Rye – Eastbourne
Montag, 25. Mai 2015
Rye und Eastbourne
Heute Morgen schien die Sonne. Nach dem Frühstück versorgten wir unser Wohnmobil mit Frischwasser und nahmen dann Abschied von diesem schönen Platz. Bevor es auf die Reise entlang der Südküste ging, von einer Grafschaft (County) in die nächste, stoppten wir noch an der völlig neu erstellten „Battle of Britain“ Gedenkstätte direkt auf dem Vorland des Cliffs hoch oben über Folkestone. Der Parkplatz war voll, so dass wir auf dem für Busse reservierten Platz (auf Nachfrage an der Rezeption) parken durften. Der Eintritt war kostenlos. An diesem Tag konnte man vom Cliff bis auf die gegenüberliegende französische Seite sehen. Irgendwie schien man sich dadurch vorstellen zu können, was sich hier im Sommer 1940 ereignet hat. Der Himmel „war schwarz von Flugzeugen“ (Zitat eines Augenzeugen)i, Maschinengewehrfeuer und Kanonendonner und Zerstörung von der französischen Seite aus. Eine grausame Vorstellung!
Auf einer großen Gedenktafel waren die Namen der 534 in der „Battle of Britain“ gefallenen britischen Soldaten angebracht. Außerdem wurden zwei britische Jagdflugzeuge, die an der Luftschlacht teilgenommen hatten, ausgestellt, eine „Hawker Hurricane MK1“ und die berühmte „Supermarine Spitfire MK1“. Wir fühlten uns unter all den englischen Besuchern etwas beklommen und unterhielten uns daher auf Englisch, schließlich waren wir mal „der Feind“ … und es waren eine Menge älterer Leute dort oben am Memorial, die vielleicht Angehörige im Krieg verloren haben.
Dann fuhren wir weiter auf der A259 in südwestlicher Richtung. Schon das Begrüßungsschild führte uns tief in die englische Geschichte ein, als wir in das historische Städtchen Rye einfuhren: „ Welcome to 1066 Country“ : Wilhelm, der Eroberer startete hier seinen Feldzug und die Besetzung Englands (Schlacht bei Hastings). Damit begründete er die englische Dynastie. Im Ort einmal anzuhalten, war leichter gesagt als getan. Generell ist es für Wohnmobilfahrer nicht leicht in England. Überall an Parkplätzen sind Schilder angebracht: Keine Wohnmobile!!! Oder man bringt Querbalken über den Einfahrten an, die gerade mal Fahrzeuge mit 200 cm Höhe durchlassen. Unser Gefährt ist 300 cm hoch. Schließlich fanden wir an einer Ausfallstraße die Möglichkeit, uns an den Straßenrand zu zwängen. Dann mussten wir einen km zurück in die Stadt laufen. Die Gemeindevertreter in englischen Kommunen sollten sich wirklich mal Gedanken darüber machen. Statt Wohnmobilfahrer zu begrüßen, die ja auch Geld in der Gemeinde lassen, werden sie ausgegrenzt. Den Schaden haben die Geschäfte vor Ort, da man meistens dorthin weiterzieht, wo man auch ordentlich parken kann.
Um den Hafen herum ist es leider nicht attraktiv, sondern ziemlich verkommen. Erst im kleinen Zentrum tut sich der Charme der kleinen uralten Stadt auf mit seinen Kopfsteinpflaster-Gassen (Cobblestones) und schön restaurierten roten Backsteinhäusern. An jeder Ecke atmet es Geschichte und es machte einfach Spaß, hier ein wenig zu flanieren und sich in die gute (?) alte Zeit hineinversetzen zu lassen.
Zurück im Wohnmobil, tranken wir erst einmal Kaffee und brachen danach auf Richtung Hastings und Eastbourne.
Da es schon später Nachmittag war, ließen wir Hastings links liegen, fuhren nur hindurch und konzentrierten uns auf Eastbourne, weil wir dort in unserem schlauen Campingführer einen Übernachtungsplatz gefunden hatten. Über Eastbourne hatten wir schon viel gehört, es scheint DER Schüleraustausch zwischen Deutschland und England schlechthin zu sein. Die Straße führte uns entlang der Promenade und hier erwischten wir doch tatsächlich einen Parkplatz! Für eine Stunde wollten wir uns die Beine vertreten und wanderten eine Strecke auf der Promenade. Die Stadt ist so viel größer als alle bisher gesehenen und entsprechend mehr Geld (für Renovierungen) scheint es hier zu geben. Die Häuser in Bäderarchitektur erstrahlten überwiegend in weiß , große Hotels mit schönen filigranen schwarzen Metallumrandungen an den Balkonen zeugten von einer Zeit, in der noch nicht alle Touristen in den Süden flogen. Wir kamen an einer Straße vorbei, aus der laute Musik schallte: ein kleines Strraßenfestival.
Die Musiker waren überwiegend schwarz gekleidet, die Frauen schmückten sich mit lila Kostümen und alle hatten lustige Hüte auf. Die Musik bestand aus Trommeln! Die Ansage war: We are the Stix-Drummers, we like to hit something … und los ging es mit ohrenbetäubendem Krach, aber im richtigen Rhythmus. Wir schauten und hörten eine ganze Weile lang zu und warteten auf die nächste Ankündigung des lustigen Callers: We are the Stix-Drummers, we like rhythm und so weiter … das war schon eine lustige Darbietung. Es wurde Zeit, zum Wohnmobil zurück zu gehen und wir nahmen den Weg durch die Innenstadt. Auch hier waren wir beeindruckt von den überwiegend schönen Häusern und der Gepflegtheit des Ortes.
Wir steuerten unseren Übernachtungsplatz an. Der Weg schlängelte sich von der Küste hoch hinauf ins Landesinnere. Von dort aus hatte man einen tollen Blick auf Eastbourne. Ein Wohnmobil stand bereits auf dem Platz. Frederick ging zum Farmhaus und wollte bezahlen. Leider war niemand da und so beschlossen wir, den nächstgelegenen Platz anzufahren bzw. auf dem Gelände National Trust bei den Seven Sisters zu bleiben.
Nach einigen Minuten erreichten wir unser Ziel und wunderten uns, dass noch so viel los war. Es war ein Kommen und Gehen von Leuten. Mittlerweile war es doch schon 19.00 Uhr. Aber als wir selbst direkt oben am Cliff standen, auf der Aussichtsplattform und auf die Seven Sisters blickten, wussten wir, warum gerade diese Tageszeit so viele Leute anlockte. Es war eine ganz tolle Atmosphäre dort und sicherlich hätte man auf dem Küstenpfad (Coastal Footpath) schön wandern können, bei mehr Zeit. Ein Hinweis auf dem Parkticketautomaten erklärte, dass man nur über Voranmeldung bzw. besondere Genehmigung auf National Trust-Plätzen übernachten darf.