Cliffs of Moher
Mittwoch, 27. Juni 2018
Ersteigung der Cliffs of Moher bei 32 Grad
Noch einmal ein Kommentar zu den Gaeltacht-Regionen, die sich namentlich in den Grafschaften (Countys) Cork, Kerry, Galway, Mayo und Donegal befinden. Das Wort Gaeltacht ist die Bezeichnung für das Gebiet in Irland, in dem Irisch offiziell die vorherrschende Sprache ist. Südlich von Waterford und im Osten von Meath liegen weitere kleine Gebiete. Die Schätzung besagt, dass die etwa 86.000 Menschen, die in diesen Regionen leben, praktisch alle als Zweitsprache fließend irisch sprechen bzw. es für sie sogar die Erstsprache ist.
Hier einige Wörter, die wir erkennen und übersetzen können, aber nicht wissen, wie man sie ausspricht: Go Mall (langsam) steht häufiger mal auf der Fahrbahn, Oileán (Insel), Fáilte (willkommen), Tacsi (Taxi), chósta (Küste). Deshalb also in einigen Regionen, die wir durchfahren haben, die Ortsschilder/Hinweisschilder NUR auf Irisch, was die Sache nicht einfach macht.
Der stadtnahe Campingplatz Woodlands in Tralee hatte uns gut gefallen. Unsere Nachbarn waren deutsche und österreichische Touristen. Alle hatten das Ziel, Irland zu umrunden. Deshalb waren wir sicher, dass wir einigen mal über den Weg laufen würden.
Wir brachen auf Richtung Küste, zu den berühmten Cliffs of Moher. Auf der Strecke fuhren wir zuerst ostwärts Richtung Limerick, ab Limerick dann in nordwestlicher Richtung, wobei wir durch den Tunnel unter dem Fluss Shannon hindurch mussten. Dafür bezahlten wir nur 1,90€, sehr billig! Die letzten 30 km waren für Fahrer und Beifahrer anstrengend, weil es zum wiederholten Male auf sehr engen Straßen weiterging. Außerdem herrschten Außentemperaturen von 32 Grad. So hatten wir uns die Wanderung auf den Cliffs nicht erträumt. Ich sehnte mich nach etwas Niesel und bedecktem Himmel – aber Irland entschied sich für ein Show-off und wollte sich in unserem Urlaub von seiner besten Seite zeigen! In den Nachrichten hörten wir, dass es 1976 zum letzten Mal so heiß gewesen sei.
Am Ticketschalter auf dem glühend heißen, geteerten Parkplatz angekommen, bezahlten wir die Parkgebühr, die nach Personen berechnet wird und für uns zusammen 10€ kostete. Wir fragten, ob wir dort über Nacht bleiben könnten, was verneint wurde. Man könne dies nicht OFFIZIELL genehmigen, “if you know what I mean” … aber manche Wohnmobil-Fahrer blieben eben über Nacht …
Wir wollten uns das noch mal überlegen, zu welcher Kategorie der Fahrer wir gehörten und schleppten uns bei der Hitze mit Hunderten anderer Besucher auf den ansteigenden Weg hoch zu der Steilküste. Die Cliffs gelten als einige der höchsten in Europa (ca. 214 m auf einer Strecke von etwa 8 km) und bildeten sich durch Felsablagerungen vor 320 Millionen Jahren. Außerdem gelten sie als die größte Vogelkolonie Irlands, u.a. brüten hier die Puffins (Papageienvögel mit den hübschen bunten Schnäbeln), die jeder mal gern sehen und fotografieren möchte. Da hatten wir leider kein Glück, erspähten aber eine Alpenkrähe (typisch roter Schnabel und rote Füße).
Auf diesem Teil des Wanderweges waren die Besucher zum Rande der Cliffs gut abgesichert, aber es gab immer wieder Leute, die über die großen aufgestellten Granitplatten kletterten, um das optimale Foto zu schießen. Leider bezahlen einige das mit ihrem Leben und stürzen ab bzw. gibt es auch Menschen mit der Sehnsucht, ihr Leben dort durch den Sprung in die Tiefe zu beenden. Soviel zur Romantik an den Cliffs. Vorsicht ist also geboten! Die Aussicht ist atemberaubend und in diesem Fall waren wir sehr froh über das Wetter! Ich hatte in einem Reisebericht über die Enttäuschung gelesen, die Cliffs im Nebel (nicht) gesehen zu haben.
Uns war es zu wuselig dort oben und wir beschlossen, später noch einmal hinaufzugehen. Denn um 15 Uhr begann das (schicksalhafte) Fußballspiel gegen Südkorea. Wir liefen also wieder zurück am Besucherzentrum und an den in den Hang eingearbeiteten Läden vorbei. Diesen Versuch, Touristisches in die Natur einzubetten, fanden wir eigentlich ganz gut gelungen. Etwa 1,5 Millionen Menschen besuchen die Cliffs of Moher jährlich.
Pünktlich zum Anstoß waren wir im Wohnmobil. Als Fußballfan musste Frederick das natürlich gucken. Umso größer später die Enttäuschung: Deutschland verlor 0:2, aus der Traum!
Direkt nach dem Spiel machten wir uns noch einmal auf den Weg zur Seite mit dem Aussichtsturm. Das lenkte auch von der Fußballenttäuschung ab. Die Menschenmassen hatten sich jetzt größtenteils verzogen und so konnten wir Aussicht und Atmosphäre richtig genießen. Ein Besuch dort ist auf jeden Fall empfehlenswert. Von Doolin aus kann man auch entlang des Küstenpfades zu den Cliffs wandern (ca. 6 1/2 km, etwa 2 Stunden), aber bitte mit Wanderschuhen und besser ohne Kinder. Dabei spart man das Geld für den Parkplatz!
Das Besucherzentrum ist nicht so interessant, angeschlossen sind ein Café/Restaurant und natürlich ein Souvenir-Shop. Aber es war dort drinnen angenehm kühl im Vergleich zu dem Brutofen draußen.
Wir hatten uns gegen die Übernachtung auf dem Parkplatz entschieden und mussten uns nun sputen, um etwas Geeignetes zu finden, dennes war bereits gegen 19 Uhr. Zuerst versuchten wir, etwas in dem nahe gelegenen Doolin zu finden. Leider erfolglos. Ballyvaughn an der Küste erschien dann aussichtsreich, also ab in die Richtung. Leider hatte die Sonne den Teer auf der Straße zum Schmelzen gebracht. Wir fuhren über flüssigen Teer. Es fühlte sich grässlich an und wir fürchteten um unser Wohnmobil und einige Lackschäden. Daher fuhren wir mit max 30 km/h.
Die Strecke führte uns durch den Nationalpark Burren, der unwirtlichen Karstlandschaft im Westen Irlands. Das Gebiet erstreckt sich auf über 1500 ha und es sieht wie eine Mondlandschaft aus, kein Baum – kein Strauch, nur Felsen, Steine, Moose, Gras.
Wir passierten ein Steinfeld und sahen zwei Wohnmobile und zwei Zelte dort stehen. Frederick bog kurzentschlossen auf das Feld, was sich als schwierig erwies, da spitze Steine im Weg waren und es auch sehr uneben wurde. Im Schritttempo suchten wir uns einen Platz neben einem Wohnmobil mit englischem Länderkennzeichen. Wir grüßten unsere Nachbarn und deren beide Hunde und wollten uns dann unser Abendessen vorbereiten. Aber dann, was für ein Schreck, der Kühlschrank lief nicht mehr, hatte wegen der großen Hitze seinen Geist aufgegeben. Die vormals eingefrorenen Muscheln im Gefrierfach tauten vor sich hin, den Steaks ging es auch nicht so gut.
Frederick stellte unser Problem sofort auf Facebook, Wohnmobilgruppe Dethleffs Trend und innerhalb von Minuten schlugen die (guten) Ratschläge und Lösungsvorschläge ein. Im Endeffekt reichte es, das Lüftungsgitter abzunehmen, so dass mehr kühlende Luft hinter den Kühlschrank gelangte. Nach 45 Minuten startete Frederick einen neuen Versuch und siehe da, jetzt sprang der Kühlschrank wieder an.
In der Zwischenzeit hatten wir die Muscheln gekocht und die Filetsteaks gegrillt. Frederick schaffte das alles locker, mir war der Appetit vergangen und der Ärger mit dem kaputten Kühlschrank gleich auf den Magen geschlagen. So etwas kann man unterwegs nämlich überhaupt nicht gebrauchen, schon gar nicht in der Einöde einer Karstlandschaft.
Nach dem Abendessen wanderten wir noch ein wenig umher und lernten auch diese natürliche Umgebung und ihren Charme zu schätzen …. wenn nicht ein paar junge Leute gekommen wären, die uns anderen in unserer Ruhe gestört haben. Sie machten lange Party und übernachteten in Schlafsäcken irgendwo zwischen den Felsen. Ihre Autos standen kreuz und quer in der Landschaft herum.
Wir schliefen trotzdem irgendwann ein und schliefen gut.