Kuldiga
Donnerstag, 15. August 2019
In Liepāja kamen wir kurz vor unserer Weiterfahrt noch mit unseren Platznachbarn Birgit und Ernst (Hündchen Irmchen war auch mit von der Partie) aus Heidelberg ins Gespräch und tauschten ein paar Erfahrungen aus. Ernst gab uns Tipps für unseren übernächsten Halt in Ventspils. Dann sattelten wir die Hühner und ritten – nein, nicht nach Laramie, sondern nach Kuldiga. Dieser Ort war uns von einem echten Letten (danke, Ivars!) aus dem Dethleffs Trend-Forum empfohlen worden.
Auf dem Weg passierten wir Jurkalne. Dort gibt es einen Geheimtipp-Parkplatz im Wald, nur ein paar Schritte von der spektakulären, hohen Steilküste (mit Strandzugang über Holztreppen) entfernt. Ein toller Ausblick, zwei Fotos und schon ging es weiter nach Kuldīga.
Die Straße dorthin war sehr gut, bis wir an die ersten Straßenbauarbeiten kamen. Da zog es sich hin, mit Ampeln, Wartezeiten und schließlich viel Rollsplitt, nicht schön. Das Positive ist, dass in Kürze die Straßen hier in vorzüglichem Zustand sein werden. Auch in Kuldiga selbst wurden wir umgeleitet und mussten ordentlich herumkurven, bis wir schließlich einen Parkplatz vor einer Sporthalle für unser großes Fahrzeug fanden. Hier darf man auch übernachten. Stellplatz-Koordinaten 56°57’56.0″, 21°57’56”
Kuldiga ist eine Kleinstadt im Westen Lettlands, liegt nicht an der Küste, sondern am Fluss Venta, hat etwa 12.000 Einwohnern, und verfügt über – man staune – 25 Hotels. Wer will denn hierher? Touristen natürlich, die das ehemalige Schloss des Deutschen Ordens von 1248 besichtigen möchten, die St. Katharinen-Kirche, den Wasserfall in der Venta (er ist mit ca. 275 m der breiteste Europas), und die Brücke aus dem 19. Jahrhundert, mit 164 Metern die längste mit dem Auto befahrbare Backsteinbrücke Europas. So einiges los also. Seit 1991 besteht eine Städtepartnerschaft mit Geesthacht.
Kuldiga, das ehemalige Goldingen, weist bereits eine Ansiedelung von Jägern und Fischern aus dem 2. Jahrtausend v. Chr. nach. – Wir im Hier und Heute jagten erstmal nach einem Kaffee und fanden ein hübsches Café in der kleinen Fußgängerstraße, die von alten Häusern, noch nicht ganz wieder restauriert, gesäumt wird. Dem Angebot für insgesamt 5€ für zwei Crêpes mit Marmelade und zwei Tassen Kaffee für jeden konnten wir nicht widerstehen. Einen Stadtplan auf Englisch gab’s dazu.
Welch ein zauberhafter kleiner Ort, scheint wie aus der Zeit gefallen. Ab 1368 war Kuldiga Mitglied der Hanse, war also offensichtlich von Bedeutung. Die Geschichte Kuldigas
Beinahe alle Läden befinden sich in den alten kleinen Wohnhäusern, am Stadtrand ist ein moderner Supermarkt. Da es schon Spätnachmittag war, spazierten wir zunächst zu den Stromschnellen, ”Ventas Rumba” steht auf den Hinweisschildern (Venta heißt der Fluss und Rumba Wasserfall) – und staunten nicht schlecht: es liefen Leute barfuß auf den Steinen, über die die Stromschnellen sich in den Fluss ergießen! Da darf man nur nicht ins Rutschen kommen – und Plumps, hinab fallen ins tiefe Nass. Diese Herausforderung lief dann wohl doch etwas mehr unter der Rubrik ”Jugendlicher Leichtsinn”.
Gleich neben unserem Aussichtspunkt auf die Stromschnellen steht das Haus Kuldiga District Museum. Unter den Einheimischen ist es bekannt als Bangerts Villa. Der Eintritt ist frei! Eine Dame nahm uns in perfektem Englisch in Empfang und erklärte uns etwas über die Geschichte der Villa. So befindet sich im 2. Stock des Hauses die komplette Einrichtung des Appartements, wie es zu Beginn des 20. Jahrhunderts beim reichen Bürger Bangert in Kuldiga ausgesehen haben könnte. Wir hätten glatt dort einziehen können, so gut gefielen uns die Möbel, die Dekorationen und Frederick besonders das alte Grammophon. Es gab schon damals einen zauberhaften, kleinen Wintergarten, in dem die Familie sich gerne aufhielt und dort exotische Pflanzen züchtete. Das Zimmer ist auch heute über und über mit Grünpflanzen geschmückt. Dieses Museum ist ein absoluter Höhepunkt auf unserer Reise!
Wir bummelten zur Alten Brücke, entschieden, am Abend noch einmal wiederzukommen, um weitere Fotos zu machen, bei Nacht und mit Beleuchtung also! Weit nach dem Abendessen, es wird hier erst sehr spät dunkel, liefen wir also noch einmal los. An den Fotos seht Ihr, dass es sich gelohnt hat! Morgen ein neuer Tag und ein neues Ziel: Ventspils an der Ostsee und der Mündung des Flusses Venta.
Hallo Dethleffs!
Ich wette, Frederiks korallenrotes Polohemd ist fast so neu wie seine – leider auf dem Foto nicht sichtbaren – ECCO-Schuhe….
Das muss ja auch mal gesagt werden. Immer sieht man nur Anne als bildwertsteigerndes Modell !
Der Wasserfall ist tatsächlich sehr breit, aber doch nicht so tieffallend, daß die “Wasserwanderer” ihr Leben riskierten – oder
täuscht der Anblick des Fotos?
Klassische Musik, zumal wenig populär, klingt auch in einem Bernstein-Konzerthaus manchmal Fluchtreflex auslösend – hurrrz!
Aber ich bin mir sicher, diesen kurzen, nervigen Moment werdet Ihr schnell wieder vergessen haben, angesichts der tollen Landschaften,
die Euch noch erwarten.
Aber halt! Vielleicht ist dieser Moment doch noch abrufbar! Wenn Ihr nämlich ‘mal gefragt werdet, was Euch nicht gefallen hat….!
Weiterhin gute Reise!
Assi