Karlshamn
Freitag, 22. Juli 2016
Ostsee Festival in Karlshamn
Erst um 9.30 Uhr krochen wir aus den Kojen. Der Abend zuvor hatte uns wohl mehr geschlaucht als wir dachten. Unsere schwedischen Freunde hatten bereits gefrühstückt und saßen gemütlich vor ihrem Wohnmobil. Die beiden waren ganz offenbar wesentlich trinkfester als wir. Wie peinlich und das auch noch bei solch tollem Wetter. Wir setzten uns den beiden, frühstückten, unterhielten uns über dies und jenes und marschierten danach gemeinsam zum Nachbarort Hörvik (nur 20 Minuten). Dort zeigten wir unseren Freunden, wo sich die Entsorgungs-Station befindet.
Dann ging es zurück zum Wohnmobil, um uns reisefertig zu machen. Wir wollten heute noch weiter nach Karlshamn (nur 38 km entfernt). Wir verabschiedeten uns von Barbro und Ingemar, werden uns aber schon in ca. 10 Tagen wiedersehen, denn wir wurden von den beiden nach Hause in Sjötorp zum Elchsteak eingeladen. Na, wenn das nicht etwas Besonderes ist!
Karlshamn kannten wir von unserer Reise aus 2013, und daher steuerten wir zielsicher den kostenlosen Stellplatz am Hafen an. Doch dann ging es auf einmal nicht mehr weiter. Direkt zur Einfahrt ins Zentrum war die Straße gesperrt und wir mussten umdrehen. Offenbar war irgendetwas in der Stadt im Gange. Wir hatten einige 100 m vorher schon einen größeren Parkplatz gesehen, auf dem auch mehrere Wohnmobile standen. Dorthin fuhren wir und konnten für 4 € parken (und übernachten). Zehn Minuten später waren wir wieder – diesmal zu Fuß – in der Stadt und hier war der Bär los. Es stellte sich heraus, dass an diesen Tagen (Donnerstag bis Samstag) das Ostsee-Festival veranstaltet wurde. Es schien, als ob die ganze Stadt involviert und auf den Beinen war. In allen Straßen gab es unzählige Fressbuden, Fahrgeschäfte, Live-Bands und Verkaufsstände. Es herrschte eine fröhliche und ausgelassene Stimmung. Auf dem großen Parkplatz am Hafen, wo wir eigentlich stehen wollten, war eine Ausstellung von vielen sogenannten “Classic Cars” zu sehen. Besonders beliebt, riesige amerikanische Straßenkreuzer aus den 50er und 60er Jahren.
Eine witzige Band veranstaltete Ramba-Zamba zur Belustigung der Umstehenden. Wir amüsierten uns köstlich. Hier eine Kostprobe.
Auf dem Großen Platz vor dem Rathaus war eine riesige Bühne aufgebaut und dort traten den ganzen Tag über verschiedene Künstler auf. Die Darbietungen wurden live im Fernsehen übertragen. Wir ließen uns treiben und genossen besonders die verschiedenen Live-Bands auf den kleinen Bühnen. Von Jazz über Country, Folk und Rock war alles vertreten.
Vor einer kleinen Kirche wurde Kaffee und Kuchen sowie Waffeln mit Sahne und Erdbeermarmelade angeboten, eines unserer Lieblingsgerichte, das wir uns nicht entgehen lassen konnten. Auf der Suche nach einem Lebensmittelmarkt blieben wir noch bei einem Kleinkünstler aus Neuseeland hängen, der es wirklich drauf hatte, mit seinen frechen Sprüchen die Zuschauer in seinen Bann zu ziehen.
Ach ja, wir kauften noch zwei Designer-Sektgläser mit Mäusebildern drauf: Sonderpreis 5 Euro das Stück, normalerweise kosteten sie fast 20 Euro! Pro Stück! Die Gläser sind sogar vom Künstler (Lasse Åberg) signiert. Ein nettes Souvenir. Dann fanden wir auch noch das Lebensmittelgeschäft, kauften dort ein und waren wenig später zurück beim Wohnmobil. So ein Rummel kann auch mal zu viel werden und die Ruhe danach am Stellplatz tat wirklich gut. Lustigerweise schaute eine Bekannte bei uns herein: Unsere Nachbarin vom Stellplatz in Ystad, die gesprächige Hannoveranerin. Sie fährt seit 44 Jahren mit ihrem Mann nach Schweden, wir wir ja schon wussten. –
Der entspannte Abend (zum Abendbrot gab es Schweinefilet) wurde dann zum Albtraum, als uns die Nachrichten über den fürchterlichen Amoklauf in München erreichten. Den ganzen Abend über liefen die Nachrichten und wir waren vollkommen fertig wegen des Geschehenen.
Samstag, 23. Juli 2016
Karlshamn Schären
Wir wachten recht früh auf nach einer unruhigen Nacht und entschieden uns ohne Frühstück zur Weiterfahrt. Ziel war Ronneby in Richtung Karlskrona. Doch schon nach einigen Kilometern lockte uns ein Hinweisschild “Kolleviks Badplats” zum Abbiegen. Es war also eine Badestelle in den Schären östlich von Karlshamn und aus Erfahrung wussten wir schon, dass man an diesen Stellen mit dem Wohnmobil oft kostenlos parken und auch übernachten kann. Kurz darauf rollten wir auch schon auf den Parkplatz am Kollevik, wo bereits ein schwedisches Wohnmobil stand und wohl auch die Nacht über schon hier gewesen war. Es war ein schöner und schattiger Platz unter Bäumen, nur 20 Meter vom Sandstrand entfernt. Gut, dass wir schon so früh hier waren, denn als wir anfingen zu frühstücken, begann sich der Parkplatz zu füllen, hauptsächlich mit Tagesbesuchern, Familien, die zum Baden kamen. Nach dem Frühstück wollten wir weiter an unserem Reisebericht schreiben, was sich hier etwas schwieriger gestaltete, da der Internet-Empfang nicht optimal war. Die Arbeit erforderte also einige Geduld und dauerte daher auch bis Mittag.
Wir brauchten Bewegung und wanderten anschließend entlang der Schärenküste auf teilweise getretenen Pfaden und oft auch nur großen Granitblöcken, die erklommen werden wollten, bis es nicht mehr weiterging. In der Bucht gab es einige Aufregung, da dort ein Wettbewerb stattfand. Offenbar handelte es sich um ein kombiniertes Schwimmen und Laufen. Wir sahen die Teilnehmer, wie sie die Bucht (ca. 200 m) in voller Montur durchschwammen, d.h. mit Laufschuhen, Neopren-Anzug und Schwimmpaddeln. Einige hatten Styropor Schwimmkörper an die Hüfte geschnallt, um besseren Auftrieb zu haben. Auf der gegenüberliegenden Seite wurden die Schwimmer mit viel Applaus empfangen und mussten dann mit patschnassen Schuhen den anstrengenden Küstenpfad bewältigen bis zur nächsten Wasseretappe in ca. einem km Entfernung, und so ging es dann weiter im Wechsel. Wir wanderten auf der anderen Seite einige Kilometer und trafen immer wieder auf die Wettkämpfer, denen wir dann auch applaudierten. Sie verdienten es, denn man sah einigen die Anstrengung an diesem heißen Sommertag wirklich an. Besonders im Wasser sahen wir Schwimmer, die nur noch in Zeitlupe die Arme bewegten. An einer Stelle, wo die Teilnehmer wieder einmal aus dem Wasser kamen, war eine Verpflegungsstation aufgebaut – Tee, Bananen, Kuchen, das alles dankbar angenommen wurde.
Es war eine kurzweilige Wanderung durch diese schöne Landschaft, die uns zu einem weiteren Sportboothafen führte, an vielen schönen Ferienhäusern und hübsch gestalteten Gärten vorbei, aber auch durch Gestrüpp und rauhes Felsenterrain. Der ausgehöhlte Eichenstamm fiel uns auf, da er trotzdem noch am Leben war und sich mehrere neue Äste vom Stamm in die Höhe reckten. Zwei Stunden später hatten wir schon wieder Appetit auf unsere Zimtschnecken beim Wohnmobil. Obwohl es mit 24 Grad angenehm warm war und das Wasser auch verlockend aussah, verzichteten wir darauf, hineinzuspringen, denn es ist nur 17 Grad kalt und damit unterhalb unserer Komfortzone. Den Nachmittag faulenzten wir, ein Nickerchen, viel Lesen, Fotobearbeitung und diesen Reisebericht schreiben. Morgen wollen wir weiter nach Karlskrona auf den dortigen Stellplatz am Hafen, denn dort können wir unsere Wäsche waschen und trocknen.