Liverpool
Sonntag, 7.Juni 2015
Liverpool
Gut ausgeschlafen auf dieser sauber geführten Farm fuhren wir nach dem Frühstück ins Stadtzentrum von Liverpool, das heißt, dem Ratschlag von Lesley und Mac folgend zum Hafen, Albert Dock. Hier war vielleicht was los: letzter Tag des 3-tägigen Festivals rund um den Hafen, gerade das Richtige für uns! Da taten uns auch nicht die 10£ Parkgebühr Leid und wir stürzten uns ins Getümmel. Blauer Himmel und Sonnenschein begleiteten uns, der Wind immer noch sehr stark. Mittlerweile war es ja schon gegen Mittag. Als Erstes besuchten wir die Dauer-Ausstellung “Beatles Story”, die uns (… Man muß mal dagewesen sein …) empfohlen worden war. Schon im Shop war es verlockend: tolle Poster aus den Anfängen der vier Pilzköpfe, CD’s, t-Shirts, alle möglichen Arten von Memorabilia. Mit Headphones (Kopfhörern) ausgestattet, spazierten wir durch die verschiedenen Räume und folgten den Lebenswegen von John, Paul, George und Ringo. Uns selbst katapultierten die gut erzählten musikalischen Anfänge und Einflüsse der Ära 50er Jahre und 60er Jahre zurück in unsere eigene Vergangenheit und berührten uns sehr.
Der Club “Cavern”, in dem die Beatles ihre ersten Auftritte in Liverpool hatten, der “Star Club” auf St. Pauli in Hamburg, alles war sehr realistisch aufgebaut mit vielen Informationen und eben auch der Audio-Version, fast überall schallten Songs der Beatles aus den Lautsprechern. Wir verbrachten wohl über zwei Stunden dort, es war einfach zu interessant, in alte Zeiten hinein zu tauchen!
Wir kauften eine John Lennon CD und ein paar Souvenirs, dann ging es auf das Festival vor der Tür! In den letzten Jahren scheint Liverpool, die Stadt, eine totale Stadterneuerung erfahren zu haben. Es ist – soweit wir es beurteilen können – sauber und gepflegt, viele schöne Neubauten, weit entfernt von dem Ruf, in dem es einst stand: schäbig und dreckig als Industriestadt. Drei imposante Sandsteingebäude nebeneinander (Mersey Docks) ziehen die Blicke auf sich: das Cunard-Gebäude (berühmte Reederei, zu ihnen gehören die Queen Elisabeth II, Queen Mary II und Queen Victoria), das Royal Liver Building (Gebäude einer Versicherung) und Port of Liverpool Building. Die Geschichte dieser drei Wahrzeichen Liverpools hier zu beschreiben, würde zu weit führen, nachlesen im Internet ist aber sehr empfohlen.
Ein buntes Boot erweckte unser Interesse. Es stellte sich heraus, dass es sich um ein Kunstwerk handelte in Anlehnung an die im Krieg oftmals benutzte Taktik, Schiffe mit allen möglichen Mustern zu bemalen, um den Gegner irrezuführen. Diese Taktik wurde im englischen “Dazzle” (verwirren) genannt.
Von überall her ertönte Live Musik, Pop, Folk und sogar eine Opernsängerin, im eisigen Wind im ärmellosen Kleid auf einem Boot stehend, brachte es fertig, drei Arien zu singen und zur tollen Atmosphäre beizutragen. Stände über Stände boten Leckeres an, wir entschieden uns für eine heiße Suppe in einem der kleinen hübschen Restaurants. Auf dem großen Platz vor den drei bereits genannten Wahrzeichen (großen Gebäuden) war eine Bühne aufgebaut und Band und Sänger brachten die Zuhörer “in Swing”, denn es wurden alte Lieder von Dean Martin, Frank Sinatra, eben aus der Swing-Ära gespielt, toll!!
Es fiel schwer, sich loszureißen, aber die Füße wurden müde und wir beschlossen, gegen 18 Uhr zurück zu gehen und unseren vorbestellten Platz aufzusuchen. Auf dem Weg zum Parkplatz wurden wir dann noch von einer Flugshow zweier Kriegsveteranen (Zwei Hurricane Jagdflugzeuge) überrascht. Mit unglaublicher Geschicklichkeit manövrierten die beiden Piloten ihre Maschine, oftmals haarscharf aneinander vorbeifliegend. Loops wurden geflogen und zum Schluss malten die Piloten ein Herz in den Himmel. Beeindruckend!
Der Stellplatz war nur ca. 20 Minuten entfernt und wir fanden die Farm sehr schnell.
Da wir noch nichts von Liverpool, der Stadt selbst gesehen hatten, außerdem noch einige Museen besuchen wollen (Maritime, Sklaven-Museum), entscheiden wir uns, eine weitere Nacht zu buchen und am Montag noch mal in die Stadt zu fahren.
Montag, 8. Juni 2015
Liverpool
Wir hatten eine weitere Nacht auf unserem Stellplatz verbracht, um mehr Zeit für Liverpool zu haben. Schließlich wollten wir uns doch die Stadt noch ansehen – am Sonntag waren wir ja nicht weit gekommen, da es so interessant beim Mersey-Festival und bei den Beatles war!
Nach dem Frühstück führen wir wieder auf denselben Parkplatz am King’s Dock. Gegenüber gab es ein MacDonald’s Restaurant. Dort konnten wir endlich ein paar Berichte und unsere Fotos Ins Internet bringen. Da Frederick einige Tage nachzutragen hatte, dauerte es doch tatsächlich drei Stunden! So blieb nur noch der frühe Nachmittag für eine Stadtbesichtigung. Liverpool hat viel schöne alte Architektur. Sehenswürdigkeiten sind mit Wegweisern gut ausgeschildert. Es machte Spaß, hier zu bummeln und die Atmosphäre zu genießen. In einer Straße mit alten roten Backsteingebäuden standen wir plötzlich vor dem Nachbau des Cavern Clubs. Darüber hatten wir doch gerade im Beatles Museum so viel gehört sind gelesen. Hier haben die “Fab Four” ihre ersten Auftritte gehabt, an dieser Stelle. O.k., nicht ganz, das Original, ursprünglich 50 m weiter links gibt es nicht mehr. Es musste für einen Neubau Platz machen, der nie gebaut wurde …
Wir stiegen die steilen Stufen hinab, ins 14 Meter tiefe Kellergewölbe. Es sah genau so aus wie auf den alten Fotos im Museum! Und der Lärm! Gerade schallte uns “Penny Lane” aus den Lautsprechern entgegen! Es war ziemlich voll dort unten, jeder wollte einen Zipfel der Vergangenheit erwischen. Ein Musiker rückte auf der kleinen Bühne seine Gitarre zurecht und legte dann los: er spielte und sang einen Beatles-Song nach dem anderen! Eine tolle Stimmung war das dort in dem Kellerloch! Zum Glück darf ja heute in öffentlichen Gebäuden nicht mehr geraucht werden, aber man stelle sich die Luft nur mal vor, in den 60er Jahren ….
Wir gönnten uns ein Bier und einen Wein, fühlten uns in alte Zeiten zurückversetzt und genossen jede Minute. Irgendwann wurde es Zeit, aufzubrechen, schweren Herzens. Für die Museen (Maritimes und Sklaven) hatten wir keine Zeit mehr, also hieß es wiederkommen. Liverpool hat einfach so viel zu bieten, da kommt man an einem oder zwei Tagen nicht durch.
Dienstag, 9. Juni 2015
Liverpool und Lake District
Dies sollte unser letzter Tag in Liverpool sein, der Besuch des Maritimen Museums in den Docks. Zwar war das Parken dort nicht gerade billig (10£ für 8 Stunden), dafür war der Besuch umsonst! Es lohnte sich also auf jeden Fall, in die Tiefen der englischen Geschichte zu den Themen Sklavenhandel und der britischen maritimen Geschichte zu steigen.
Großbritannien war eine der führenden Mächte im Sklavenhandel, hat diesen aber im Jahre 1807 (früher als die anderen beteiligten Mächte) aufgegeben. Ein schwacher Trost bei all dem Elend, das Menschen angetan wurde, und wie nah sind wir doch schon wieder an diesem Thema, wenn wir an die Billiglohnländer denken.
Es gab eine Menge an Information. Im Anschluss sahen wir uns die Titanic Ausstellung (1912 auf der Jungfernfahrt gesunken) an. Da wir bereits eine in Hamburg besucht hatten, waren wir gespannt auf diese hier. Sehr bewegende Geschichten der Passagiere wurden auf großen Leinwänden erzählt, viele Alltagsdinge vom Schiff sowie Fotos waren ausgestellt und auch hier fühlten wir uns wieder betroffen von den Schicksalen der Menschen.
Leider wurde es Zeit für die Weiterfahrt zu unserem nächsten Ziel: Windermere im Lake District.