Cornwall 2019 (ohne Wohnmobil) 2. Teil
Abgesagtes Konzert und tolle Wanderungen
Die Tage vergingen, Cornwall zeigte sich auch wettermäßig von seiner besten Seite. Wir fuhren nach Truro um zu schauen, ob noch alles an seinem Platz stand. So ungefähr, das Theater, die “Hall for Cornwall” ist seit Juni 2018 geschlossen, wird umgebaut, einer Komplett-Renovierung unterzogen. Wiedereröffnung ist für 2020 geplant.
Aber wir hatten ja noch als Vorfreude die unterwegs über Internet bestellten Tickets für ein Drei-Tage-Spektakel “Stomp and Country Festival” im Princess Pavilion in Falmouth. Bei unserer nächsten Tour nach Falmouth fuhren wir dorthin, um uns über den genauen Ablauf der Veranstaltung zu informieren. Dort erfuhren wir zu unser maßlosen Enttäuschung, dass das internationale Spektakel mangels zu geringer Beteiligung abgesagt worden war! Unsere Enttäuschung währte nicht lange, bekamen wir doch – wenn auch erst eine Woche später – unsere 112 Pfund gut geschrieben. Die Buchungsgebühr von 10 Pfund verschwanden im Nirwana, die hatte wohl jemand anderes eingestrichen. Mit dem erstatteten Betrag konnten wir uns dann mal etwas mehr leisten im leider recht teuer gewordenen Cornwall (das Glas Wein für 6,50 Pfund, Pasty 3,25 Pfund).
Falmouth Seafront und Maenporth Beach
Das Wetter war schön und wir wanderten von Falmouth aus, vorbei am Pendennis Castle immer entlang der Küste Richtung Gyllingvase Beach. Einer der schönsten Walks! Hier hatte sich einiges verändert: ältere Hotels waren abgerissen worden und in schicke Residenzen mit Seeblick verwandelt. Über die astronomischen Preise sprechen wir lieber nicht. Eigentumswohnungen für die, die das nötige Großgeld haben. Aber der fantastische Ausblick auf die Küste, der Strand ist kostenlos für alle da! Da ist man auch schnell um die Ecke, an Gyllingvase Beach vorbei und an einem weiteren Strand: in Swanpool. Wer Pause einlegen möchte, kann das gern am Café dort tun. Uns ist es da zu teuer. Ziemlich frech, was für einfache Kost und simplen Kuchen bezahlt werden soll.
Wir wanderten weiter zur nächsten Bucht (Maenporth). Frederick spendierte “Cornish Cream Tea”, eine Portion. Das sind 2 Scones, Clotted Cream (typische Cornische Spezialität – eine Art Buttercreme), leckere Erdbeermarmelade und ein Becher Tee. Zwei Scones sind für einen zu viel. Daher bestellen wir uns in der Regel nur eine Portion “Cream Tea” und eine extra Kanne Tee (das ganze kostet hier 6 Pfund). Uns schmeckt es da am besten, alles “Home made”. Man sitzt draußen, direkt am Strand. Wunderbar! Ein Seidenreiher war vor uns am Fischen und schnappte sich einen kleinen Fisch nach dem anderen.
Auf dem Rückweg fiel uns ein großes Auto auf, das am Straßenrand an der Promenade geparkt war. Einem Wohnmobil ähnlich, stellte es sich als fahrbares Friseurgeschäft heraus! Was es nicht alles gibt! Das Surfbrett durfte nicht fehlen, offenbar hatte einer gut kombiniert mit der “Work Life Balance” in der richtigen Gegend. Schien zu funktionieren, weil wir das Fahrzeug dort (auch mit Kunden) häufig stehen sahen.
Mylor Bridge, Mylor Hafen und Flushing
Natürlich blieben wir auch in und um Mylor herum, schauten bei “unserem” Laden vorbei und begrüßten Liz, die viele Jahre für uns gearbeitet hat. Nun zählt sie die Tage bis zur Rente. Unser Nachfolger macht seine Sache gut und die Bewohner/innen des Dorfes können sich über einen so gut aufgestellten Mini-Supermarkt freuen. Es fehlt an nichts.
Spaziergänge zum Pandora Inn, die große Runde über Flushing zum Mylor Harbour, oder die kleine über die Church Road (heimlich auch “Millionaires Road” genannt), über den alten Friedhof an der Mylor Church vorbei, immer wieder toll! Wir freuten uns schon auf die Ankunft von Freundin Hildegard, die ja hier in Mylor Bridge wohnt, aber noch auf Deutschlandbesuch war.
Perranporth
So wanderten wir erstmal allein weiter in den folgenden Tagen: zum Beispiel nach Perranporth, den ganzen Strand entlang bis hin zu den großen Felsen. Hier hatte Frederick sich mal sein Abendessen von den Steinen gepflückt, Miesmuscheln. Mit Eiswürfeln aus einem Pub überlebten sie und Frederick dann auch das Abendessen, Muscheln in Weißwein-Soße. In diesem Jahr ging das nicht, denn es war zum Miesmuschel ernten noch zu früh.
Inzwischen haben die Aktivisten gegen Plastik und Müll auch hier gesammelt, es war so sauber wie nie am Strand, und gerade dort am Ende bei den Felsen, wohin sonst alles trieb! Wir waren begeistert und deshalb selbst arbeitslos (was Müll sammeln am Strand betrifft …).
Porthleven
Am Mittwoch, 29.5. fuhren wir bei Nebel Richtung Porthleven. Leider klarte sich das Wetter überhaupt nicht auf und wir erlebten diesen wunderschönen und interessanten Ort im Dunst und Regen. Die Strandwanderung in Loe Bar ersparten wir uns natürlich. Eine Belohnung gab es trotzdem in Form von Pasties – sehr spezielle, nämlich die berühmten “Ann’s Pasties”, die besten! Ann‘s Hauptladen steht am Lizard, ein knallgelb gestrichenes Gebäude. Inzwischen gibt es Filialen, hier in Porthleven eine und auch in Hayle.
Lizard Halbinsel
Zwei Tage später wanderten wir bei bestem Wetter am Lizard. Auf die Pasties aus Ann‘s Laden verzichteten wir diesmal kalorienbewusst mit großem Bedauern. Dafür kehrten wir aber im Housel Bay Hotel auf eine “Hot Chocolate mit Marsh Mallows” ein, die wir dort im Hotelgarten direkt vor der blühenden Steilküste genossen. Von manchen Dingen, die traditionell zu unseren vielen Cornwallbesuchen gehören, kann man eben nicht lassen …
Treffen mit Freunden
Unsere abendlichen Spaziergänge durch die Church Road führten uns mit alten Freunden, Margaret und Gunter zusammen. Sie luden uns zum Kaffee an einem der nächsten Tage ein und wir tauschten einige Neuigkeiten aus.
Wieder und wieder trafen wir bei unseren Wanderungen auf ehemalige Kunden von uns und hielten einen Plausch. Das ist immer so. Wir sahen Christopher mit seinem Hund Gassi-gehen und seine Frau Judith überraschte uns mit einem Papagei auf der Schulter, frische Luft schnappen.
Roseland Halbinsel
Mit der King Harry Ferry ging es am 25. Mai nach St. Mawes, wo an diesem Tag eine Regatta der sogenannten “Working Boats” stattfand. Dies sind kleine traditionelle Segelschiffe, die auch heute noch zum Fischen von – hauptsächlich – Jakobsmuscheln eingesetzt werden. Der Clou an der Geschichte ist, dass dies ohne Motorkraft geschehen muss. Deshalb haben diese Boote keinen Motor und bei Flaute müssen sie sehen, wie sie weiterkommen. Auch heute herrschte kaum Wind, so dass von einem Rennen eher nicht die Rede sein konnte. Aber die Boote gaben ein hübsches Bild ab in der Bucht.
Wir bummelten im Ort (immer wieder ein Erlebnis) bis hoch zum St. Mawes Castle, genossen die Aussicht auf die Bucht mit den vielen Booten, die üppige Blumenpracht und die schönen (aber beinahe unbezahlbaren) Häuser. St. Mawes hat immer eine ganz besondere Atmosphäre. Zum einen, weil hier quasi eine Micro-Klimazone ist, da es von allen Seiten vom Wetter geschützt ist. Zum anderen ist der Ort abgelegen und nur über viele Kilometer mit engen Straßen erreichbar. Der Weg mit der Fähre über den Fal River kürzt dies ein wenig ab, ist aber recht teuer. Außerdem gibt es noch eine Fußgängerfähre direkt von Falmouth (dauert etwa 25 Minuten).
Weiter ging’s nach Portscatho zum Wandern entlang der dortigen Küste und zum Bummel in dem beschaulichen Dorf. Es ist immer wieder erstaunlich, wie teuer die Immobilien in diesen weit abgelegenen Orten sind. Kleine Ferienhäuschen für umgerechnet über 400.000 Euro. Nicht zu fassen!
Auf dem Rückweg zur Fähre (King Harry Ferry) machten wir noch einen Abstecher nach St. Just und den dortigen Friedhof. Wir packten unsere mitgebrachten Brote und die Thermosflasche aus und legten an einem der auf dem Friedhof aufgestellten Picknicktische eine Kaffeepause ein. Das ist dort völlig normal. Die lokal wohnende – wie sie uns sagte – vorbei laufende Dame meinte, St. Just wäre wohl die meistbesuchte Kirche Englands. Es ist auch eine ganz besondere Atmosphäre hier am Creek und darf bei keinem Cornwall-Besuch fehlen! Gemeindemitglieder werkeln fleißig und so kann man einiges Interessantes per Honesty-Box (den geforderten Geldbetrag in den aufgestellten Kasten geben) erstehen. Das kommt dann dem Erhalt der Kirche zugute. Wir lieben diese Kirche und den gepflegten Friedhof mit seinem uralten und ungewöhnlichen Baumbestand sehr!
Porthcurno
Ende Mai konnten wir uns endlich mit Freundin Hildegard verabreden. Wir einigten uns auf eine Wanderung zum Logan Rock, von Porthcurno (beim Dorf Treen) aus. Der Fels ist ein Schaukelstein und deshalb auch ziemlich berühmt. Er wiegt ca. 80 Tonnen, wurde 1824 von einer Gruppe britischer Seeleute abgeschaukelt, um zu beweisen, wie stark die Marine ist. Selbstverständlich beschwerten sich die Dorfbewohner, da der Felsen eine Touristenattraktion war und ihnen dadurch ein Einkommen bescherte. Die Mariner wurden gezwungen, den ursprünglichen Zustand wieder herzustellen. Man mag sich nicht vorstellen, wie sie das zustande gebracht haben. Der Stein schaukelt wieder, aber viel weniger als früher. Von uns Dreien nahm nur Frederick Logan Rock in Augenschein. Es war nämlich eine ziemliche Kletterei über die vorgelagerte Felsformation mit einem engen Durchgang.
Nach Frederick‘s abenteuerlichen Kletterei, während dessen er den Felsen fotografisch dokumentierte, wanderten wir weiter in den klitzekleinen Ort Penberth Cove, wunderschön! Dort suchten wir uns einen gemütlichen Platz und packten unser mitgebrachtes Picknick aus. Es gibt nichts Schöneres als ein Picknick während einer Wanderung auf dem Coastal Footpath. Sind wir nicht schon mal hier gewesen? Richtig, vor 24 Jahren auf der großen Coastal Footpath Wanderung mit Schwester, Schwager und Freunden Helga und Assi. Das Ziel war Mousehole! Damals stand noch bei den paar Häusern, an einer Hand abzuzählen, die leuchtend rote Telefonzelle. Es war das Zeitalter ohne Handys, und so rief unser Schwager von beinahe jeder Zelle, der er ansichtig wurde, seine Kinder zu Hause an, ob denn alles in Ordnung wäre … da hat er sich damals sicher beliebt gemacht bei ihnen! Heute gibt es die Telefonzelle nicht mehr.
Auf der Rückfahrt machten wir noch einen kurzen Abstecher nach Lamorna, doch zu unserer Enttäuschung war der Pub “Lamorna Wink” dort geschlossen. Beim nächsten Stopp in Mousehole genossen wir noch ein wenig die dortige Atmosphäre und beschlossen, hier noch mal an einem anderen Tag hinzufahren.
Der Abschluss des Tages war dann ein schönes Abendessen bei unserer Freundin.
Devoran und Loe Beach
Mit Hildegard haben wir noch ein zweites Mal eine schöne Devoran Wanderung bis zur Loe Beach gemacht. Dieses Mal war das Café geschlossen, aber wir waren mit unserem Picknick bestens vorbereitet und genossen es direkt am Strand, umgeben von all den Kindern, die Segeln lernen wollten und Hundebesitzern, die uns mit den Kunststücken (Stöckchen ins Wasser werfen) ihrer Lieblinge unterhielten.
Einige Wanderungen machten wir dann wieder allein, wie die am Strand von Hayle am 5. Juni. Im Ort sahen wir an der Kirche St. Elwyn einen Aushang mit dem Hinweis auf ein Konzert. Zwei Chöre luden ein, der lokale Frauenchor und ein gemischter Chor aus Solingen, Deutschland. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen und merkten uns den Termin vor.
Der nächste Bericht in Kürze…