New Ross
Sonntag, 10. Juni 2018
New Ross und Ardmore
Nach dem Frühstück rüsteten wir uns für die Abreise. Wir wollten die Fähre über den Fluss Barrow nehmen, um ca. eine halbe Stunde Zeit abkürzen zu können (so wie Pat im Pub am Abend zuvor empfohlen hatte). Doch die Straße dorthin stellte sich als dermaßen schlecht und auch eng heraus, dass wir die guten Ratschläge in den Wind schlugen und über die N25 Kurs auf New Ross nahmen. Bei strahlendem Sonnenschein fuhren wir durchs Land, das überwiegend landwirtschaftlich genutzt wird. Aber wir kamen auch durch eine sehr hügelige Landschaft mit Wäldern. Am Stand eines Straßenräubers hielten wir an, um ein paar Erdbeeren zu kaufen. Neue Kartoffeln, frisch vom Feld lockten mich ebenso. Für das Pfund Erdbeeren bezahlte ich 6€, für 3 Pfund Kartoffeln 5€. Das fand ich schon ein bisschen heftig! Aber der Landwirt war sehr nett, wünschte uns eine gute Reise und verabschiedete sich mit Handschlag von mir. Beim nächsten Stopp (ALDI) schielte ich zu Früchten und Gemüse und sah, dass ich dort nur die Hälfte ausgegeben hätte.
Wir kamen in New Ross im County Wexford an. Die Stadt liegt an der Grenze der Counties Wexford/Kilkenny am Fluss Barrow. An sich war hier kein Stopp eingeplant, aber bei einem Aldi-Laden entlang der Route stoppten wir, um uns neu zu verprovisionieren. Zwei irische Filetsteaks lachten uns dort an und Frederick konnte nicht widerstehen. Bei der Weiterfahrt entlang des Flusses Barrow fiel uns direkt vor der Brücke ein Denkmal auf, das John F. Kennedy darstellte. Das weckte unsere Neugier. Wir fuhren über die Brücke, wendeten bei der ersten Gelegenheit und fuhren zurück auf einen zentrumsnahen Parkplatz, der sonntags kostenfrei war (und ansonsten kostengünstig, 1€ pro Stunde). Über New Ross wollten wir ein nun bisschen mehr in Erfahrung bringen. Bekannt war uns der Ort, weil Cousin Matthias sein Segelschiff in New Ross überwintern ließ, um von hier aus seine Irland-/Schottland-/Islandtour anzutreten. Leider ist er uns immer einen Schritt voraus und wir werden ihn nicht mehr treffen.
New Ross (ca. 8000 Einwohner) ist Teil des Norman Ways (dem normannischen Weg), der als ein historisches Erbe gilt und entlang der Südküste über viele Relikte aus der Zeit der normannischen Eroberung und mittelalterliche Stätten führt. Wir aber interessieren uns für Kennedy! Am 27. Juni 1963 besuchte der President der Vereinigten Staaten den Herkunftsort seines Urgroßvaters. Dieser hatte einst die qualvolle und ungewisse Reise in die Neue Welt nach Amerika gewagt, auf der Suche nach einem besseren Leben für sich und seine Nachkommen. Das war um 1840. Am Ufer des Barrows liegt eine Replika des Auswanderer-Schiffs Dunbrody.
Der Urgroßvater war mit dem Original ausgewandert. In den 1840er bis in die 1850er Jahre gab es in Irland eine große Hungersnot (Great Famine). Durch die Kartoffelfäule kam es zu Missernten und es soll zu einer Million Toten gekommen sein. Wer konnte (ebenfalls eine geschätzte Anzahl von einer Million) floh und verließ Irland, um eine neue Heimat in Kanada, Amerika, Australien zu finden.
Vor der Replika des Emigranten-Schiffes steht eine große bronzene Weltkugel. In ihr brennt eine Flamme, die von der Grabstelle John F. Kennedys, Arlington National Cemetery herübergebracht wurde und ewig brennen soll (Eternal Flame). Das Symbol wurde im Juni 2013 im Beisein von Caroline Kennedy, der Tochter des Präsidenten und seiner Schwester Jean Kennedy Smith eingeweiht unter dem Namen The Emigrant Flame. Es soll eine immer währende Erinnerung für die Iren sein, eine Hoffnung und Inspiration. Die Geschichte der Kennedys ist nur eine von vielen, die von der Flucht aus größter Armut und Not berichtet, dem Überwinden von Widrigkeiten in der Neuen Welt, um – in diesem Fall – letztendlich aufzusteigen in eines der höchsten Ämter, als Präsident der Vereinigten Staaten. Das alles dauerte nur etwa drei Generationen.
Wir wanderten am Ufer entlang zur Statue Kennedys und lasen einiges nach. Er hatte später über seinen Besuch gesagt, dass es die besten vier Tage in seinem Leben gewesen seien (das leider durch das Attentat in Dallas am 22. November 1963 auf schreckliche Weise endete). Das war sicherlich der überwältigenden Herzlichkeit der Iren zu danken, mit der sie ihn empfangen haben.
Tourismus-Büro und Shop sowie ein Museum mit Kennedy- und Auswanderer-Geschichte liegen direkt am Ufer in Nähe des Dunbrody Famine Ships.
Wir liefen hinüber in die Stadt, aus zwei Pubs erklang live Musik, aber so früh am Tag war uns nicht nach einem Drink. Am Sonntag waren sowieso alle Läden geschlossen und Städte sind dann eher langweilig. Zurück am Parkplatz, tranken wir Kaffee und setzten unsere Fahrt dann fort nach Ardmore (empfohlen von David und Di).