es ist der Croagh (Sankt) Patrick, 764 Meter hoch und hat den Beinamen The Reek (der Haufen). Seit Hunderten von Jahren ist der Croagh Patrick ein Wallfahrtsort zu Ehren des Heiligen Patricks. Die Legende sagt, dass im Jahre 441 der Patron Irlands auf diesen Berg stieg, 40 Tage fastete und auf dem Gipfel eine Kapelle baute. Auf der einen Seite des Berges warf er eine Glocke hinab und vertrieb damit alle Schlangen von der Insel. Der Platz, wo die Glocke gelandet sein soll, ist ein U-förmiges Tal. Es entstand während der Eiszeit und mündet in die Clew Bay. 1905 wurde die kleine Kapelle auf den Berg eingeweiht. Jährlich, am letzten Sonntag im Juli, steigen etwa 25.000 Pilger den Berg hinauf, viele gehen barfuß.
Der alte Herr versorgte uns noch mit weiteren Tipps. Danach wollten wir uns noch die Füße vertreten und besichtigten den Park und des “Westport House”, ein Herrenhaus von 1730. Hier im Schatten unter dem Bäumen ließ es sich aushalten.
Als wir zurückkamen, hatten sich einige Familien auf den Rasenflächen mit Zelten breit gemacht. Wir staunen, dass das hier so möglich ist. Das recht korpulente Familienoberhaupt begrüßte uns per Handschlag, fragte nach dem Woher/Wohin und erzählte uns ein paar Witze. Eine Menge kleiner Kinder tummelten sich mittlerweile auf dem Rasen.
Wir holten unsere Stühle heraus und genossen dann mit vielen anderen Besuchern den Abend in diesem öffentlichen Park. Vom Ufer des kleinen Sees hörten wir die Live Musik der dortigen Pubs. Wir waren zu müde, um da noch mal mitzumischen und aßen im Wohnmobil zu Abend. Erst gegen Mitternacht wurde es langsam ruhig und wir konnten einschlafen.
Hallo Dethleffs!
Das ist wiedermal ein TOP-Foto: Der Weltenbummler Frederick im Gespräch mit dem Poeten Oscar Wilde. Wenn auch seine Gesprächspartner ein wenig monochrom daherkommen, so kann ich mir doch vorstellen, daß die Themen vielfältiger waren. Im Übrigen gleicht Frederick die Einfarbigkeit seiner Talkfreunde durch farbenfrohe
Kleidung wieder aus!
Einen Urlaub in den Bergen, liebe Anne, kann ich nur empfehlen. Die Kost dort ist zwar nicht völlig frei von Fischgerichten, aber es wird sich kaum jemand finden, der Frederick einen frischen Hummer schenkt. Insofern hast Du in den Bergen eine größere Chance, fischfreien Urlaub zu machen…
Weitere, schöne Tage mit Fredrick, aber ohne Fisch, wünscht Dir Anne,
Assi