Sjötorp
Dienstag, 22. Juli 2014
Natürlich hatte mir der Stoffladen keine Ruhe gelassen. Nachdem wir geduscht und gefrühstückt und das Wohnmobil aufgefrischt hatten mit allem, was nötig war, hielt Frederick kurz vor dem kleinen Laden und ich konnte mir den Stoff, aus dem die Träume sind (alter Simmel-Buchtitel), kaufen. Schließlich hatten wir kein Geld auf dem Stellplatz bezahlt, niemand hatte sich um uns Wohnmobilisten gekümmert und war zum Abkassieren gekommen. Nun waren ein paar Euros übrig geblieben, die ausgegeben werden wollten.
Nach einer halben Stunde kamen wir in dem gemütlichen Sjötorp an: die hübschen und gepflegten Schwedenhäuser begrüßten uns, der Stellplatz liegt direkt an Kanal und See und kostet 185 Kronen, dieses Mal zu bezahlen nicht am nichtfunktionierenden Automaten, nein, hier geht man auf Nummer Sicher und bezahlt in der Rezeption. Dafür bietet der Platz beste sanitäre Anlagen sowie Ver- und Entsorgung. Und natürlich Kanal-Atmosphäre mit Schleusen und allem drum und dran satt!
Hier ist richtig etwas los, eine Touristenhochburg sozusagen. Da es sehr heiß ist, beschließen wir nach der ersten Erkundung und Schleusenbesichtigung, erst später eine Fahrradtour zu unternehmen.
Einige Fakten zum Götakanal. Baubeginn 1820, fertiggestellt 1832. 58.000 Soldaten von 16 Regimenten wurden für den Kanalbau abkommandiert. Der Deutsche Baltzar von Platen (geboren auf Rügen) war federführend in der Organisation des Baus. Mit der Fertigstellung des Kanals wurde es möglich, Schweden von Göteburg bis zur Ostsee südlich von Stockholm per Binnenschifffahrt zu überqueren. Der Kanal beginnt bei Sjötorp am Vänernsee, geht dann bis Karlsborg am Vätternsee und führt ab Motala auf der Ostseite des Vätternsees bis Mem an der Ostseeküste. Auf einer Strecke von 190 km (davon 87 km gegrabener Kanal) müssen 58 Schleusen durchquert werden. Sportbootsführer zahlen heute ca. € 800 für eine Durchquerung, die etwa zwei Wochen in Anspruch nimmt.
Bei unserem Rundgang im Schleusenbereich in Sjötorp kamen wir mit dem Skipper der Segelyacht “Cascade” aus Schottland ins Gespräch. Er erfüllt sich mit der Durchquerung von West nach Ost einen Lebenstraum. Während der Fahrt wird er von verschiedenen Familienmitgliedern auf unterschiedlichen Teilstrecken begleitet. Er hat Fahrräder an Bord, so dass die Jüngeren oft auf dem Fahrradweg neben dem Kanal herfahren oder schon zum nächsten Ort vorausfahren, um sich so die Zeit zu vertreiben. Nachts zelten die Enkel dann oft neben dem festgemachten Boot irgendwo in der Einsamkeit entlang des Kanals.
Dann sahen wir eine Segelyacht mit dem Logo der Zeitschrift “Stern” (siehe Foto). Wie uns der deutsche Skipper erzählte, gehört die Yacht dem Segelklub des Gruner & Jahr Verlages in Hamburg und kann von den Mitgliedern gechartered werden. Ist ja auch eine gute Werbung. Die drei Besatzungsmitglieder waren auf dem Weg nach Stockholm und planten auf demselben Weg auch die Rücktour, also eine Menge Schleusen.
Gern hätten wir auch noch eines der für den Götakanal typischen Fahrgastschiffe fotografiert, aber das einzige, das wir sahen, fuhr gerade aus der Schleuse in den Vänernsee, als wir ankamen. Mal sehen, vielleicht gelingt es uns später noch mal an anderer Stelle.
Mittwoch, 23. Juli 2014
Nach einem längeren Spaziergang entlang des Vänernsees begannen wir dann, wieder zu packen. Es war richtig heiß geworden. Es war eine trockene Hitze und bei 33° für manche mehr, für manche weniger gut auszuhalten. Unser heutiges Ziel war Hjo (gesprochen “Ju”) am Vätternsee, empfohlen von Cousin Harald.