Viljandi

 In Estland 2019

Freitag, 6. September 2019
Spontaner Zwischenstopp in Viljandi

Auf dem 2€/24 Stunden-Rastplatz in Pärnu, am Fluss Pärnu hatten wir mit einem sicheren Gefühl gut geschlafen. So ist es uns bis jetzt eigentlich auf der ganzen Tour ergangen. Was viele andere Wohnmobil-Reisende in ihren Blogs berichten, können wir nur bestätigen: das Baltikum ist ein sicheres Reiseland, sofern man auch ein bisschen danach guckt, wo man übernachtet (nicht auf den Autobahn-Rastplätzen z.B., das gilt aber grundsätzlich für alle Länder).

Wir fuhren nach dem Frühstück in Richtung Tartu, konnten aber nicht umhin, uns einen weiteren Ort mit einer Burgruine (wir scheinen davon magisch angezogen zu sein) anzusehen. Es gibt aber auch dermaßen viele Burgen (wiederhergestellte und auch nur Ruinen) im Baltikum, dass wir wohl noch mehrmals hierher reisen müssen, um auch nur annähernd den Großteil dieser mittelalterlichen Bauten besichtigt zu haben. Viljandi (18.000 Einwohner), ehemals das deutsche Fellin, liegt auf dem Weg nach Tartu und ein Zwischenstopp bot sich an. Mitten in der Stadt fanden wir einen Stell- und Übernachtungsplatz.

Stellplatz Viljandi - mitten im Zentrum

Stellplatz Viljandi – mitten im Zentrum

Pärnu -Viljandi

Pärnu -Viljandi

Schon in der Wikingerzeit gab es in Viljandi eine von den Esten errichtete hölzerne Burg. Der deutsche Schwertbrüderorden eroberte  Burg und Stadt im 13. Jahrhundert und machte sich an den Bau einer mächtigen Ordensburg, in schönstem Backstein/Felsstein. Zeitweise galt sie als größte Burg des Baltikums, ständig wurde sie in den folgenden 200 Jahren vergrößert und modernisiert. Viljandi war auf der Inland-Handelsroute von und nach Russland von großer Bedeutung und wurde 1346 Mitglied der Hanse. Leider lesen wir auch in dieser Stadt, wie kann es auch anders sein, über all die Kriege nach, die letztlich zur  kompletten Zerstörung der Burg beitrugen. Was wir heute sehen, sind nur noch, teilweise wieder ausgegrabene Ruinenteile.

Freilichtbühne in der Viljandi Burg

Freilichtbühne in der Viljandi Burg

Ehemaliges Burgtor

Ehemaliges Burgtor

Der heute beschauliche Ort ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Der Weg über den Schlossberg führte uns durch einen schönen Park und vorbei an der weißen, prachtvollen Johanniskirche. Schon sahen wir die ersten Mauern der Burgruine, immer noch gewaltig, so dass man sich fast eine Vorstellung von der Größe der Burg machen kann. Wir liefen über die Hängebrücke (für mich – Anne – eine Mutprobe!), dem Wahrzeichen der Stadt. Die über 50 m lange Brücke (1879 hergestellt) gehörte ursprünglich zum Gutshof Tarvastu. Über diesen Weg konnte die Gutsherrin mühelos zum Familiengrab gelangen. Im Jahre 1930 schenkte Gutsherr Karl von Mensenkampf die Brücke der Stadt. 1995 wurde sie, gespannt über das 13 m tiefe (!) Kerbtal, generalüberholt.

Hängebrücke und Burggraben

Hängebrücke und Burggraben

Pilze nicht am, sondern im Baum

Pilze nicht am, sondern im Baum

Die Burgruine liegt auf dem höchsten Punkt der Stadt –  übliche Bauweise von Burgen. Oben angekommen, hatten wir den schönsten Blick auf den Viljandi See und dessen Umgebung. Auf Schautafeln gibt es einige Informationen auf Englisch zur Geschichte der Burg. Wir waren völlig beeindruckt von dem, was an Ruinen noch vorhanden war. Innerhalb der Reste der Burgmauern hat man ein Freilichttheater angelegt, in dem während des Sommers regelmäßig Vorführungen stattfinden.  Die Burganlage verhilft der etwas verträumten Stadt zu einem bescheidenen Tourismus.

Auch die Altstadt, die überwiegend aus zum Teil in die Jahre gekommenen Holzhäusern besteht, ist einen Besuch wert. Mittendrin steht das Rathaus und gegenüber davon der weithin sichtbare Wasserturm, den Frederick gegen Zahlung von einem Euro erklimmen konnte. Wegen der vielen Bäume war die Fotoausbeute von dort oben leider gering. Frederick berichtete, dass der Turm bei dem recht starken Wind an diesem Tag spürbar schwankte. Gut, dass ich unten geblieben war.

Blick vom Wasserturm auf den Fluss Viljandi

Blick vom Wasserturm auf das Rathaus (links) und den Fluss Viljandi

Der Wasserturm

Der Wasserturm

Johanniskirche

Johanniskirche

Wir waren sehr angetan von den Burgruinen, der Altstadt und ganz allgemein von diesem hübschen Städtchen. Für die Bewohner und Besucher gibt es diverse Sportmöglichkeiten, angefangen bei gepflegten Tennis- und Fußballplätzen unten am See, Wassersport, Lauftreffs um den See (eine Tradition seit 1928) und vielem mehr.

Plötzlich begann es zu regnen. Da traf es sich gut, dass wir just in dem Moment an einem Café ankamen, dessen vergoldetes Zunftschild einer Brezel uns schon von weitem aufgefallen war. Schnell dort hinein! Richtig vornehm (und teuer) sah es drinnen aus. Wie sich herausstellte, ist es ist in erster Linie ein Hotel und Restaurant. Wir bestellten bei der super freundlichen Bedienung (beinahe eine Ausnahmeerscheinung) Tee (nicht im Beutel, sondern lose im Tee-Ei)  und ein Stück Torte zum Teilen und bezahlten nur 6,20€ dafür! Überraschend günstig war das!

Zunftzeichen und Wasserturm

Zunftzeichen und Wasserturm

Parkhotel und Café

Parkhotel und Café

Viljandi Rathaus

Viljandi Rathaus

Ausgefallenes Wohnmobil - etwas kopflastig

Ausgefallenes Wohnmobil – etwas kopflastig

Der Regenschauer hatte sich mittlerweile verzogen und wir machten weiter mit unserer Entdeckungstour. Gleich hinter dem Rathaus und an weiteren urigen, alten Holzhäusern vorbei führte eine lange Holztreppe hinunter zum See. Wir erfuhren, dass diese Holztreppe zur  Jahrhundertwende(19./20.) von „den Reichen“ als Verbindung zwischen Stadt und See angelegt wurde. Daher liegen die wohl schönsten Häuser des Ortes am Hang, Kaufleute und wohlhabende Bürger residierten hier. Wir bummelten am See entlang, bestaunten die vielen Sportanlagen, landeten schließlich in der Innenstadt, nicht weit von unserem Stellplatz entfernt. Da es bereits 19 Uhr war, beschlossen wir, statt nach Tartu weiterzufahren, hier zu übernachten.

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De Fischer un sin Fru

De Fischer un sin Fru

Anne und weit unten der Fluss Viljandi

Anne und weit unten der Fluss Viljandi

Renovierte Holzhäuser in der Altstadt

Renovierte Holzhäuser in der Altstadt

Holzhäuser der Altstadt

Holzhäuser der Altstadt

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SaareemaBuntes Treiben am Rathausmarkt
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