Fort William und Loch Ness
Freitag, 12. Juni 2015
Fort Williams, Loch Ness und Inverness
Gut ausgeschlafen sprangen wir im Sanitärhäuschen, das leider 400 m von uns entfernt war, unter die Duschen. Frederick hatte Glück, er konnte die Temperatur einstellen, bei mir rauschte sehr heißes Wasser heraus, auf Dauertemperatur, es gab keinen Regler. Als ich es einer anderen Camperin klagte, lachte sie nur und meinte, es gäbe auch Tage mit eiskaltem Wasser, heute wäre Bonustag … Das war wieder so typisch British! Motto: Klage nicht, nimm es als gegeben hin (… Get on with it!!).
Nach dem Frühstück frischten wir das Wohnmobil auf (Trinkwasser, Toilette, das Übliche) und fuhren los. Die Straße ist gut zu fahren, der Straßenbelag recht neu bzw. auf dieser viel befahrenen Touristroute gut ausgebessert. Unser Ziel war Fort William. Langsam beginnen wir die Leidenschaft vieler Menschen für die schottische Landschaft zu verstehen. Atemberaubend sind die Ausblicke auf dieser Strecke, Wälder, Hügel, und sobald das tiefe Blau der Seen ins Spiel kommt, unvergessliche Momente, die wir hier mitnehmen. Zum Glück kann man einige davon mit der Kamera festhalten.
Die Route schlängelte sich am Loch Linnhe entlang, leider waren viel zu selten Aussichtspunkte in Buchten zu finden wie wir sie von Teneriffa kennen. Wo wir sie sahen, hielten wir an und genossen an diesem klaren Tag die reine Luft und die Atmosphäre. Zufällig sahen wir gegenüber der Seeseite einen Hinweis auf einen Waldfriedhof (Cemetery). Weit und breit keine Häuser in Sicht aber ein Friedhof! Das wollten wir uns ansehen und gingen den kleinen Anstieg hinauf. Auf der großen gerodeten Fläche am Waldrand waren die Gräber angelegt, die Grabsteine meist aus grauem und schwarzem Granit, sehr alte und neue, eben aus dem Naturmaterial, was die Gegend hergibt. Nur das Kriegerdenkmal war in der uns aus Cornwall vertrauten Weise des Keltischen Kreuzes, Kreuz im Kreis. Für uns war es der erste Gedankenanstoß, dass in dieser Gegend, den Highlands, sehr viele junge Männer im 2. Weltkrieg rekrutiert worden sind. In Fort Williams sollten wir mehr darüber erfahren.
Da man auf dieser Route nicht rasen konnte (teilweise sehr kurvig), konnte Frederick die Fahrt und die Ausblicke auf die Landschaft auch sehr genießen. Ich “schoss” das eine oder andere Foto aus dem fahrenden Auto. Vorbei an Lodges, Bed & Breakfast-Plätzen hier und da reisten wir dahin.
Dann das viel gelobte Fort William: aus Erfahrung gelernt, nahmen wir die erstbeste Parkmöglichkeit wahr, sahen auch einige Wohnmobile dort stehen, was immer hoffen läßt …
Wir fühlten uns das erste Mal willkommen geheißen, das Parkticket kostete nur 2£ für den ganzen Tag! Die anderen Wohnmobilfahrer, Engländer, meinten lt. Auskunft/Tipp vom Traffikwarden (Parkplatzwächter), man könne auch ruhig eine Nacht dort stehen, solange man ab 8 Uhr morgens wieder für den Tag bezahlt hat und die “Jalousien” aufgezogen hat. Woher sollte der Parkwächter denn wissen, ob man nicht gerade angekommen war … Wieder sooo British! Ab 8 Uhr wird überwacht …
Ach, wie war es doch hübsch in dem kleinen Ort! Natürlich wieder die gewohnten Häuser/Cottages aus den grauen Granitblöcken, dafür zumeist die Türen und Fensterrahmen in kräftigen Farben! Wir haben kaum einen anderen Ort gesehen, der so sauber und gepflegt war. Einige Boote schipperten auf dem See und es wurden auch Touren angeboten. Wir schlenderten durch den kleinen Ort und besuchten das Museum. Hier gab es viel Geschichte über Schottland, vor allem den Highländern. Unfassbar, wie hart die jungen Männer, die als Soldaten aus dieser Gegend rekrutiert worden waren, trainiert worden waren. Die “Green Barretts” gingen ja als unerschrockene und tapfere Soldaten in die Geschichte ein. Dabei kamen sie aus dieser uns so friedvoll erscheinenden Landschaft, andere würden sagen: gottverlassene Gegend! Vermute mal, dass die Familien sehr groß waren damals, als man noch 12, 13 Kinder hatte und richtig: die Clans waren sich auch nicht immer Grün und haben sich um Land und Schafe und Tierherden bekriegt! Immer war es ein Kampf ums Überleben. Wir lasen, dass die Kilts (Schottenröcke) aus den großen Umhängen, mit denen man sich auch zudeckte, entstanden sind. Die Tartans, die verschiedenen karierten Muster, waren durch verschiedene Pflanzen eingefärbt und ursprünglich kennzeichneten sie die Region, aus der man kam. Erst später wurde daraus die Clan-Zugehörigkeit.
Fort William ist Ausgangspunkt für viele Bergwanderungen. Der höchste Berg Schottlands (und Großbritanniens) ist der Ben Nevis, der nur einige Kilometer von hier entfernt ist.
Am späten Nachmittag mussten wir dann weiter, ca. eine Stunde Tour entlang Loch Ness, Endziel Inverness erwartete uns. Leider verschlechterte sich das Wetter, wieder mal kam Sturm auf. Vielleicht war das Nessie, das Seeungeheuer, das durch seine Nüstern blies … Auch hier wieder tolle Ausblicke auf Loch Ness, schon Schaumkronen auf dem Wasser! Aber Nessie ließ sich nicht blicken!
Es war gegen 17.30 Uhr, als wir am Ende des Sees ankamen, und hier war auch endlich der Hinweis auf das Exhibition Center, leider seit 17.00 Uhr geschlossen! Nun müssen wir einiges über Nessie in Inverness nachlesen.
Dort endlich angekommen, parkten wir auf dem Platz neben der Kirche und konnten – oh Wunder – übernachten, solange wir ab 8.00 Uhr morgens 4,50 £ bezahlen würden, aber gerne doch!
Wir aßen unser Abendbrot, schrieben noch ein wenig und gingen um 21.00 Uhr in den Pub um die Ecke, da gab es zu Wein und Bier Live Musik. Zurück zum Wohnmobil bummelten wir durch die viel versprechende Innenstadt, wieder die so geliebten alten Gebäude, am Fluss, nette Atmosphäre!
Inverness wartet auf unseren Besuch am Samstag!