Vänersborg – Sjötorp
Montag, 10. Juli 2017
Vänersborg – Auf Elchjagd
Auf dem Stellplatz in Falkenberg war Frederick mit dem Hinterteil des Wohnmobils gegen eine überhängende Dachkante eines Holzhäuschens geschrammt. Resultat: Teerstreifen an der hinteren rechten Kante. Das hatten wir anfänglich gar nicht bemerkt bis uns unsere englischen Nachbarn auf dem Stellplatz darauf hinwiesen. Gleichzeitig hatte Stephen (so hieß der Fahrer) auch die Lösung, ein Mittel um Teerflecken zu entfernen. Frederick machte sich gleich an die Arbeit. Es dauerte ‘ne Weile, aber er bekam die unschönen Flecken wegpoliert. Thank you Stephen!
Beim Frühstück erhielten wir eine Nachricht von unseren schwedischen Freunden Barbro und Ingemar, die von unseren Facebook-Eintragungen wussten, dass wir in Vänersborg waren. Sie selbst waren am Samstag mit dem Wohnmobil an der Westküste nördlich von Göteburg und jetzt auf dem Weg nach Vänersborg, um sich dort mit ihrem Sohn und Familie (die in Vänersborg wohnen) zu treffen. Wir verabredeten uns per Whatsapp für den frühen Nachmittag. Kurz nach zwölf trafen die beiden bereits ein. Die Wiedersehensfreude war groß. Da wir schönes Wetter hatten, machten wir uns kurzentschlossen auf zu einem längeren Spaziergang, zuerst durch die Stadt und dann zum Ufer des Vänernsees.
An einem Garten-Café stoppten wir, denn dort gab es frische Waffeln. Barbro hatte mit ihrem Sohn Johan telefoniert und innerhalb weniger Minuten kam Johann mit seiner Frau Marina und dem 15-jährigen Sohn Rasmus dazu. Es gab viel zu erzählen und die Waffeln mit Marmelade und Sahne schmeckten toll. Johan ist ein Naturliebhaber und machte spontan den Vorschlag, am Abend mit uns in den nahe gelegenen Wald am Hunneberg zu fahren, um möglichst Elche zu sehen. Offenbar hatte er in jüngster Zeit einige Male Glück gehabt (als Beweis zeigte er uns Fotos von ihm gesichteter Elche). Am späten Nachmittag erreichten wir dann wieder den Stellplatz. Barbro und Ingemar hatten auf einem anderen Teil des Platzes geparkt und schlugen vor, dass wir uns dazustellen. Das ging dann auch problemlos. Daraufhin machten wir es uns vor den Wohnmobilen mit unseren Stühlen gemütlich bis wir Besuch von unserem Kieler Nachbarn bekamen. Er und seine Frau hatten auf unserem vorherigem Platz neben uns gestanden und waren jetzt besorgt, dass etwas vielleicht nicht ganz in Ordnung war, weil wir weggezogen waren. Wir klärten ihn über die Gründe auf und versicherten ihm, dass da, wo er stand, alles vollkommen in Ordnung war. Erleichtert zog er von dannen.
Gegen 18 Uhr bereiteten sowohl Barbro und Ingemar als auch wir separat Abendbrot und um halb acht kam Johan, um uns auf die Elchjagd mitzunehmen. Wir vier zwängten uns in Johans Auto und dann fuhren wir erst zu ihm nach Hause und lernten dort seinen Hund Charlie (Mischling aus Schäferhund und Rottweiler) kennen. Ein allerliebstes Tier. Er war erst ein bisschen scheu uns gegenüber, aber als Johan ihm sagte, er solle uns begrüßen, kam er voller Freude an und sagte ganz brav Hallo. Die Fahrt durch den Wald am Hunneberg dauerte etwas mehr als zwei Stunden. Leider sahen wir keine Elche, aber ein Reh und einen Fuchs, die aber beide zu weit weg waren, um ein Foto schießen zu können. Zum Abschluss fuhr uns Johan noch zu einem Aussichtspunkt am Waldrand, hoch über der darunter liegenden Ebene, von wo wir bis zum Vänernsee schauen konnten. Ein tolles Erlebnis trotz der nicht gesehenen Elche. Wir schenkten Johan unser letztes Sechserpack Flens als Dank für die Elchjagd.
Als wir zurück zum Stellplatz kamen, waren die Engländer bereits abgereist. Schade, wir hätten uns gern noch etwas länger mit ihnen unterhalten. Da es mittlerweile bereits 23 Uhr war (es war immer noch nicht dunkel), war Zeit fürs Bett. Am nächsten Morgen wollten wir zum Schloss Läckö weiterfahren. Barbo und Ingemar planten, zurück nach Sjötorp zu fahren, wo wir uns am Mittwoch wiedertreffen werden.
Dienstag, 11. Juli 2017
Schloss Läckö – Spiken – Mariestad
Mist, Anne hatte sich während der Elchjagd wahrscheinlich wegen der offenen Autofenster etwas eingefangen. Sie wachte mit Halsschmerzen und heiserer Stimme auf und fühlte sich überhaupt nicht wohl. Die Stimmung beim Frühstück war entsprechend eingetrübt. Direkt nach dem Frühstück verabschiedeten wir uns von unseren Freunden und machten uns auf den Weg zum Schloss Läckö, wo wir gegen Mittag ankamen. Auf dem großen Parkplatz vor dem Schlosspark war ausreichend Platz, auch für Wohnmobile. Wir bezahlten die Parkgebühr von 30 SKR und waren kurz darauf auf dem Schlossgelände. Schloss Läckö war ursprünglich als Festung zum Schutz des Bischoffs erbaut worden. Zur Zeit der Reformation ging es in den Besitz des Königs über. Erst im 17. Jahrhundert erhielt das Schloss sein heutiges barockes Aussehen. Es liegt auf einer Landzunge, auf drei Seiten von Wasser umgeben und war dadurch sehr gut zu verteidigen. Auf eine Besichtigung des Inneren verzichteten wir.
Die direkte Umgebung ist sehr malerisch mit einem kleinen Bootshafen und roten Holzhäusern, so dass wir uns noch einen schönen Spaziergang im Sonnenschein gönnten. Danach galt es, einen Stellplatz für die Nacht zu finden. Wir hatten uns den Platz am Hafen des kleinen Fischerdorfes Spiken aus unseren Unterlagen herausgesucht. Glücklicherweise waren noch einige Plätze frei, als wir ankamen. Wir parkten das Wohnmobil direkt am Wasser auf schönem Rasen, holten unsere Stühle heraus und genossen das schöne Sommerwetter mit Blick auf die Boote. Kaum hatten wir es uns bequem gemacht, wen sehen wir da an uns vorbei schlurfen: unsere Engländer aus Vänersborg. Schnell saßen wir alle vier beisammen, gönnten uns ein paar Tropfen Rotwein und hatten uns eine Menge zu erzählen.
Ein animiertes Gespräch in nächster Nähe ließ uns aufhorchen. Irgendetwas schien nicht in Ordnung zu sein mit dem Platz auf dem wir und mehrere andere Wohnmobile standen. Frederick erkundigte sich und in der Tat war ein Hafenangestellter der Meinung, dass wir nicht auf diesem Rasenplatz parken dürften. Doch niemand war bereit, seinen schönen Platz aufzugeben. Alle waren der Meinung, dass man doch sehr gut hier stehen könne. Doch allmählich bröckelte der Widerstand. Nachdem zwei Wohnmobile ihren Platz geräumt hatten, schlug Stephen vor, dass wir den noch freien Platz neben deren Wohnmobil in der hinteren (legalen) Reihe einnehmen sollten. Wir folgten der Empfehlung und parkten das Wohnmobil direkt neben Stephen und Frances. Zwei weitere Wohnmobile folgten. Dennoch wollten es wohl einige andere darauf ankommen lassen. Als der Hafenmeister gegen 20 Uhr bei uns zum Kassieren kam, fragten wir, was es mit den Wohnmobilen auf dem Rasen auf sich hätte. “Müssen alle weg”, sagte er. Also alles richtig gemacht!
Die Engländer hatten einen ganz tollen Grill – integriert ins Wohnmobil, den man bloß herausziehen musste. Er ist direkt an die Gasflaschen angeschlossen und ist in wenigen Minuten grill-bereit.
Wir steuerten unsere Bratwürste und den Wein bei, unsere neuen Freunde die Koteletts und den Salat, die Unterhaltung war sehr angeregt (die beiden sind absolute Gegner des Brexits) und bevor wir uns versahen, war es fast Mitternacht. Also schnell in die Heia, denn morgen früh sollte es schon wieder weitergehen.
Mittwoch, 12. Juli 2017
Mariestad – in Sjötorp mit Freunden
Wir frühstückten um halb 10. Dann verabschiedeten wir uns von Frances und Stephen und fuhren zuerst zurück Richtung Schloss Läckö, denn dort gab es eine Ver- und Entsorgungsstation direkt vor dem dortigen Campingplatz. Absolut vorbildlich, sauber, leicht zugänglich und völlig kostenlos. Mit vollem Wassertank, leerem Grauwassertank und geleerter Toilettenkassette fuhren wir als nächstes nach Mariestad am Vänernsee, etwa eine Stunde entfernt. In dem kleinen Dorf Otterstad stoppten wir noch, um einige Fotos des Heimatmuseums zu schießen.
In Mariestad wollten wir noch ein paar Besorgungen machen, bevor wir zu unseren Freunden Barbro und Ingemar in Sjötorp fuhren. Obwohl wir schon zweimal in Mariestad waren, verlockte das schöne Wetter, doch noch einige Fotos zu machen. Außerdem hatten wir uns entschieden, unsere schwedische SIM-Karte aufzuladen, da die deutsche trotz freiem EU-Roamings nicht richtig wollte. Die Geschwindigkeit war dermaßen langsam, dass man damit überhaupt nicht arbeiten konnte. 30 € für 30 GB ist ein sehr gutes Angebot, besonders im Vergleich zu deutschen Anbietern.
Wir trieben uns fast den ganzen Tag in der Stadt und am Hafen herum und fuhren dann gegen 17.30 Uhr zum vereinbarten Treffen nach Sjötorp. Barbro hatte uns schon im Vorfeld versprochen, dass es Elch-Steak zum Abendbrot geben würde. Wie schon im letzten Jahr, war auch diesmal der Tisch bis zum Rand gefüllt und das Elch-Fleisch war fantastisch. Ingemar hatte den Elch im vergangenen November selbst erlegt. Nach dem Essen holte Frederick seine Gitarre aus dem Wohnmobil und wir genossen den Rest des Abends bei Wein und Gesang. Unser Wohnmobil war vor dem Haus geparkt, so dass wir es nicht weit bis zu unseren Kojen hatten.
Donnerstag, 13. Juli 2017
Blues-Konzert im Park von Sjötorp
Um halb 10 trafen wir uns zum gemeinsamen Frühstück. Wiederum hatte Barbro reichlich aufgedeckt. Wenn das so weitergeht, bekommen wir bald Übergewichtsprobleme mit unserem Wohnmobil. Am Nachmittag wollten wir dann gemeinsam mit Barbro und Ingemar zu einem Open-Air Blues-Konzert im Sjötorper Park an der Schleuse. Wir hatten unseren englischen Freunden am Vortag davon erzählt und beide wollten sehr gern dazu stoßen. Da wir wussten, dass es schwer sein würde, in Sjötorp einen Stellplatz zu ergattern (der Ort war überfüllt), schlug Ingemar vor, dass Frances und Stephen auch vor deren Haus zu parken. Gesagt getan, wir morsten das Angebot an die Engländer und postwendend akzeptierten sie. Schon um 12.30 Uhr standen sie vor dem Haus. Wir alle bereiteten dann Picknickkörbe vor, so dass wir während des Konzertes nicht verhungern oder verdursten würden.
Mit unseren Camping-Stühlen bewaffnet wanderten wir schon gegen 14.30 Uhr zum nahen Park (das Konzert sollte um 16 Uhr beginnen), um gute Plätze zu bekommen. Es war noch nicht viel los und wir konnten uns in der ersten Reihe mit freiem Blick auf die Bühne aufbauen. Die Wartezeit bis zum Konzertbeginn verbrachten wir mit unserem Picknick. Natürlich hatten alle zuviel mitgebracht, was bedeutete, dass Barbro sich das Abendessen würde sparen können. Das Konzert begann pünktlich. Auf der Bühne präsentierten sich, direkt aus Austin, Texas Birdlegg, Cookie McGee und Eddie Stout mit Unterstützung von Fredrik Landh und Clas Olofsson aus Örebro. Im zweiten Teil des 1. Aktes trat die fantastische Blues-Sängerin Cookie McGee auf und der 2. Akt gehörte komplett Birdlegg, einem 70 jährigen Vollblut-Entertainer der Extra-Klasse. Hier eine kleine Kostprobe: Birdlegg in Sjötorp.
Total begeistert machten wir uns auf den Heimweg, noch in den Musikklängen schwelgend. Was für ein toller Nachmittag und das noch bei bestem Sommerwetter!
Mit dem Auslassen des Abendessen wurde es dann doch nichts. Barbro konnte es einfach nicht sein lassen. Mit Annes Hilfe zauberte sie noch ein üppiges Buffet, das so lecker war, dass keiner darauf verzichten mochte. Natürlich waren Frances und Stephen auch eingeladen und die Unterhaltung während des Essens war lebhaft und interessant. Da Barbro und Ingemar nur etwas Englisch sprechen, war es ein ständiges Hin und Her in Englisch und Schwedisch. Doch wir verstanden uns alle großartig. Hundemüde, landeten wir alle bereits gegen 23 Uhr im Bett.
Hallo Detleffs!
Was ich immer sage: Die Schweden müssen endlich für mehr Elche sorgen! Was man allein auf der Suche nach diesen großen Rehen mit den Schaufeln auf dem Kopf für Kraftstoffe verbrennt – und damit der Umwelt völlig unnötig schadet! Von dem zeitlichen Aufwand ganz zu schweigen. Allerdings hat es auch einen Vorteil: Man lernt die Landschaft auch neben den “Highways” intensiv kennen und entdeckt auch mal andere Tiere, die unsere Beachtung auch verdienen…
Wie man auch lesen konnte, seid Ihr ja mit guter Live-Musik und schwedischen Köstlichkeiten hinreichend entschädigt worden – immerhin gab es wenigstens Steaks vom Elch.
Ich glaube, man muß sich wegen Eurer Versorgung in Schweden keine Gedanken machen, es finden sich doch in jeder angelaufenen Stadt alte Freunde, die es gut mit Euch meinen.
In diesem Sinne – viel Spaß noch unterwegs und noch ein Tip: Achtet auf Eure Linie, es steht schließlich die Beweglichkeit auf dem Spiel!
Gruß Assi